Die Rolle des Staates in der Sozialen Marktwirtschaft. Persönliche Freiheit und staatliche Verantwortung im Spannungsverhältnis

Das BIP als Wohlstandsindikator


Unterrichtsentwurf, 2018

22 Seiten, Note: 1,7

N. H. (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Längerfristiges Unterrichtsvorhaben – Unterrichtskontext
I.1 Lernvoraussetzungen und Lernausgangslage
I.2 Synopse der Unterrichtsreihe
I.3 Darlegung und Begründung der Reihenkonzeption

II. Planung der Unterrichtsstunde
II.1 Angestrebte Lernziele
II.2 Zentrale methodisch-didaktische Begründungen
1. Curriculare Legitimation
2. Didaktisches Prinzip und unterrichtsmethodische Entscheidungen
3. Stundenverlaufsplan

III. Anhang
III.1 Antizipiertes Tafelbild (Erarbeitungsphase)
III.2 Antizipierte SuS Ergebnisse (Arbeitsblatt)
III.3 Quellen- und Literaturangaben
III.4 Materialien
III.5 Abkürzungsverzeichnis

I. Längerfristiges Unterrichtsvorhaben – Unterrichtskontext

I.1 Lernvoraussetzungen und Lernausgangslage

Bei der Lerngruppe handelt es sich um einen Leistungskurs (LK)[1]und gemäß dem übergeordneten Auftrag der gymnasialen Oberstufe sollen Erziehung und Unterricht Folgendes leisten: 1. Hilfe zur persönlichen Entfaltung und sozialen Verantwortung geben und 2. zu einer wissenschaftspropädeutischen Ausbildung führen. Demzufolge sind in den Bereichen der systematischen Arbeitsweise, des selbstständigen Lernens sowie der kritischen Reflexions- und Urteilsfähigkeit ein hoher Maßstab anzusetzen. Dabei sind nicht nur die sozioökonomischen „Phänomene“ Gegenstand der Betrachtung, sondern sollen in besonderem Maße und Intensität auch die kritische Überprüfung unterschiedlicher damit verbundener Theoriemodelle im Unterricht eines Oberstufenkurses Einzug erhalten.[2]Bei dem derzeitigen Stand der Lerngruppe ist zu erwähnen, dass es sich bei dieser um einen zu Beginn des Schuljahres ... neu zusammengesetzten Kurs handelt. Resultierend aus dem vorherigen Schuljahr konnten durch Beobachtungen[3]unterschiedliche Lernvoraussetzungen im inhaltlichen und methodischen Bereich bei den Schülerinnen und Schülern[4]festgestellt werden und gilt im Hinblick auf Unterrichtsplanung sowie Binnendifferenzierung im Folgenden zu beachten.

Hervorzuheben sind bei den meisten SuS ein gutes Textverständnis gemäß dem Anforderungsbereich I und die guten Grundkenntnisse im Umgang mit Texten. Sie erarbeiten selbstständig und differenziert die im Unterricht behandelten Fragen und Probleme und wenden diese gemäß dem Anforderungsbereich II an.

Deutlich differenzierte SuS-Leistungen zeigen sich auf der Urteilsebene gemäß Anforderungsbereich III, bei der richtigen Unterscheidung von Beurteilung und Bewertung. So ist bei mehreren SuS zu beobachten, dass diese bei der Präsentation ihres Urteils häufig bei der Beurteilung der Sachebene bereits auf die Werturteilsebene übergehen. Demzufolge ist es notwendig, die Beurteilung und Differenzierung von Sach- und Werturteil im längerfristigen Unterrichtsvorhaben zu vertiefen und das stetige Üben bei den unterrichtsmethodischen Entscheidungen zu berücksichtigen, in dem der Fokus der Stunde auf dem Prinzip der Urteilsbildung liegt.

Ein differenzierteres Bild hat sich ebenso in der aktiven Mitarbeit verdeutlicht. Besonders drei SuS agieren im Unterricht eher passiv. Dies zeigt sich gerade bei der Beteiligung an Diskussionen und der Präsentation von Arbeitsergebnissen. Infolgedessen bieten sich kooperative Lernmethoden (z.B. Einsatz von Think-Pair-Share, rotierendes Partnergespräch) an, in denen die Zusammensetzung der Lerngruppe variiert und es zumeist eine hohe SuS-Aktivierung gibt, um dadurch den passiveren SuS mehr Gelegenheiten zur aktiven Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen. Kooperatives Lernen ist demnach ein wichtiger Bestandteil der Reihenplanung.[5]

Bezüglich der Sicherung der Ergebnisse ist zu erwähnen, dass die SuS auf eigene Initiative Mitschriften anlegen und im Sinne der Selbstständigkeit verantwortlich für die Übertragung von Tafelbildern etc. sind.[6]

I.2 Synopse der Unterrichtsreihe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

I.3 Darlegung und Begründung der Reihenkonzeption

Das Ziel der Reihe besteht darin, den SuS ein Grundverständnis sozioökonomischer Zusammenhänge, Einflüsse und Interessenlagen der Gesellschaftsstruktur mit zurückliegenden und zukünftigen Entwicklungen zu vermitteln, um somit eine Urteilskompetenz zu erzeugen, die notwendig ist, um aktuelle sozialwissenschaftliche Themen und Kontroversen verstehen und beurteilen zu können. Aufbauend darauf soll im konkreten Unterrichtsvorhaben[7]die Untersuchung des sozioökonomischen Wandels komplexer Strukturen und Verhältnisse dazu beitragen, eine fundierte Bewertung gesellschaftlicher Kernstrukturen und ihrer Auswirkungen auf Bevölkerungsentwicklungen, Arbeitsverhältnisse und private Lebensformen zu erlangen.[8]

Dafür werden in der Unterrichtsreihe sozioökonomische Theorien und Modelle vermittelt, die zentral für das Grundverständnis gesellschaftlicher Prozesse sind. Zudem sollen die SuS die wechselseitigen Beziehungen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik erkennen und deren Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung verstehen. Dadurch lernen SuS das „polarisierende Verhältnis“ zwischen Chancen und Grenzen des sozioökonomischen Wandels kennen und können damit auch die eigene Lebenswelt kritisch hinterfragen.[9]Nach Petrik entwickelt sich so bei den SuS sukzessiv die Fähigkeit und Bereitschaft gesellschaftliche Realität problembewusst wahrzunehmen, aber auch konstruktiv zu gestalten, indem eigene Bedürfnisse erkannt und definiert werden.[10]All dies wird benötigt, um die zentrale Aufgabe des sozialwissenschaftlichen Unterrichts zu erreichen, die Erziehung zu einem politisch mündigen Bürger.[11]

Zentral im Zusammenhang mit dem sozialen Wandel sind nachhaltige Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen zu erwähnen und einzubeziehen. Diese Prozesse können entweder schneller oder langsamer vonstattengehen und bleiben den Gesellschaftsmitgliedern mitunter über einen längeren Zeitraum oftmals verborgen.[12]Hinzu kommt der Aspekt, dass eine Vielzahl gesellschaftlicher Entwicklungen lediglich begrenzte Teilbereiche der Gesellschaft berühren, etwa das Familienleben, während andere die gesamte Gesellschaft betreffen. So findet in den 1980er Jahren ein bemerkenswerter Wandel im Wertebewusstsein der deutschen Bevölkerung statt.[13]Nicht mehr die Einkommensmaximierung steht im Fokus, sondern ökologische Werte und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten gewinnen an Bedeutung. Inmitten des gesamtgesellschaftlichen Wandels entsteht gleichzeitig ein Entwicklungsprozess in der Arbeitswelt, der von Einflussgrößen wie Globalisierung und technologischem Fortschritt in Verbindung mit neuen Berufsbildern geprägt wird, ebenso von Problemen wie Arbeitsmigration, zunehmender Alterung der Bevölkerung und global radikal verändernden Wachstumsraten.[14]

Unter Wachstum im wirtschaftlichen Sinne wird die Steigerung des realen Bruttoninlandsproduktes zwischen aufeinanderfolgenden Zeitabschnitten verstanden.[15]Messgröße des Wachstums ist demnach das sogenannte Bruttoinlandsprodukt (BIP), welches ein Maß für den Marktwert aller Endprodukte (Güter und Dienstleistungen), die in einem Land in einer bestimmten Periode hergestellt werden, ist.[16]Im Gegensatz zu dem nominalen BIP, das Gütermengen einer Periode zu laufenden Preisen berechnet, findet beim realen BIP eine Berechnung der Gütermengen einer Periode zu konstanten Preisen einer Basisperiode statt.

Das Bruttoinlandsprodukt zählt nach wie vor als Kerngröße, um wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand einer Gesellschaft zu messen. Dieses Vorgehen ist aus mehreren Gründen nicht unumstritten: Lediglich materielle Faktoren gehen in die Wohlstandsmessung nach dem BIP ein und der Wohlstandsbegriff setzt auf das Vorhandensein permanentem Wachstums. Der Wohlstandsbegriff ist dabei ein sehr vielschichtiger Begriff, der sowohl in materiellem als auch immateriellem Wohlstand unterteilt werden kann. Der immaterielle Wohlstand bezieht sich auf qualitative, nicht messbare Aspekte von Lebensbedingungen wie unter anderem Bildung, Natur und sozialer Status. Der materielle und daher messbare, ökonomische Wohlstandsbegriff bezeichnet den Versorgungsgrad von Personen und privaten Haushalten bzw. der gesamten Gesellschaft mit Gütern und Dienstleistungen.[17]

Gegenwärtig ist festzuhalten, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) noch immer der zentrale Maßstab für den Wohlstand einer Volkswirtschaft ist. Dennoch ist dieses Kriterium Anlass für erbitterte Kritik, da die Berechnung des BIP’s allein auf marktwirtschaftlichen Größen (umsatzsteuerrelevante Umsätze) basiert und alle anderen volkswirtschaftlichen Leistungen (Hausarbeit, Kindererziehung, Schwarzarbeit, nicht umsatzsteuerpflichtige Umsätze) ausblendet. Zudem ist es fraglich, ob das BIP-Wachstum den Wohlstand eines Landes widerspiegelt, berücksichtigt es doch weder die Einkommensverteilung noch die sozialen und ökologischen Folgekosten der Leistungserstellung. Inzwischen mahnen auch Wirtschaftswissenschaftler, dass mehr Wachstum nicht unbedingt eine Verbesserung der Lebensqualität bedeutet. Ökonomisches Wachstum ist bisher nicht unabhängig vom Ressourcenverbrauch zu haben. Und bisher gibt es noch keine gesamtgesellschaftlich überzeugende Lösung für das Problem, die BIP-Raten vom Verbrauch endlicher Ressourcen zu entkoppeln oder gleichzeitig den materiellen Lebensstandard zu steigern, aber die Umwelt weniger zu belasten.[18]

Demzufolge soll im UV dargelegt werden, ob es sinnvoll ist, Wachstum und immateriellen Wohlstand einerseits als auch Wachstum und materiellen Wohlstand andererseits getrennt zu betrachten. Diese konträre Betrachtung zum BIP als Wohlstandsindikator soll demnach in der vorliegenden Stunde vordergründig behandelt werden.

[...]


[1]Im Folgenden mit LK abgekürzt.

[2]Vgl.: Vgl.: Niedersächsisches Kultusministerium (Hg.): Kerncurriculum Politik-Wirtschaft für das Gymnasium- gymnasiale Oberstufe, Hannover 2007, S. 5 f.

[3]Anmerkung: Im Anschluss an die gehaltenen Stunden wird durch entsprechende Kürzel die Mitarbeit der einzelnen Schüler notiert. In regelmäßigen Abständen erfolgt ein gemeinsamer Austausch mit dem Fachlehrer des Kurses, um die Eindrücke miteinander zu vergleichen und eine gemeinsame Grundlage zu finden. Neben den mündlichen Beiträgen, in denen die Qualität vor der Quantität steht, zählen Referate, Gruppenarbeiten und Präsentationen zu den Grundlagen der Beobachtungen.

[4]Zur Verbesserung der Lesbarkeit und Wahrung der geschlechterneutralen Sprache im Folgenden als SuS abgekürzt.

[5]Anm.: Binnendifferenzierung sollte in jeder Unterrichtsstunde in unterschiedlichem Ausmaß eine Rolle spielen sollte. Vgl.: Scholz, Ingvelde: Pädagogische Differenzierung, Göttingen 2010, S. 86-89.

[6]Der Kompetenzbezug entspricht dem Kernlehrplan für das Gymnasium - Sekundarstufe II für das Fach Politik und Wirtschaft, S. 10 f .

[7]Im Folgenden mit UV abgekürzt.

[8]Vgl.: Kerncurriculum Politik-Wirtschaft: für das Gymnasium – gymnasiale Oberstufe, S. 8.

[9]Vgl.: Falck, Oliver: Beschäftigung in wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive, in: Althammer, Jörg (u.a. H.g.): Handbuch ökonomisch-politische Bildung, Schwalbach/Ts. 2007, S. 238-254, hier S. 239 f.

[10]Vgl.: Petrik, Andreas: Von den Schwierigkeiten, ein politischer Mensch zu werden – Konzept und Praxis einer genetischen Politikdidaktik, Budrich 2007, S. 38 ff.

[11]Vgl.: Detjen, Joachim: Politische Bildung - Geschichte und Gegenwart in Deutschland, München 2013, S 420 f.

[12]Vgl.: Meulemann, Heiner: Soziologie von Anfang an: Eine Einführung in Themen, Ergebnisse und Literatur, 3. Auflage, Wiesbaden 2013, S. 398-403.

[13]Vgl.: Klein, Ansgar: Der Diskurs der Zivilgesellschaft: Politische Hintergründe und demokratietheoretische Folgerungen, Wiesbaden 2001, S. 392.

[14]Vgl.: Schlösser, Hans-Jürgen: Wachstum und Strukturen in fachdidaktischer Perspektive, in: Althammer, Jörg (u.a. Hg.): Handbuch ökonomisch-politische Bildung, Schwalbach/Ts. 2007, S. 223-238, hier: S. 227 f.

[15]Vgl.: May, Hermann und Wiepcke, Claudia: Lexikon der ökonomischen Bildung, 8. überarbeitete und erweiterte Auflage. München 2012, S. 728.

[16]Vgl.: Mankiw, Gregory und Taylor, Mark: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 5. überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart 2012, S. 600 f.

[17]Vgl.: Pollert, Achim, Kirchner, Bernd und Polzin, Javier: Duden Wirtschaft von A – Z, Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag, 4. Auflage, Mannheim 2010, S. 59.

[18]Vgl.: Schmidt, Christoph und Moore, Niels (2012): Lebensqualität – Wie lässt sich Wohlstand messen?, in: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (Hrsg.): Die Wohlstandsfrage – Visionen für nachhaltiges Wachstum. Köln, S. 55 – 84, hier: S. 59 f.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Rolle des Staates in der Sozialen Marktwirtschaft. Persönliche Freiheit und staatliche Verantwortung im Spannungsverhältnis
Untertitel
Das BIP als Wohlstandsindikator
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
22
Katalognummer
V418617
ISBN (eBook)
9783668754041
ISBN (Buch)
9783668754058
Dateigröße
640 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
BIP, Wohlstand, Soziale Marktwirtschaft, Wachstum, Staat, Freiheit, Verantwortung, Unterricht, Wirtschaft, Didaktik
Arbeit zitieren
N. H. (Autor:in), 2018, Die Rolle des Staates in der Sozialen Marktwirtschaft. Persönliche Freiheit und staatliche Verantwortung im Spannungsverhältnis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418617

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