Trotz jahrzehntelanger Forschung zu Nonprofit-Organisationen herrscht noch immer Unklarheit über deren Eigenständigkeit und Abgrenzung zu anderen Organisationstypen. Debatten über eine unverwechselbare Logik besitzen zudem weiterhin viel Brisanz. So vielfältig die hierzu angebotene Literatur ist, teils so widersprüchlich präsentieren sich die zum Thema zusammengetragenen Perspektiven. Schon über die Entstehung dieser Organisationsform wird kontrovers diskutiert. So wird beispielsweise angenommen, dass NPOs hauptsächlich als Vermittler sozialer Probleme auf den Plan treten, wenn Markt und Staat versagen. Nicht wenige Akademiker setzen sich innerhalb entsprechender Systemtheorien mit diesem oder ähnlichen Argumenten auseinander. Wiederum andere greifen in diese Diskussion ein und argumentieren, dass nonprofit-ähnliche Strukturen längst vorher existiert und bürgerliche Bewegungen schon immer soziale Aufgaben wahrgenommen haben.
Studien, wie das Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector-Project heizten die Diskussionen über eine distinkte Logik neu an. Und obwohl bereits lange über die Eigenständigkeit und Abgrenzung zu den marktlichen und den staatlichen Organisationsformen debattiert wird, ist nach wie vor eine Problematik darin zu sehen, eine für NPOs charakteristische und sprechende Logik zu finden. Es gibt zahlreiche Ansätze, welche die Besonderheiten der NPOs herausarbeiten und ihnen gegenüber profitorientierten Unternehmen oder staatlichen Institutionen spezifische Eigenschaften attestieren. Gleichzeitig existieren zahlreiche Perspektiven, in denen diese Unterschiede revidiert werden. Dies führt zu Spannungen und mündet z.B. in Diskussionen darüber, wie NPOs zu führen sind.
Im Resultat sind NPOs einem nicht unproblematischen Legitimationsdruck ausgesetzt. Unterschiedliche Ansichten verdeutlichen die Brisanz der Thematik und spiegeln eine Situation mit zwei Kehrseiten der gleichen Medaille wider. Egal von welcher Seite man sich dem Thema nähert, stößt man in Literatur sowie Forschung hinsichtlich unabhängiger Merkmale und einer organisationsimmanenten Logik auf viele Kontroversen und gleichzeitig auf einen mangelhaften Konsens. Diese fehlende Einigkeit lässt bis heute scheinbar keine klare Abgrenzung der NPOs von anderen Organisationstypen zu und protegiert unterdessen Argumente entgegen ihrer Daseinsberechtigung. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, mit gängigen Vorurteilen aufzuräumen und zu zeigen, dass durchaus eine Nonprofit-Logik existiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangslage und Problemstellung
- Ziel und Aufbau der Arbeit
- Darstellung des Nonprofit-Sektors
- Begriffsbestimmungen
- Historische Entwicklung
- Konstitutive Merkmale
- Ansatz zur Bestimmung einer Nonprofit-Logik
- Nonprofit als „Dritter Weg“: Eine Diskussion über Rollen, Theorien und systemimmanente Logiken
- NPOs im intersektoralen Vergleich
- Die drei Sektoren der Gesellschaft
- Systemtheoretische Grundlagen für die Rolle der NPOs als Intermediäre
- Analyse sektorenbezogener Logiken
- Logik im kontextuellen Verständnis
- Das Konzept der institutionellen Logik
- Nonprofit als Bindeglied
- NPOs im gesellschaftlichen Wandel
- Neue Herausforderungen im globalen Kontext
- Systemimmanente Spannungen und Umwelteinflüsse
- Idealistische Ziele und kapitalistische Zwänge
- Globalisierung als normierender Hebel
- NPOs als Verteidiger normativer Werte und Grundsätze
- Kritische Würdigung
- Appell an die Forschung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Nonprofit-Sektor und dessen Rolle in der Gesellschaft. Sie analysiert die Literatur zu Nonprofit-Organisationen (NPOs) und untersucht, ob und wie sich eine eigene Logik für diese Organisationsform feststellen lässt. Die Arbeit beleuchtet die historischen Wurzeln, die konstitutiven Merkmale sowie die aktuellen Herausforderungen, denen sich NPOs im Zuge des gesellschaftlichen Wandels stellen müssen.
- Die Abgrenzung des Nonprofit-Sektors von anderen Sektoren wie Staat und Markt
- Die Entwicklung und Herausbildung einer Nonprofit-Logik
- Die Herausforderungen, denen sich NPOs im Kontext des gesellschaftlichen Wandels stellen müssen
- Die Rolle von NPOs als Verteidiger normativer Werte und Grundsätze in einer zunehmend ökonomisierten Welt
- Die Bedeutung des Nonprofit-Sektors für die Gesellschaft und die Notwendigkeit eines Perspektivwechsels in der Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert die Ausgangslage und Problemstellung, die zur Entstehung dieser Arbeit geführt haben. Es beleuchtet die Kontroversen um die Eigenständigkeit und Abgrenzung von NPOs zu anderen Organisationstypen und verdeutlicht die Notwendigkeit einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit dem Thema. Das zweite Kapitel gibt eine umfassende Darstellung des Nonprofit-Sektors, definiert wichtige Begriffe und skizziert die historische Entwicklung. Es werden außerdem die konstitutiven Merkmale von NPOs erörtert und ein Ansatz zur Bestimmung einer Nonprofit-Logik vorgestellt. Das dritte Kapitel diskutiert die Rolle von NPOs als „Dritter Weg“ im Spannungsfeld zwischen Staat und Markt und beleuchtet die systemtheoretischen Grundlagen für die Rolle der NPOs als Intermediäre. Es werden auch die Funktionslogiken der drei Sektoren und die Herausforderungen der hybriden Organisationsstruktur von NPOs analysiert. Das vierte Kapitel untersucht die Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf den Nonprofit-Sektor und die sich daraus ergebenden Herausforderungen. Es beleuchtet die Ökonomisierungstrends, die Legitimationsprobleme und die Spannungen, die innerhalb von NPOs entstehen. Schließlich werden die Potenziale von NPOs als Verteidiger normativer Werte und Grundsätze in einer zunehmend ökonomisierten Welt hervorgehoben. Im fünften Kapitel erfolgt eine kritische Würdigung der Arbeit. Es werden wichtige Erkenntnisse aus der Forschung zusammenfassend dargestellt und ein Ausblick auf zukünftige Herausforderungen und Forschungsaufgaben gegeben.
Schlüsselwörter
Nonprofit, Nonprofit-Organisation (NPO), Dritter Sektor, Zivilgesellschaft, Intermediäre, Funktionslogik, systemimmanente Logik, gesellschaftlicher Wandel, Ökonomisierung, Legitimation, Advocacy, Wirtschafts- und Managementethik, Solidarität, Multifunktionalität.
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- Hendrik Pirrong (Author), 2017, "Nonprofit" als Logik? Eine Analyse der Literatur zu Nonprofit-Organisationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418855