Schiller stellte laut seines Kalendereintrages am 24.06.1797 De[n] Ring des Polykrates fertig und veröffentlichte die Ballade im Musen-Almanach für das Balladenjahr 1798. Als historische Quelle diente ihm Herodots Geschichte in der Übersetzung von J. F. Degen, wobei der Stoff für Schiller sekundär gewesen sei, weil dieser sich der Herrschaft der Idee zu unterwerfen habe. Schiller schickte die Ballade am 26.6.1797 mit den Worten: „[Der Ring des Polykrates sei das] Gegenstück zu Ihren Kranichen“ an Goethe. Im Gegensatz zu Goethe, wie er in seinem Antwortbrief erkennen lässt, fand Humboldt keinen Gefallen an dem Gedicht. Auch Körner kritisierte die mangelnde poetische Vieldeutigkeit der Ballade, deren „Einheit […] ein abstracter [sic!] Begriff [die Nemesis]“ sei. Schiller fand diesen Einwand berechtigt, da „die Personen […] nur um der Ideen willen da“ seien und als Individuen sich der Idee subordinierten, sodass sie die Idee illustrieren und nicht reflektieren. Weitere Kritik richtete sich vor allem gegen die Tatsache, dass der Held der Ballade das Schicksal ist. Unter anderem wurde die Ballade häufig als Vorwegnahme Napoleons betrachtet.
Anders als ein Historiker war Schiller –wie Dichter allgemein- nicht an historische Korrektheit in seinen Werken gebunden und modifizierte antike Stoffe zugunsten seiner Intention. Diese Arbeit untersucht Schillers Poetisierung von Geschichte im Ring des Polykrates.
Wie auch Voigt bemerkt, hat Der Ring des Polykrates in der Wissenschaft wenig Beachtung gefunden.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- I) Einleitung (historischer Kontext, Fragestellung, Forschungsüberblick)
- II) Schillers Quelle: Der historische Polykrates in Herodots Herrscherchronik
- III) Schillers Ideenballade
- IV) Schillers Modifikation des Herodot Stoffes
- V) Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit analysiert Schillers Poetisierung von Geschichte in der Ballade "Der Ring des Polykrates". Die Arbeit untersucht Schillers Umgang mit historischen Quellen und beleuchtet, wie er antike Stoffe in seinen eigenen künstlerischen Kontext überträgt.
- Schillers Interpretation von Herodots Geschichte des Polykrates
- Die Bedeutung der Idee der Nemesis in Schillers Ballade
- Die Rolle des Schicksals und der Götter in Schillers Werk
- Schillers poetische Gestaltung der Geschichte und die Abweichungen vom historischen Stoff
- Der Einfluss der Ballade auf die deutsche Literatur und die Rezeption des Werks
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung stellt den historischen Kontext von Schillers "Ring des Polykrates" dar, erläutert die Fragestellung der Arbeit und gibt einen Forschungsüberblick.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der historischen Quelle von Schillers Ballade, der Geschichte des Polykrates in Herodots "Historien". Es wird die historische Figur des Polykrates sowie Herodots Darstellung seiner Geschichte analysiert.
Das dritte Kapitel analysiert Schillers Ballade "Der Ring des Polykrates" im Hinblick auf ihre poetische Struktur und die darin enthaltenen Ideen. Es werden die Themen der Nemesis, des Schicksals und der Götter behandelt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Schillers "Ring des Polykrates", Herodot, Polykrates, Nemesis, Schicksal, Götter, Poetisierung, Geschichte, Literatur, Interpretation, Rezeption
- Arbeit zitieren
- Alexandra Priesterath (Autor:in), 2016, Poetisierung von Geschichte in Schillers "Der Ring des Polykrates", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418930