"Aufführungen vor Publikum rufen erfahrungsgemäß nichts als moralische Affekte für gewöhnlich minderer Art beim Publikum hervor. Ich gebe daher das Stück seit Langem nicht für Aufführungen frei." Diese Antwort Brechts auf eine Anfrage zur Aufführung seines Stücks „Die Maßnahme“, die der schwedische Lehrer Paul Patera plante, eröffnet ein breites Diskussionsfeld in den Literaturwissenschaften. Dass Brecht Missverständnisse auf der Rezipientenebene vermutete und vehement zu vermeiden suchte, lässt Annahmen zur Rezeptionsgeschichte zu, die im Zusammenhang mit zeitgenössischen totalitären Bewegungen standen.
Der historisch-politische Kontext, die Rezeptionsgeschichte des Stücks, die Intentionen Brechts und viele weitere Aspekte machen die Auseinandersetzung mit folgender Fragestellung daher besonders interessant: Inwiefern kann Brechts Lehrstück „Die Maßnahme“ totalitär interpretiert werden?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Totalitarismus
- 2.1 Definition und Genese
- 2.2 Totalitarismus in der deutschen Literatur – Spezifika und Beispiele
- 3. Totalitarismus in Brechts Maßnahme
- 3.1 Der junge Genosse
- 3.2 Die Partei
- 3.3 Die vier Agitatoren und der Führer des Parteihauses
- 3.4 Berücksichtigung des Lehrstückkonzepts
- 3.5 Rezeptionsgeschichte
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht, inwiefern Bertolt Brechts Lehrstück "Die Maßnahme" eine totalitäre Interpretation zulässt. Die Arbeit analysiert den Begriff "Totalitarismus", beleuchtet dessen Genese und Anwendung in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, und untersucht schließlich die verschiedenen Aspekte von "Die Maßnahme" unter diesem Blickwinkel.
- Definition und historische Entwicklung des Totalitarismusbegriffs
- Darstellung von Totalitarismus in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts
- Analyse der Figuren und Handlung in Brechts "Die Maßnahme"
- Brechts Lehrstückkonzept und seine Relevanz für die Interpretation
- Rezeptionsgeschichte von "Die Maßnahme" im Kontext totalitärer Ideologien
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der totalitären Interpretierbarkeit von Brechts "Die Maßnahme". Sie begründet die Relevanz der Fragestellung anhand von Brechts eigener Aussage zur Aufführung des Stücks und verweist auf die Bedeutung des historisch-politischen Kontextes sowie der Rezeptionsgeschichte. Die Methodik der Arbeit wird skizziert: Definition des Totalitarismus, Diskussion anhand literarischer Beispiele und schlussendlich die Analyse der "Maßnahme" selbst, wobei sowohl die einzelnen Figuren als auch Brechts Intentionen und die Rezeptionsgeschichte berücksichtigt werden.
2. Totalitarismus: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition und Genese des Begriffs "Totalitarismus". Es werden verschiedene Definitionen und Synonyme wie "Diktatur" oder "Schreckensherrschaft" diskutiert. Die historische Entwicklung des Begriffs wird nachgezeichnet, beginnend bei Mussolinis Verwendung des Begriffs und seiner anfänglichen positiven Konnotation, bis hin zur späteren Verwendung im Kontext des Faschismus und Nationalsozialismus. Der Unterschied zwischen "Totalitarismus" und "Faschismus" wird beleuchtet und die Entscheidung begründet, "Totalitarismus" als den geeigneteren Begriff für die Analyse zu verwenden. Das Kapitel legt den interpretativen Rahmen für die Analyse von Brechts Stück.
3. Totalitarismus in Brechts Maßnahme: Dieses Kapitel analysiert Brechts "Die Maßnahme" unter dem Aspekt des Totalitarismus. Es untersucht die einzelnen Akteure (den jungen Genossen, die Partei, die Agitatoren und den Führer des Parteihauses) und deren Handlungen im Kontext totalitärer Strukturen. Die Analyse bezieht Brechts Lehrstückkonzept mit ein und untersucht, wie dieses Konzept die totalitäre Lesart des Stücks beeinflusst. Schließlich wird die Rezeptionsgeschichte des Stücks beleuchtet, um zu zeigen, wie verschiedene Interpretationen im Kontext von totalitären Bewegungen entstanden sind und sich entwickelt haben. Die Kapitel untersucht verschiedene Interpretationsmöglichkeiten und die Ambivalenz des Stücks in Bezug auf den Totalitarismus.
Schlüsselwörter
Bertolt Brecht, Die Maßnahme, Totalitarismus, Faschismus, Lehrstück, Rezeptionsgeschichte, Diktatur, Kommunismus, deutsche Literatur 20. Jahrhundert, politische Ideologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Die Maßnahme" und Totalitarismus
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht, inwieweit Bertolt Brechts Lehrstück "Die Maßnahme" eine totalitäre Interpretation zulässt. Sie analysiert den Begriff "Totalitarismus", dessen Genese und Anwendung in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, und untersucht schließlich verschiedene Aspekte von "Die Maßnahme" unter diesem Blickwinkel.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und historische Entwicklung des Totalitarismusbegriffs, Darstellung von Totalitarismus in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, Analyse der Figuren und Handlung in Brechts "Die Maßnahme", Brechts Lehrstückkonzept und dessen Relevanz für die Interpretation, sowie die Rezeptionsgeschichte von "Die Maßnahme" im Kontext totalitärer Ideologien.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, einem Kapitel über den Totalitarismus, einem Kapitel zur Analyse von "Die Maßnahme" unter dem Aspekt des Totalitarismus und einem Fazit. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und Methodik vor. Das Kapitel zum Totalitarismus definiert den Begriff und beleuchtet seine historische Entwicklung. Das Hauptkapitel analysiert "Die Maßnahme" unter Berücksichtigung der Figuren, der Handlung und des Lehrstückkonzepts. Die Arbeit schließt mit einem Fazit.
Wie wird der Totalitarismus in der Arbeit definiert und eingeordnet?
Die Arbeit diskutiert verschiedene Definitionen und Synonyme von Totalitarismus (z.B. Diktatur, Schreckensherrschaft) und beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs, von Mussolinis anfänglich positiver Verwendung bis hin zur Verwendung im Kontext des Faschismus und Nationalsozialismus. Der Unterschied zwischen Totalitarismus und Faschismus wird erörtert, und die Wahl des Begriffs "Totalitarismus" für die Analyse wird begründet.
Wie wird Brechts "Die Maßnahme" im Kontext des Totalitarismus analysiert?
Die Analyse von Brechts "Die Maßnahme" untersucht die einzelnen Akteure (jungen Genossen, Partei, Agitatoren, Führer des Parteihauses) und deren Handlungen im Kontext totalitärer Strukturen. Sie berücksichtigt Brechts Lehrstückkonzept und dessen Einfluss auf die totalitäre Lesart des Stücks. Die Rezeptionsgeschichte des Stücks wird beleuchtet, um verschiedene Interpretationen im Kontext totalitärer Bewegungen aufzuzeigen und die Ambivalenz des Stücks in Bezug auf den Totalitarismus zu untersuchen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Bertolt Brecht, Die Maßnahme, Totalitarismus, Faschismus, Lehrstück, Rezeptionsgeschichte, Diktatur, Kommunismus, deutsche Literatur 20. Jahrhundert, politische Ideologie.
Welche zentrale Forschungsfrage wird in der Arbeit gestellt?
Die zentrale Forschungsfrage ist, inwieweit Bertolt Brechts Lehrstück "Die Maßnahme" eine totalitäre Interpretation zulässt.
Welche Methodik wird in der Arbeit angewendet?
Die Methodik umfasst die Definition des Totalitarismus, die Diskussion anhand literarischer Beispiele und die Analyse von "Die Maßnahme" selbst, wobei sowohl die einzelnen Figuren als auch Brechts Intentionen und die Rezeptionsgeschichte berücksichtigt werden.
- Arbeit zitieren
- Kristina Reinartz (Autor:in), 2015, Brechts "Maßnahme" unter Totalitarismusverdacht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419363