Theorie, Verschwörung oder Wissenschaft? Das Kennedy-Attentat als Beispiel für ein verschwörungstheoretisches Phänomen


Hausarbeit, 2018

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definitionen
2.1 Definition einer Theorie
2.2 Definition einer Verschwörungstheorie
2.3 Definition des Begriffs „Wissenschaft“

3 Abgrenzung einer herkömmlichen Theorie von einer Verschwörungstheorie

4 Entstehungsgründe und Motive von Verschwörungstheorien

5 Abgrenzung von Verschwörungstheorien zu wissenschaftlichen Erkenntnissen

6 Beispiel: John F. Kennedy Attentat
6.1 Darlegung der Ereignisse

7 Konklusion und Einordnung: Verschwörung oder Wissenschaft?

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Warum?

Warum musste Kennedy sterben? Warum sank die Titanic? Warum existiert der Mensch?

Ein elementares Wort, das so viele elementare Fragen einleiten kann. Und alle mit einem Ziel - Der Beantwortung dieses Wortes.

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich daher mit der Frage: Theorie, Verschwörung oder doch Wissenschaft?

Drei Erklärungsansätze, die uns diesem Ziel - der Antwort nach dem ‘Warum‘ weiterbringen sollen.

Wie kommt es, dass bestimmte mysteriöse Sachverhalte sich jahrzehntelang in den Köpfen der Menschen festsetzen und immer wieder neue Theorien zu den Begebenheiten ans Licht bringen? Und worin genau liegen dabei eigentlich die Unterschiede zwischen einer Theorie und einer speziellen Verschwörungstheorie? Lassen sich beide Vorgänge auch wissenschaftlich belegen? Aber was ist dann noch Wissenschaft?

Stichtag: 26. Oktober 2017 - Die gesetzliche Geheimhaltungsfrist über rund fünf Millionen Aktenseiten zum Kennedy-Attentat, die das US-Nationalarchiv jahrelang unter Verschluss hielt, läuft ab. Der Großteil der Inhalte stammt von CIA und FBI. Auslöser der Veröffentlichung war der Verschwörungsfilm "JFK" von Oliver Stone aus dem Jahr 1991. Daraufhin ordnete der Kongress 1992 an, die Papiere schrittweise zugänglich zu machen. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits 88 Prozent des Materials öffentlich und von renommierten Historikern analysiert. Für die restlichen 22 Prozent hieß es nun: Deadline![1]

Aus diesem aktuellem Anlass wird daher explizit das Kennedy-Attentat als Beispiel für ein verschwörungstheoretisches Phänomen zur Analyse herangezogen.

Im November 1963 beendete das Schicksal das Leben und die kurze Amtszeit des US- Präsidenten John F. Kennedy. Seitdem ranken sich tausende und immer neue Vorstellungen um die mysteriösen und lückenhaften Umstände der damaligen Geschehnisse. Von der Alien-Theorie bis zur CIA oder Fidel Castro als Mordauftraggeber, ist kaum ein Überblick über die Faktenlage zu erhalten.

An dieser Stelle folgt ein kurzer Überblick über die in der Arbeit verwendete Literatur. Zum Thema Verschwörungstheorien findet sich eine größere Auswahl an verschiedener Fachliteratur. Anerkannte Autoren repräsentieren bspw. Karl Hepfer und Wolfgang Wippermann. Das im Schrifttum sehr bekannte Werk „Verschwörungstheorien - Eine philosophische Kritik der Unvernunft“ von Karl Hepfer aus dem Jahr 2015 wurde oftmals zur Erstellung dieser Arbeit herangezogen. Wichtige Informationen speziell zu diesem Werk, ließen sich auch aus Gert Scobels Buchtippbeitrag: „Verschwörungstheorien“ aus der 3sat Mediathek vom 01.12.2016 filtern.

Dies ist nur ein kleiner Überblick über die wichtigsten Autoren und Werke, die zur Anfertigung der Arbeit herangezogen wurden.

Im Rahmen dieser Arbeit wird die Fragestellung untersucht, inwiefern sich aus den Geschehnissen des Kennedy Attentats am 22. November 1963 derart viele Verschwörungen entwickeln konnten und bis zu welcher Grenze wissenschaftliche Erkenntnisse einzuordnen sind. Um diese Fragen zu beantworten, finden zunächst Definitionen der Begriffe ‘Theorie‘, ‘Verschwörungstheorie‘ und ‘Wissenschaft‘ statt. Durch das Herausarbeiten der Gemeinsamkeiten und Unterschiede, erfolgt in Kapitel drei zunächst die Abgrenzung einer herkömmlichen Theorie von einer verschwörungstheoretischen These.

In Kapitel vier werden vor allem die Motive und Entstehungsgründe für Verschwörungstheorien näher beleuchtet.

Im weiteren Verlauf wird die Verschwörungstheorie explizit vom Wissenschaftsbegriff separiert, damit im sechsten Kapitel eine Einordnung des konkreten Fallbeispiels gewährleistet wird. Dabei erfolgt eine Darlegung der damaligen Geschehnisse sowie eine Erläuterung der belegbaren Tatsachen.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, die o. g. Fragestellungen zu beantworten und die Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten zwischen einer herkömmlichen Theorie, einer vermeintlichen Verschwörung sowie der Wissenschaft herauszuarbeiten und zu verstehen. Hinsichtlich dessen wird anhand eines konkreten Beispiels untersucht, welche der Termini im Falle des gewählten Kennedy-Attentats angewandt werden können.

2 Definitionen

Bevor analysiert werden kann, wie es sich mit den Annahmen einer Theorie, eines Verschwörungsbildes oder einer wissenschaftlich belegten Feststellung anhand eines konkreten Fallbeispiels verhält, erfolgen in diesem Kapitel zunächst einzelne Definitionen der drei Begriffskategorien.

Um die drei Termini voneinander abzugrenzen, wird vorweg herausgearbeitet, was genau eine Theorie ist. Dabei wird zunächst auf die Struktur einer Theorie eingegangen, bevor im weiteren Verlauf deren Ziele dargelegt werden. Es folgt eine kurze Erklärung über die Motive zur Aufstellung von Theorien.

Das bedeutendere Augenmerk liegt in der anschließenden Begriffsdefinition der Verschwörungstheorie. Hier werden vor allem mehrere Interpretationsansätze bekannter Autoren dargelegt sowie Kennzeichen und mögliche Strukturen enthüllt. Zuletzt folgt ein kurzer Überblick des Begriffs ‘Wissenschaft‘, um Missverständnisse bei den Begriffspaaren zu vermeiden.

2.1 Definition einer Theorie

Nach Brockhaus kann eine Theorie folgendermaßen definiert werden: „Ein System von Aussagen oder Sätzen, das in gewissem Umfang der Zusammenfassung, Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Phänomenen dient.“

Dieser Charakterisierung lässt sich ergänzen, dass das Wort Theorie aus dem altgriechischen Verb „theorein“ hervorgeht und übersetzt so viel bedeutet wie „schauen“ oder „beobachten“.[2]

In der moderneren Zeit wird diese Auslegung meist enger gefasst. Explizit bedeutet eine Theorie die wissenschaftliche Erkenntnis und weniger eine religiöse Reflexion bzw. künstlerische Ansichten.[3]

Der deutsche Philosoph Karl Hepfer definiert den Begriff „Theorie“ weiterhin als „vereinfachte Modelle der Wirklichkeit.“

Seine Begriffsbestimmung ähnelt dem Brockhauseintrag und unterstützt die Auffassung, eine Theorie sei ein System aufeinander verweisender und sich gegenseitig stützender Hypothesen.

Theorien setzen sich zum Ziel Phänomene zu erklären und logische Antworten auf bestimmte Fragen zu finden. Dies wollen sie durch Verallgemeinerung und durch Konzentration auf einige Merkmale des zu untersuchenden Phänomens erreichen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Motive einer Theorie durch Neugierde der Menschen entstehen sowie auch durch Angst vor dem Unbekannten und Unverstandenen.

In diesem Sinne spricht Karl Hepfer von einer doppelten Zweckerfüllung einer normalen Theorieaufstellung.

Sie bieten zum einen Lösungsansätze gegen das Unbekannte und mindern damit zum anderen die menschliche Angst und befriedigen die Neugier.

Kurzum: Theorien bieten ein besseres Verständnis der Welt.[4]

2.2 Definition einer Verschwörungstheorie

John David Seidler definiert eine Verschwörungstheorie als Modell zur Erklärung bestimmter Teile von Realität durch das Wirken einer Verschwörung. Eine Verschwörung liegt vor, wenn mindestens zwei Akteure eine Geheimhandlung planen.[5] Im weiteren Verlauf der Hausarbeit wird der Begriff Verschwörungstheorie auf Grund dieser Definition auch mit dem Begriff der Verschwörung verwendet und ist in diesem Fall äquivalent anzusehen.

Der Autor Karl Hepfer führt Seidlers Definition weiter aus und behauptet, dass Verschwörungstheorien diese Erklärungen die Welt in Gut und Böse teilen. Dabei setzen sie wichtige Ereignisse auf eine entscheidende Ursache zurück[6]

Ein gelungener Ausdruck, den der Universitätslehrende ebenfalls in diesem Zusammenhang anführt, ist der Begriff eines „Masterplans“. „Verschwörungstheorien liefern uns einen Masterplan, der die Ereignisse wesentlich anders deutet als die offizielle Version.“[7]

Wenn hier von „Ereignissen“ gesprochen wird, fällt auf, dass Verschwörungstheorien häufig im Zusammenhang mit Negativereignissen zustande kommen. Beispielsweise sind hier die Anschläge des 11. September 2001 zu nennen oder der Untergang der Titanic. Aber auch das Kennedy-Attentat zählt zu solch einem Negativereignis.

In seinem Werk „Top Secret“ verweist Wolfgang Wippermann auf den Historiker Dieter Groh, der behauptet hat, Menschen seien leicht bereit, alles Böse in der Welt auf eine Verschwörung zurückzuführen. Er geht sogar so weit zu sagen es handle sich um eine „anthropologische Konstante“, also um eine allgemeine menschliche Eigenschaft.[8] Der Moderator und Journalist Gert Scobel nennt in seinem Buchtipp zu Karl Hepfers Werk „Verschwörungstheorien - eine philosophische Kritik der Unvernunft“, eine ähnliche These des Autors. Verschwörungstheorien seien getrieben vom Zwang in allem einen Sinn zu finden. Dabei gilt ein herrschendes Bedürfnis der Menschheit einen logischen Sinn zu finden und entsprechenden Unsicherheiten zu entkommen. Verschwörungstheorien bemühen sich um Beweise, Begründungen und umfassende Datensammlungen, die dann unter einem einzigen Gesichtspunkt - der Ursache - zusammengehalten werden.[9]

Ein wichtiges Kennzeichen von Verschwörungstheorien ist weiterhin die Generierung erheblicher ontologischer Folgelasten, ausgelöst bereits durch ihre Ausgangsbehauptungen. Sie sähen also Zweifel an der Frage des Seins.[10]

Zuletzt wird die Struktur einer Verschwörungstheorie betrachtet, die gemeinhin daraus besteht, dass ihre Anhänger eine wahre Meinung über deren Aussage vertreten, bis zur Aufdeckung jedoch ohne Rechtfertigung dastehen.[11]

2.3 Definition des Begriffs ‘Wissenschaft‘

Die Autoren Ulrich L ü ke und Georg Souvignier beschreiben in ihrem Werk „Wie objektiv ist Wissenschaft?“, dass Wissenschaft Vertrauen genießt. Aussagen, die sich auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung berufen, dienen als Grundlage von technischen Entwicklungen, persönlichen und politischen Entscheidungen. Sie gelten als zuverlässiger als Meinungen oder religiöser Glaube, da sie beanspruchen, auf objektivierbaren Kriterien zu beruhen und damit prinzipiell von jedermann überprüfbar sind, also dem subjektiven, also potenziell beliebigen Urteil entzogen sind.“[12]

Der deutsche Philosoph Holm Tetens hat versucht den Wissenschaftsbegriff folgendermaßen aufzuschlüsseln:

„Wissenschaft ist der gesellschaftlichpolitisch organisierte und nur kollektiv realisierbare Versuch, systematisch und methodisch zu erforschen, was alles in der Welt der Fall ist und warum es der Fall ist.“[13]

Es existiert jedoch nicht die eine Wissenschaft. Da wären z. B. die Naturwissenschaften oder die Musikwissenschaften als Gattungsbegriffe zu nennen.

Wissenschaft beinhaltet „regulative Ideale“ wie Wahrheit, Erklären und Verstehen, Begründen und Intersubjektivität. Diese gelten als Kriterien für die Wissenschaftlichkeit. Je nach Gewichtung dieser Ideale, ergeben sich Konfliktpotenziale solcher Wissenschaftsgattungen untereinander.[14]

Festhalten lässt sich somit auch, dass eine wissenschaftliche Theorie nicht als Synonym zur ‘Wissenschaft‘ verwendet werden kann, da in allen Gattungsformen wie bspw. den Naturwissenschaften oder den Sozialwissenschaften die „Wissenschaft“ an sich der Oberbegriff ist.[15]

Karl Hepfer hat ebenfalls seine Kognition für ein neuzeitliches Wissenschaftsverständnis gefunden: „Durch Beobachtung und Experimente, also durch einen systematischen Bezug auf die Verhältnisse der Welt, sollen die Natur und der Mensch besser verstanden werden.“[16]

[...]


[1] Vgl. http://www.spiegel.de/politik/ausland/johnf-kennedygeheimakten-werdenfrei-gegebenwassteht-drina-1174775.html.

[2] Vgl. https://brockhaus.de/ecs/enzy/article/theorie.

[3] Vgl. Zima (2017), S. ix.

[4] Vgl. Hepfer (2015), S. 23. f.

[5] Vgl. Seidler (2016), S. 28.

[6] Vgl. Hepfer (2015), S. 37.

[7] Vgl. Hepfer (2015), S. 107.

[8] Vgl. Hepfer (2015), S. 49.

[9] Vgl. http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=63149

[10] Vgl. Hepfer (2015), S. 49.

[11] Vgl. Hepfer (2015), S. 61.

[12] Vgl. L ü ke et. al. (2017), S. 9.

[13] Vgl. Rusterholz (2009), S. 187.

[14] Vgl. L ü ke et. al. (2017), S. 20.

[15] Vgl. Zima (2017), S. 70.

[16] Vgl. Hepfer (2015), S. 58.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Theorie, Verschwörung oder Wissenschaft? Das Kennedy-Attentat als Beispiel für ein verschwörungstheoretisches Phänomen
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Autor
Jahr
2018
Seiten
19
Katalognummer
V419425
ISBN (eBook)
9783668695955
ISBN (Buch)
9783668695962
Dateigröße
436 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kennedy-Attentat, Verschwörungstheorien
Arbeit zitieren
Joline Halbach (Autor:in), 2018, Theorie, Verschwörung oder Wissenschaft? Das Kennedy-Attentat als Beispiel für ein verschwörungstheoretisches Phänomen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419425

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