Die klassischen Funktionen des Journalismus im Wandel


Hausarbeit, 2016

11 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Funktionen des Journalismus
2.1 Funktionen für Staat und Gesellschaft
2.2 Funktionen für die Rezipienten

3. Diskussion: Die klassischen Funktionen im Wandel

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Journalismus “[…] soll zu Angelegenheiten von öffentlichem Interesse Nachrichten beschaffen und verbreiten, dazu Stellung nehmen und Kritik üben und damit an der Meinungsbildung mitwirken.“ (Kunczik & Zipfel, 2005, S. 198). Somit ist klar: Journalismus soll vor allem dem Gemeinwohl dienen. Doch so simpel diese Vorgaben auch formuliert sein mögen, die praktische Umsetzung gestaltet sich in der heutigen Gesellschaft als weitaus komplexer. So wie sich Öffentlichkeit und Gesellschaft stets entwickeln, befinden sich auch Medien und Mediensysteme in einem konstanten Wandel. Die räumliche und soziale Reichweite der Massenmedien scheint im Gegensatz zu der anderer gesellschaftlicher Institutionen ein stetiges Wachstum zu durchleben. Faktoren hierfür können beispielsweise die Vielfalt neuer technischer Möglichkeiten und der Bedeutungszuwachs elektronischer Medien sein, ebenso Veränderungen der medieninstitutionsinternen Strukturen und Parameter, der zunehmende Autonomiegewinn sowie das Nachlassen staatlicher und gesellschaftlicher Aufsicht im Publizistikbereich.

Daher gilt zu prüfen: Durchleben die klassischen Funktionen des Journalismus einen Wandel? Ist deren gänzliche Erfüllung überhaupt noch möglich oder verbleibt die Vorstellung einer sachgerechten, verständlichen, fairen und ausgewogenen Berichterstattung als bloßes Wunschdenken?

Um die vorliegende Fragestellung zu bearbeiten, sollen zunächst die klassischen Funktionen des Journalismus bzw. der Massenmedien erörtert werden. Anschließend werden diese in Bezug auf aktuelle Entwicklungen geprüft und beurteilt. In einem abschließenden Fazit sollen die wichtigsten Ergebnisse festgehalten und die Frage hinsichtlich dieser reflektiert werden.

2. Die Funktionen des Journalismus

Mit dem zu Beginn angeführten Zitat stellen Kunczik und Zipfel bereits die zentralen an Staat und Gesellschaft orientierten Funktionen des Journalismus vor: Information, Meinungsbildung und Kontrolle bzw. Kritik. Hinzu kommen jene Funktionen, die sich vor allem an den Rezipienten orientieren, nämlich Sozialisation, Unterhaltung und Bildung (Eisenstein, 1994). Obwohl sich die Literatur überwiegend mit ebendiesen prägnanten Aspekten der Medien befasst, gestaltet es sich als durchaus schwierig, die klassischen Funktionen in ihrer Gänze schematisch aufzubereiten. „In jeder Gesellschaft sind die Funktionen schwerpunktmäßig verschieden verteilt und werden von den Medien unterschiedlich wahrgenommen“ (Ronneberger, 2002); in einer pluralistischen Gesellschaft, welche sukzessiv an Komplexität gewinnt, erscheinen Fragestellungen immer abstrakter und die Quantität an Informationen kaum kommunikabel. Umso größer ist der Bedarf an massenmedialer Kommunikation, da sie Informationen über Systeme wie Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Bildung dem Individuum überhaupt erst zugänglich macht. Im Folgenden sollen die traditionellen Aufgaben der journalistischen Berichterstattung erläutert werden.

2.1 Funktionen für Staat und Gesellschaft

Information

Information gilt als die zentrale Funktion des Journalismus im Dienste der Öffentlichkeit und findet ihre Richtlinien in Landespressegesetzen, Staatsverträgen und Mediengesetzen. Wie bereits dargelegt, erschwert die komplexe Struktur gesellschaftlicher Systeme die Informationsgewinnung hinsichtlich öffentlicher Prozesse für den Einzelnen über sein eigenes Umfeld hinaus (Eisenstein, 1994). Die Wahrnehmung der Welt ist meist eine durch Medien vermittelte. Die Aufgabe der Massenmedien ist es dabei, sachlich und transparent, vor allem aber verständlich zu informieren und Komplexes zu vereinfachen (Meyn & Tonnemacher, 2012). Das Agenda-Setting, also die Selektion bestimmter Themenbereiche und das Herausstellen einer begrenzten Anzahl an Nachrichten und Positionen, gestaltet sich somit als unvermeidbar. Die Journalisten wirken als „Gatekeeper“ und entscheiden darüber, was über den Kommunikationskanal an die Rezipienten gelangt (Eisenstein, 1994; siehe auch White, 1950; Lewin, 1963). Diese empfinden dementsprechend eben jene Themen für wichtig, die in den Medien behandelt werden (Meyn & Tonnemacher, 2012). Um dem Selektionsvorgang entgegen zu wirken, sollte durch unterschiedlichste Anbieter ein breit gefächertes inhaltliches Aufgebot vertreten werden; das Einbinden von Minderheiten und Randgruppen ist ebenso wünschenswert wie notwendig für eine ausgewogene Berichterstattung. Idealerweise soll Journalismus wirtschaftliche, soziale und politische Zusammenhänge abdecken, um für die Rezipienten eine fundierte Grundlage zur Meinungsbildung zu schaffen (Eisenstein, 1944).

Meinungsbildung

Journalismus soll Ansichten und Problematiken aus heterogenen gesellschaftlichen Gruppen möglichst differenziert beleuchten. Dabei gilt wieder: Wünschenswert ist eine Meinungsvielfalt, aber auch die Vereinigung dieser in freier und offener Diskussion zu einem zufriedenstellenden und vernünftigen Konsens. Realitätsgemäß geraten Minderheiten jedoch meist in den Hintergrund; Positionen verfestigen sich, wobei Veränderungen ausbleiben und neue Ideen erst gar nicht im öffentlichen Diskurs erscheinen. Ebenso können im Extremfall Minderheiten zu einer stärkeren medialen Aufmerksamkeit gelangen als Mehrheiten. Verlangt wird daher oft nach einem „anwaltschaftlichen Journalismus“, welcher heterogene Perspektiven einbindet und vertritt (Meyn & Tonnemacher, 2012). Die Medien sind im Prozess der individuellen Meinungsfindung hauptsächlich als Orientierung zu verstehen. Sie informieren über aktuelle Ereignisse und politische Entscheidungen, bieten zusätzlich Hintergrundinformationen, stellen Zusammenhänge her und kommentieren u.U. auf einer möglichst sachlichen Ebene. Problematisch ist dies dann, wenn die Berichterstattung eben nicht wertfrei erfolgt, sondern, bewusst oder unbeabsichtigt, in Richtung einer bestimmten Position argumentiert wird. Die Auswirkungen einer solchen Meinungslenkung auf die Rezipienten hängen von vielen Faktoren ab, ausschlaggebend sind vor allem persönliche Gegebenheiten: Stellung in Gesellschaft und Beruf, Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen, Bildungsstand oder simple Themenpräferenzen (Eisenstein, 1994). Journalisten sollten berücksichtigen, dass sich eine sensationsorientierte Berichterstattung, beispielsweise über rechts- und linksextreme Aktivitäten, auch entgegen der Demokratie auswirken kann (Meyn & Tonnemacher, 2012).

Kritik und Kontrolle

Zuletzt soll Journalismus im öffentlichen Interesse auch Kritik üben und anhand dessen als Kontrollinstanz fungieren. Fundamental ist diese Funktion insbesondere dann, wenn die dafür hauptzuständigen Einrichtungen ihre Aufgabe nur unzureichend erfüllen, so beispielsweise die Opposition (Meyn & Tonnemacher, 2012). Die Aufmerksamkeit gilt Missständen in Regierung, Verwaltung, Justiz, öffentlichen Einrichtungen und verantwortlichen Persönlichkeiten. Zentral ist ebenso die selbstreflexive Kontrolle in Form von Inter- und Intramediumskontrolle, die Berichterstattung der Medien über Medienunternehmen (Eisenstein, 1994; siehe auch Pointner, 2010). Oft wird die Medieninstanz als vierte Gewalt bezeichnet, jedoch verfügt sie nicht über Sanktionsmittel, um berechtigte Kritik umzusetzen; sie muss daher anhand von mittelnden Institutionen und Vertretern agieren. Die Kritik- und Kontrollfunktion ist unter den klassischen Aufgaben diejenige, die außerhalb eines demokratischen Systems kaum denkbar ist. Dies hebt ihren Wert für Staat und Gesellschaft zusätzlich hervor (Meyn & Tonnemacher, 2012).

2.2 Funktionen für die Rezipienten Sozialisation

"Sozialisation bedeutet, [sic!] das sich Einfügen in soziale Verhaltensmuster, die Übernahme und Verinnerlichung von Verhaltensdispositionen und Verhaltenserwartungen. […] Sozialisation muß gerade im Hinblick auf die Massenkommunikation nicht nur als ein individueller Lernprozeß verstanden werden, sondern gleichwohl als ein gesellschaftsbildender und gesellschaftsbindender Prozeß." (Hermanns, 1972). Medien und journalistische Arbeit sollen nicht nur politische Informiertheit gewähren, sondern auch über die soziale Umwelt berichten und als Orientierung für das Individuum und seine Handlungsweisen im Alltag dienen. Hierzu ist vor allem die lokale Tagespresse unabdingbar, da sie die Rezipienten über ihr unmittelbares Umfeld und ihre Gemeinde aktualisiert. Die Nutzung von Massenmedien kann zusätzlich fehlende primäre soziale Kontakte und Erfahrungen kompensieren (Eisenstein, 1994; Jarren, 2002).

Unterhaltung

Gerade in boulevardisierten Medien ist die Unterhaltungs- und Rekreationsfunktion wesentlich. Der Wunsch nach Ablenkung und Entspannung trifft in den heutigen Massenmedien auf eine große Vielfalt an Formaten, sowohl von öffentlich-rechtlichen, als auch von privaten Anbietern. So ergibt sich für den Einzelnen ein weites Spektrum an Möglichkeiten, um seine Mediennutzung individuell und zufriedenstellend zu gestalten. Journalismus kann dabei beispielsweise in Form von Talkshows unterhalten (Eisenstein, 1994), ebenso mit thematisch ansprechenden Reportagen, Interviews und Kolumnen.

Bildung

Auch das Fördern der Weiterbildung gehört zu den Aufgaben des Journalismus. Dabei handelt es sich zum Einen um das Vertiefen individueller Interessen: Medien sollen die Rezipienten durch die Kombination von Unterhaltung und Information dazu motivieren, ihren Wissensstand zu erweitern oder gar neue Neigungen zu entwickeln (Eisenstein, 1994). Zum Anderen steht die politische Bildung im Fokus, wobei ein Interesse für aktuelle Themen, aber auch für das Verbessern der eigenen Allgemeinbildung geweckt werden soll. Medienkonsum soll nicht nur die Aufnahme von Sensationen zur Folge haben, sondern auch die kritische und differenzierte Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt und dem Medium selbst.

[...]

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Details

Titel
Die klassischen Funktionen des Journalismus im Wandel
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Publizistik)
Veranstaltung
Begriffe und Theorien
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
11
Katalognummer
V419452
ISBN (eBook)
9783668685116
ISBN (Buch)
9783668685123
Dateigröße
592 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Journalismus, Publizistik, Traditionelle Medien, Massenmedien, Öffentlichkeit, Kommunikation, Öffentliche Kommunikation, Berichterstattung, Neue Medien, Online Medien, Digitalisierung, Ökonomisierung, Disfunktionalität
Arbeit zitieren
Olivia Frey (Autor:in), 2016, Die klassischen Funktionen des Journalismus im Wandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419452

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