Die Wahl ist unumstritten das zentrale Element der Demokratie und bildet die grundlegende Möglichkeit eines jeden Bürgers im wahlfähigen Alter, am politischen Klima aktiv mitzuwirken. Dabei kann sie aus verschiedensten Perspektiven betrachtet werden – als Mittel oder „politische Methode“, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, oder aber als eigenständiger Wert und Legitimationsbasis des politischen Systems.
Für die politischen Akteure ist das Wahlergebnis insofern von großer Wichtigkeit, als dass dieses signalisiert, inwieweit eine funktionierende Beziehung zu den eigenen Wählern gegeben oder gestört ist. Ideal ist es dabei, die entscheidenden Faktoren, die einen Wahlausgang begründen, analysieren und vorhersagen zu können. Ziel der Wahlforschung ist es, diese zentralen Einflussfaktoren herauszuarbeiten und Erklärungsansätze für das Wahlverhalten der Bürger zu liefern. „Wer wählt wen, warum und mit welcher Wirkung“ lautet die übergreifende Leitfrage der Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet; immer wieder wird dabei auf soziodemographische, individualpsychologische oder ökonomische Faktoren eingegangen.
Zwischen der Veröffentlichung der für die empirische Wahlforschung grundlegenden Studien und der kommerziellen Etablierung des Internets und internetbasierter Medien weltweit liegt jedoch mittlerweile im Schnitt eine Zeitspanne von über 40 Jahren. Gerade in Verbindung mit neuen Medien scheint das Wahlverhalten immer unberechenbarer, die Anzahl an möglichen Einflussfaktoren auf die Entscheidungsfindung unüberschaubar. Daher gilt es zu überprüfen, ob die klassischen Theorien des Wahlverhaltens im Kontext neuer und onlinebasierter Medien überhaupt noch greifen und inwieweit eine Ergänzung bzw. Überholung der Ansätze vonnöten ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der soziologische Ansatz
- Mikrosoziologischer Ansatz
- Makrosoziologischer Ansatz
- Der sozialpsychologische Ansatz
- Der Rational Choice-Ansatz
- Diskussion: Die klassischen Ansätze im Kontext neuer Medien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die klassischen Theorien des Wahlverhaltens im Kontext neuer Medien. Sie analysiert, ob diese Theorien im Angesicht der digitalen Transformation noch relevant sind und inwieweit sie eine Überarbeitung oder Ergänzung erfordern.
- Der Einfluss soziodemographischer Faktoren auf das Wahlverhalten
- Die Rolle von Massenmedien und Meinungsführern in der politischen Meinungsbildung
- Die Bedeutung von Parteiidentifikation, Kandidatenorientierung und Issue-Orientierung
- Die Auswirkungen von Online-Medien auf die politische Kommunikation und Entscheidungsfindung
- Die Relevanz der klassischen Theorien des Wahlverhaltens im digitalen Zeitalter
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Das Kapitel beleuchtet die Relevanz von Wahlforschung und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor.
Der soziologische Ansatz: Der soziologische Ansatz wird in seine zwei Hauptaspekte, den mikrosoziologischen und den makrosoziologischen Ansatz, unterteilt. Der mikrosoziologische Ansatz, geprägt von der Studie „The People’s Choice“, analysiert das Wahlverhalten auf individueller Ebene und untersucht die Rolle von Gruppenzugehörigkeit, Meinungsführerschaft und dem Zweistufenfluss der Kommunikation. Der makrosoziologische Ansatz von Lipset und Rokkan hingegen betrachtet das Wahlverhalten im Kontext gesellschaftlicher Konfliktlinien, sogenannten Cleavages, und untersucht die Entstehung von Parteiensystemen.
Der sozialpsychologische Ansatz: Dieser Ansatz, vertreten von Forschern um Angus Campbell, fokussiert auf die individuelle politische Einstellung und Wahrnehmung als Einflussfaktoren auf die Wahlentscheidung. Die zentrale Rolle spielen dabei die Parteiidentifikation, die Kandidatenorientierung und die Issue-Orientierung.
Der Rational Choice-Ansatz: Der ökonomische Ansatz, begründet von Anthony Downs, betrachtet das Wahlverhalten als Ergebnis rationaler Entscheidungen von Wählern und Politikern. Die Stimmabgabe wird als eine ökonomische Transaktion verstanden, in der Wähler ihren Nutzen maximieren wollen.
Diskussion: Die klassischen Ansätze im Kontext neuer Medien: Das Kapitel diskutiert die Auswirkungen neuer Medien auf die klassischen Theorien des Wahlverhaltens. Die Personalisierung von Medieninhalten und die zunehmende Bedeutung von Online-Plattformen wie Social Media stellen die traditionellen Ansätze vor neue Herausforderungen.
Schlüsselwörter
Wahlverhalten, empirische Wahlforschung, soziologischer Ansatz, sozialpsychologischer Ansatz, Rational Choice-Ansatz, neue Medien, Online-Kommunikation, Parteiidentifikation, Kandidatenorientierung, Issue-Orientierung, Meinungsführerschaft, Zweistufenfluss, Cleavage, Filter-Bubble.
- Arbeit zitieren
- Olivia Frey (Autor:in), 2017, Durchleben die klassischen Theorien des Wahlverhaltens im Kontext neuer Medien einen Wandel?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419453