Le Paysan Du Danube & Le Renard Et La Cigogne


Seminararbeit, 2001

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung
Jean de La Fontaine
Fabeln

Le Paysan du Danube
Ursprung
Interpretation
Ausklang

Le Renard et la Cigogne

Nachwort

Anhang
Le Paysan du Danube / Der Donaubauer
Le Renard et la Cigogne

Literaturverzeichnis
Jean de La Fontaine
Fabeln
Le Paysan du Danube
Le Renard et la Cigogne

Einleitung

Jean de La Fontaine

Jean de La Fontaine wird um den 8. Juli 1621 in Château-Thierry, in der Champagne, geboren. Er besucht das dortige Collège und später wahrscheinlich die weiterführende Schule in Paris. Mit 24 gehört er dem Pariser literarischen Zirkel der Palatins, auch Table ronde genannt, an. Da der Schriftsteller 1649 zum avocat en la cour du Parlement ernannt wird, ist davon auszugehen, dass er vorher Jura studiert hat. 1652 erwirbt der 31-jährige Jean das auf drei Jahre befristete Amt des Maître particulier triennal des Eaux et Forêts in Château-Thierry.[1]

Nachdem er mit 26 geheiratet hat, erblickt knapp sechs Jahre später sein einziges Kind, sein Sohn Charles, das Licht der Welt.

Von 1659 bis 1661 erhält der Dichter regelmäßig finanzielle Unterstützung durch Foucquet, den Finanzminister Ludwigs XIV., der sich als Gegenleistung Gelegenheitsgedichte erbittet. Doch mit dessen Verhaftung 1661 fällt auch die finanzielle Stütze weg. Zwei Jahre später begleitet er deshalb seinen Onkel nach Limoges ins Exil, wo er die posthum erschienenen Relation d'un voyage de Paris en Limousin verfaßt.

Nachdem sich mit Foucquets Verhaftung sein zweiter Lebensabschnitt dem Ende geneigt hatte, tritt La Fontaine 1664 mit der Annahme der Stelle als gentilhomme servant im Palais du Luxembourg in eine neue Phase seines Lebens ein. In diesem dekorativen Amt wenig arbeiten müssend, hat er ein gesichertes Auskommen und verfügt frei über seine Zeit zum Schreiben. So werden 1665 die Contes et nouvelles en vers veröffentlicht, denen ein Jahr später ein zweiter Teil, sowie 1671 der dritte folgen. Ähnliches gilt für die Fables choisies mises en vers von 1668, 1678/79 und 1693. Hiervon verfaßt er zunächst die Bücher I bis VI, dann jene VII bis XI und zu guter letzt das Buch XII, um eine Auswahl seiner Werke zu nennen.

Ab dem Jahr 1671 gerät Jean de La Fontaine zunehmend in Geldnot. Abgesehen davon, dass ihm die Mittel für die Verlängerung seines Amtes als Maître des Eaux et Forêts fehlen, verliert er durch den Tod der Hausdame nach acht Jahren seine Anstellung im Palais du Luxembourg. Doch er hat Glück, denn Mme. de La Sablière, Unterhalterin eines der führenden Salons in Paris, nimmt ihn auf. Außerdem wird er 1684, nachdem er bereits ein Jahr zuvor gewählt worden war, in die Académie Française aufgenommen.

Im Dezember 1692 befällt ihn eine schwere Krankheit, in deren Folge er beichtet und das Manuskript eines noch nicht abgeschlossenen Theaterstückes verbrennt. Im Alter von 73 Jahren, am 13. April 1695, verstirbt Jean de La Fontaine im Büßerhemd. Einen Tag später wird er auf dem Cimetière des Saints-Innocents beigesetzt.

Fabeln

Das Wort Fabel stammt von dem lateinischen Begriff fabula, Erzählung, und ist eine "selbständige kurze episch-didaktische Gattung der Tierdichtung in Vers oder Prosa".[3] Menschliche Verhältnisse, z. Bsp. Sitten, werden, auf die Pflanzen- und Tierwelt übertragen, auf satirische und belehrende Art und Weise dargestellt. Für die Tierfabeln macht man sich bspw. die bekannten Charaktereigenschaften einzelner Tiere zunutze: listiger Fuchs, langsame Schnecke, kräftiger Bär, scharfsichtiger Adler u.a.[2]

Die Fabel ist im Orient zu Hause: in Indien und Arabien. Wer kennt sie nicht, die Äsopischen Fabeln, in so vielen Sprachen erschienen und gelesen? Um 550 v. Chr. zeichnete er, der phrygische Sklave Aisopos, Fabeln indischer und griechischer Herkunft auf und führte die Gattung der Fabel ins Abendland ein, deren Endzweck im moralischen Lehrsatz, der Fabelmoral, besteht. Mit ihrer Vergnügen bereitenden Art und Kürze kann man sich eine Fabel nicht nur leicht und lange merken, sondern auch vielfachen Nutzen aus ihr ziehen.

Hyppolyte Taine hat einmal Jean de La Fontaine und seine Fabeln wie folgt beschrieben: La Fontaine ist wie Homer. Zuallererst genauso universell in seiner Beschreibung der Menschen, Götter, Tiere und Landschaften; die Bauern an der Seite der Könige, die Städter neben den großen Damen, jeder in seiner eigenen Lebenslage mit seinen Gefühlen, seiner Sprache. Zweitens schreibt er ebenso ideal über seine Charaktere: Großzügigkeit, Armut, Verliebtheit und Neid in der Auseinandersetzung mit Gefangenschaft, Ruin oder Tod. Die dritte Gemeinsamkeit besteht im natürlichen Ton der Fabeln, den alle verstehen. Fabeln - von den Kindern heute auswendig gelernt wie damals in Athen! Zwar sind sie noch zu klein, um alles zu verstehen, vor allem nicht die in der Tiefe verborgenen politischen und sozialen Kommentare, doch sie finden Gefallen an ihnen. Jean-Jacques Rousseau hat einmal gesagt, ein Kind sei nicht in der Lage, die Schönheit dieser kleinen Meisterwerke des größten Fabeldichters der Moderne, Jean de La Fontaine, wertzuschätzen. Damit mag er recht haben, doch wird wohl jeder für sich bzw. seine Kinder entscheiden (müssen), woran im mehr gelegen ist: eine Fabel aus Interesse bzw. Vergnügen zu lesen oder ihr Innerstes ans Licht zu bringen und dann zu ergründen.

Le Paysan du Danube

Aufgrund neuerer Forschungserkenntnisse weiß man, dass es bereits im 16. Jahrhundert ein Thema gab, dem sich zahlreiche Autoren exotischer Bücher widmeten: das des guten Wilden. Ein Grund dafür lag in den Reisen der Abenteurer. Sie trafen gute, gesunde und glückliche Wilde an, die sich nicht nur gut benahmen, sondern auch die Laster des Mein und Dein nicht kannten. Für sie waren nur wichtig: Freiheit, Brüderlichkeit, sowie das Wohlergehen ihrer Kinder! Viele Reisende haben dies bestätigt. Im 18. Jahrhundert gab es sogar kein bekannteres Bild als das des guten Wilden. Schließlich legten Daniel Defoe, Jean-Jacques Rousseau und eine Reihe weiterer, allerdings weniger bekannter, Autoren in ihrem literarischen Schaffen hierin einen Schwerpunkt.

Für Jean de La Fontaine Anlaß genug, in das Buch XI seiner Fables choisies mises en vers von 1679 die Fabel vom Paysan du Danube aufzunehmen. Um seine Botschaft zu vermitteln und die Zensur zu vermeiden, versetzte er seine Kritik in einen räumlich-zeitlich anderen Rahmen: In der Antike angesiedelt, denunziert er die Eroberungspolitik der Römer gegenüber den Germanen.[4]

Ursprung

Der Ursprung der Fabel scheint auf drei Quellen zurückführbar zu sein. Was die Denunziation der römischen Politik im Vergleich zu den sichtbaren germanischen Werten betrifft, so weist diese auf den lateinischen Historiker Tacitus hin. An zweiter Stelle steht ein Marc Aurel zugeschriebenes berühmtes Buch, das im 16. und 17. Jahrhundert beachtlichen Erfolg verzeichnete. Es handelt sich um das Buch Libro aureo (Livre d'or de la vie et des lettres de Marc-Aurèle), das der Spanier Antonio de Guevara 1529 in Valladolid schrieb. Seit 1555 ist es allerdings besser bekannt unter dem Namen L'Horloge des Princes. Da das Bild vom guten Wilden in zahlreichen Erzählungen Verwendung fand, könnte die Vorlage auch in der 1680 veröffentlichten Fabelsammlung Les Parallèles historiques von François Cassandre zu finden sein, die 1679 geschrieben wurde und die La Fontaine als Manuskript beim Buchdrucker gesehen haben könnte.[5]

So findet man am Buchende einen angeblichen Brief von Marc Aurel, den Guevara erfunden hatte und der von Cassandre erweitert und ausgeschmückt wurde, ganz wie es ihm gefiel. Das vereint zwei Quellen zu einer, die ihrerseits La Fontaine inspiriert haben könnte bzw. haben muss, wenn man sich nur einmal drei Beispiele vergegenwärtigt. Cassandre beschreibt seinen Donaubauern: "Il avait [...], de grosses lèvres, les yeux enfoncés dans la tête et presque tout cachés sous les sourcils, [...] velus comme un ours. [...] pour habit, un saye de poil de chèvre lié d'une ceinture de joncs marins."[6] Im Vergleich mit La Fontaines Versen 12-17 sind entsprechende Übereinstimmungen leicht aufzufinden. Das zweite Beispiel ist der Redeeinleitung entnommen: "[...], je demande auparavant cette grâce aux dieux immortels de régler ma langue de sorte que je ne puisse rien dire qui..."[7] und ähnelt den La Fontaineschen Versen 25-26. Das letzte Zitat bezieht sich auf die Reaktion des Senats, nachdem der sich die Rede angehört hat: "Ensuite il fut créé patrice..."[8] und man vergleiche es mit Vers 88!

Man könnte meinen, dass Jean de La Fontaine nach dieser Lektüre und vielleicht etwas Darüber-Nachdenkens in sich die Seele seines Donaubauern heranwachsen fühlte und ihn daraufhin zu Papier brachte. Sein Donaubauer ist ganz anders als der von Cassandre, denn während letzterer manchmal nicht energisch genug auftritt oder vom Thema abweicht, betrachte man einmal La Fontaines Kreation ab Vers 38! Mit dem Wort esclaves (Sklaven) kommt es nämlich zu einem Eklat, die Rede wendet sich. Der Donaubauer wird schroff und stellt Fragen, die wie Schläge eines Kriegsbeiles wirken. Er schont weder sich noch andere, kämpft und gibt sich seiner Leidenschaft hin, ohne irgendwelche Regeln zu beachten: Zweiteilung der Sätze, Unterbrechung inmitten eines Verses, minütliche Tonfalländerung; keine Ahnung von den einfachsten Redegefechtsprinzipien, ein Barbar in Haltung, Tonfall, Stil, Komposition und Erfindung!

Weil La Fontaine diese Barbarei in sich spürte, konnte er das mehr oder weniger schlechte Material, das ihm als Vorlage diente, verarbeiten bzw. mit dem Wiederaufleben der Gefühle des Barbaren in seinem eigenen Herzen alles finden und erneuern.

[...]


[1] vgl.: La Fontaine, Jean de. Fabeln Französisch / Deutsch. Hrsg. Jürgen Grimm. Stuttgart: Philipp Reclam Jun. GmbH & Co., 1995, S. 401-406. & Weichsel, Johanna. Leben und Werk von Jean de La Fontaine. Dresden: Arbeitsblatt, 17.04.2001.

[2] vgl.: Lübke, Diethard. Les Plus Belles Fables de La Fontaine. Frankfurt am Main: Verlag Moritz Diesterweg GmbH & Co., 1974, S. 6-7. & Dietrich Steinbach Fabel und Parabel 1982, S. 42-44, 104. & http://www1.union.edu/~vandeves/french131/Fr131devoirs.html - Stand: Juli 2001.

[3] Dietrich Steinbach Fabel und Parabel 1982, S. 104.

[4] vgl.: Atkinson, Geoffroy. Les relations de voyages du XVIIe siècle et l'évolution des idées. New York: Lenox Hill Pub. & Dist. Co. (Burt Franklin), 1971, S. 63, 80. & http://teamalaide.free.fr/ lafontaine/paysan_Danube.htm - Stand: Juli 2001.

[5] vgl. Dreyfus, Claude. La Fontaine: Fables choisies II - livres VII à XII. Paris: Librairie Larousse, 1971, S. 103. & Jehasse, Jean. Mélanges offerts à Georges Couton. Lyon: Presses Universitaires de Lyon, 1981, S. 383-384. & Taine, Hyppolyte. La Fontaine et ses fables. Paris: Librairie Hachette, o. J., S. 273-275, 281-286. & http://www.franceantiq.fr/slam/dechaud/tout02.htm - Stand: Juli 2001. & http://www.lafontaine.net/fables/11paysan.htm - Stand: Juli 2001. & http://www.multimania.com/fourmi/fables/info_l11.htm - Stand: Juli 2001.

[6] Claude Dreyfus La Fontaine: Fables choisies II 1971, S. 103.

[7] Hyppolyte Taine La Fontaine et ses fables o. J, S. 275.

[8] Hyppolyte Taine La Fontaine et ses fables o. J, S. 281.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Le Paysan Du Danube & Le Renard Et La Cigogne
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Romanistik)
Veranstaltung
Seminar: La Fontaines Fabeln
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
24
Katalognummer
V4197
ISBN (eBook)
9783638126045
Dateigröße
610 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
La Fontaine, Fabeln, Der Donaubauer, Der Fuchs und der Storch
Arbeit zitieren
Silke-Katrin Kunze (Autor:in), 2001, Le Paysan Du Danube & Le Renard Et La Cigogne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4197

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