Faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen, die Einhaltung von Umweltstandards, Klimaschutz, die Wahrung der Menschenrechte: das Konzept der Corporate Social Responsibility (CSR) formuliert umfassende gesellschaftlich-normative Erwartungen an Unternehmen. Diese Erwartungen werden dabei von verschiedenen Anspruchsgruppen an die Unternehmen herangetragen. Durch die zunehmende „Moralisierung der Märkte“ hinterfragen immer mehr Verbraucher, unter welchen Bedingungen Waren hergestellt werden. Und die Politik setzt sich mit unterschiedlichen Initiativen immer intensiver mit Fragen nach transparenten Lieferketten und nachhaltiger Produktion auseinander.
Die Einhaltung von Mindeststandards in der Lieferkette ist vor allem in der stark von der Globalisierung geprägten Bekleidungsindustrie von besonderem öffentlichem Interesse. Die Produktionsstätten der großen börsennotierten Unternehmen liegen oft in Entwicklungs- oder Schwellenländern. So stammen über 70 Prozent der in die EU importierten Bekleidung aus Asien, wobei China und Bangladesch die größten Produzenten sind. In diesen Produktionsländern gelten oft weitaus geringere Sicherheits-, Umwelt- und Sozialstandards als in Deutschland und der EU. Ereignisse wie der Einsturz der Rana Plaza-Textilfabrik in Bangladesch mit über 1.000 Todesopfern haben zu einer intensiven gesellschaftlichen und politischen Diskussion über die Verantwortung der produzierenden Unternehmen für die Arbeits- und Sicherheitsstandards geführt. Ergebnis in Deutschland: die Gründung des so genannten „Textilbündnisses“ im Jahr 2014. Dessen Mitglieder haben sich verpflichtet „die Bedingungen in der weltweiten Textilproduktion [zu] verbessern“ (TEXTILBÜNDNIS 2018).
Auch auf der europäischen Politik-Ebene gewinnt CSR an Bedeutung. Die Europäische Kommission beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit der politischen Verankerung von gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung. Mit dem 2001 vorgestellten Grünbuch „Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung von Unternehmen“ (KOM 2001) stieß die Kommission eine Debatte darüber an, wie die Europäische Union (EU) die soziale Verantwortung der Unternehmen auf europäischer und auf internationaler Ebene fördern kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Soziale Unternehmensverantwortung und die Bekleidungsindustrie
- 1.1 Problemaufriss und Fragestellung
- 1.2 Forschungsstand
- 2. Gesellschaftliche Verantwortung von Bekleidungsunternehmen
- 2.1 Definition: Der Unternehmensbegriff
- 2.2 Definition: börsennotiertes Unternehmen
- 2.3 Definition: Der Verantwortungsbegriff
- 2.4 Corporate Social Responsibility: Begriffsbestimmung und definitorische Abgrenzung
- 2.4.1 Corporate Social Responsibility (CSR)
- 2.4.2 Corporate Citizenship (CC)
- 2.4.3 Corporate Sustainability (CS)
- 2.5 Veränderungen der Marktgegebenheiten und Problemfelder in der Bekleidungsindustrie
- 2.5.1 Ökonomische Dimension
- 2.5.2 Ökologische Dimension
- 2.5.3 Soziale Dimension
- 2.6 Zwischen-Fazit
- 3. CSR als strategische Herausforderung
- 3.1 Begriffsbestimmung: Unternehmensführung
- 3.2 Strategische CSR als Wettbewerbsvorteil für Unternehmen
- 3.3 Konzepte der Unternehmensführung
- 3.3.1 Der wertbasierte Ansatz (value-based-view)
- 3.3.2 Der marktbasierte Ansatz (market-based-view)
- 3.3.3 Der ressourcenbasierte Ansatz (resource-based-view)
- 3.4 Erfolgswirkungen durch CSR
- 3.4.1 Vorökonomische Erfolgswirkungen
- 3.4.1.1 Positiver Reputationsaufbau und dessen Folgewirkungen
- 3.4.1.2 Risikovermeidungen
- 3.4.1.3 Produkt- und Prozessinnovationen
- 3.4.2 Ökonomische Erfolgswirkungen
- 3.4.2.1 Positive Auswirkungen auf finanzielle Performance
- 3.4.2.2 Kosteneffizienz
- 3.5 Zwischen-Fazit
- 4. Die Richtlinie 2014/95/EU (CSR-Richtlinie)
- 4.1 CSR in der EU - von der Freiwilligkeit zur Verbindlichkeit
- 4.2 Abgrenzung unterschiedlicher Standards und Richtlinien
- 4.2.1 UN Global Compact
- 4.2.2 OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen
- 4.2.3 Global Reporting Initiative
- 4.2.4 ISO-Norm 26000 zur sozialen Verantwortung
- 4.3 Die CSR-Richtlinie
- 4.3.1 Ziele der Richtlinie
- 4.3.2 Anwendungsbereich
- 4.3.3 Inhalte der „nichtfinanziellen Erklärung“
- 4.3.3.1 Soziale Belange und Arbeitnehmerbelange
- 4.3.3.2 Lieferkette
- 4.3.3.3 Menschenrechte
- 4.3.4 Art der Berichterstattung
- 4.3.5 Sanktions- und Überprüfungsmaßnahmen
- 4.4 Zwischen-Fazit
- 5. CSR-Berichterstattungen in der Bekleidungsindustrie
- 5.1 Verhaltenskodizes und Initiativen in der Textilbranche
- 5.1.1 Der Verhaltenskodex von H&M
- 5.1.2 Der Verhaltenskodex der HUGO BOSS AG
- 5.1.3 Label und Gütesiegel in der Textilwirtschaft
- 5.1.4 Zwischen-Fazit: Verhaltenskodizes und Gütesiegel
- 5.2 CSR-Berichterstattungen in der europäischen Bekleidungsindustrie
- 5.3 Praxisbeispiele HUGO BOSS und H&M
- 5.3.1 Unternehmensprofil: HUGO BOSS
- 5.3.1.1 Format der Berichterstattung
- 5.3.1.2 Schwerpunkt: Lieferkette
- 5.3.2 Unternehmensprofil: H&M
- 5.3.2.1 Format der Berichterstattung
- 5.3.2.2 Schwerpunkt: Lieferkette
- 5.3.3 Zwischen-Fazit: Grenzen der Vergleichbarkeit von HUGO BOSS und H&M
- CSR-Konzepte und ihre Relevanz für die Bekleidungsindustrie
- Die CSR-Richtlinie 2014/95/EU und ihre Auswirkungen auf Unternehmen
- Analyse von CSR-Berichten in der Bekleidungsindustrie
- Vergleichende Betrachtung von HUGO BOSS und H&M im Hinblick auf CSR-Strategien
- Chancen und Herausforderungen für die CSR-Berichterstattung in der Branche
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Corporate Social Responsibility (CSR) in der Bekleidungsindustrie. Sie analysiert die Entwicklung von CSR-Standards und Richtlinien im Kontext der EU-weiten CSR-Berichtspflicht und beleuchtet die praktische Umsetzung in den Beispielunternehmen HUGO BOSS und H&M.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und stellt die Relevanz von CSR in der Bekleidungsindustrie heraus. Im zweiten Kapitel werden zentrale Begriffe wie Unternehmensverantwortung und CSR definiert und die Problemfelder in der Branche beleuchtet. Das dritte Kapitel betrachtet CSR als strategische Herausforderung und die Bedeutung von Unternehmensführung. Die EU-weite CSR-Richtlinie und ihre Bedeutung für die Bekleidungsindustrie werden im vierten Kapitel analysiert. Das fünfte Kapitel untersucht CSR-Berichterstattungen in der Branche anhand von Praxisbeispielen wie HUGO BOSS und H&M.
Schlüsselwörter
Corporate Social Responsibility, CSR-Richtlinie, Bekleidungsindustrie, Nachhaltige Entwicklung, Unternehmensethik, Lieferkette, Menschenrechte, Umweltschutz, Transparenz, Berichterstattung.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2018, Die Einführung der Corporate Social Responsibility-Berichtspflichten. Chancen und Risiken im marktorientierten Konzept börsennotierter Unternehmen der europäischen Bekleidungsindustrie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419731