Der Comic als Symbol politischen Widerstandes. Oesterhelds "El Eternauta"


Hausarbeit, 2018

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Historischer Kontext
2.1.1 Geschichte Argentiniens
2.1.2 Héctor German Oesterheld
2.2 „El Eternauta“
2.3 „El Eternauta“ als Symbol des Widerstandes?
2.3.1 Das Medium Comic
2.3.2 Buenos Aires und der Alltag
2.3.3 Manos und Ellos
2.3.4 “Los Desaparecidos” und der Schnee

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ein berühmtes Zitat des spanischen Malers Pablo Picasso lautet: „Das Einzige, was ich im Leben bedauere ist, keine Comics gezeichnet zu haben." Comics üben für viele Leute eine Faszination aus und sie können viele Aufgaben erfüllen. Nach Knigge entstand der Comic wie wir ihn kennen Ende des 19. Jahrhunderts1, auch wenn McCloud anmerkt, dass man unter gewissen Umständen auch schon präkolumbianische Bilderschriften aus Südamerika des 15. Jahrhundert als Comics deuten kann.2 Der Comic schafft eine gemeinsame Identität, da er leicht verständlich ist und jeder darüber lachen kann.3 Dies führte auch zu seiner raschen Verbreitung, von New York in die ganze Welt.4 Die grundlegenden Eigenschaften eines „comic strip“ (wörtlich: lustiger Streifen), die Einfachheit und der Humor prädestinieren ihn als einen Werkzeug des politischen Widerstandes.

In dieser Hausarbeit werde ich untersuchen, ob und inwiefern Hector German Oesterhelds Comic „El Eternauta“ als ein Symbol des politischen Widerstandes fungierte. Dazu werde ich zunächst auf den historischen Kontext und die Geschichte Argentiniens zu dieser Zeit eingehen, wonach ich mich näher mit dem Autor des Comics befassen werde. Im weiteren Verlauf werde ich versuchen „el Eternauta“ zu sezieren und die verschiedenen Ebenen durchleuchten auf welchen der Comic wirkt, um dann abschließend die gestellte Frage klären zu können.

2. Hauptteil

2.1 Historischer Kontext

2.1.1 Geschichte Argentiniens

Um den Comic einordnen zu können, ist es wichtig etwas über die Geschichte Argentiniens zu der Zeit zu wissen. Bei den Wahlen von 1946 kam Juan Perón an die Macht. In 2 Amtszeiten bis 1955 setzte er einerseits Sozialreformen wie den 8-Stunden-Tag ein, andererseits kam es nach anfänglichem starkem wirtschaftlichem Aufschwung Ende der 40er-Jahre, Anfang der 50er-Jahre zu einer wirtschaftlichen Verschlechterung der Lage. Auch hatte Perón teilweise Versprechen wie die Verstaatlichung des Großgrundbesitzes nicht gehalten, wodurch sich als seine Gegner nicht nur die Konservativen, sondern später auch Teile der Mittelschicht positionierten. 1955 kam es zu einem Militärputsch unter der Führung von Eduardo Lonardi, auch wenn unter den Putschisten Diskrepanzen zwischen „Reformpopulisten“ (Industrialisierung auf Basis des Argentinischen Kapitals), „Desarollistas“ (Industrialisierung ausweiten auf fortgeschrittenen Produkte) und „Liberalen“ (Industrialisierung auf Basis des freien Handels) herrschten. Schon 1955 kam es zu einem Wechsel an der Macht, die Verfassung von 1853 wurde wiedereingesetzt und die peronistische Partei verboten. Bei den Präsidialwahlen 1958 kamen die Desarollistas unter Arturo Frondizi an die Macht, das Verbot der peronistischen Partei wurde gelockert und 1961 aufgehoben. Die Gouverneurswahlen 1962 gewannen die Peronisten klar, wodurch das Militär einschritt und die Wahlen annullierte.

In der folgenden Zeit kam es zu einer Zersplitterung des politischen Systems, was sich unter anderem daran zeigte, dass 47 Parteien an den Wahlen 1963 teilnahmen, von denen 45 circa 50% der Stimmen unter sich ausmachten.5 Unter anderem aufgrund der schlechten Wirtschaftslage kam es 1966 zu einem erneuten Putsch unter Juan Carlos Ongania, wonach das Parlament aufgelöst wurde und alle Parteien verboten wurden. In der Folgezeit kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, unter anderem mit den Montoneros (Peronisten), der ELN oder der ERP (beide kommunistisch). Nach mehreren Wechseln an der Spitze wurden 1973 erstmals wieder demokratische Wahlen veranstaltet. Die Peronisten gewannen die Wahl und bereiteten somit die Rückkehr Perons vor. Dieser starb allerdings schon 1974, wodurch seine Frau das Amt übernahm. Es kam 1976 zum bisher letzten Putsch, als Jorge Rafael Videla die Macht übernahm und den „Proceso de Reorganización Nacional“ (Prozess der Nationalen Reorganisation) einleitete. Diesem fielen Schätzungen zufolge etwa 30.000 Menschen zum Opfer (die sogenannten „Desaparecidos“), deren Verschwinden meist bis heute nicht aufgeklärt ist.6

2.1.2 Héctor German Oesterheld

Hector German Oesterheld wurde 1919 in Buenos Aires geboren. Seine Eltern waren Einwanderer, seine Mutter aus dem Baskenland, sein Vater aus Deutschland. Er studierte Geologie an der Universität von Buenos Aires. Während seiner universitären Ausbildung arbeitete er als Korrektor von Texten, 1943 publizierte er seine erste Erzählung mit dem Namen „Truila y Militar“. 1950 heiratete er Elsa Sanchez, mit der er 4 Kinder hatte (Estela, Diana, Beatriz und Marina). Auch gründete er 1957 mit seinem Bruder einen eigenen Verlag, vor allem für seine eigenen Werke. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Bull Rocket“, „Sargento Kirk“ und „El Eternauta“. Oesterheld engagierte sich vor allem ab den 60er-Jahren politisch, auch war er Mitglied der erwähnten „Montoneros“. Seine Comics begannen auch teilweise von berühmten Personen zu handeln, als Beispiel lassen sich Comics über Che Guevara und Eva Peron anführen. Nach Videlas Putsch 1976 steigerte er nochmal sein Engagement und kämpfte im Untergrund für die Revolution, was dazu führte, dass sowohl Oesterheld als auch seine vier Töchter entführt wurden und wahrscheinlich dasselbe Schicksal wie die 30.000 anderen „Desaparecidos“ erlitten. Nur seine Frau Elsa Sanchez und zwei Enkel überlebten, seine Frau kämpfte bis zu ihrem Tod 2015 zusammen mit den „Madres de Plazo de Mayo“ und den „Abuelos de Plaza de Mayo“ für die Aufklärung der Verbrechen.

2.2 „El Eternauta“

Wenn man sowohl die Geschichte Argentiniens als auch die persönliche Geschichte Oesterhelds betrachtet bekommt „El Eternauta“ eine fast schon prophetische Note.

Ein nicht näher benannter Autor (laut Michael Pilz ist es Oesterheld selbst7 ) sitzt 1959 an seinem Schreibtisch in Buenos Aires. Vor ihm materialisiert sich ein Geist, welcher sich als „El Eternauta“ (wörtlich wohl „der Ewigkeitsreisende“) vorstellt. Er erzählt dem Autor seine Geschichte, welche 4 Jahre in der Zukunft spielt. Der Eternauta (mit bürgerlichem Namen Juan Salvo) spielt mit seinen Freunden Karten, als es zu schneien beginnt. Wie Pilz treffend bemerkt, ist Schnee in Buenos Aires sehr selten8, auch die Freunde um Salvo wundern sich. Sehr schnell bemerken Sie allerdings, dass der Schnee giftig ist und die Menschen tötet. Gemeinsam basteln die Freunde Schutzanzüge und wagen sich auf die Straßen. Nach ein paar Tagen bemerken sie, dass außerirdische Lebewesen für die Invasion verantwortlich sind. Die Freunde werden von einer improvisierten Widerstandsbewegung aufgelesen um die Invasoren zu bekämpfen. Während der Widerstand gegen die Außerirdischen kämpft, offenbaren diese ihre volle Stärke. Unter anderem müssen die Freunde gegen „Cascarudos“ (Insekten), „Garbos“ (elefantenartige Wesen), „Hombres-robot“ (zu Robotern transformierte Menschen) und die „Manos“ (humanoide Wesen, welche die anderen steuern) kämpfen. Sie alle werden allerdings von den „Ellos“ („Sie“) kontrolliert, welche während der gesamten Handlung ungesehen verbleiben.

Nach einigen Siegen wird der Widerstand allerdings Stück für Stück ausgedünnt, weshalb Juan Salvo fliehen will um sich mit seiner Familie zu verstecken. Durch eine vorbeifliegende Rakete, keimt im Widerstand die Hoffnung auf, dass die Welt auf ihre Notlage aufmerksam geworden ist. Gemeinsam schaffen Sie es das Hauptquartier zu zerstören, müssen allerdings fliehen. Die Gruppe muss sich trennen, nachdem viele von Salvos Freunden in Roboter verwandelt wurden. Der Eternauta versucht mit seiner Familie mit einem Raumschiff zu fliehen, löst dabei aber aus Versehen eine Zeitmaschine aus. Dies führt dazu, dass Salvo und seine Familie in unterschiedliche Zeitdimensionen (genannt „Kontinuum“) geschleudert werden. Juan Salvo wird dadurch zum Eternauta, für immer verdammt in unterschiedlichen Kontinuums nach seiner Familie zu suchen. Nun schließt sich die Rahmenhandlung und Juan Salvo versteht, dass er im richtigen Kontinuum, ein paar Jahre vor der Invasion angekommen ist.

Er macht sich auf die Suche nach seiner Familie, ohne zu bedenken, dass es auch einen Juan Salvo dieser Gegenwart geben muss. Der Autor versucht ihn zu warnen, muss allerdings feststellen, dass er zu spät ist. Der Eternauta verschmilzt mit dem Juan Salvo der Gegenwart und vergisst alles. Der Autor wendet sich fast schon verzweifelt an den Zuschauer und fragt sich: „Ist es möglich, alles zu verhindern, was der Eternauta mir erzählt hat passieren wird, wenn ich es aufschreibe? Wird es möglich sein?“

[...]


1 Andreas C. Knigge, „Zeichen-Welten. Der Kosmos der Comics“, S.8.

2 Scott McCloud, Comics richtig lessen, S. 18.

3 Andreas C. Knigge, Zeichen-Welten, S.10

4 Ebd.

5 Dieter Nohlen, Handbuch der Wahldaten Lateinamerikas und der Karibik, S. 58

6 Sara E. Howe, „The Madres de Plaza de Mayo: asserting motherhood, rejecting feminism?”, S. 43

7 Michael Pilz, „Der Krieg, der aus der Kälte kam“, 5. Absatz

8 Ebd., 1. Absatz

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Comic als Symbol politischen Widerstandes. Oesterhelds "El Eternauta"
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
1,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
14
Katalognummer
V419755
ISBN (eBook)
9783668684263
ISBN (Buch)
9783668684270
Dateigröße
529 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
comic, symbol, widerstandes, beispiel, oesterhelds, eternauta
Arbeit zitieren
Maximilian Hastenteufel (Autor:in), 2018, Der Comic als Symbol politischen Widerstandes. Oesterhelds "El Eternauta", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419755

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