Diese Ausarbeitung befasst sich unter anderem mit der Frage, warum sich Gott in Wirnt von Grafenbergs Artusroman ‚Wigalois’ zuweilen ebenso widersprüchlich verhält, wie im Paradies. Weshalb etwa straft er den gottgläubigen, gegen die Armen großzügigen König Jorel mit zehn Jahren Fegefeuer, während der Heide Roaz, der ihm das Land stahl und ihn und seine Ritter heimtückisch meuchelte, ein glückliches Leben führt? Und was steckt dahinter, wenn er dem titelgebenden Helden des Romans immer wieder hilft, auch gern dann, wenn Wigalois schon bei kleineren Schwierigkeiten lethargisch wird, sich, wie bei der Schwertradepisode, kurzerhand schlafen legt und darauf vertraut, dass Gott schon alles richten wird, statt selbst aktiv zu werden?
Um die Darstellung von Gott und göttlichem Wirken abzurunden, wird auch untersucht, wer wann und wofür betet, welche Rolle Frömmigkeit im Roman spielt und welche der Figuren mit Gott – subtil oder explizit – in Verbindung gebracht werden. Dafür wird besonders die recht offensichtliche Erlöserfunktion von Wigalois untersucht, wie auch bestimmte Parameter bei der Darstellung weiblicher Schönheit.
Geleitet wird die Hausarbeit von der These, dass Wigalois ohne Gottes Hilfe scheitern würde, mehr noch, im Grunde kein Held ist, sondern ein ritterlicher Antiheld, dessen maßgebliche Schwäche seine übersteigerte Gottergebenheit ist, denn „[d]er Held wird Held nur, indem er handelt“ , und eben das vermeidet Wigalois in Schlüsselmomenten. Stattdessen erledigt der titelgebende Held „seine Aufgabe in dem Bewusstsein, Gottes Beistands zu bedürfen“ , was von Vornherein wie eine wenig heldenhafte Einstellung anmutet. - Eine Diskussion.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Welche Rolle spielen Gott und Frömmigkeit im Roman?
- 2.1 Frömmigkeit im, Wigalois'
- 2.2 Gottes Figuren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die widersprüchliche Darstellung von Gott und göttlichem Wirken im ‚Wigalois’ von Wirnt von Grafenberg. Im Fokus steht dabei die Frage, warum Gott sich in dem Roman zuweilen widersprüchlich verhält, und wie diese Darstellung im Kontext der mittelalterlichen Frömmigkeit zu verstehen ist.
- Die Rolle von Gott und Frömmigkeit im ‚Wigalois’
- Die Widersprüchlichkeit von Gottes Handeln im Roman
- Die Darstellung weiblicher Schönheit und ihre Verbindung zu göttlichen Attributen
- Wigalois' Erlöserfunktion und seine ambivalente Beziehung zu Gott
- Die Interpretation von Wigalois als Ritter und Antiheld
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Einführung in die Thematik und stellt die These auf, dass Wigalois im Grunde ein Antiheld ist, dessen größte Schwäche seine übersteigerte Gottergebenheit ist. Das zweite Kapitel untersucht die Rolle von Gott und Frömmigkeit im Roman, wobei herausgestellt wird, wie selten Gott und religiöse Konzepte in den ersten Kapiteln erwähnt werden. Das Kapitel zeigt auch, wie die Gottergebenheit des Helden in den Vordergrund gerückt wird, insbesondere in seiner Liebesbeziehung zu Larie.
Das dritte Kapitel analysiert die Darstellung von „Gottesfiguren“ im ‚Wigalois’, insbesondere die Figur von Wigalois selbst und seine Erlöserfunktion. Es werden auch Parallelen zwischen Wigalois und Gott bzw. Jesus aufgezeigt, die durch die implizite Gleichsetzung des Helden mit göttlichen Attributen entstehen. Die Darstellung weiblicher Schönheit, insbesondere Flories, wird als Verbindung zu Maria interpretiert. Die Kapitel enden mit einer Analyse von Wigalois' Zweifel und der ambivalenten Beziehung des Helden zu Gott.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit fokussiert auf die Themen Gott, Frömmigkeit, mittelalterliche Literatur, ‚Wigalois’, Wirnt von Grafenberg, Antiheld, Erlöserfunktion, weibliche Schönheit, göttliche Attribute, Gottesbilder.
- Arbeit zitieren
- Steffen Kutzner (Autor:in), 2017, Zur Darstellung und Wirkungsweise Gottes in Wirnt von Grafenbergs "Wigalois", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419828