Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Theoretischer Überblick
Projektive Testverfahren
Märchen
Fairy Tale Test (FTT)
Entwicklung und Verwendungszweck
Testkarten
Durchführung
Testpersonen
Testleiter/in
Testzeit
Vorgehensweise
Variablenskalierung
Beschreibung der Ratingskalen
Auswertung
Gütekriterien
Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Tabellenverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Theoretischer Überblick.
Die Sorgfältigkeit eines diagnostischen Prozesses spielt gerade bei der psychologischen Arbeit mit Kindern eine elementare Rolle. Sie erfordert einiges an Flexibilität vom Untersucher und muss häufig sehr aktiv gestaltet sein. Die Übertragung von typischen Vorgehensweisen in der Erwachsenendiagnostik auf die diagnostische Arbeit mit Kindern ist nicht ohne weiteres möglich. Erforderlich sind hier Modifikationen, die den Entwicklungsstand des Kindes und die damit einhergehenden Besonderheiten in den jeweiligen Altersstufen berücksichtigen (Remschmidt & Herpertz-Dahlmann, 1997,s.82-83). Kinder durchlaufen entwicklungsbedingte Veränderungen häufig in kürzester Zeit, viele Auffälligkeiten ändern sich je nach Entwicklungsstand, so dass sich die diagnostischen Herangehensweisen schnell anpassen müssen (Döpfner & Petermann, 2012, S.4).
Projektive Testverfahren
Projektive Testverfahren spalten bis heute die Gemüter. Auf der einen Seite haben diese aufgrund ihrer schwer einschätzbaren Gütekriterien im Vergleich zur ״modernen“ Diagnostik einen eher geringen Stellenwert und ״[...] sollten daher nur mit größter Vorsicht eingesetzt werden.“ (Döpfner & Petermann, 2012, S.24). Auf der anderen Seite könne sie wichtige Erkenntnisse über die unbewussten Prozesse, der Vorstellungswelt und auch der Verarbeitungsstrategie von Kindern liefern (Döpfner & Petermann, 2012, s.24). Trotz der immensen Diskrepanz der Vor- und Nachteile und der, meist in geringem Maße vorhandenen Gütekriterien, werden projektive Tests häufig in der Diagnostik angewendet (Döpfner & Petermann, 2012, S.87). Es gibt eine große Fülle an Testverfahren. Sie können beispielsweise in Form von Zeichentests, Spieltests, wie auch als verbal - thematische-, Entfaltungs- und Gestaltungs-, oder Formdeute - Verfahren angewendet werden. Sie haben den Vorteil, dass sie in den meisten Fällen eher wie ein Spiel aufgebaut sind und so den Kindern mehr Spaß machen. Dies erleichtert den Befragungsprozess, da sich das Kind schneller Wohl in der ungewohnten Situation fühlt. (Döpfner & Petermann, 2012, s.61,88) So kann ein projektives Verfahren unter anderem hilfreich sein, die Beziehung zwischen Untersucher und Kind zu verbessern und zusätzliche Informationen liefern, die später die Interpretation psychometrischer Verfahren ergänzen. Ein multimodales Diagnoseverfahren, beziehungsweise ein Zusammenspiel zwischen qualitativen Methoden und objektiven, quantifizierbaren Testverfahren erscheint gerade bei der Diagnostik von Kindern sinnvoll. (Döpfner & Petermann, 2012, S.88) ״[...] Der Begriff ״projektives Verfahren“ definiert Tests nach der Art der Beziehung zwischen Testmerkmal (dem Index) und daraus zu erschließendem Persönlichkeitsmerkmal (dem Indizierten).“ (Krohne, Heuer, & Hasselhorn, 2015, S.325) Nach Freud wird ״Projektion“ als ein Abwehrmechanismus verstanden, ״[...] durch den Eigenschaften oder Impulse, die das Ich bedrohen, in der eigenen Person nicht wahrgenommen, dafür aber einer Person oder einem Objekt der Außenwelt zugeschrieben werden“ (Krohne et ak, 2015, s.325) können. Die Definition von ״Projektion“ kann von Test zu Test verschieden sein, verbindend ist jedoch, dass die meisten der projektiven Verfahren mit mehrdeutigen Vorlagen arbeiten, die den Probanden (Kindern) zur ״Interpretation“ vorgelegt werden. Die meist genutzten, beziehungsweise die bekanntesten Verfahren sind zum einen der Rorschach - Test und zum anderen der Thematische Apperzeptionstest.
Der Schweizer Psychiater Hermann Rorschach (1884 - 1922) erweitert ein bereits als Gesellschaftsspiel, als Mittel zur künstlerischen Anregung, aber auch als diagnostisches Instrument geläufiges Verfahren. Er reduziert die von Dearborn bereits nach Schwierigkeit eingeordnete Serie von Tintenklecksen auf zehn Tafeln und nimmt zusätzlich bunte Vorlagen auf, für die er ein formales Auswertungsschema ausarbeitet. (Krohne et ak, 2015). Der Proband/die Probandin soll diese zehn, in der Regel mehrdeutigen Tintenkleckse (fünf schwarze und fünf farbige) interpretieren, beziehungsweise erklären, was das Gebilde darstellen könnte. Inklusive Testdarbietung und Auswertung dauert der Test circa drei Stunden. Zunächst besteht keine Standardisierung der Testdarbietung und auch die Auswertungs- und Interpretationsobjektivität ist gering was zu einer unzureichenden Reliabilität und Validität führt. Im Laufe der Jahre werden unzählige Versuche unternommen die psychometrische Qualität zu belegen jedoch bleibt die Überprüfung bis heute umstritten. (Krohne et al., 2015, S.326-329)
Beim thematischen Apperzeptionstest (TAT) werden dem Probanden/der Probandin, je nach Alter und Geschlecht eine Serie von 20 Bildtafeln, ausgewählt aus einem Kartenset von 31 Karten, gezeigt. Auf diesen sind mehrdeutige soziale Situationen abgebildet. Zu jeder Bildtafel soll eine Geschichte erzählt werden, die drei Stadien (Vorgeschichte, gegenwärtiges Geschehen und Ausgang der Geschichte) beinhalten sollte. Einige der Karten gewähren einen sehr ausgedehnten projektiven Spielraum. Eine der Tafeln ist sogar leer. Diese animiert häufig dazu, eine Geschichte zu erzählen, die den direkten Bezug zum Probanden und seiner Konfliktthematik herstellt. (Rauchfleisch, 1989, s.20-23) Der TAT benötigt einen immensen Aufwand (Durchführung: zwei bis drei Stunden verteilt auf zwei Tage; Auswertung: circa ein bis zwei Stunden). Ebenso empfiehlt der Autor Murray, dass die biographischen Umstände in direktem Zusammenhang mit den Testbefunden des TATs interpretiert werden müssen. Bis heute wird mit unterschiedlichen Versionen des TATs gearbeitet. Er wird permanent weiterentwickelt und viele andere projektive Tests nehmen ihn als Grundlagenmaterial. (Rauchfleisch, 1989, s.3,9) So entwickelten Bellak und Bellak (1955) beispielsweise eine Kinderversion, den Children Apperception Technique (CAT), mit einer kürzeren Testzeit und veränderten Bildmotiven. (Rauchfleisch, 1989, S.3) Die psychometrische Qualität des TATs wird jedoch noch unbefriedigender eingeschätzt, als die des Rorschach - Tests. Gründe hierfür können unter anderem das Fehlen eines Auswertungssystems und die von
Untersuchung zu Untersuchung variierenden Vorlagen sein. Die nicht verbindlich festgelegte Verwendung der Karten führt außerdem zu einer geringen Durchführungsobjektivität (Krohne et al., 2015, s.330-333)
Märchen
Der Ursprung von Märchen lässt sich nicht genau datieren. Aussagen wie beispielsweise bei Grätz (1988, S.2): ״Die Theorie vom mythischen Alter des Märchens wurde schon früh von den Brüdern Grimm vertreten. So schreibt Jacob Grimm am 29. Oktober 1812 in einem Brief an Achim von Arnim, er sei fest überzeugt, ,daß alle Märchen unserer Sammlung ohne Ausnahme mit allen Umständen schon vor Jahrhunderten erzählt worden sind.‘ “ bestätigen die Schwierigkeit der zeitlichen Einordnung von Märchen. Schon bevor Märchen schriftlich fixiert werden, existieren zahlreiche mündliche Überlieferungen. Ein Grund dafür ist der weit verbreitete Analphabetismus der in den Bevölkerungen vorherrscht. So bildet die Grundlage der meisten Märchen, mündlich überlieferte Erzählungen. Eines der ersten schriftlich festgehaltenen Märchen war die Geschichte vom russischen Prinzen Adolphe und der Feenprinzessin Felicite, in dem Roman ״Histoire d'Hypolite, comte de Duglas (Paris 1690), verfasst von der Comtesse d'Aulnoy. Ursprünglich waren ihre Geschichten, wie viele der ersten Märchengeschichten, jedoch nicht für Kinder gedacht. (Grätz, 1988, s. 19 - 20) ״[...] die Weiterentwicklung der bürgerlichen Pädagogik und ihre Ausrichtung auf das Nützliche und Sittliche bringt zunächst die moralische Erzählung und dann das kindgerechte Märchen hervor“ (Grätz, 1988, S.266). Bis heute entwickelten sich viele unterschiedliche Gattungen von Märchen. So wird im groben zwischen Volks-, Kunst- und Wirklichkeitsmärchen unterschieden, jedoch sind die Abgrenzungen nicht sehr trennscharf. Die wohl bekanntesten Vertreter für Märchen sind die Gebrüder Grimm. Ihre Sammlung ״Kinder- und Hausmärchen entsteht zwischen 1806 und 1812. (Crane, 1917, S. 140) Sie haben dem Märchen ״[...] die Gestalt gegeben, die bis heute unsere Vorstellung vom Stil des Märchens prägt und von der wir meinen, sie sei Charakteristikum zeitloser, volksnaher Sprache, verkennend, daß eben diese unsere Vorstellung ein Ergebnis von Entwicklungen um 1800 ist.“ (Grätz 1988, s. 243 und 269-272) So stellt der Begriff ״Volksmärchen“ bis heute ein Synonym für ״Märchen“ dar. (Neuhaus, 2017, S.4). Zum allgemeinen Merkmal von Märchen gehört die Klarheit der Erzählung. Es gibt keine Nebenhandlungen und die Erzählweise ist sehr strukturiert. Ort und Zeit sind in der Handlung nicht bestimm- oder rekonstruierbar. Die Protagonisten sind eindimensional beschrieben und beleben die Handlung durch ihre Gegensätze: Sie sind entweder Gut oder Böse, Arm oder Reich, Schön oder Hässlich. (Neuhaus, 2017, S.7) Durch die einfache und so auch nachvollziehbare Erzählweise, aber auch durch die Vermischung von Realität und Phantasie wird eine Spannung erzeugt, der sich weder Groß noch Klein entziehen kann. Auch die symbolische und metaphorische Sprache ist einfach gehalten und bietet dem Kind so seine Botschaften und Lösungen in einer Weise an, die es versteht. (Bettelheim & Mickel, 2015, s.15 -17) Das Märchen spiegelt Realitäten wider, mit denen sich das Kind im Entwicklungsprozess konfrontiert sieht, beispielsweise das übertreten von Verboten oder die Handhabe von Recht und Einrecht, sowie Gut und Böse und hilft dem Kind dabei diese grundlegenden Nöte zu reflektieren und moralisch einzuordnen. Es zeigt dem Kind, das auch ausweglos erscheinende Probleme gelöst werden können. (Frey, 2017, S.6 -8) Das Märchen nimmt mit seiner vereinfachenden Art die existentiellen Probleme der Kinder sehr ernst und klärt sie über ihr Innerstes auf, so dass sieje nach ihren augenblicklichen Bedürfnissen und Interessen zu verschiedenen Zeiten ihres Lebens einen unterschiedlichen Sinn aus einem Märchen entnehmen können. (Bettelheim & Mickel, 2015, s. 19) Bettelheim (&Mickel, 2015, S.14) fasst dies sehr schön wie folgt zusammen: ״Märchen haben unabhängig vom Alter und Geschlecht ihres Helden sehr große psychologische Bedeutung für Kinder jeden Alters, Jungen und Mädchen, weil sie den Identifikationswechsel erleichtern, der eintritt, wenn sich das Kind nacheinander mit verschiedenen Problemen befaßt.“
Fairy Tale Test (FTT)
Entwicklung und Verwendungszweck
Der Fairy Tale Test macht sich die Vertrautheit von Kindern zur Märchenwelt zu nutze. Er wurde so konzipiert, dass sich die Testsituation wie ein Spiel für die Kinder anfühlt und so Hemmungen beseitigt und eventueller Frustration vorbeugt. Mittels Testkarten, die überwiegend Szenen aus ״Rotkäppchen“ und ״Schneewittchen und die sieben Zwerge“ zeigen, werden ״[...] eine große Anzahl an Persönlichkeitsvariablen, von denen die meisten testtheoretisch gut zu berechnen sind“, (Coulacoglou, 1996, S.12) untersucht. Der FTT stellt den Anspruch, ein ״[...] psychometrisch zufriedenstellendes Testinstrument [...]“ (Coulacoglou, 1996, S.13) zu sein, dass die Psychodynamik des Kindes erfassen kann. Betrachtet werden neben einzelnen Persönlichkeitszügen auch ihre Interrelationen. Der Test kann laut Coulacoglou (1996, p. 13) auf verschiedene Weise eingesetzt werden, beispielsweise als Grundlagentechnik, Verfahren aber auch als Hilfsmittel. So eignet er sich im klinisch-diagnostischen Bereich, wie auch für die Forschung. ״Aufgrund seiner Normierung an einer großen Kontrollstichprobe kann er ebenso zur Erfassung entwicklungsbedingter Veränderungen und situativer Effekte bei ״normalen“ Kindern eingesetzt werden.“ (Coulacoglou, 1996, s.13)
Testkarten
Der FTT besteht aus sieben Bilderreihen, die jeweils drei Bildversionen umfassen, also insgesamt aus 21 Bildkarten die auf der Rückseite nummeriert sind. Fünf Bildreihen bestehen aus den Figuren, Rotkäppchen, Wolf, Zwerg, Hexe, und Riese, die in jeweils Drei Versionen von Anthony Glykos gezeichnet worden sind. Es wurde viel Zeit darauf verwendet charakteristische Elemente typischer Darstellungen aus bekannten Buchillustrationen (z.B.Doré) oder berühmten Filmen (z.B.Walt Disney) in den
Zeichnungen zu integrieren. Eine der drei Version der Figuren ist eher untypisch in ihrer Darstellung und soll die Kinder anregen, kreativere Antworten zu finden, die häufig bedeutsamer sind (Coulacoglou, 2013, S.10). Es erleichtert dem Kind so zum Beispiel den Einstieg in die Testsituation, regt jedoch auch an sich genau mit den Themen und den Fragen auseinanderzusetzen, da Kinder gerne aus Alternativen auswählen. Der Prozess, zu entscheiden, welcher Wolf die Oma gefressen haben kann, wird dem Kind einfacher fallen, als erklären zu müssen, was einen bestimmten Wolf dazu bewogen hat die Tat zu begehen (Coulacoglou, 2013, s. 10-11). ״Die auf den Bildkarten dargestellten Märchenfiguren spiegeln bedeutsame realistische und symbolische Themen wider: Liebe, Zuneigung, Eifersucht, das Böse, Gewalt, Oralität, Sexualität, Beistand, Zurückweisung, Tod, Wiederauferstehung, Wiedergeburt.“ (Coulacoglou, 1996, S.13). Zwei der Sieben Bildreihen zeigen Szenen aus den Märchen ״Rotkäppchen“ und ״Schneewittchen und die sieben Zwerge“. Sie sind so gestaltet, dass sie Anfang, Mitte und Ende der Geschichten darstellen können.
Durchführung
Testpersonen
Getestet werden können Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren. Die Range kann auf sechs bis dreizehn/vierzehn Jahre ausgedehnt werden, jedoch sind diese Altersgruppen nicht standardisiert. (Coulacoglou, 1996, S.26)
Testleiter/in
Der, bzw. die Testleiter/innen muss über entsprechende Erfahrung im Umgang mit projektiven Testverfahren, sowie Kenntnisse über psychodynamische Theorien und testtheoretisches Wissen verfügen. ״Dazu gehört auch das Wissen um die Grenzen der Interpretierbarkeit von Testergebnissen.“ (Coulacoglou, 1996, s.26). Die Auswertung setzt einen vertrauten Umgang mit psychoanalytischer Märcheninterpretation und der Kenntnis der dazugehörigen Literatur voraus. Damit sich das Kind wohlfühlt, ist im
Vorfeld ״[...] ein ausreichend guter Rapport zwischen dem Kind und seinem Untersucher [...]“ (Coulacoglou, 1996, S.27) wichtig. Ideal ist eine vertrauenserweckende Testsituation in der das Kind dazu angeleitet wird, möglichst impulsiv zu antworten. Unbewusste Prozesse lassen sich wesentlich besser an Antworten ablesen, die möglichst direkt und ohne nachzudenken gegeben werden, als an unspezifischen Antworten (Coulacoglou, 2013, S.24)
Testzeit
Die Durchführungszeit für alle Kartenreihen, beträgt durchschnittlich circa.45 Minuten. Es kommt jedoch auch auf die Kinder an. Bei sehr schüchternen Kinder kann sich die Testzeit dementsprechend verlängern, da intensiver auf sie eingegangen werden muss, um sie zu bestärken. Des Weiteren gibt es Kinder die sehr weitschweifig antworten, auch dies verlängert dementsprechend die Zeit. Jedoch hängt nicht nur die Testdauer von diesen Komponenten ab, sie beeinflussen ebenfalls die Auswertungszeit. In Abhängigkeit von der Erfahrung des Testleiters und der Weitschweifigkeit der Antworten kann sich auch diese verlängern. Im Durchschnitt beträgt die Auswertung des Protokolls circa 30 Minuten und die Interpretation circa 30 Minuten. (Coulacoglou, 2013, s.25-26)
Vorgehensweise
Eine standardisierte Anweisung liegt nicht vor. Das Handbuch liefert jedoch eine recht präzise Einweisung in die Durchführung. Es sollte sichergestellt sein, dass das Kind die beiden Märchen ״Rotkäppchen“ und ״Schneewittchen und die sieben Zwerge“, sowie mindestens ein anderes Märchen indem ein Riese vorkommt, beispielsweise ״Der kleine Däumling“ oder Das tapfere Schneiderlein“ kennt. Um entsprechende Verzerrungen vorzubeugen wird empfohlen, das Kind in einem ersten Schritt der Untersuchung um eine kurze Nacherzählung der Märchen zu bitten und diese schriftlich festzuhalten. Sind dem Kind diese Märchen nicht bekannt, oder erinnert das Kind diese inhaltlich nicht mehr, so wird der Test verschoben und das Kind kann sich binnen ein bis zwei Wochen mit der jeweiligen schriftlichen Vorlage befassen, damit die Inhalte dem Kind geläufig werden und so besser mit den Unbewussten Prozessen verknüpft werden können. (Coulacoglou, 2013, S.26) Die Verfahrensweise des Testleiters muss den Entwicklungsstand des Kindes berücksichtigen, dies gilt besonders, in Fällen in denen der Test mit jüngeren Kindern durchgeführt wird. Es muss sichergestellt sein, dass das Kind die Anweisungen versteht. So ist zu überlegen einzelne Fragen eventuell umzuformulieren. Aus der Frage: ״Wenn du der Wolf wärst, welches der drei Rotkäppchen würdest du fressen? Warum?“ könnte dann die Frage werden: ״Wenn wir die Geschichte spielen und du spielst den Wolf, welches der drei Rotkäppchen würdest du fressen?“ (Coulacoglou, 2013, S.27). Der FTT soll nicht auf mehrere Sitzungen gesplittet und nicht in Gruppen, sondern mit jedem Kind einzeln in einer Sitzung durchgeführt werden. Grundsätzlich muss dem Kind mitgeteilt werden, dass die Antworten nicht bewertet werden, beziehungsweise die Notizen des Testleiters keine Form der Bewertung darstellen und es keine richtigen oder falschen Antworten gibt. In gleichbleibender Reihenfolge werden dem Kind, ein Kartenset nach dem anderem vorgelegt, hierbei ist darauf zu achten, dass die gerade nicht verwendeten Testkarten unzugänglich sind. Bei jedem Set soll klar darauf verwiesen werden um welche Figur es sich handelt. Eine Formulierung dafür kann sein: ״Hier haben wir drei kleine Rotkäppchen. Was denkt/fühlt jedes einzelne von ihnen?“ oder ״Das sind die drei Zwerge. Was denkt/fühlt jeder einzelne von ihnen?“ (Coulacoglou, 2013, s.27) Bei den Kartensets sechs und sieben handelt es sich um konkrete Märchenszenen. Zum einen aus ״Schneewittchen und die sieben Zwerge“ und zum anderen aus ״Rotkäppchen“, die wie folgt vorgestellt werden: ״Hier haben wir drei Szenen aus dem Märchen von ,Rotkäppchen‘ (oder ,Schneewittchen‘ und die sieben Zwerge‘). Bitte erzähle mir, was in jeder einzelnen Szene passiert.“ (Coulacoglou, 2013, s.28-29) Das Kind soll konkrete Fragen zu den einzelnen Bildreihen beantworten.
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