Dem freien Beobachten oder der freien Formulierung von Fragen steht ein Auswertungsverfahren gegenüber, das auf Rekonstruktionen und Strukturgeneralisierungen baut. Wo sich die Offenheit der Methode wiederfinden soll, daran erhitzen sich die Gemüter. Dass die Methodik an sich offen ist, ist nicht zu bestreiten. Es geht mir in der Frage der Offenheit mehr um das Gesamtkonzept des Forschungsansatzes und der Forschungslogik.
Es geht der objektiven Hermeneutik sehr um Regelsysteme, Gesetzmäßigkeit und Rekonstruktion von Bedeutungsstrukturen. Dies erfüllt in zunehmendem Maße immer weniger die qualitative Hoffnung in der qualitativen Methodik, nämlich neues zu entdecken, explorativ zu neuen Schlüssen und Ableitungen zu gelangen. Kennzeichen der qualitativen Forschung ist es ohnehin, keine starren "Beobachtungsraster" (Flick, 2000) zu fördern, sondern den Forschungsprozess so offen wie möglich zu gestalten.
Inhaltsverzeichnis
- Zur Offenheit qualitativer Methoden
- Objektive Hermeneutik - ein objektives Verfahren?
- Strukturförmige Kunstlehre?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text bietet eine kritische Betrachtung des qualitativen Verfahrens der objektiven Hermeneutik. Die Ausführungen zielen darauf ab, die Grenzen der Offenheit qualitativer Methoden aufzuzeigen und die Objektivität der objektiven Hermeneutik zu hinterfragen.
- Die Offenheit qualitativer Methoden im Kontext der objektiven Hermeneutik
- Die Objektivität der objektiven Hermeneutik
- Kritik an der Anwendung der objektiven Hermeneutik in der Praxis
- Die Rekonstruktion von latenten Sinnstrukturen
- Die Generalisierbarkeit von Strukturgesetzlichkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Zur Offenheit qualitativer Methoden
Der Text beginnt mit einer Auseinandersetzung mit der Offenheit qualitativer Methoden und stellt die objektive Hermeneutik als ein Verfahren dar, das an die Grenzen dieser Offenheit stößt. Es wird argumentiert, dass die objektive Hermeneutik mit ihrer Fokussierung auf Regelsysteme, Gesetzmäßigkeiten und die Rekonstruktion von Bedeutungsstrukturen der qualitativen Hoffnung auf Entdeckung und Exploration zuwiderläuft.
Objektive Hermeneutik - ein objektives Verfahren?
Dieser Abschnitt hinterfragt die Objektivität der objektiven Hermeneutik. Es wird kritisiert, dass die Fixierung auf Strukturen und die Annahme universeller Regeln die intersubjektive Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse gefährden kann. Weiterhin wird die Problematik der Rekonstruktion objektiver Strukturen und der variablen Interpretationen durch verschiedene Hermeneuten beleuchtet. Die Ausführungen gehen auch auf die methodologischen Unterscheidung zwischen latenten und manifesten Strukturen sowie auf die Rekonstruktion von Sinn durch die Analyse von Strukturen ein.
Strukturförmige Kunstlehre?
Der letzte Abschnitt des Textes widmet sich der Anwendung der objektiven Hermeneutik in der Praxis. Am Beispiel von Schüler-Lehrer-Interaktionen wird aufgezeigt, dass die Rekonstruktion von Bedeutungsstrukturen mit einem großen Interpretationsspielraum versehen ist und äußere Faktoren unberücksichtigt bleiben. Es wird kritisiert, dass die objektive Hermeneutik zu einer Art strukturförmigen Kunstlehre verkommt, in der die Generalisierung von Einzelfallrekonstruktionen schwierig ist und die Methodik über die Beispiele dominiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe des Textes sind: objektive Hermeneutik, qualitative Methoden, Offenheit, Objektivität, Rekonstruktion, Struktur, latente Sinnstrukturen, Normalitätserwartungen, Lebenspraxis, Generalisierbarkeit, Strukturgesetzlichkeit, Interaktion, Interpretation.
- Quote paper
- Janos Pletka (Author), 2017, Kritische Anmerkungen zur objektiven Hermeneutik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/421629