Der Aufsatz „Die deutsche Transformation als Strategie des Institutionentransfers: Überprüfung und Antikritik“ von Gerhard Lehmbruch wurde im Sammelband „Institutionenbildung in Ostdeutschland. Zwischen externer Steuerung und Eigendynamik“, herausgegeben von Andreas Eisen und Hellmut Wollman, vom Leske und Budrich Verlag 1996 veröffentlicht. Gerhard Lehmbruch betrachtete in seinem Aufsatz die „Eigenart der Transformation der ehemaligen DDR“1 und ging bei seinen Ausführungen auf die Begriffe des endogenen und exogenen Institutionentransfers ein. Der Begriff des Institutionentransfers wird oft mit der empfundenen Fremdbestimmung der ehemaligen DDR und einfachem Überstülpen von Institutionen der alten BRD während des Einigungsprozesses verstanden. Der daraus resultierende Kontinuitätsbruch in der ehemaligen DDR wird heftig von westdeutschen Politologen bestritten, gab es ihrer Meinung nach doch immer Elemente von Kontinuität in diesem Einigungsprozess, die charakterisiert waren von Aushandlungs- und Anstimmungsverfahren.
Gerhard Lehmbruch greift diese Vorstellung des Begriffes Institutionentranfer zu weit, er erschien ihm in der DDR in der frühen Phase des Einigungsprozesses als unscharf. Der Transformationsprozess in der ehemaligen DDR begann viel früher. Der Zusammenbruch der SED- Herrschaft und das Entstehen einer neuen politischen Elite in der DDR hatten sich ohne westdeutsche Intervention vollzogen. Lehmbruch begrenzt den Begriff des Institutionentransfers daher auf die Übertragung der westdeutschen Wirtschafts- und Sozialordnung durch den 1. Staatsvertrag und die Übertragung von spezifischen sektorialen Institutionen sowie die Verwaltungsordnung im 2. Staatsvertrag. ...
Inhaltsverzeichnis
- Die deutsche Transformation als Strategie des Institutionentransfers: Überprüfung und Antikritik
- Institutionentransfer und Eigendynamik
- Der Begriff des Institutionentransfers
- Die Situation der Wiedervereinigung
- Institutionenanleihe und endogener Institutionentransfer
- Die Rolle der DDR-Regierung unter Modrow
- Forschungsfragen
- Die Transformation der DDR: Institutionentransfer und Institutionsanleihe
- Die Transformation als Prozess
- Der exogene Institutionentransfer
- Die Folgen des Institutionentransfers
- Die Rolle der Treuhandanstalt
- Institutionelle Veränderungen in Ostdeutschland
- Der Institutionentransfer: Ein Grund für die Vereinigungskrise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text analysiert die deutsche Transformation aus der Perspektive des Institutionentransfers und beleuchtet die verschiedenen Akteure und ihre Handlungsspielräume im Prozess der Wiedervereinigung. Der Text widmet sich insbesondere der Frage, inwieweit der Institutionentransfer aus der Sicht der ehemaligen DDR-Bürger als Fremdbestimmung und Entmündigung empfunden wurde.
- Institutionentransfer als Strategie des Institutionentransfers
- Exogene und endogene Prozesse der Transformation
- Die Rolle der DDR-Regierung unter Modrow
- Die Folgen des Institutionentransfers für Ostdeutschland
- Die Wahrnehmung des Institutionentransfers durch die Bürger der ehemaligen DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Analyse des Begriffs des Institutionentransfers, der als Übertragung von Institutionen der alten Bundesrepublik auf die ehemalige DDR verstanden wird. Der Autor beleuchtet die Kritik an diesem Begriff und argumentiert, dass der Transformationsprozess in der DDR bereits vor dem Einigungsvertrag begonnen hat.
Im zweiten Kapitel geht der Text auf die Situation der Wiedervereinigung ein und analysiert die Herausforderungen und Probleme, die sich daraus ergaben. Dabei werden die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die Rolle der Bundesregierung und der DDR-Regierung unter Modrow beleuchtet.
Das dritte Kapitel fokussiert auf die beiden verschiedenen Formen des Institutionentransfers: den exogenen Institutionentransfer, der durch die Übertragung westdeutscher Institutionen geprägt ist, und den endogenen Institutionentransfer, der durch die Übernahme von Institutionen aus anderen Ländern, wie beispielsweise Japan während der Meiji-Zeit, charakterisiert ist.
Der Text analysiert anschließend die Rolle der DDR-Regierung unter Modrow und beleuchtet die Handlungsspielräume, die der Regierung zur Verfügung standen, und die Gründe, warum diese Handlungsspielräume letztlich nicht genutzt wurden. Das Kapitel beleuchtet auch die Folgen des Institutionentransfers für Ostdeutschland, insbesondere die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation, die soziale Struktur und die Wahrnehmung des Einigungsprozesses durch die ehemalige DDR-Bevölkerung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Textes sind: Institutionentransfer, exogener Institutionentransfer, endogener Institutionentransfer, Transformation, Wiedervereinigung, DDR, Bundesrepublik Deutschland, politische Eliten, Handlungsspielräume, Fremdbestimmung, Entmündigung, Wirtschafts- und Sozialordnung, Treuhandanstalt, De-Industrialisierung.
- Quote paper
- Anne Piegert (Author), 2004, Reflexion zum Text Gerhard Lehmbruchs "ie ostdeutsche Transformation als Strategie des Institutionentransfers: Überprüfung und Antikritik", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42227