Bable, span.: Asturiano


Seminararbeit, 2002

25 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung

Asturianische Sprachbemühungen
Der Conceyu Bable
Die Gramática Bable
Regionalumfragen
Die Erste Regionalumfrage von 1977
Die Zweite Regionalumfrage von
Die Dritte Regionalumfrage von 1985
Die Academia de la Llingua Asturiana
Der Autonomiestatut

Asturianische Bildungspolitik
Das Erziehungswesen
Die Medien
Die Verwaltung & Das Gesetz zum Bable

Ausblick & Perspektiven

Anhang
Zeittafel (1973-1991)
Normierungsvorschläge der Gramática Bable
Zusammenfassung der Forderungen von Conceyu Bable in Zwölf Punkten
Das Vaterunser: Asturianisch vs. Spanisch & Französisch

Bibliographie

Einleitung

Die vorliegende Arbeit widmet sich den linguistischen Bemühungen um die Sprache der Asturier, die sich selbst als Asturianos bezeichnen und in Asturien zu Hause sind. Ihre Sprache wird allgemein Bable genannt, stößt im spanischen aber auf die Entsprechung Asturiano.[1]

Geographisch betrachtet, ist das Fürstentum Asturien (Autonome Region) 10 565 km² groß und liegt zwischen Kantabrien und Galicien (auch Autonome Regionen) in Spanien. Die Hauptstadt heißt Oviedo. Mit einer Gesamtzahl von etwa 1,1 Millionen Einwohnern handelt es sich hierbei um eine der am dichtesten besiedelten Provinzen Spaniens, die aus 78 Gemeinden besteht, die sich in vier Dialektgruppen (Zonen) unterteilen lassen.[2]

Im Osten spricht man das sogenannte Bable oriental. Das sind die Gemeinden 71 bis 78, vereinzelt auch 66 bis 68 und 70. Die zentrale Zone, in der das Bable central gesprochen wird, besteht aus den Gemeinden 36 bis 65 und 69, sowie teilweise auch wieder aus 66 bis 68. Die dritte Zone, die westliche, wo das Bable occidental vorrangig zu hören ist, besteht aus den Gemeinden 17 bis 35, partiell sogar 12 und 13. Schließlich gibt es noch eine Übergangszone im Westen, die gallego-asturische Zone, mit ihrer gleichnamigen Sprache. Sie beinhaltet die ersten 16 Gemeinden.[3]

Wahrscheinlich den Grundstein für jedwede linguistische Aktivitäten hat der Gijoner Schriftsteller Gaspar Melchor de Jovellanos (1744-1811) gelegt, als er sich aktiv für die „Verbesserung der ökonomischen und kulturellen Situation und Erforschung der asturianischen Sprache“[4] einsetzte. Er plante ein Asturianisches Institut, das nicht nur die Bildung in der Region heben, sondern auch die technische Nutzung natürlicher Ressourcen erforschen sollte. Weil er von Klein auf Asturianisch sprach und sich für die Sprache interessierte, fühlte er sich sowohl gefühlsmäßig mit ihr verbunden, als daß auch unter ihm asturianische Dichtungen entstanden. Er war es auch, der eine Grammatik und ein Wörterbuch der Sprache erstellen lassen wollte. Allerdings verliefen diese Projekte im Sand.[5]

Im Jahre 1946 wurde das Instituto de Estudios Asturianos (IDEA) gegründet. Es nahm 1947 seine Tätigkeit auf und veröffentlicht seitdem Bücher, veranstaltet Konferenzen und läßt die Zeitschrift Boletín del Instituto de Estudios Asturianos (BIDEA) erscheinen. In allen dreien wird die asturianische Sprache berücksichtigt. 23 Jahre später, das heißt am 28. Juli 1969, schlossen sich verschiedene Amigos del Bable zusammen und gründeten eine Vereinigung, der sie eben diesen Namen gaben. Sie, die Amigos, gaben Schallplatten heraus und propagierten ihre Sprache durch eine mindestens monatliche Bableseite in einer Tageszeitung. Sie gab neben traditionellem Erzählgut auch Kurzgeschichten neueren Datums wieder. Außerdem enthielt sie von Anfang an ein Vocabulario Bable. Damit sollte verlorengegangener Wortschatz reaktiviert werden.[6]

Vom 19. bis 21. November 1973 fand in Oviedo die Primera Asamblea Regional del Bable statt. Darin ging es um die Zukunft und Bedeutung des Asturianischen. Nachdem Franco zwei Jahre darauf verstarb und zwei Tage später Juan Carlos zum König gekrönt wurde, konnte im Dezember 1977 ein Entwurf für die Bildung der Autonomen Region eingereicht werden. Asturien erhielt am 27. September 1978 seinen Vorautonomiestatus.[7]

Asturianische Sprachbemühungen

Der Conceyu Bable

Ab dem 23.11.1974 gab es in Asturien die Gruppe Conceyu Bable. Sie erhielt in der Wochenzeitung Asturias Semanal die regelmäßige Rubrik Conceyu Bable pro el Grupo C.B., in der das Asturianische öffentlich propagiert werden konnte, indem sie Briefe abdruckte, die diese Verwendung des Bable positiv bewerteten. Davon abgesehen, daß jedermann seinen Beitrag leisten konnte und sollte, wurden auch ein paar Bedingungen gestellt. So behielt man sich z. Bsp. vor, die Artikel ins Zentralasturianische zu übertragen. – Dieser Zentraldialekt hat real die meisten Sprecher, besitzt überregionales Prestige und kommt einer vereinheitlichten Schreibweise am nächsten. – Ab September 1976 dann hatte der Conceyu sein eigenes Mitteilungsblatt, den Conceyu Bable. Fueyes Informatives. Berichtet wurde darin unter anderem über Regionalbewegungen und damit zusammenhängende Ereignisse aus anderen Gebieten, sowie über Katalonien, die Schweiz und Frankreich, um ein paar der Länder zu nennen.[8]

Die Normes Ortográfiques del Bable gab die Gruppe 1978 heraus. Ganz auf Asturianisch verfasst, wurde über die Minderheitensprache in dieser gesprochen. Es handelte sich um eine zehnseitige Broschüre zur Rechtschreibung, wie der Titel schon sagt. Sie folgte den Kriterien, daß die Rechtschreibnormen einfach (simplicidá) und nahe beim Spanischen sein sollten, sprach sich aber parallel für die Existenz einer asturianischen Sprachakademie aus, um eine endgültige Regelung zu treffen. Eine Vorschrift beispielsweise sah vor, nachgestellte unbetonte Personalpronomina mit Bindestrich abzusetzen. Außerdem wurden die Formen der Personen des Konditionals festgelegt.[9]

Das oben erwähnte Mitteilungsblatt Fueyes Informatives erschien nach seiner ersten Ausgabe mehr und mehr nur noch, als politisch wichtige Entscheidungen bevorstanden. Damit war es ihm natürlich nicht möglich, großen Einfluß auszuüben. Stattdessen bekam es eher eine Mahnerfunktion. Ab 1982 wurden sein Publikationsrhythmus geringer und seine Ausstattung ärmlicher. Vor seinem Niedergang allerdings hatte es 1979 zum einen noch einmal die Forderungen von Conceyu Bable in zwölf Punkten zusammengefaßt (s. Anhang) und zum anderen weiterhin eine Akademie befürwortet, mit deren Gründung, am 15. Februar 1980, das Verschwinden des C.B. endgültig eingeleitet wurde. „Nichtsdestoweniger betrachtete Conceyu Bable das Asturianische als sein Thema und verstand sich als außerparlamentarische Unterstützung der Akademie.“[10] – Übrigens schrieb die Gruppe auch Literaturpreise, darunter einen Preis für Kurzgeschichten sowie einen Theaterpreis aus, organisierte aber genauso Ausstellungen.[11]

Die Gramática Bable

1976 machte es sich ein Autorenteam (Ana Ma Cano González, Ma Conde Saíz, J.L. García Arias und Francisco García González) zur Aufgabe, eine Grammatik des Bable zu erstellen. Sie zählte 117 Seiten und sollte einem wissenschaftlichen Anspruch Genüge tun. Es war „der Versuch einer synchronen Beschreibung des Asturianischen des zentralen Sprachgebiets mit Ansätzen zur Normierung“.[12] Das auf Spanisch verfasste Werk bestand aus Normierungsvorschlägen für einzelne Wortarten, einem Fußnotenapparat, einem Anhang mit Originaltexten, Karten, einer grundlegenden Bibliographie und bibliographischen Angaben für ein vertieftes Studium.[13]

„Die Autoren plädierten für eine Normierung auf der Basis des Zentralasturischen, aus geographischen (zentrale Zone), politischen (Oviedo war zunächst Hauptstadt des Reino, dann des Principado), ökonomischen und demographischen (seit Jahrhunderten reichste und am dichtesten besiedelte Zone Asturiens) Gründen. Das war sicherlich ein vernünftiger Gedanke, wenn man überlegt, welch starken Einfluß auf eine Sprache ein dominierendes Zentrum (siehe Barcelona für das Katalanische) ausüben kann.“[14]

Die 15 Normierungsvorschläge sind unter Normierungsvorschläge der Gramática Bable im Anhang zu finden. Wie dort nachzulesen, beziehen sie sich unter anderem auf verschiedene Buchstaben (b/v, g/j, h, x) oder Satzzeichen (Apostroph, maskuliner Artikel mit Bindestrich u.a.). Auch sie waren an die Prämisse einer einfachen Rechtschreibung gebunden und sollten nahe beim Spanischen sein. Während das beachtet worden zu sein scheint, gibt es jedoch auch Unklarheiten, so zwischen 3.2 und 6. in der Verwendung des Buchstaben x.[15]

Regionalumfragen

Die Erste Regionalumfrage von 1977

In den Monaten August bis Oktober 1977 fand in Asturien die Primera encuesta regional statt, zu der 660 Befragte gehörten. Die Fragen kamen aus den Bereichen Kultur, Politik und Wirtschaft. Während sich 59,5% der Befragten vor allem als Asturianer fühlten, war es bei 34,2% der Spanier, der sie zu sein fühlten. Vom Standpunkt der Schulbildung aus gesehen, fühlten sich 62,6% der primarios vor allem als Asturianer, so daß 41,9% von ihnen auch nicht hätten auswandern wollen, im Gegensatz zu 37,1% und 25% bei den superiores, wobei das auch von der jeweiligen Situation des Arbeitsmarktes abhing.[16]

Hinsichtlich des Bable wurden selbstverständlich auch Fragen gestellt: So meinten 17,6%, die Sprache fließend zu verstehen, 38,3% mühsam und 44,1% nicht. Fließend sprachen es 8%, mühsam 30% und nicht 62%. Was das Lesen und Schreiben anging, fielen die Zahlen jeweils ungünstiger aus, wobei die Älteren es besser verstanden als die Jüngeren, aber das dürfte nicht weiter verwunderlich sein. Selbiges galt für die besser gestellte Situation der superiores.

Im Bereich der Urteile und Vorurteile sprachen 76,6% (gegenüber 3,8% für ja) davon, daß das Bable nicht unterdrückt worden sei. Für 35,1% wurde es ausgegrenzt. Keine Meinung hatten sage und schreibe 19,6%! In diesem Zusammenhang fand auch die Feststellung Hablar castellano es hablar bien y hablar bable es hablar mal Anklang. Sie wurde von 72% abgelehnt, von 15,2% bestätigt und von 7,2% für je nachdem befunden.

Desweiteren wären damals 15,6% bereit gewesen, Asturisch zu lernen. 17,6% beherrschten es bereits und sagenhafte 42,6% hätten es nicht lernen wollen. 24,2% der Stimmen enthielten sich. Im Gegensatz dazu sprachen sich 51,3% für asturianischsprachige Presseerzeugnisse aus. 22,8% waren für eine zweisprachige und 7,2% für eine nur spanischsprachige Presse. Auch hier wurde ein Desinteresse von 18,7% verzeichnet. Im Vergleich dazu wünschte man sich für das Radio und Fernsehen auch asturianische Programme (65%). 11,4% wollten alles so lassen, und wiederum 23,6% enthielten sich.[17]

Die Zweite Regionalumfrage von 1983

Veranlaßt durch die Regierung Asturiens fand 1983 eine zweite Regionalumfrage statt. Diese erfolgte zwar in den Monaten Oktober bis November, verlief aber parallel zur ersten, um eine Vergleichbarkeit zu erreichen. Daß diese nicht einhundert Prozent beträgt, ist der Tatsache geschuldet, daß einige Themenbereiche weggelassen und durch neue ergänzt wurden. Was aber den sprachlichen Teil betrifft, so sind beide gut vergleichbar.

In jenem Jahr fühlten sich nur noch 54% (gegenüber 59,5%) als Asturianer. 96,7% waren für die Bewahrung traditioneller Sitten und Bräuche, 0,3% nicht. Interessanterweise lautete eine Aufgabe, drei Schriftsteller, Künstler und Baudenkmäler der Region zu nennen. 56,9% wußten keinen Schriftsteller, 47,5% keinen Künstler und 26,5% kein Baudenkmal!

Bei den Bablekenntnissen sah es ähnlich traurig aus: Jetzt verstanden 48,8% die Sprache nicht und 69% konnten sie nicht lesen. Sie mühsam lesen zu können, bejahten 20,6%. Beim Sprechen stand es 26,% (ja) zu 19,8% (mühsam). Ja und schreiben? Das konnten nur noch 8,6% (gegenüber 25,4% 1977). Mühsam schreiben: 6% (gegenüber 19,4%), fließend lesen: 2,6% (gegenüber 4,8%).

[...]


[1] vgl.: Haller, Dieter (2001). Ethnische Gruppen, Ethnonyme, Nationalitäten und Sprachgemeinschaften in Europa. http://amor.rz.hu-berlin.de/~h0920cyt/EGAB.html (21.12.2001).

[2] vgl.: Bauske, Bernd. Sprachplanung des Asturianischen: die Normierung und Normalisierung einer romanischen Kleinsprache im Spannungsfeld von Linguistik, Literatur und Politik. Berlin: Dr. Köster, 1995, S. 5.

[3] vgl.: Born, Joachim. „Das Asturische. Die Normierung eines iberoromanischen Idioms.“, in: Wolfgang Dahmen et al. (Hg.). Zum Stand der Kodifizierung romanischer Kleinsprachen. Tübingen: Gunter Narr Verlag, 1991, S. 217.

[4] Bernd Bauske Sprachplanung des Asturianischen 1995, S. 20.

[5] vgl.: ebd., S. 19, 21-22.

[6] vgl.: Bernd Bauske Sprachplanung des Asturianischen 1995, S. 28, 32.

[7] vgl.: ebd., S. 35-37, 43, 45.

[8] vgl.: Bernd Bauske Sprachplanung des Asturianischen 1995, S. 51-52, 54-55, 60.

[9] vgl.: ebd., S. 106-108.

[10] Bernd Bauske Sprachplanung des Asturianischen 1995, S. 130.

[11] vgl.: ebd., S. 129-130, 133.

[12] ebd., S. 99.

[13] vgl.: Joachim Born Das Asturische 1991, S. 225 & Bernd Bauske Sprachplanung des Asturianischen 1995, S. 99, 106, 100-101.

[14] Joachim Born Das Asturische 1991, S. 225.

[15] vgl.: Bernd Bauske Sprachplanung des Asturianischen 1995, S. 101-104.

[16] vgl.: Bernd Bauske Sprachplanung des Asturianischen 1995, S. 81, 84-85.

[17] vgl.: ebd., S. 86-89.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Bable, span.: Asturiano
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Romanistik)
Veranstaltung
Seminar: Romanische Sprachakademien
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
25
Katalognummer
V4229
ISBN (eBook)
9783638126229
ISBN (Buch)
9783638690997
Dateigröße
668 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bable, Asturiano, Nordspanien, Asturien
Arbeit zitieren
Silke-Katrin Kunze (Autor:in), 2002, Bable, span.: Asturiano, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4229

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