Mussolini gilt als Verehrer der Machiavellischen Lehre, als Bilderbuch-Machiavellist, als Condottiere im Stile der Renaissance. In kaum einer Biografie über Benito Mussolini fehlt ein Verweis auf den Einfluss, den Machiavelli auf diesen hatte. Schon in seiner Jugend habe der Duce zusammen mit seinem Vater den Principe gelesen, dessen Faszination ihn sein ganzes Leben lang in Bann hielt.. Dennoch gibt es kaum Literatur, die sich mit dem Verhältnis Mussolinis zu Machiavelli auseinandersetzt. Verweise darauf greifen selten tiefer als bloße Anmerkungen, dass eine Beeinflussung bestanden habe. Was der Duce über Machiavelli sagt und schreibt, wie er Bezug nimmt, wird nicht ausgeführt. Konkrete Belege, die für eine Auseinandersetzung Mussolinis mit diesem Thema bestätigten, fehlen.
Die vorliegende Arbeit möchte diesen Misstand beheben und die fehlenden Belege nachliefern, somit also eine grundlegende Überprüfung der Quellen leisten. Es soll untersucht werden, in welcher Form sich Mussolini über und zu Machiavelli äußert. Hierzu wurde mit Hilfe des Registers das Gesamtwerk Mussolinis auf direkte Verweise auf „Machiavelli“ durchgesehen. Diese Textstellen sollen in ihren größeren Entstehungskontext eingeordnet werden, um so durch eine Interpretation dieser Verweise Grundzüge des Machiavelli-Bildes Mussolinis herauszuarbeiten. Was wird zitiert? Wie wird Machiavelli dargestellt? Findet eine angemessene Auseinandersetzung mit dem Werk des Renaissanceautoren statt?
Die zu untersuchenden Verweise lassen sich in zwei größere Gruppen teilen. Es können so zwei Seiten der Machiavelli-Rezeption Mussolinis unterschieden werden: Zum einen tauchen in seinen Reden und Artikeln immer wieder kurze Anmerkungen auf, zum anderen gibt es eine (einzige) eingehendere, „wissenschaftliche“ Auseinandersetzung mit dem Thema, das PRELUDIO AL MACHIAVELLI sowie einen weiteren kurzen Text NICOLÒ.
Aus Platzgründen können sowohl die Person Mussolinis als auch die faschistischen Ideen genauso wenig wie die Theorie Machiavellis besprochen werden. Letztere soll aber an gegebener Stelle in den für die vorliegende Arbeit relevanten Punkten vorgestellt werden. Die Arbeit versteht sich vor allem als Untersuchung der Originalbelege zu Machiavelli und der darin zum Ausdruck kommenden Deutung Mussolinis.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die „Machiavelli“-Verweise
- Mussolinis Verweise auf „Machiavelli“
- Chronologischer Überblick über die „Machiavelli“-Verweise
- Die Machiavelli-Verweise im Gesamtwerk Mussolinis
- Originalzitate aus Machiavellis Werken
- Preludio al Machiavelli und Nicolò
- Mussolinis Preludio al Machiavelli
- Machiavellis Grundgedanken, mit besonderem Blick auf den Principe
- Inhalt des Preludio al Machiavelli
- Mussolinis Machiavelli-Verständnis im Preludio
- Mussolinis Artikel Nicolò
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis Benito Mussolinis zu Niccolò Machiavelli. Ziel ist es, die fehlende Literatur zum Thema zu ergänzen und Mussolinis Auseinandersetzung mit Machiavellis Werk anhand konkreter Belege zu analysieren. Untersucht werden die Art und Weise, wie Mussolini über Machiavelli spricht, zitiert und ihn in seine politischen Schriften integriert.
- Mussolinis Rezeption von Machiavellis Schriften
- Analyse der direkten Verweise auf Machiavelli in Mussolinis Gesamtwerk
- Interpretation von Mussolinis Machiavelli-Bild anhand seiner Zitate und Kommentare
- Einordnung der Machiavelli-Verweise in den historischen und politischen Kontext
- Vergleich der verschiedenen Arten von Mussolinis Umgang mit Machiavelli (kurze Anmerkungen vs. ausführliche Auseinandersetzungen).
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungslücke dar: Während Mussolinis Bewunderung für Machiavelli allgemein bekannt ist, fehlt es an detaillierten Analysen seiner konkreten Auseinandersetzung mit dem florentinischen Denker. Die Arbeit beabsichtigt, diese Lücke zu schließen, indem sie alle direkten Verweise auf Machiavelli in Mussolinis Gesamtwerk untersucht und interpretiert. Sie fokussiert sich dabei auf die Art und Weise, wie Mussolini Machiavelli darstellt und zitiert, und versucht, daraus ein Bild von Mussolinis Machiavelli-Verständnis zu entwickeln. Die Arbeit kündigt eine Zweiteilung der Analyse an: kurze, häufige Verweise in Reden und Artikeln einerseits, und zwei umfangreichere, „wissenschaftliche“ Auseinandersetzungen (Preludio al Machiavelli und Nicolò) andererseits.
Die „Machiavelli“-Verweise: Dieses Kapitel beschreibt den Umfang der Untersuchung: 18 Texte und eine Fußnote enthalten direkte Verweise auf Machiavelli. Die meisten Verweise sind kurz, nur das „Preludio al Machiavelli“ und der Artikel „Nicolò“ behandeln das Thema ausführlich. Das Kapitel kündigt einen chronologischen Überblick über die Verweise an, eingebettet in den historischen und politischen Kontext von Mussolinis Wirken. Ziel ist es, Tendenzen in Mussolinis Art zu identifizieren, wie er Machiavelli erwähnt und zitiert, um sein Machiavelli-Bild zu rekonstruieren.
Die „Machiavelli“-Verweise (Chronologischer Überblick): Dieser Abschnitt beginnt mit einem Beispiel aus dem Jahr 1910, wo Mussolini in einem Artikel die Kriegstauglichkeit des italienischen Heeres kritisiert und Machiavelli als Quelle für diese Kritik heranzieht. Dieser frühe Verweis illustriert bereits Mussolinis selektive Aneignung Machiavellis, da er die Kritik an der militärischen Ineffizienz aufgreift, aber andere Aspekte des Denkers zunächst ausblendet. Der Abschnitt verspricht eine weitere chronologische Analyse, um die Entwicklung von Mussolinis Verhältnis zu Machiavelli aufzuzeigen, eingebettet in den Kontext seines politischen Werdegangs.
Schlüsselwörter
Benito Mussolini, Niccolò Machiavelli, Machiavellismus, Faschismus, Italien, Politik, Principe, Preludio al Machiavelli, Nicolò, Originalzitate, Rezeption, politische Theorie.
Häufig gestellte Fragen zu "Mussolinis Rezeption von Machiavelli"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Benito Mussolinis Verhältnis zu Niccolò Machiavelli. Sie untersucht, wie Mussolini Machiavelli in seinen Schriften zitiert, auf ihn verweist und seine Ideen in seine politische Philosophie integriert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, wie Mussolini Machiavelli interpretierte und für seine eigenen Zwecke nutzte.
Welche Quellen werden in dieser Arbeit verwendet?
Die Arbeit analysiert das gesamte Werk Mussolinis und konzentriert sich auf alle direkten Verweise auf Machiavelli. Dies umfasst Reden, Artikel und zwei ausführlichere Auseinandersetzungen mit Machiavellis Werk: "Preludio al Machiavelli" und "Nicolò". Insgesamt werden 18 Texte und eine Fußnote untersucht.
Welche Forschungslücke schließt diese Arbeit?
Obwohl Mussolinis Bewunderung für Machiavelli bekannt ist, fehlt es an detaillierten Analysen seiner konkreten Auseinandersetzung mit dem florentinischen Denker. Diese Arbeit zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem sie alle direkten Verweise auf Machiavelli systematisch untersucht und interpretiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den „Machiavelli“-Verweisen (inklusive eines chronologischen Überblicks), ein Kapitel zu "Preludio al Machiavelli" und "Nicolò", und einen Schluss. Die Analyse unterscheidet zwischen kurzen, häufigen Verweisen und ausführlicheren Auseinandersetzungen mit Machiavellis Werk.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit untersucht Mussolinis Rezeption von Machiavellis Schriften, analysiert die direkten Verweise auf Machiavelli in Mussolinis Gesamtwerk, interpretiert Mussolinis Machiavelli-Bild anhand seiner Zitate und Kommentare, ordnet die Machiavelli-Verweise in den historischen und politischen Kontext ein und vergleicht verschiedene Arten von Mussolinis Umgang mit Machiavelli (kurze Anmerkungen vs. ausführliche Auseinandersetzungen).
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit (vorläufig)?
Ein vorläufiges Ergebnis ist die Feststellung, dass Mussolini Machiavelli selektiv aneignete und seine Ideen für seine eigenen politischen Ziele nutzte. Die chronologische Analyse soll die Entwicklung von Mussolinis Verhältnis zu Machiavelli im Kontext seines politischen Werdegangs aufzeigen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Benito Mussolini, Niccolò Machiavelli, Machiavellismus, Faschismus, Italien, Politik, Principe, Preludio al Machiavelli, Nicolò, Originalzitate, Rezeption, politische Theorie.
- Arbeit zitieren
- M. A. Simone Kraft (Autor:in), 2004, Benito Mussolini und Macchiavelli - Machiavelli-Rezeption in den Schriften Mussolinis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42339