Seit Mitte des 18. Jahrhunderts, dem Zeitalter der Romantik, gerieten englische Künstler im Mittelrheintal ins Schwärmen und machten es in ihren Werken zu ihrem Motiv. Die gleiche Begeisterung für die Region brach – mit etwas Verzögerung – auch bei deutschen Romantikern aus. Seither entwickelte sich der Mittelrhein mit seiner pittoresken Landschaft und den zahlreichen mittelalterlichen Burgruinen auch in bürgerlichen Kreisen zu einer touristischen Attraktion. Der Mittelrhein wurde fortan wie kein anderer europäischer Strom bereist, was durch neue Verkehrsmittel wie die Eisenbahn und das Dampfschiff zum Ziel des Massentourismus wurde.
Seit dem Ende der napoleonischen Herrschaft und dem Wiener Kongress 1814/15 entwickelten sich in Deutschland zunehmend nationale Strömungen und der Wunsch nach Einheit und Überwindung der kleinstaatlichen Grenzen. Im patriotischen Enthusiasmus wurden Traditionen und historische Orte politisch aufgeladen. Im Zuge dessen wurde der „Vater Rhein“ zu einem Sinnbild der mittelalterlichen Geschichte Deutschlands und der überwundenen französischen Besatzung. Zu Beginn des deutsch-französischen Kriegs kannte fast jeder deutsche Bürger die Zeilen der „Wacht am Rhein“ von Max Schneckenburger: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall / Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:/ Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!“
Edwin Müller bezeichnete in seinem Reiseführer (1852) den Rhein als „die Hauptstraße der gebildeten Welt“. Die touristischen Motive das Mittelrheintal zu bereisen, waren, neben dem Wunsch sich zu bilden, vielschichtig. Dennoch zogen besonders die mittelalterlichen Rheinburgen und -ruinen die Reisenden an. Sie wurden als Orte der Jahrhunderte alten deutschen Geschichte besichtigt. Vor diesem Hintergrund ist es lohnenswert zu untersuchen, wie sich der wachsende deutsche Patriotismus am Burgentourismus am Mittelrhein nachvollziehen lässt. Die zunehmende Bedeutung von Burgen als Reiseziel verdeutliche ich exemplarisch an der Burg Stolzenfels bei Kapellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rheinromantik
- „Entdeckung“ des Rheintals durch die Engländer
- Deutsche Rheinromantik
- Rhein als Sinnbild des deutschen Patriotismus
- Entwicklung des Rheintourismus
- Dampfschifffahrtverkehr
- Reiseführer
- Burgentourismus am Beispiel der Rheinburgen
- Burgenfaszination im 19. Jahrhundert
- Burg Stolzenfels als touristisches Ziel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Burgentourismus am Mittelrhein im 19. Jahrhundert und beleuchtet dabei den Einfluss des wachsenden deutschen Nationalgefühls auf die Faszination für mittelalterliche Burgen. Die Arbeit analysiert die Entstehung und Entwicklung des Rheintourismus, insbesondere die Rolle der englischen Romantik, und setzt die historischen Veränderungen in Beziehung zu den sich entwickelnden touristischen Bedürfnissen.
- Die Entstehung und Entwicklung des Rheintourismus im 19. Jahrhundert
- Die Rolle der englischen und deutschen Romantik in der „Entdeckung“ des Rheins
- Der Rhein als Sinnbild des deutschen Patriotismus und die Bedeutung mittelalterlicher Burgen
- Die Popularisierung von Burgen als touristische Destinationen
- Das Beispiel der Burg Stolzenfels als touristisches Ziel
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit setzt den Fokus auf die Entwicklung des Burgentourismus am Mittelrhein im 19. Jahrhundert und beleuchtet den Einfluss des wachsenden deutschen Nationalgefühls auf die Faszination für mittelalterliche Burgen.
- Rheinromantik: Das Kapitel behandelt die Bedeutung der englischen Romantik für die „Entdeckung“ des Rheins und die Entstehung des Rheintourismus. Der Einfluss der englischen Landschaftsmalerei und die Rolle der „Grand Tour“ werden beleuchtet.
- Rhein als Sinnbild des deutschen Patriotismus: Dieses Kapitel betrachtet die Entwicklung des deutschen Nationalismus im 19. Jahrhundert und die Bedeutung des Rheins als Symbol für deutsche Einheit und Geschichte.
- Entwicklung des Rheintourismus: Das Kapitel beschreibt die Entwicklung der Infrastruktur des Rheintourismus im 19. Jahrhundert, die Rolle der Dampfschifffahrt und die zunehmende Verbreitung von Reiseführern.
- Burgentourismus am Beispiel der Rheinburgen: Das Kapitel konzentriert sich auf die Faszination der mittelalterlichen Burgen für Touristen und die Rolle des Patriotismus in der Wahrnehmung der Burgen. Das Beispiel der Burg Stolzenfels wird als touristisches Ziel genauer untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Burgentourismus, Rheinromantik, Nationalismus, Mittelalter, Geschichtstourismus, Reiseführer, Dampfschifffahrt, Burg Stolzenfels und dem Einfluss des wachsenden deutschen Patriotismus auf die Faszination für historische Orte im 19. Jahrhundert.
- Quote paper
- Senta Steinmeier (Author), 2015, Den Patriotismus im Gepäck, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424178