Unterbrechungen im Arbeitsalltag. Einfluss von Störungen auf das Entscheidungs- und Risikoverhalten


Seminararbeit, 2015

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Zusammenfassung

2 Einleitung

3 Methode
3.1 Stichprobe
3.2 Instrumentarium
3.3 Versuchsablauf
3.4 Versuchsplan

4 Ergebnisse

5 Diskussion

6 Literaturverzeichnis

1 Zusammenfassung

Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant verandert. Vor allem durch neue Kommunikationstechnologien kommt es zu einer immer starkeren Fragmentierung von Arbeitsaufgaben und -ablaufen. Dies fuhrt haufig zu einer Informationsuberlastung. AuBerdem haben Arbeitsunterbrechungen und Multitasking deutlich zugenommen (Gonzalez & Mark, 2004). In der reprasentativen BIBB/BAuA-Erwerbstatigenbefragung 2012 gaben mehr als die Halfte der Befragten an, haufig Verschiedenes gleichzeitig (58%) zu tun. 44% der Befragten sagten, dass sie haufig bei der Arbeit gestort oder unterbrochen werden (Lohmann-Haislah, 2012). Nach Rau (2011) gehen Unterbrechungen mit einer andauernden gedanklichen Beschaftigung einher und fuhren dazu, dass Aufgaben nicht abgeschlossen werden konnen.

In unserem Experiment wollen wir mithilfe der Risiko-Fragebogen „Choice-Dilemma- Questionnaire“ und „Risk-Situation-Questionnaire“ den Einfluss von Unterbrechungen auf das Entscheidungs- und Risikoverhalten von Probanden messen. Die Probanden sollen neben einer Hauptaufgabe noch eine Zweitaufgabe erfullen. Unsere Erwartungen, dass die Unterbrechungen zu einem groBeren Stressempfinden und einer hoheren Risikobereitschaft fuhren, bestatigten sich nicht. Sowohl das Stresslevel der Experimental- als auch das der Kontrollgruppe war zum Ende des Experiments geringer als zu Beginn. AuBerdem zeigte die Kontrollgruppe ein risikoaffineres Verhalten.

Keywords: Arbeit, Unterbrechung, Stress, Risiko, CDQ, RSQ

2 Einleitung

Unterbrechungen sind unvorhersehbare, unkontrollierbare Stressoren, die einen Informationsuberfluss hervorrufen und uber die eigentliche Aufgabe hinausgehende Entscheidungen fordern (Cohen, 1980). Am Arbeitsplatz hat das weitreichende Folgen. Der Arbeitsalltag ist dadurch maBgeblich beeinflusst, denn Unterbrechungen fordern eine sofortige Aufmerksamkeitszuwendung, die Wechselkosten nach sich zieht. Noch nach der Unterbrechung gibt es eine andauernde gedankliche Beeintrachtigung (Rau, 2011).

Die Einflussfaktoren auf die Wirkungen von Unterbrechungen sind unter anderem die organisationalen Rahmenbedingungen, personale Faktoren, die Charakteristika der Unterbrechungen und die Hauptaufgabe selbst: Vorhersehbarkeit, Dringlichkeit, Zeitpunkt der Unterbrechung im Verlauf der Hauptaufgabe und Art der Hauptaufgabe spielen eine Rolle (Baethge & Rigotti, 2010). Besonders groB ist der Einfluss von Unterbrechungen bei Aufgaben mit hohem kognitiven Anteil (Lee & Duffy, 2015), die Bearbeitungszeiten verlangern sich und die Fehlerraten steigen.

Laut einer Studie von Yoon und Lee (2015) gibt es auch eine negative Auswirkung von Unterbrechungen auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter. So sind Unterbrechungen fur 9% der Erschopfungen und 3% der Angst bei Buroangestellten verantwortlich (Lin, Kain & Fritz, 2013). Gehaufte Arbeitsunterbrechungen gehen nach Leitner et al. (1993) auBerdem mit negativen Gefuhlen wie zum Beispiel Kontrollverlust einher.

Im empirischen Praktikum, das im Rahmen des Psychologiestudiums durchgefuhrt wird, testen wir den Einfluss von Storungen auf das Entscheidungs- und Risikoverhalten der Probanden. Risikoverhalten besteht aus zwei Komponenten: Risikobehaftetheit einer Situation und Bereitschaft einer Person das Risiko einzugehen (MacCrimmon & Wehrung, 1984). Die Einstellung zu Risiko wird als eine beeinflussbare Variable auf Risikoentscheidungen angesehen und wird durch andere Personlichkeitsmerkmale beeinflusst (Rohrmann, 2005). Die Zufriedenheit mit der getroffenen Entscheidung ist umso groBer, umso mehr Informationen zur Entscheidungsfindung genutzt werden konnen (Saintfort & Booske, 2000). Weil bei Unterbrechungen die Menge der verarbeiteten Informationen abnehmen kann, ware eine geringere Zufriedenheit die Konsequenz.

In unserem Experiment messen wir Risikobereitschaft, die Entscheidungssicherheit und - zufriedenheit, die Risikowahrnehmung sowie das subjektive Stresserleben in drei Zeitpunkten. Wir erwarteten durch die Unterbrechungen sowohl einen Anstieg im Risikoverhalten als auch im Stressempfinden. AuBerdem vermuteten wir eine Minderung der Entscheidungssicherheit und -zufriedenheit.

3 Methode

3.1 Stichprobe

Getestet wurden 60 Probanden, davon 36 Frauen und 24 Manner. Das durchschnittliche Alter liegt bei 23,2 Jahren mit einer Standardabweichung von 3,01. 97% der Probanden gaben an zu studieren. Der groBte Anteil der Studierenden belegt das Fach Psychologie (67%). 27% der Probanden studieren ein technisches Fach. Die restlichen 11% teilen sich in Sozialwissenschaften, Lehramt, BWL, Physik und Medizin auf. Die Nicht-Studierenden unserer Stichprobe sind aktuell in einer Ausbildung oder haben diese bereits abgeschlossen.

3.2 Instrumentarium

Fur unser Experiment nutzten wir ein Telefon der Marke Alcatel (Modell: Advanced Reflexes). Der Bildschirm, auf dem die Aufgaben prasentiert wurden, tragt den Namen Eizo Flexscan L551. Der Computer lauft mit dem Betriebssystem Windows 7. Erstellt wurde das Experiment mit der Software PEBL (= Psychology Experiment Building Language).

In der Vorbefragung setzten wir als Testinstrumente die DOSPERT-Skala, den PSQ und den GDSMQ ein.

Die Domain-Specific Risk-Taking Scale (DOSPERT-G; Johnson, Wilke & Weber, 2004) umfasst Items zu einer Vielzahl risikoreicher Aktivitaten oder Verhaltensweisen aus den funf Bereichen Sport & Freizeit, Gesundheit, Soziales, Ethik und Finanzen. Sie dient der Erfassung der Wahrscheinlichkeit mit der Risiken eingegangen werden, der Wahrnehmung dieser Risiken sowie der Wahrnehmung des Nutzens der vom Eingehen eines Risikos erwartet wird. Insgesamt 40 Items sind gleichmaBig uber die funf Bereiche verteilt — lediglich der Bereich Finanzen zergliedert sich erneut in Gluckspiel und Investitionsrisiken.

Der Perceived Stress Questionnaire (PSQ) von Levenstein, Prantera, Varvo und Scibano (1993) dient zur Erfassung der aktuellen subjektiv erlebten Belastung. Uberpruft wurde er an 650 Probanden. Der PSQ besteht aus 20 Fragen und wird in 4 verschiedene Teilskalen - Sorgen, Anspannung, Freude und Anforderungen - mit je funf Items untergliedert. Die internen Konsistenzwerte liegen hierfur zwischen Cronbachs Alpha = .80 und = .86. Fur unser Experiment nutzen wir die deutsche Fassung des PSQ.

Der GDMSQ (General Decision Making Style Questionnaire) von Scott und Bruce (1995) ist ein Fragebogen, mit dem man den Entscheidungsstil von Probanden (rational, intuitiv, abhangig, vermeidend und spontan) erheben kann. Er beinhaltet 25 Fragen. Genutzt wurde eine mittels Vor- und Ruckubersetzung ins Deutsche ubertragene Version.

In der Hauptaufgabe kamen der RSQ und der CDQ zum Einsatz. Der RSQ (Risk Situation Questionnaire) wurde von Bernd Rohrmann, der diesen Fragebogen im Jahr 2000 im Rahmen seines Projektberichts an der Universitat Melbourne vorgestellt hat, entwickelt. Die deutsche Version (Grasmuck, Pedell & Rohrmann, ohne Jahresangabe) wurde von Herrn Rohrmann personlich zur Verfugung gestellt. Der RSQ besteht aus 20 verschiedenen Risiko-Szenarien, wie sie im realen Leben vorkommen konnen. In den Szenarien besteht das Dilemma darin, dass sowohl gute Grunde fur als auch gegen eine bestimmte Entscheidung oder Verhaltensweise gegeben sind. Die Probanden sollen sich als die betroffene Person in dem Szenario entscheiden, wie ob sie sich fur das risikoreiche Verhalten entscheiden wurde oder nicht. Die Antwortskala geht hierbei von 0 (= keinesfalls) bis 10 (= ganz sicher). Laut Rohrmann umfassen die Hauptgefahrenarten physikalische (Unfalle und Krankheiten), finanzielle und soziale Risiken.

Der CDQ (Choice Dilemma Questionnaire; Kogan & Wallach, 1964) beinhaltet 12 hypothetische Szenarien. Die Probanden werden hier vor die Aufgabe gestellt, die Risiko- Entscheidung fur jemand anderen zu ubernehmen. Markiert werden soll jeweils die geringste akzeptable Wahrscheinlichkeit auf einer Skala von 0 bis 100% in Zehnerschritten, ab der der Proband der anderen Person zu der risikoreichen Variante raten wurde. Der CDQ wurde selbst mittels Vor- und Ruckubersetzung ins Deutsche ubertragen.

Als Warm-Up-Items vor der Hauptaufgabe dienten selbst erstellte Risikoszenarien, deren Art und Formulierung an die Szenarien des RSQ und des CDQ angepasst wurden (Anhang D).

Fur die Zweitaufgabe erstellten wir eine Liste mit 30 Wortern und teilten jedem Wort eine fiktive Codierung aus Zahlen und Buchstaben zu, zum Beispiel „Konig“ = „1L1SX“. Eine Abbildung der von uns genutzten Liste ist im Anhang E dargestellt.

3.3 Versuchsablauf

Zu Beginn des Experiments, welches im Institut fur Psychologie der RWTH Aachen stattfand, wurde nach einer kurzen Vorstellung eine Vorbefragung in Form eines vierteiligen Fragebogens (Anhang A) durchgefuhrt. Die Probanden fullten diesen handschriftlich aus. In Teil I wurden soziodemographische Daten wie Geschlecht, Alter, Schulabschluss und Studiengang (+ggf. Semester) beziehungsweise Beruf festgehalten. In Teil II bearbeiteten die Probanden die DOSPERT-Skala, um zu ermitteln, wie risikoaffin sich die Probanden verhalten. AuBerdem lasst sich hierdurch ermitteln, ob die Versuchspersonengruppen schon im Vorfeld systematische Unterschiede im Risikoverhalten aufweisen.

Im dritten Teil wurde mit Hilfe des Perceived Stress Questionnaire (PSQ) das aktuelle Stressempfinden erhoben. In Teil IV kam der GDMSQ zum Einsatz. Dieser sollte den Entscheidungsstil der Probanden erheben. Wahrend die Probanden die Vorbefragung ausfullten, verlieB der Versuchsleiter den Raum.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Unterbrechungen im Arbeitsalltag. Einfluss von Störungen auf das Entscheidungs- und Risikoverhalten
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Personal- und Organisationspsychologie)
Note
2,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
18
Katalognummer
V424403
ISBN (eBook)
9783668719712
ISBN (Buch)
9783668719729
Dateigröße
605 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arbeit, Unterbrechung, Stress, Risiko, CDQ, RSQ
Arbeit zitieren
Birte Anhenn (Autor:in), 2015, Unterbrechungen im Arbeitsalltag. Einfluss von Störungen auf das Entscheidungs- und Risikoverhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424403

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Titel: Unterbrechungen im Arbeitsalltag. Einfluss von Störungen auf das Entscheidungs- und Risikoverhalten



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden