Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine übersichtliche, stichpunktartig formulierte Zusammenfassung der Theorien und Modelle von Wirtschaftsgeographie.
Inhaltsverzeichnis
- Kreatives Milieu (Aydalot & Canagni)
- Zirkulär-kumulatives Wachstum (Myrdal)
- Wirtschaftliche Cluster (Porter)
- Polarisationstheorie (Myrdal)
- Neoklassische Wachstumstheorie (Borts & Stein)
- Pfadtheorie (Arthur & David)
- Typen von Gründern & Gründerökosystemen in Deutschland
- Spin-Off-Gründung
- Kostenvorteile von spezialisierten Wirtschaftsräumen
- Negative externe Kosten
- Altindusrialisierte Räume in Deutschland
- Globale Disparitäten
- Ursachen von Unterentwicklung
- Dependenz-Theorie (Schulz)
- These vom Versagen der Wirtschaftshilfe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht verschiedene Theorien und Modelle, die das Wachstum und die Entwicklung spezialisierter Wirtschaftsräume erklären. Er beleuchtet die Faktoren, die zum Erfolg oder Misserfolg solcher Räume beitragen, und analysiert die Rolle von Innovation, Kooperation, und regionalen Besonderheiten.
- Theorien des regionalen Wirtschaftswachstums
- Die Bedeutung von Clustern und Netzwerken
- Pfadabhängigkeiten und regionale Entwicklung
- Herausforderungen altindustrialisierter Räume
- Ursachen und Folgen von Unterentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Kreatives Milieu (Aydalot & Canagni): Das Kapitel beschreibt das Konzept des kreativen Milieus als Erklärung für den Innovationserfolg bestimmter Wirtschaftsregionen. Der Fokus liegt auf der Bedeutung informeller, vertrauensbasierter Netzwerke zwischen Schlüsselpersonen verschiedener Organisationen. Diese Netzwerke beschleunigen den Informationsfluss und fördern die betriebliche Innovationstätigkeit durch kollektive Lernprozesse und ein starkes regionales Gemeinschaftsgefühl. Die Kombination aus dichten sozialen Beziehungen qualifizierter Entscheidungsträger und einem positiven regionalen Image ist entscheidend für die Entstehung und den Erfolg eines kreativen Milieus.
Zirkulär-kumulatives Wachstum (Myrdal): Dieses Kapitel präsentiert Myrdals Theorie des zirkulär-kumulativen Wachstums, die die Region in einen motorischen (Basic-) und einen abhängigen (Non-Basic-) Bereich unterteilt. Der Basic-Bereich treibt das Wachstum durch Exporte an, während der Non-Basic-Bereich von diesem Wachstum abhängt. Die Interaktion zwischen beiden Bereichen, dargestellt als geschlossener Kreislauf, zeigt die wechselseitige Beeinflussung und Abhängigkeit der verschiedenen Sektoren. Das Modell illustriert die Dynamik regionaler Entwicklungsprozesse, bei der Wachstum konzentriert und verstärkt wird.
Wirtschaftliche Cluster (Porter): Porter definiert Wirtschaftscluster als räumliche Konzentration von Unternehmen, Zulieferern, und Institutionen, die in einer Wertschöpfungskette miteinander verbunden sind. Das Kapitel analysiert die Faktoren, die zur Entstehung und zum Erfolg von Clustern beitragen, darunter Faktorbedingungen, verwandte Branchen, staatliche Politik, Nachfrage und Unternehmensstrategien. Die Vorteile räumlicher Nähe, wie verbesserte Innovation, Personalfluktuation und vergleichbare Wettbewerbsbedingungen, werden ausführlich diskutiert. Der Inlandswettbewerb innerhalb eines Clusters wird als Motor für Innovation und internationale Wettbewerbsfähigkeit hervorgehoben.
Polarisationstheorie (Myrdal): Die Polarisationstheorie von Myrdal beschreibt die regionalen Auswirkungen von Wirtschaftswachstum durch Ausbreitungs- und Entzugseffekte. Entzugseffekte beziehen sich auf den Abfluss von Ressourcen wie Arbeitskräften und Kapital aus weniger entwickelten Regionen in wachsende Zentren. Ausbreitungseffekte hingegen beschreiben die positiven Spillover-Effekte, wie verbesserte Infrastruktur und Versorgung, die sich aus dem Wachstum ergeben. Die Theorie erklärt die Entstehung regionaler Disparitäten und die Herausforderungen, diese zu überwinden.
Neoklassische Wachstumstheorie (Borts & Stein): Das Kapitel erläutert die neoklassische Wachstumstheorie, die von flexiblen Preisen und vollkommener Konkurrenz ausgeht. Das Wirtschaftswachstum wird durch eine aggregierte Produktionsfunktion beschrieben, die den Einsatz von Kapital und Arbeit berücksichtigt. Die Theorie betont die Rolle von technischem Fortschritt und Ersparnisbildung für das langfristige Wachstum. Der Fokus liegt auf dem Zusammenspiel von Produktionsfaktoren und dem Einfluss von Produktivitätssteigerungen. Der "Restfaktor" der Produktionsfunktion beinhaltet implizit positive Einflüsse, die nicht direkt quantifiziert werden können.
Pfadtheorie (Arthur & David): Die Pfadtheorie erklärt langfristig stabile regionale Phänomene als Resultat historischer Prozesse. Das Kapitel betont die Rolle von positiven Rückkopplungen und Lock-in-Effekten. Steigende Skaleneffekte, Komplementaritäten und hohe Umstellungskosten begünstigen die Entstehung von Pfaden. Die Theorie liefert einen Rahmen, um die Entstehung und Persistenz regionaler Strukturen zu verstehen, auch im Kontext von wirtschaftlichen Entwicklungen.
Typen von Gründern & Gründerökosystemen in Deutschland: Dieses Kapitel kategorisiert Gründertypen in Deutschland anhand ihres Umfelds und ihres Geschäftsmodells. Es werden Wissenspreneure, Produktions- und Handwerksunternehmer, Kulturpreneure und Mikro-/Ethnopreneure unterschieden, wobei verschiedene Gründerökosysteme und -modelle (z.B. Anchor-Firm-Modell, Local-Hero-Modell, Event-driven-Modell) beschrieben werden. Die jeweiligen Voraussetzungen und Charakteristika der verschiedenen Typen werden beleuchtet.
Spin-Off-Gründung: Der Abschnitt befasst sich mit Spin-Off-Gründungen, die auf dem Know-how der Gründer aus vorherigen Beschäftigungen basieren. Unterschieden werden originäre und derivate Spin-Offs, einschließlich Split-Offs, Sponsored Spin-Offs und Spin-Outs. Die verschiedenen Formen von Spin-Offs und ihre jeweiligen Voraussetzungen (z.B. Ablösbarkeit von Wissen, Marktpotenzial, Kapitalbedarf) werden detailliert erörtert.
Kostenvorteile von spezialisierten Wirtschaftsräumen: Das Kapitel analysiert die Kostenvorteile spezialisierter Wirtschaftsräume, die sowohl interne (sinkende Stückkosten) als auch externe (Lokalisierungs- und Urbanisierungsvorteile) Vorteile umfassen. Lokalisierungsvorteile resultieren aus Produktionsverbindungen, Facharbeiterpools, und spezifischen Dienstleistungen. Urbanisierungsvorteile beinhalten Transportkostenvorteile und einen günstigeren Arbeitsmarkt. Die Bedeutung von spezialisierten Dienstleistungen und Herkunfts-Goodwill wird hervorgehoben.
Negative externe Kosten: Dieser Abschnitt beleuchtet die potenziellen negativen externen Kosten spezialisierter Wirtschaftsräume. Der Fokus liegt auf dem Risiko einer Rezession durch Marktsättigung oder -schrumpfung. Am Beispiel der Porzellanherstellung in Deutschland wird der Niedergang einer spezialisierten Wirtschaftsregion veranschaulicht, falls kein neuer Wachstumspfad eingeschlagen wird. Faktoren, die ein Umsteuern behindern (z.B. blockierte Produktionsfaktoren, Mangel an Pionierunternehmern, Lock-in-Situationen), werden diskutiert.
Altindusrialisierte Räume in Deutschland: Dieses Kapitel analysiert die Herausforderungen altindustrialisierter Räume in Deutschland, gekennzeichnet durch intensiven internationalen Wettbewerb, gesättigte Märkte, Monostrukturen, und hohe Arbeitslosigkeit. Die Probleme von Großunternehmen-Dominanz, Mangel an unternehmensnahen Dienstleistungen, Altlasten und einem geringen Potenzial innovativer Branchen werden detailliert besprochen. Die soziale Erosion in diesen Regionen und die oft bestehenden Blockaden für neue Entwicklungen werden thematisiert.
Globale Disparitäten: Der Abschnitt untersucht globale Disparitäten anhand von Indikatoren wie Pro-Kopf-Einkommen (unter Berücksichtigung der Kaufkraftparität), Gender Inequality Index, und Indikatoren für Gesundheit, Bildung und Ernährung. Die Unterschiede in der wirtschaftlichen Leistung und der Lebensqualität verschiedener Länder werden aufgezeigt. Die Bedeutung der Berücksichtigung des sozialen und gesellschaftlichen Status wird betont.
Ursachen von Unterentwicklung: Das Kapitel untersucht die Ursachen von Unterentwicklung, die sowohl interne (natürliche Faktoren, sozialpsychologische Faktoren, politisch-institutionelle Einflüsse) als auch externe Faktoren (Kolonialismus, ungleiche Einbindung in den Welthandel, Entwicklungshilfe) umfassen. Die komplexen Wechselwirkungen zwischen diesen Faktoren und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung verschiedener Länder werden analysiert.
Dependenz-Theorie (Schulz): Die Dependenz-Theorie wird vorgestellt, die Unterentwicklung als Folge von Fremdbestimmung (z.B. Kolonialismus) betrachtet. Die Theorie betont die Notwendigkeit der Überwindung der Abhängigkeit vom Weltmarkt für wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Der Fokus liegt auf der Loslösung von externen Einflüssen und der Stärkung interner Strukturen.
These vom Versagen der Wirtschaftshilfe: Abschließend wird die These vom Versagen der Entwicklungshilfe diskutiert. Die Gründe hierfür werden in der Vielfalt unvereinbarer Ziele und der Nutzung der Entwicklungshilfe als Instrument der Außenpolitik zur Stabilisierung korrupter Regime gesehen.
Schlüsselwörter
Spezialisierte Wirtschaftsräume, regionale Entwicklung, Innovation, Cluster, Netzwerke, Pfadabhängigkeit, Altindustrialisierung, Unterentwicklung, Dependenz, Entwicklungshilfe, Wachstumstheorien, Myrdal, Porter, Aydalot & Canagni, Borts & Stein, Arthur & David.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Theorien und Modelle regionaler Wirtschaftsentwicklung
Welche Theorien und Modelle regionaler Wirtschaftsentwicklung werden im Text behandelt?
Der Text behandelt eine Vielzahl von Theorien und Modellen, die das Wachstum und die Entwicklung spezialisierter Wirtschaftsräume erklären. Dazu gehören das kreative Milieu (Aydalot & Canagni), das zirkulär-kumulative Wachstum (Myrdal), wirtschaftliche Cluster (Porter), die Polarisationstheorie (Myrdal), die neoklassische Wachstumstheorie (Borts & Stein), die Pfadtheorie (Arthur & David), sowie die Dependenz-Theorie (Schulz). Zusätzlich werden Gründertypen und -ökosysteme in Deutschland, Spin-Off-Gründungen, Kostenvorteile und negative externe Kosten spezialisierter Wirtschaftsräume, altindustrialisierte Räume, globale Disparitäten, Ursachen von Unterentwicklung und die These vom Versagen der Wirtschaftshilfe diskutiert.
Was ist das kreative Milieu nach Aydalot & Canagni?
Das kreative Milieu beschreibt den Innovationserfolg bestimmter Wirtschaftsregionen durch informelle, vertrauensbasierte Netzwerke zwischen Schlüsselpersonen verschiedener Organisationen. Diese Netzwerke beschleunigen den Informationsfluss und fördern Innovation durch kollektive Lernprozesse und ein starkes Gemeinschaftsgefühl.
Was besagt die Theorie des zirkulär-kumulativen Wachstums von Myrdal?
Myrdals Theorie unterteilt die Region in einen motorischen (Basic-) und einen abhängigen (Non-Basic-) Bereich. Der Basic-Bereich treibt das Wachstum durch Exporte an, der Non-Basic-Bereich hängt davon ab. Die Interaktion zeigt die wechselseitige Beeinflussung und die Konzentration von Wachstum.
Was sind wirtschaftliche Cluster nach Porter?
Porter definiert Wirtschaftscluster als räumliche Konzentration von Unternehmen, Zulieferern und Institutionen, die in einer Wertschöpfungskette verbunden sind. Der Erfolg von Clustern beruht auf Faktorbedingungen, verwandten Branchen, staatlicher Politik, Nachfrage und Unternehmensstrategien. Räumliche Nähe fördert Innovation und Wettbewerb.
Was beschreibt die Polarisationstheorie von Myrdal?
Die Polarisationstheorie beschreibt regionale Auswirkungen von Wirtschaftswachstum durch Ausbreitungs- und Entzugseffekte. Entzugseffekte sind der Abfluss von Ressourcen aus weniger entwickelten Regionen, Ausbreitungseffekte sind positive Spillover-Effekte des Wachstums. Die Theorie erklärt regionale Disparitäten.
Was ist die neoklassische Wachstumstheorie nach Borts & Stein?
Die neoklassische Wachstumstheorie geht von flexiblen Preisen und vollkommener Konkurrenz aus. Wirtschaftswachstum wird durch eine aggregierte Produktionsfunktion beschrieben, die Kapital und Arbeit berücksichtigt. Technischer Fortschritt und Ersparnisbildung sind entscheidend für langfristiges Wachstum.
Was ist die Pfadtheorie nach Arthur & David?
Die Pfadtheorie erklärt langfristig stabile regionale Phänomene als Resultat historischer Prozesse, positiver Rückkopplungen und Lock-in-Effekten. Steigende Skaleneffekte und hohe Umstellungskosten begünstigen die Entstehung von Pfaden.
Welche Gründertypen und -ökosysteme werden in Deutschland unterschieden?
Der Text unterscheidet Wissenspreneure, Produktions- und Handwerksunternehmer, Kulturpreneure und Mikro-/Ethnopreneure mit verschiedenen Gründerökosystemen (z.B. Anchor-Firm-Modell, Local-Hero-Modell, Event-driven-Modell).
Was sind Spin-Off-Gründungen?
Spin-Off-Gründungen basieren auf dem Know-how der Gründer aus vorherigen Beschäftigungen. Es werden originäre und derivate Spin-Offs (Split-Offs, Sponsored Spin-Offs, Spin-Outs) unterschieden.
Welche Kostenvorteile haben spezialisierte Wirtschaftsräume?
Spezialisierte Wirtschaftsräume haben interne (sinkende Stückkosten) und externe (Lokalisierungs- und Urbanisierungsvorteile) Vorteile. Lokalisierungsvorteile resultieren aus Produktionsverbindungen und Facharbeiterpools, Urbanisierungsvorteile aus Transportkostenvorteilen und einem günstigeren Arbeitsmarkt.
Welche negativen externen Kosten können spezialisierte Wirtschaftsräume haben?
Negative externe Kosten können durch Marktsättigung oder -schrumpfung entstehen, was zu Rezessionen führen kann. Der Text veranschaulicht dies am Beispiel des Niedergangs der Porzellanherstellung in Deutschland.
Welche Herausforderungen haben altindustrialisierte Räume in Deutschland?
Altindustrialisierte Räume in Deutschland stehen vor Herausforderungen wie intensivem internationalen Wettbewerb, gesättigten Märkten, Monostrukturen, hoher Arbeitslosigkeit, Großunternehmen-Dominanz und Mangel an unternehmensnahen Dienstleistungen.
Wie werden globale Disparitäten im Text dargestellt?
Globale Disparitäten werden anhand von Indikatoren wie Pro-Kopf-Einkommen (Kaufkraftparität), Gender Inequality Index und Indikatoren für Gesundheit, Bildung und Ernährung dargestellt.
Was sind die Ursachen von Unterentwicklung?
Die Ursachen von Unterentwicklung umfassen interne Faktoren (natürliche Faktoren, sozialpsychologische Faktoren, politisch-institutionelle Einflüsse) und externe Faktoren (Kolonialismus, ungleiche Einbindung in den Welthandel, Entwicklungshilfe).
Was besagt die Dependenz-Theorie (Schulz)?
Die Dependenz-Theorie betrachtet Unterentwicklung als Folge von Fremdbestimmung (z.B. Kolonialismus) und betont die Notwendigkeit der Überwindung der Abhängigkeit vom Weltmarkt.
Was ist die These vom Versagen der Wirtschaftshilfe?
Die These vom Versagen der Entwicklungshilfe begründet dies mit der Vielfalt unvereinbarer Ziele und der Nutzung der Entwicklungshilfe als Instrument der Außenpolitik zur Stabilisierung korrupter Regime.
- Arbeit zitieren
- Saskia Böhm (Autor:in), 2017, Spezialisierte Wirtschaftsräume. Theorien und Modelle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424442