Der wissenschaftliche Diskurs über Geschichte, Gedächtnis und Erinnerung ist älter als die Frage der „Vergangenheitsbewältigung“, und Maurice Halbwachs lieferte durch sein Konzept des kollektiven Gedächtnisses einen wichtigen theoretischen Beitrag dazu. Für mich war dieses Thema aus folgenden Gründen besonders interessant: Ich gehöre der zweiten Generation nach dem Nationalsozialismus an, wurde aber im Laufe meines Lebens immer wieder mit dem Thema dieser menschenverachteten Vergangenheit, die die Nazis hinterlassen haben, konfrontiert, sei es in der Familie, der Schule, der Universität, im Freundeskreis und, obwohl ich keinerlei persönliche Erinnerungen mit der Zeit des Dritten Reiches besitze, scheint es Teil meines Gedächtnisses zu sein. Ist dies die Idee des kollektiven Gedächtnisses, wie es sich Halbwachs vorstellte? Diese Frage erweckte meine Neugier, mich näher mit seiner Theorie auseinander zu setzen, und im Folgenden soll versucht werden, seine Gedankengänge kurz darzustellen. Im zweiten Teil der Arbeit stelle ich kurz das Werk Élie Wiesels „L´oublié“ vor und versuche anhand diesen Romans, der sich mit dem Holocaust auseinandersetzt und in dem die Erinnerung und das Gedächtnis eine große Rolle spielen, das theoretische Konzept von Halbwachs anhand von konkreten Beispielen des Buches zu verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Maurice Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis
- I. 1. Biographie
- I. 2. Der Begriff des kollektiven Gedächtnisses
- I. 3. Erinnern und Vergessen
- I. 5. Kollektives Gedächtnis und Geschichte
- I. 6. Gedächtnisrahmen: soziale Zeit und sozialer Raum
- II. Élie Wiesel: L'oublié
- II.1. Biographie
- II. 2. Der Inhalt des Romans
- II. 3. Das kollektive Gedächtnis im Roman
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Konzept des kollektiven Gedächtnisses nach Maurice Halbwachs und analysiert dessen Anwendung anhand des Romans "L'oublié" von Élie Wiesel. Ziel ist es, Halbwachs' Theorie zu erläutern und ihre Relevanz für das Verständnis von Erinnerung und Geschichtsverarbeitung im Kontext des Holocaust zu demonstrieren.
- Das kollektive Gedächtnis nach Maurice Halbwachs
- Der Einfluss sozialer Rahmenbedingungen auf das individuelle Gedächtnis
- Erinnern und Vergessen als soziale Prozesse
- Die Darstellung des kollektiven Gedächtnisses im Roman "L'oublié"
- Die Relevanz von Halbwachs' Theorie für die Auseinandersetzung mit dem Holocaust
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den aktuellen Diskurs um „Vergangenheitsbewältigung“ und die Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnissen der Vergangenheit dar. Sie betont die emotionale Brisanz dieses Diskurses, insbesondere im deutschsprachigen Raum, und verweist auf die wachsende internationale Bedeutung der Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen. Die Autorin begründet ihr Interesse an Halbwachs' Theorie des kollektiven Gedächtnisses mit ihrer eigenen Erfahrung als Angehörige der zweiten Generation nach dem Nationalsozialismus und der damit verbundenen Konfrontation mit der NS-Vergangenheit, trotz fehlender persönlicher Erinnerungen. Die Arbeit kündigt die Darstellung von Halbwachs' Gedankengängen und deren Anwendung auf Élie Wiesels Roman "L'oublié" an.
I. Maurice Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis: Dieses Kapitel bietet eine kurze Biographie von Maurice Halbwachs, seinem Studium bei Durkheim und Bergson und seinen wichtigsten Werken. Es erklärt Halbwachs' Konzept des kollektiven Gedächtnisses, welches das individuelle Gedächtnis als soziales Phänomen darstellt, das sich innerhalb gesellschaftlicher Rahmenbedingungen (cadres sociaux) ausbildet. Der Text betont, dass das individuelle Gedächtnis nicht unabhängig von sozialen Gruppen existiert, sondern durch Kommunikation und Interaktion in diesen Gruppen geprägt wird. Das individuelle Gedächtnis wird als „Ausblickspunkt“ auf das kollektive Gedächtnis beschrieben, wobei die individuellen Erinnerungen miteinander verschmelzen und das kollektive Gedächtnis in den einzelnen Gedächtnissen verwirklicht wird. Der Prozess des Erinnerns und Vergehens wird als sozial vermittelt dargestellt, wobei nur das erinnert wird, was in der Gegenwart einen sozialen Bezugsrahmen besitzt.
II. Élie Wiesel: L'oublié: Dieses Kapitel stellt den Roman "L'oublié" von Élie Wiesel kurz vor und untersucht, wie das kollektive Gedächtnis im Roman dargestellt wird. Es analysiert, wie die individuellen Erinnerungen der Figuren mit dem kollektiven Gedächtnis der Holocaust-Überlebenden und der Nachwelt in Verbindung stehen. Es wird aufzeigen, wie das Werk Wiesels die Theorie Halbwachs' illustriert.
Schlüsselwörter
Kollektives Gedächtnis, Maurice Halbwachs, Élie Wiesel, L'oublié, Holocaust, Erinnerung, Vergessen, soziale Rahmenbedingungen, Erinnerungskultur, Geschichtsverarbeitung, Trauma.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des kollektiven Gedächtnisses anhand von Halbwachs und Wiesels "L'oublié"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Konzept des kollektiven Gedächtnisses nach Maurice Halbwachs und analysiert dessen Anwendung anhand des Romans "L'oublié" von Élie Wiesel. Ziel ist es, Halbwachs' Theorie zu erläutern und ihre Relevanz für das Verständnis von Erinnerung und Geschichtsverarbeitung im Kontext des Holocaust zu demonstrieren.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das kollektive Gedächtnis nach Halbwachs, den Einfluss sozialer Rahmenbedingungen auf das individuelle Gedächtnis, Erinnern und Vergessen als soziale Prozesse, die Darstellung des kollektiven Gedächtnisses in "L'oublié" und die Relevanz von Halbwachs' Theorie für die Auseinandersetzung mit dem Holocaust.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über Maurice Halbwachs und sein Konzept des kollektiven Gedächtnisses, ein Kapitel über Élie Wiesels Roman "L'oublié" und ein Resümee. Das Kapitel zu Halbwachs beinhaltet seine Biographie, den Begriff des kollektiven Gedächtnisses, Erinnern und Vergessen sowie den Zusammenhang von kollektivem Gedächtnis und Geschichte und Gedächtnisrahmen (soziale Zeit und sozialer Raum). Das Kapitel zu Wiesel befasst sich mit der Biographie Wiesels, dem Inhalt des Romans und der Darstellung des kollektiven Gedächtnisses darin.
Wie wird Halbwachs' Theorie des kollektiven Gedächtnisses beschrieben?
Halbwachs' Konzept stellt das individuelle Gedächtnis als soziales Phänomen dar, das sich innerhalb gesellschaftlicher Rahmenbedingungen (cadres sociaux) ausbildet. Das individuelle Gedächtnis existiert nicht unabhängig von sozialen Gruppen, sondern wird durch Kommunikation und Interaktion geprägt. Individuelle Erinnerungen verschmelzen und verwirklichen das kollektive Gedächtnis. Erinnern und Vergessen werden als sozial vermittelt dargestellt; erinnert wird nur, was in der Gegenwart einen sozialen Bezugsrahmen besitzt.
Wie wird "L'oublié" von Élie Wiesel in der Arbeit behandelt?
Das Kapitel zu "L'oublié" untersucht, wie das kollektive Gedächtnis im Roman dargestellt wird und wie die individuellen Erinnerungen der Figuren mit dem kollektiven Gedächtnis der Holocaust-Überlebenden und der Nachwelt in Verbindung stehen. Es zeigt auf, wie Wiesels Werk Halbwachs' Theorie illustriert.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Die Schlüsselwörter umfassen: Kollektives Gedächtnis, Maurice Halbwachs, Élie Wiesel, L'oublié, Holocaust, Erinnerung, Vergessen, soziale Rahmenbedingungen, Erinnerungskultur, Geschichtsverarbeitung, Trauma.
Welche Bedeutung hat die Einleitung?
Die Einleitung stellt den Diskurs um "Vergangenheitsbewältigung" und die Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnissen dar, betont dessen emotionale Brisanz und die internationale Bedeutung der Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen. Die Autorin begründet ihr Interesse an Halbwachs' Theorie mit ihrer eigenen Erfahrung als Angehörige der zweiten Generation nach dem Nationalsozialismus.
Was ist das Fazit der Arbeit (Resümee)?
Das Resümee (nicht explizit im bereitgestellten Text enthalten) fasst voraussichtlich die Ergebnisse der Analyse zusammen und bewertet die Relevanz von Halbwachs' Theorie für das Verständnis der Erinnerung und Geschichtsverarbeitung im Kontext des Holocaust anhand der Analyse von Wiesels Roman.
- Arbeit zitieren
- Birgit Hittenberger (Autor:in), 2004, Das kollektive Gedächtnis laut Maurice Halbwachs anhand des Romans von Élie Wiesel "L'oublié", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42482