„ (…)I doubt that the shift (against continued EU membership) would have been so great as it has been, were it not for the full-blooded leadership given to the Leave campaign by my Conservative colleagues.”
Mit dieser Einschätzung stellt der ehemalige Cameron-Berater in europäischen Fragen, Oliver Letwin, die sogenannten „Brexiteers“ und ihre breite Unterstützung innerhalb der konservativen Parlamentspartei in das Zentrum seiner Analyse der Ursachen für die Brexit-Entscheidung. Er fokussiert folglich nicht hauptsächlich gesamtgesellschaftliche Ursachen dieses Referendumsausgangs, wie beispielsweise Migration oder Wirtschaft , sondern richtet seinen Blick konkret auf die politische Elite- hier in Form der Conservative Party- und ihren Beitrag zur Entscheidung der Briten die Europäische Union zu verlassen. Seine Aussage bildet den Ausgangspunkt dieser Arbeit.
Ein weiterer Faktor, welcher diese Arbeit beeinflusst hat, ist das Bild eines von seiner Partei getriebenen David Cameron, welcher durch das Versprechen eines EU-Referendums die „erhebliche innerparteiliche Sprengkraft“ der europäischen Thematik zu entschärfen versuchte. Dies deutet wiederum auf einen erheblichen Einfluss der Euroskeptiker innerhalb der Conservative Party hin. Vor allem im Lichte der Tatsache, dass die Konservativen 1975 vehement für eine Mitgliedschaft der Briten in der Europäischen Gemeinschaft stritten, wirft dies eine Frage auf, mit welcher sich diese Arbeit im Folgenden beschäftigen soll: Welche Faktoren beeinflussten auf welche Weise die Entwicklung der euroskeptischen politischen Agenda der Conservative Party?
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Heranführung an das „Drei-Ebenen-Modell“
- 2.1 Mass-Elite Linkages als Ausgangspunkt
- 2.2 Die drei Ebenen und ihr Umfang
- 2.2.1 Das „Drei-Ebenen-Modell“
- 2.2.2 Die innerparteiliche Ebene
- 2.2.3 Die historisch-systemische Ebene
- 2.2.4 Die supranationale Ebene
- 2.2.5 Zwischenfazit
- III. Eine Definition des Tory-Euroskeptizismus
- IV. Analyse der drei Ebenen
- 4.1 Die historisch-systemische Ebene: Der Einfluss einer ungeschriebenen Verfassung
- 4.2 Die innerparteiliche Ebene (Teil 1): Die Regierungszeit Margaret Thatchers
- 4.3 Die supranationale und die innerparteiliche Ebene (Teil 2): Interdependenz und Maastricht
- V. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der euroskeptischen politischen Agenda der Conservative Party. Sie analysiert die Faktoren, die die Tories zur treibenden Kraft des Brexit machten, und zwar anhand eines dreistufigen Modells. Das Modell berücksichtigt die innerparteiliche Dynamik, den historischen Kontext und die supranationale Ebene der EU-Politik.
- Der Einfluss der historischen und systemischen Faktoren auf die Entwicklung des Euroskeptizismus innerhalb der Conservative Party.
- Die Rolle innerparteilicher Machtkämpfe und ideologischer Strömungen in der Gestaltung der europäischen Politik der Tories.
- Die Interdependenz zwischen der innerparteilichen und supranationalen Ebene im Kontext des Brexit.
- Die Bedeutung von Mass-Elite-Linkages für das Verständnis der euroskeptischen Positionierung der Conservatives.
- Die Analyse der Regierungszeit Margaret Thatchers und deren Einfluss auf die spätere Entwicklung.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Faktoren, welche die Entwicklung der euroskeptischen Agenda der Conservative Party beeinflussten. Sie basiert auf der Aussage eines ehemaligen Cameron-Beraters, der die Rolle der "Brexiteers" innerhalb der Partei hervorhebt, und dem Bild eines von seiner Partei getriebenen David Cameron, der ein Referendum versprach, um die innerparteiliche Sprengkraft zu entschärfen. Die Arbeit verwendet ein dreistufiges Modell (historisch-systemisch, innerparteilich, supranational) zur Analyse und bezieht sich auf das Konzept der Mass-Elite-Linkages.
II. Heranführung an das „Drei-Ebenen-Modell“: Dieses Kapitel führt das dreistufige Modell ein, basierend auf den Mass-Elite-Linkages nach Steenbergen et al. Es erweitert das Modell um die Betrachtung von Einflussfaktoren auf das parteiliche Agenda-Setting, die über den Einfluss der Bevölkerung hinausgehen. Der Fokus liegt darauf, die Faktoren zu identifizieren, die eine Partei in eine Position bringen, um mit den Wählern in Wechselwirkung zu treten, um im Kontext des Brexits die Positionierung der Conservatives besser zu erklären. Die Kapitel erläutert das Modell und definiert seine drei Ebenen.
IV. Analyse der drei Ebenen: Dieses Kapitel präsentiert die Analyse der drei Ebenen des Modells: Die historisch-systemische Ebene untersucht den Einfluss der ungeschriebenen Verfassung und traditioneller britischer Vorstellungen von Souveränität. Die innerparteiliche Ebene (Teil 1) analysiert die Regierungszeit Margaret Thatchers und deren Einfluss auf die Entwicklung des Euroskeptizismus. Schließlich untersucht die Analyse der supranationalen und der innerparteilichen Ebene (Teil 2) die Interdependenz zwischen diesen Ebenen im Kontext des Vertrags von Maastricht.
Schlüsselwörter
Conservative Party, Brexit, Euroskeptizismus, Mass-Elite-Linkages, Margaret Thatcher, Maastricht-Vertrag, britische Souveränität, innerparteiliche Politik, supranationale Ebene, historisch-systemische Ebene.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des Tory-Euroskeptizismus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der euroskeptischen politischen Agenda der Conservative Party und die Faktoren, die sie zur treibenden Kraft des Brexit machten. Die Analyse erfolgt anhand eines dreistufigen Modells, welches innerparteiliche Dynamik, historischen Kontext und die supranationale Ebene der EU-Politik berücksichtigt.
Welches Modell wird verwendet und warum?
Die Arbeit verwendet ein "Drei-Ebenen-Modell", das auf dem Konzept der Mass-Elite-Linkages basiert. Dieses Modell erweitert die Betrachtung der Einflussfaktoren auf das parteiliche Agenda-Setting über den Einfluss der Bevölkerung hinaus und hilft, die Positionierung der Conservatives im Kontext des Brexits besser zu erklären. Die drei Ebenen sind: historisch-systemische Ebene, innerparteiliche Ebene und supranationale Ebene.
Welche Ebenen werden im Modell unterschieden?
Das Modell umfasst drei Ebenen: Die historisch-systemische Ebene betrachtet den Einfluss der ungeschriebenen Verfassung und traditioneller britischer Vorstellungen von Souveränität. Die innerparteiliche Ebene analysiert die innerparteilichen Machtkämpfe und ideologischen Strömungen. Die supranationale Ebene befasst sich mit der Interaktion der Partei mit der EU-Politik.
Welche Rolle spielt Margaret Thatcher in der Analyse?
Die Regierungszeit Margaret Thatchers wird als wichtiger Einflussfaktor auf die Entwicklung des Euroskeptizismus innerhalb der Conservative Party analysiert. Ihr Einfluss auf die spätere Entwicklung der Partei und ihrer Europapolitik wird im Detail untersucht.
Wie wird der Einfluss der supranationalen Ebene berücksichtigt?
Die supranationale Ebene wird im Kontext des Vertrags von Maastricht analysiert, um die Interdependenz zwischen der innerparteilichen und der supranationalen Ebene im Hinblick auf die Entwicklung des Euroskeptizismus zu beleuchten.
Welche Schlüsselkonzepte werden in der Arbeit verwendet?
Schlüsselkonzepte sind: Mass-Elite-Linkages, britische Souveränität, innerparteiliche Politik, supranationale Ebene, historisch-systemische Ebene, und der Einfluss der ungeschriebenen Verfassung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Heranführung an das „Drei-Ebenen-Modell“, Eine Definition des Tory-Euroskeptizismus, Analyse der drei Ebenen und Fazit.
Was ist die zentrale Forschungsfrage der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage ist: Welche Faktoren beeinflussten die Entwicklung der euroskeptischen Agenda der Conservative Party?
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- Darlyn Buchwitz (Author), 2018, Die Tories. Der Weg einer Partei in den Euroskeptizismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424919