"Der Roman bin ich, meine Geschichten sind ich." Mit diesem Satz beschreibt Franz Kafka sich selbst und seine Werke. Er sah das Schreiben als eine 'Existenzaufgabe' für sich und sein Leben. Sein Gesamtwerk ist bekannt für die Verarbeitung des problematischen Verhältnisses zu seinem Vater und somit immer wieder überschattet von den starken biografischen Zügen, die man im Vergleich zu seinem Lebenslauf und seinen Stimmungen wiederfindet.
Biografisch oder doch autobiographisch? Wie viel von Franz Kafka findet sich nun wirklich in seinen Werken wieder? Wie wird die Autobiographie in der Literaturwissenschaft definiert und inwieweit treffen diese Kriterien auf Kafkas Brief an den Vater zu? Die Auswahl des Untersuchungsgegenstandes resultiert aus der Annahme, dass in diesem Werk die meisten Grenzen zwischen der Autobiographie und Biographie überschritten werden.
Um diesen Fragen nachzugehen, werden zu Beginn der Seminararbeit allgemeine Kriterien und Klassifikationsmöglichkeiten einer Autobiografie aufgeführt und miteinander verglichen. Einen Vergleich bieten in dieser Recherche drei Lexikonartikel, aus denen übereinstimmende Kriterien herausgefiltert werden sollen. Ebenso dienen die Kriterien Johann Wolfgang von Goethes aus dem Vorwort seiner eigenen Autobiographie "Dichtung und Wahrheit" und Philippe Lejeunes Abhandlung "Der autobiografische Pakt" als vergleichbare Größen.
Weiterhin sollen die Entstehungsgeschichte wie auch der Inhalt des Briefes näher betrachtet werden, um die Beweggründe, sowohl für das Schreiben selbst als auch für die Veröffentlichung durch Kafkas Freund Max Brod, besser nachvollziehen zu können. Zuletzt wird das Werk Brief an den Vater auf die zu Beginn genannten Kriterien hin analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kriterien und Bestimmungsmöglichkeiten zur Kategorisierung einer Autobiografie
- Entstehungsgeschichte und Inhalt des Briefes
- Analyse des Werkes anhand der erarbeiteten Kriterien
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht Franz Kafkas „Brief an den Vater“ (1919) auf seine autobiographischen Merkmale. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit sich Kafkas Werk in die Gattung der Autobiografie einordnen lässt. Hierzu werden zunächst allgemeine Kriterien und Klassifikationsmöglichkeiten einer Autobiografie anhand von drei Lexikonartikeln, Goethes „Dichtung und Wahrheit“ und Lejeunes „Der autobiografische Pakt“ erläutert. Des Weiteren wird die Entstehungsgeschichte und der Inhalt des Briefes beleuchtet, um die Beweggründe für dessen Entstehung und Veröffentlichung zu verstehen. Schließlich wird das Werk anhand der zuvor genannten Kriterien analysiert.
- Kriterien der Autobiografie
- Entstehungsgeschichte des „Briefes an den Vater“
- Analyse des „Briefes an den Vater“
- Autobiografische Elemente in Kafkas Werk
- Grenzen zwischen Autobiografie und Biografie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Seminararbeit ein und stellt die Fragestellung sowie den Untersuchungsgegenstand „Brief an den Vater“ vor. Sie erläutert die Relevanz der Arbeit und die Ziele, die mit der Analyse verfolgt werden.
- Kriterien und Bestimmungsmöglichkeiten zur Kategorisierung einer Autobiografie: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und Abgrenzung der Gattung Autobiografie. Es werden verschiedene Kriterien und Klassifikationsmöglichkeiten aus der Literaturwissenschaft vorgestellt und miteinander verglichen. Die Analyse bezieht sich auf drei Lexikonartikel, Goethes „Dichtung und Wahrheit“ und Lejeunes „Der autobiografische Pakt“.
- Entstehungsgeschichte und Inhalt des Briefes: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehungsgeschichte des „Briefes an den Vater“. Es werden die Beweggründe für das Schreiben des Briefes sowie die Umstände seiner Veröffentlichung durch Max Brod erläutert. Darüber hinaus wird der Inhalt des Briefes zusammengefasst, um ein grundlegendes Verständnis des Textes zu schaffen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Begriffen Autobiografie, Biografie, Literaturwissenschaft, Franz Kafka, „Brief an den Vater“, Entstehungsgeschichte, Inhalt, Analyse, Kriterien, Klassifikationsmöglichkeiten, „Dichtung und Wahrheit“, „Der autobiografische Pakt“.
- Arbeit zitieren
- Jacqueline Reinisch (Autor:in), 2015, Franz Kafkas "Brief an den Vater" (1919) als autobiographisches Werk?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/425275