„Von heute an werde ich sein, wie ihr mich nennt, zum Fürchten streng werde ich sein.“
Ivan IV. Vassilevič Groznyj ist den meisten von uns unter dem Namen Ivan der Schreckliche bekannt.
Schaut man jedoch ins Wörterbuch und vergleicht den Beinamen, den das russische Volk seinem Herrscher gab, -groznyj-, so wird doch deutlich, dass die Übersetzung „der Schreckliche“ nicht das aussagt, was es aussagen sollte:
eine zutreffendere Übersetzung wäre eher drohend, bedrohlich, streng, fürchterlich.
-Groznaja opas’nost’- wird mit drohender Gefahr, -groza- mit Gewitter bzw. Schrecken übersetzt, veraltet steht es für ein strenges Gericht. Richtigerweise sollten wir nun groznyj in Anlehnung an –groza- verstehen, denn ein stürmisches und egozentrisches Temperament hatte er unabweisbar. Die westliche Übertragung des „Schrecklichen“ resultiert vielmehr aus Ivans Ruf, den er während seiner Herrschaft vor allem durch seine Feinde im Ausland erhielt; die Geschichtsschreibung hat ihn bis heute beibehalten.
Ivan IV. war nicht von niedriger Intelligenz, er war gebildet sowie literarisch veranlagt; die Heilige Schrift muss er zu genüge studiert haben, da er Passagen dieser sogar in seinem Testamentsentwurf von 1572 aus dem Gedächtnis zitiert. Diese positiven Eigenschaften wurden jedoch von Jähzorn und Argwohn überschattet; zu seinem Lebensende litt er sogar unter Verfolgungswahn. Diese beiden Extremata lassen sein Bild in der Geschichte zwiespältig erscheinen.
Trotz der zweifellos überwiegend negativen Eigenschaften sahen viele folgende Herrscher in ihm ihr Vorbild: so meinte Peter I., der erste russische Zar habe doch den Beinamen „der Große“ verdient:
„Ivan Vassilevič ist mein Vorgänger und mein Muster. Ich habe ihn mir allzeit zum Modell meiner Regierung in Klugheit und Tapferkeit vorgestellt. Nur die dummen Köpfe, die die Umstände seiner Zeit, seine Nation und seine großen Verdienste für dieselbe nicht verstehen, nennen ihn einen Tyrannen.“
Die folgende Arbeit soll aufzeigen, welche kulturellen und geschichtlichen Entwicklungen sowie Neuerungen Russland in der Regierungsperiode des Ivan IV. erfahren hat. Es richtet sich insbesondere an Studenten der Slavistik, Geschichte und Kulturwissenschaften sowie alle Interessierten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Ausgangslage
- 3. Kindheit und Jugend
- 4. Reformen zur Selbstherrschaft
- 5. Die Opričina
- 6. Das Ende
- 7. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die kulturellen und geschichtlichen Entwicklungen Russlands während der Regierungszeit Iwan IV. Sie bietet einen Überblick über Ivans Leben und beleuchtet die Auswirkungen seiner Herrschaft auf das Land.
- Iwan IV.'s Kindheit und Jugend und deren Einfluss auf seine Herrschaft
- Die politische und soziale Lage Russlands vor Iwan IV.'s Regierungszeit
- Die Reformen Iwan IV.'s zur Stärkung seiner Macht
- Die Opritschnina und ihre Folgen
- Iwan IV.'s Erbe und seine Bedeutung für die russische Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt Iwan IV., bekannt als Iwan der Schreckliche, vor und korrigiert die gängige Übersetzung seines Beinamen „der Schreckliche“ hin zu „drohend, bedrohlich, streng, fürchterlich“. Sie betont den zwiespältigen Charakter Ivans und seine widersprüchlichen Eigenschaften: Bildung und Jähzorn, sowie die unterschiedlichen Interpretationen seiner Herrschaft in der Geschichte. Die Arbeit kündigt an, die kulturellen und geschichtlichen Entwicklungen Russlands unter seiner Regierung zu untersuchen.
2. Die Ausgangslage: Dieses Kapitel beschreibt die historische und politische Lage Russlands vor Iwan IV.'s Regierungszeit. Es thematisiert den Einfluss Byzanz' auf Russland, die innere Krise der Kiever Rus', den Aufstieg Moskaus als neues Machtzentrum nach der Mongolenherrschaft, und die zunehmende Selbstwahrnehmung Russlands als Erbe Byzanz' nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453. Die Heirat Iwan III. mit einer byzantinischen Prinzessin und die Übernahme des doppelköpfigen Adlers als Wappentier werden als symbolische Repräsentation dieser Entwicklung dargestellt. Das Ende der Mongolenherrschaft 1480 wird als wichtiger Wendepunkt hervorgehoben.
3. Kindheit und Jugend: Dieses Kapitel beschreibt die Geburt und die frühe Kindheit Ivans IV., geprägt von Vorhersagen und hohen Erwartungen. Es schildert den Machtkampf nach dem Tod seines Vaters und die schwierige Jugend Ivans unter der Regentschaft seiner Mutter und später unter der Herrschaft der Bojaren. Die Beschreibung betont die Gewalt, Intrigen und Vernachlässigung, die Iwan in seiner Jugend erlebte, und wie diese Erfahrungen seinen späteren Charakter und seine Herrschaft prägten. Der erste Mordbefehl Ivans im Alter von 13 Jahren wird als ein Schlüsselereignis präsentiert, das seine späteren Taten vorwegnimmt.
Schlüsselwörter
Iwan der Schreckliche, Russland, Mittelalter, Opritschnina, Byzanz, Reformen, Bojaren, Machtkampf, Orthodoxie, Moskau
Häufig gestellte Fragen: Eine umfassende Betrachtung der Herrschaft Iwan IV.
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit bietet eine umfassende Analyse der Herrschaft Iwan IV. von Russland, auch bekannt als Iwan der Schreckliche. Sie beleuchtet seine Kindheit, Jugend, Reformen, die Opritschnina und das Vermächtnis seiner Herrschaft für die russische Geschichte. Die Arbeit korrigiert dabei die gängige, irreführende Übersetzung seines Beinamen und betont seinen zwiespältigen Charakter.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem die politische und soziale Lage Russlands vor Ivans Regierungszeit, den Einfluss Byzanz', den Aufstieg Moskaus, den Kampf um die Macht nach dem Tod seines Vaters, Ivans Reformen zur Stärkung seiner Macht, die Einführung und die Folgen der Opritschnina, sowie die Bedeutung Ivans für die russische Geschichte. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Einfluss von Ivans Kindheit und Jugend auf seine spätere Herrschaft.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem einzelnen?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) stellt Iwan IV. vor und skizziert die Thematik der Arbeit. Kapitel 2 (Die Ausgangslage) beschreibt die politische und historische Situation Russlands vor Ivans Herrschaft. Kapitel 3 (Kindheit und Jugend) behandelt Ivans frühe Jahre und den Einfluss seiner Erfahrungen auf seinen Charakter. Kapitel 4 (Reformen zur Selbstherrschaft) fokussiert auf Ivans Maßnahmen zur Stärkung seiner Macht. Kapitel 5 (Die Opritschnina) analysiert dieses bedeutende Kapitel seiner Regierungszeit. Kapitel 6 (Das Ende) untersucht den Tod Ivans und die Folgen seiner Herrschaft. Kapitel 7 (Schluss) bietet eine zusammenfassende Betrachtung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Iwan der Schreckliche, Russland, Mittelalter, Opritschnina, Byzanz, Reformen, Bojaren, Machtkampf, Orthodoxie, Moskau.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die kulturellen und geschichtlichen Entwicklungen Russlands während der Regierungszeit Iwan IV. zu untersuchen und einen Überblick über sein Leben und die Auswirkungen seiner Herrschaft zu bieten. Die Arbeit beleuchtet Ivans widersprüchliche Persönlichkeit und die verschiedenen Interpretationen seiner Herrschaft in der Geschichte.
Für welche Zielgruppe ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für eine akademische Zielgruppe gedacht, die sich für die Geschichte Russlands und die Herrschaft Iwan IV. interessiert. Sie eignet sich für Studenten, Wissenschaftler und alle, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen möchten.
- Arbeit zitieren
- Natalie Webbeler (Autor:in), 2003, Ivan der Schreckliche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42582