Im Seminar „Der zeitgeschichtliche Wandel der Familie und die Folgen für die Erziehung“ wurden im ersten Abschnitt des Seminars die Entwicklungen der Familie und im zweiten Abschnitt die Konsequenzen dieser Entwicklung diskutiert. Dabei wurde das Problem, welches in der heutigen arbeitsmarktpolitischen Debatte Anklang findet, angesprochen: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Der Ausbau öffentlicher Erziehung soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Die Gesellschaft braucht einen Zuwachs an Betreuungsmöglichkeit für die Kinder. Die öffentliche Erziehung mit dem Angebot an Kindertagesstätten, Ganztagsschulen und einiges mehr muss in Deutschland besser ausgebaut werden. Dafür spricht vor allem die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland und die Unzufriedenheit der Mütter, denn die „geringe Partizipation von Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist nicht nur aus gesamtwirtschaftlicher Sicht unbefriedigend, sie entspricht auch nicht mehr dem, was die Frauen heute anstreben.“ Trotz starker Nachfrage „sind die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter drei Jahren in Deutschland unterentwickelt. Gleiches gilt für die Betreuung von Kindern zwischen drei und sechs Jahren in den Kindergärten über Mittag und am Nachmittag. Auch in den Grundschulen sind Ganztagsangebote noch sehr gering verbreitet… [Ebenso ist die] Verlässlichkeit der Betreuung und … Versorgung während der Ferien von Kindergärten und Grundschulen…“ sehr gering ausgebaut.
Da stellt man sich die Frage, ob der Ausbau der familienergänzenden Tageseinrichtungen für Kinder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf begünstigen kann, um somit vor allem auch die gesamtwirtschaftliche und soziale Situation in Deutschland zu verbessern. Um diese Frage zu beantworten sollen in dieser Arbeit die Argumente vorgestellt werden, die dazu beigetragen haben, dass die öffentliche Erziehung ausgebaut werden müsste. Dabei sollen zunächst die wesentlichen Begriffe definiert werden und aktuelle Statistiken hergezogen werden. Anschließend wird der geschichtliche Wandel der weiblichen Normalbiographie dargestellt, um darauf folgend die Argumente anzuführen, die den Ausbau der öffentlichen Erziehung begünstigen. Abschließend sollen die Konsequenzen und die Bedeutung des Ausbaus für die Pädagogik diskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in das Thema
- A. Begriffsdefinitionen und statistische Daten
- A.1. Begriffsklärung
- A.2. Daten, Fakten, Zahlen
- B. Argumentationen zum Thema
- B.1. Notwendigkeit einer „inszenierten Solidarität“
- B.1.1. Soziale Risiken
- B.1.2. „Informelle Solidarität“ versus „Inszenierte Solidarität“
- B.2. Die Ressource Frau
- B.2.1. Aufgaben der Frau in der Geschichte
- B.2.2. Wandel der weiblichen Normalbiographie
- B.3. Motive und Argumente zum Ausbau der öffentlichen Erziehung
- B.3.1. Pädagogische Argumente
- B.3.2. Bildungspolitische Argumente
- B.3.3. Frauen- und beschäftigungspolitische Argumente
- B.3.4. Bevölkerungspolitische Argumente
- C. Konsequenzen
- C.1. Rückkehr zu traditionellen Werten?
- C.2. Wandel der Vaterrolle?
- C.3. Bedeutung und Konsequenzen für die Pädagogik und die öffentlichen Erziehung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wie der Ausbau der öffentlichen Erziehung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern kann und somit zur Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen und sozialen Situation in Deutschland beitragen kann. Der Fokus liegt dabei auf den Argumenten, die für einen Ausbau der öffentlichen Erziehung sprechen, unter Berücksichtigung des historischen Wandels der weiblichen Normalbiographie und den damit verbundenen Veränderungen in der Gesellschaft.
- Die Bedeutung der "inszenierten Solidarität" im Kontext der Risikogesellschaft
- Die Rolle der Frau im Wandel der Zeit und die Veränderungen der weiblichen Normalbiographie
- Die Argumente für einen Ausbau der öffentlichen Erziehung aus pädagogischer, bildungspolitischer, frauen- und beschäftigungspolitischer sowie bevölkerungspolitischer Sicht
- Die Konsequenzen des Ausbaus der öffentlichen Erziehung für die Gesellschaft und die Pädagogik
- Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Spannungsfeld zwischen traditionellem Familienbild und modernen Lebensmodellen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition des Begriffs "öffentliche Erziehung" und beleuchtet die aktuelle statistische Situation hinsichtlich Erwerbs- und Beschäftigungsquoten von Frauen und Männern. Anschließend wird die "inszenierte Solidarität" im Kontext der Risikogesellschaft erläutert, bevor die historische Entwicklung der Rolle der Frau und der Wandel der weiblichen Normalbiographie dargestellt werden.
Im weiteren Verlauf werden die verschiedenen Argumente für einen Ausbau der öffentlichen Erziehung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: pädagogische Argumente, bildungspolitische Argumente, frauen- und beschäftigungspolitische Argumente sowie bevölkerungspolitische Argumente.
Abschließend werden die Konsequenzen des Ausbaus der öffentlichen Erziehung diskutiert, insbesondere die mögliche Rückkehr zu traditionellen Werten, der Wandel der Vaterrolle und die Auswirkungen auf die Pädagogik und die öffentlichen Erziehungssysteme.
Schlüsselwörter
Öffentliche Erziehung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Risikogesellschaft, inszenierte Solidarität, Wandel der weiblichen Normalbiographie, pädagogische Argumente, bildungspolitische Argumente, Frauen- und beschäftigungspolitische Argumente, bevölkerungspolitische Argumente, Konsequenzen für die Pädagogik.
- Arbeit zitieren
- Janine Kempin (Autor:in), 2005, Bedeutungszuwachs öffentlicher Erziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42590