Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Gang der Arbeit
2. Non-Profit-Organisationen im theoretischen Kontext
2.1 Begriffliche Grundlagen
2.2 Formen von Non-Profit-Organisationen
2.3 Die Finanzierungsmöglichkeiten
2.3.1 Innenfinanzierung
2.3.2 Außenfinanzierung
2.3.3 Fundraising
2.4 Grenzen der Finanzierung
3. Theorie-Praxis-Reflexion am Beispiel der UNICEF Deutschland
3.1 Unternehmensvorstellung
3.2 Analyse der Finanzierung
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Transparenz einer Spende der UNICEF-Deutschland
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
Soziale Unternehmen stehen in Zeiten dynamischer Unternehmenswelten und sich ändernden Leistungsstrukturen vor großen Herausforderungen.[1] Für eine funktionierende Gesellschaft werden funktionierende Non-Profit-Organisationen jedoch zwingend benötigt, denn diese leisten weltweit wichtige Beiträge.[2] Intakte und unabhängige NPOs gelten beispielsweise als eine der wichtigsten Grundlagen einer freien Wirtschaft und Gesellschaft, denn die Summe dieser, u.a. bestehend aus der öffentlichen Verwaltung sowie Sozial-, Gesundheits- und Kulturorganisationen, bildet die Basis für private Haushalte und Forprofit-Organisationen. Funktionierende NPOs sollten daher das höchste Interesse einer Gesellschaft sein.[3] Umso wichtiger ist es, ein besonderes Augenmerk auf die Finanzierung zu richten, ohne die eine NPO langfristig nicht überlebensfähig wäre. Angesichts der immer schwieriger werdenden staatlichen Finanzierung, nehmen alternative Finanzierungsmöglichkeiten an Be-deutung zu.[4] Daraus ergibt sich die zentrale Fragestellung, welche Möglichkeiten der Finanzierung sich für Non-Profit-Organisationen in der heutigen Zeit bieten.
1.2 Ziel und Gang der Arbeit
Die Analyse sowie die kritische Beurteilung der Finanzierungsmöglichkeiten von NPOs, zunächst im theoretischen Kontext und anschließend anhand einer bestehenden NPO im sozialen Bereich, stellen das Ziel dieser Arbeit dar.
Die Arbeit beginnt mit der Einleitung, welche sich in Problemstellung sowie Ziel und Gang gliedern lässt. Darauffolgend befasst sich das zweite Kapitel mit dem theoretischen Kontext von NPOs und geht somit neben der Begriffsbestimmung und den möglichen Formen insbesondere auf die detaillierte Aufgliederung und Beschreibung der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten und deren Grenzen ein. Die Finanzierung innerhalb einer bestehenden NPO wird im dritten Kapitel analysiert, wodurch die in Kapitel Zwei aufgeführten theoretischen Grundlagen durch Beispiele aus der Praxis untermauert werden sollen. Im vierten Kapitel werden die gewonnen Erkenntnisse zu einem Fazit zusammengefasst und somit der Abschluss dieser Arbeit gebildet.
2. Non-Profit-Organisationen im theoretischen Kontext
2.1 Begriffliche Grundlagen
In allen Ländern der Welt gibt es NPOs.[5] Sie werden als Teil des „Dritten Sektors“ verstanden. In diesem Kontext wird allerdings nicht der Dienstleistungssektor, sondern der Bereich der in privater Trägerschaft befindlichen NPOs verstanden und daher als Synonym auch der Begriff Nonprofit-Sektor verwendet.[6] Die in diesem Sektor tätigen Organisationen lassen sich anhand verschiedener Merkmale charakterisieren. In erster Linie werden zu den NPOs diejenigen Organisationen gezählt, die nicht vorrangig den Zweck verfolgen, Gewinne zu erzielen. Anstelle von wirtschaftlichen Zielen werden beispielsweise wissenschaftliche oder kulturelle Ziele verfolgt, die einen Nutzen für die Allgemeinheit bringen[7] oder die Bedürfnisse und Interessen von Einzelpersonen, Gruppen oder Gemeinschaften erfüllen.[8] NPOs dürfen zwar Gewinne erwirtschaften, diese jedoch nicht an Eigentümer oder Mitglieder ausschütten. Die Gewinne müssen stattdessen in der Organisation verbleiben und für den Unternehmenszweck verwendet werden.[9] Allerdings sind Gewinn-orientierung und -ausschüttung nicht die einzigen Abgrenzungskriterien zu herkömmlichen Organisationen. Ein weiteres Kennzeichnungsmerkmal ist ein Mindestmaß an Freiwilligkeit, welches sich insbesondere durch ehrenamtliche Arbeit äußert. Diese kann sich nicht nur auf ausführende Tätigkeiten, sondern auch auf Leitungsfunktionen, wie z.B. den Vereinsvorstand, beziehen.[10] Außerdem weisen NPOs einen gewissen Grad an Selbstverwaltung bzw. Entscheidungsautonomie auf und können somit ihre Aktivitäten im wesentlichen Maße selbst steuern und kontrollieren.[11] Abschließend bleibt jedoch festzuhalten, dass international eine Subsumtion von Organisationen zu NPOs nicht eindeutig und umfassend möglich ist.[12]
2.2 Formen von Non-Profit-Organisationen
Die Wahl der Rechtsform spielt für NPOs eine wichtige Rolle. Anhand der Zielsetzung der NPO lassen sich beispielsweise verschiedene Formen unter-scheiden, die nach ihrer Orientierung differenziert werden können.[13] Mit dem Begriff des Nonprofit-Sektors werden u.a. Vereine, Stiftungen, gemeinnützige GmbHs[14] und Aktiengesellschaften sowie teilweise Genossenschaften bezeichnet.[15]
Ferner wird bei den Privaten NPOs außerdem nach der Trägerschaft unterschieden. Vereine, wie z.B. Sport-, Gesangs- und sonstige Freizeitvereine, können den Soziokulturellen NPOs zugeordnet werden[16], welche sich vorrangig an den Bedürfnissen der Mitglieder orientieren. Soziale NPOs hingegen erbringen Unter-stützungsleistungen an bedürftige Bevölkerungskreise im Gesundheits- und Sozial-bereich.[17] Dazu zählen beispielsweise Hilfsorganisationen.[18] Zu den wirtschaftlichen NPOs werden u.a. wirtschaftliche Verbände gezählt,[19] bei denen die Förderung und Vertretung der wirtschaftlichen Interessen der Mitglieder im Vordergrund steht.[20] Politische Parteien und Umweltorganisationen werden den politischen NPOs zugeordnet, dessen Hauptaufgabe die Durchsetzung politischer Interessen und Wertvorstellung ist.[21]
Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit in Bezug auf die Formen von NPOs basiert auf den Arbeitsinhalten in Form von Eigen- bzw. Fremdleistung. Ist die Organisation primär für einen Personenkreis tätig, welcher außerhalb der Organisation steht, so wird sie als Fremdleistungs-NPO bezeichnet. Bei der Eigenleistungs-NPO hingegen zielt die Arbeit darauf ab, Leistungen für die eigenen Mitglieder zu erstellen.[22]
2.3 Die Finanzierungsmöglichkeiten
2.3.1 Innenfinanzierung
Ebenso wie gewinnorientierte Unternehmen, können auch NPOs ihre Finanzmittel im Rahmen der Innen- und Außenfinanzierung beschaffen. Aufgrund der Besonderheiten der NPO weisen die Finanzierungsarten jedoch eine andere Gewichtung auf und sind anders als in gewinnorientierten Unternehmen zu interpretieren. Bei der Innenfinanzierung handelt es sich in erster Linie um die Beschaffung von Finanzmitteln durch die Einbehaltung von Gewinnen.[23] Da die Gewinnerzielungsabsicht für NPOs jedoch kein primäres Unternehmensziel darstellt, ergeben sich aus dem Status der Gemeinnützigkeit Einschränkungen in der Innenfinanzierung.[24] Trotzdem ist es im Nonprofit-Bereich mittlerweile üblich, Gewinne einzuplanen, gerade im Hinblick auf vorhandenes Investitionskapital. Beispielsweise können durch den Verkauf von Produkten, durch Besuchereinnahmen bei Events[25] sowie durch Zinserträge aus Vermögensanlagen[26] selbsterwirtschaftete Einnahmen erzielt werden. Der Fokus in NPOs liegt, besonders in Vereinen, allerdings eher auf den Einnahmen durch Mitgliederbeiträge.[27] Da Rücklagen aber ebenfalls Eigenkapital darstellen sind sie bei der Gewinnthesaurierung auch zu berücksichtigen und können in Kapitalrücklagen sowie Gewinnrücklagen untergliedert werden.[28] Zu beachten ist allerdings, dass die Gewinne der NPO innerhalb eines Geschäftsjahres für die in der Satzung definierten Zwecke verwendet werden müssen und somit die Bildung von Rücklagen eher als problematisch anzusehen ist.[29] Die Finanzierung über Rückstellungen und Abschreibungen ist ebenfalls möglich.[30]
Für NPOs bieten sich aber noch weitere interne Finanzierungsmaßnahmen, zum Beispiel infolge von Rationalisierungen oder verbessertem Kostenmanagement. Beispielsweise können die Kreditlaufzeiten sowie die Verzinsung der eingeräumten Lieferantenkredite überprüft werden. Auch die Optimierung der Lagerhaltung bietet Innenfinanzierungspotential, da diese neben den Beschaffungskosten auch Lager-haltungskosten verursacht.[31]
2.3.2 Außenfinanzierung
Im Gegensatz zur Innenfinanzierung wird bei der Außenfinanzierung die Finanzierung durch Eigenmittel in Form der Beteiligungsfinanzierung oder durch Fremdmittel in Form der Kreditfinanzierung, die der Unternehmung von außen zugeführt werden, verstanden. Bei der Beteiligungsfinanzierung handelt es sich um eine zeitlich unbegrenzte Überlassung von Finanzierungsmitteln verbunden mit dem Recht auf Mitsprache und Gewinnbeteiligung. Durch die verbundene Haftung ist die Beteiligungsfinanzierung jedoch nur bei bestimmten Gesellschaftsformen,[32] wie Einzelunternehmen sowie Personen- und Kapitalgesellschaften möglich.[33] Die Beteiligungsfinanzierung erweist sich für NPOs aufgrund ihrer spezifischen Eigen-schaften als wenig sinnvoll. Weiterhin können als traditionelle Instrumente der Außenfinanzierung außerdem der Lieferanten- und Kontokorrentkredit untersucht werden. Der Lieferantenkredit wird von den NPO-Lieferanten gewährt und ermöglicht die Ausnutzung längerfristiger Zahlungsziele. Die einfache und unbürokratische Handhabung, die Flexibilität bei der Nutzung und das Fehlen von Kreditbe-sicherungen machen diese Finanzierungsform beliebt. Beim Kontokorrentkredit kann das Giro-Konto bis zu der Höhe des eingeräumten Kreditrahmens ohne weitere Formalitäten von der NPO überzogen werden. Jene NPOs, die über regelmäßige, nachhaltige Einnahmen verfügen, z.B. in Form von Mitgliedsbeiträgen, schneiden bei den Banken im Hinblick auf die Höhe des Kreditrahmens deutlich besser ab, als diejenigen NPOs, deren Einnahmen stark fluktuieren und schwer prognostizierbar sind.[34]
In Folge dessen bleibt festzuhalten, dass die genannten Formen der Finanzierung im Nonprofit-Sektor weniger relevant bzw. nicht ausreichend sind.[35] Anstelle dieser Finanzierungsformen tritt in NPOs das Fundraising in Erscheinung und übernimmt weitgehend die Funktion der Außenfinanzierung.[36]
2.3.3 Fundraising
Unter dem Begriff des Fundraising werden alle Möglichkeiten der Geldbeschaffung zusammengefasst.[37] Ferner bezeichnet es die systematische Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten einer NPO im Hinblick auf die Akquirierung von Geld- oder Sachspenden ohne eine erforderliche Gegenleistung. Die anzusprechende Zielgruppe ist dabei weit gefasst und reicht von Privatpersonen über Firmen und Stiftungen bis hin zu öffentlichen Institutionen.[38] Das Fundraising macht bei NPOs oftmals den Großteil der Finanzierungsmittel aus.[39]
Eine der wichtigsten Aufgaben im Fundraising stellt die Spendeneinwerbung dar, welche voraussetzt, dass die Ziele, die Struktur sowie die Projekte einer NPO zuvor bekannt sind. Erst dann ist es möglich, konkrete Konzepte zur Spendeneinwerbung zu entwickeln.[40] Wie bereits angedeutet, stellen Spenden für die meisten NPOs die Haupteinnahmequelle zur Finanzierung dar. Es handelt sich dabei um freiwillige Zuwendungen von Privat-Personen, Unternehmen oder staatlichen Institutionen an NPOs, um mit diesen Zuwendungen gemeinnützige Projekte zu finanzieren. Unter die öffentlichen Zuwendungen fallen dabei z.B. Geldleistungen des Bundes, der Länder oder der Städte sowie Öffentliche Fördermittel.[41] Voraussetzung für die Freiwilligkeit ist, dass der jeweilige Spender zu dieser Leistung nicht verpflichtet ist, weder rechtlich, noch aus anderen Gründen. Es wird zunächst zwischen freier und zweckgebundener Spende unterschieden. Die freie Spende ist eine Zuwendung, ohne Bestimmung für ein bestimmtes Projekt. Die Bestimmung erfolgt allein durch den Empfänger und kann beispielsweise in Förderprojekte einfließen, aber auch für Verwaltungskosten verwendet werden. Bei einer zweckgebundenen Spende hingegen ist der Zweck unmittelbar angegeben. In der Regel ist dies in einem Begleitbrief zur Spende oder direkt als Verwendungszweck auf dem Überweisungs-träger vermerkt. Die Organisation ist dann verpflichtet, die Spende ausschließlich für diesen Zweck zu verwenden. Es können außerdem verschiedene Arten der Spende differenziert werden. Neben der Geldspende gibt es beispielsweise die Sachspende, bei welcher die Zuwendung durch die Hingabe von Gegenständen erfolgt. Es können z.B. Möbel für die Büroeinrichtung zur Verfügung gestellt werden.[42] Auch Testamentsspenden in Form von Erbschaften und Legaten können eine Finanzierungsquelle für NPOs darstellen. Dabei begünstigen die Spender in ihrem Testament eine oder mehrere gemeinnützige Organisationen oder hinterlassen Vermögenswerte.[43] Auch Bußgeldzuweisungen stellen eine weitere wichtige Einnahmequelle dar. Diese erfolgen beispielsweise durch Strafgerichte, indem diese dem Straftäter die Auflage erteilen, einen Geldbetrag an eine NPO zu zahlen.[44]
Der Erfolg des Fundraising ist dabei entscheidend von der Wahl des Instruments im Zusammenhang mit den Zielen der NPO abhängig.[45] Daher ist es wichtig, die verschiedenen Methoden der Spendergewinnung genauer zu untersuchen. Unter-schieden werden kann beispielsweise zwischen Persönlichem Fundraising, Fund-raising über Massenmedien sowie Online-Fundraising.[46] Dabei sollte vorab jedoch berücksichtigt werden, dass die Wahl der Methode abhängig von der Zielgruppe ist, die erreicht werden soll. Auch Kostengesichtspunkte sollten nicht außer Acht gelassen werden.
Um erfolgreich eine Spende zu akquirieren, ist Persönliches Fundraising die erste Wahl, da persönliche Kontakte auf die größte Resonanz stoßen.[47] Die persönliche Ansprache kann dabei unterschiedlichste Formen annehmen und von einem individuellen Gespräch bis hin zu einer brieflichen Kontaktaufnahme mit persönlicher Ansprache reichen.[48] Besonders handschriftlich verfasste Briefe sind unschlagbar was die Erzielung von Einnahmen betrifft.[49] Beim Face-to-Face-Fundraising[50] handelt es sich beispielsweise um eine Werbeform, bei der das Ziel verfolgt wird, im direkten, persönlichen Gespräch Einzugsermächtigungen von Privatpersonen für Spenden zu gewinnen. Diese Kampagnen können entweder im öffentlichen Raum, das heißt z.B. in Fußgängerzonen oder Parks als auch in halböffentlichen Räumen, wie in Einkaufscentern oder auf Messen, durchgeführt werden.[51] Beispielsweise kann mit Hilfe einer Veranstaltung die Öffentlichkeitsarbeit mit der Spendenwerbung sowie der Spenderpflege verbunden werden.[52] Aber auch die Durchführung im fast privaten Raum, z.B. an der Haustür, ist möglich und wird oftmals als Door-to-Door-Fundraising bezeichnet.[53] Auch das Telefon-Fundraising kann ein wirksames Instrument darstellen. Dabei werden sowohl bestehende als auch potentielle Spender sowie mögliche Kündiger aktiv angerufen. Es kann individuell auf den Gesprächspartner eingegangen werden. Ziel ist es zum einen, bestehenden Spendern zu danken und diese zu Dauerspendern oder für Sonderspenden zu gewinnen. Zum anderen sollen Kündiger mit dem Ziel der Rückgewinnung kontaktiert werden.[54] Standardisierte Fundraisingbriefe und Mailings stellen hin-gegen den bekanntesten Weg der Spendengewinnung[55] in der Kategorie der Spendenansprache über Massenmedien dar.[56] Daten aus dem Jahr 2009 zufolge werden im Fundraising über Mailings ca. 35 Prozent der Gesamteinnahmen generiert. Bei Mailings geht es ebenfalls um die Erzielung von Einnahmen, zum einen durch Gewinnung neuer Spender, zum anderen durch die Reaktivierung von verloren gegangenen Spendern.[57] Diesem Bereich können aber auch Printanzeigen, Plakate, TV-Spots sowie Lotterien zugeordnet werden.[58] Mit öffentlichen Lotterien und Tombolas können beispielsweise durch die Verlosung von Geld- oder Warengewinnen gute Einnahmen erzielt werden.[59] Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Bedeutung und Akzeptanz von Massenmedien bei Spendern zunehmend abnimmt und sich auf Interaktionen in sozialen Netzwerken verlagert.[60] Daher sollten auch neuere Kommunikationstechnologien keinesfalls außer Acht gelassen werden. Den NPOs werden damit neue Möglichkeiten des Fundraising eröffnet,[61] welche die Erreichung einer anderen und jüngeren Zielgruppe, die bisher vielleicht kaum gespendet hat, ermöglicht. Zur Erstellung des Online-Konzepts hat die vorherige Festlegung der anzusprechenden Zielgruppe sowie des Kommunikationsziels die oberste Priorität. Potentiellen Spendern sollen Informationen über die Bedarfsbelange und Projekte sowie Spendensumme mitgeteilt werden. Auch Informationen zu Steuerbegünstigungen können Anreize geben.[62] Über das Internet können Organisationen hochaktuell für sich werben.[63] Zu den traditionellen Maßnahmen des Fundraising gehört die Spendenaufforderung auf der Website der Organisation. Andere Portale zur Umsetzung von Fundraising stellen z.B. Facebook oder Youtube dar, aber auch Blogs und Twitter-Nachrichten können zu den Instrumenten gezählt werden.[64] Durch das Online-Fundraising erfolgt somit eine größere Informationsstreuung. Außerdem ist es deutlich schneller, denn Spenden können teilweise direkt per Mausklick ausgelöst werden. Es wird deutlich, dass das Internet zahlreiche Möglichkeiten bietet und somit als Wachstumsmarkt gesehen werden kann.[65]
Durch die genannten Punkte wird außerdem deutlich, dass sich über die Jahre hinweg ein Wandel im Fundraising weg von der transaktionsorientierten Sichtweise hin zum Relationship Fundraising vollzogen hat. Bei der transaktionsorientierten Sichtweise steht die kurzfristige Akquisition von Geld- und Sachmitteln im Vorder-grund.[66] Dem entgegen wird beim Relationship Fundraising der Fokus auf die Beziehung zum Spender gelegt.[67] Dieser Wandel äußert sich auch maßgeblich im Hinblick auf den Erfolg der Spendeneinwerbung, da die Akzeptanz von Massen-medien und standardisierten Briefen abnimmt. Die Wahrscheinlichkeit zu Spenden wird erhöht, je vertrauenserweckender der Spendenaufruf wahrgenommen wird. Beim Fundraising handelt es sich also um einen komplexen Prozess des Beziehungsaufbaus, der sich keinesfalls im Einsatz eines einzelnen Instruments erschöpft.[68] Es muss vielmehr ein Fundraisingmix eingesetzt werden, welcher diejenigen, konkreten Einzelinstrumente des Fundraising zusammenstellt.[69]
2.4 Grenzen der Finanzierung
Wie bereits deutlich wurde, sind die Innen- und Außenfinanzierung in NPOs nur begrenzt umsetzbar. Oftmals fehlt im Bereich der Innenfinanzierung auch ein gewisses Maß an Kostenbewusstsein, um Finanzierungsmaßnahmen umzusetzen und vorhandene Kosten zu optimieren.[70] Auch die staatliche Finanzierung kommt an ihre Grenzen, da sie aufgrund knapper werdender Budgets immer schwieriger wird.[71] Aber auch im Bereich des Fundraising stößt man auf Grenzen. Spenden haben insbesondere den Nachteil, dass sie mit großem Aufwand generiert werden müssen und trotzdem selten in erheblicher Höhe geleistet werden.[72] Außerdem sind die Spendeneinnahmen für die Organisation nicht planbar. Hinzu kommt, dass viele Menschen das Vertrauen in Organisationen verloren haben, da sie nicht wissen, wo und ob ihre Spende überhaupt ankommt. Der Spender hat kaum eine Möglichkeit, die Verwendung wirklich zu überprüfen und erlebt keine unmittelbare Rückkopplung, wo er miterleben kann, wie sein Geld hilft.[73] Das Persönliche Fundraising, in Form des Door-to-Door-Fundraising sowie des Telefon-Fundraising, ist oftmals mit Vorurteilen belegt. Hier ist ein hohes Maß an Sensibilität und Unaufdringlichkeit nötig, damit diese Methoden nicht als Belästigung empfunden werden[74] und somit einen Image-Verlust zur Folge haben. Generell bleibt festzuhalten, dass die Komplexität des Fundraising und der hohe Stellenwert, den es einnimmt, mit ehrenamtlichen Mitarbeitern allein kaum zu bewältigen ist. Fundraising wird zunehmend schwieriger, insbesondere weil der Wettbewerb um Privat- und Firmenspenden steigt. Der Grund dafür ist, dass die in Deutschland agierenden NPOs um eine immer kleiner werdende Anzahl an Spendern konkurrieren und zunehmend auch ausländische Organisationen auf dem deutschen Spendenmarkt aktiv werden.[75]
3. Theorie-Praxis-Reflexion am Beispiel der UNICEF Deutschland
3.1 Unternehmensvorstellung
UNICEF[76] wurde im Jahr 1946 mit Sitz in New York gegründet. Es ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen mit der Hauptaufgabe, weltweit, aber vor allem in Entwicklungsländern, Kindern und Müttern zu helfen.[77] Die Hilfe betrifft verschiedene Bereiche, wie z.B. Ernährung, Hygiene und Gesundheit sowie Bildung, mit dem Ziel die Lebensbedingungen von Kindern nachhaltig zu verbessern. In den einzelnen Industriestaaten tragen die nationalen Komitees der UNICEF zu dieser Arbeit bei.[78] Die UNICEF Deutschland[79] wurde im Jahr 1953 als eingetragener, gemeinnütziger Verein gegründet und zählt heute zu einer der wichtigsten Stützen der weltweiten UNICEF-Arbeit. Hauptaufgabe ist es die Arbeit für Kinder bekannt zu machen und Menschen zum Spenden zu bewegen.[80]
In der nachfolgenden Analyse der Finanzierung wird überwiegend die UNICEF Deutschland betrachtet.
3.2 Analyse der Finanzierung
Die Innen- sowie die Außenfinanzierung stellen auch in der Praxis weniger relevante Finanzierungsmethoden dar. Die UNICEF Deutschland erhebt keine Mitglieds-beiträge von ihren ehrenamtlichen Mitgliedern.[81] Einnahmen werden allerdings durch das betriebene Grußkartengeschäft erzielt, wo sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen durch den Kauf der Grußkarten die Arbeit von UNICEF unterstützen können. In diesem Zusammenhang ist die UNICEF Deutschland auch im Bereich der Unternehmenskooperationen breit aufgestellt und kann zahlreiche Unternehmen, wie zum Beispiel die Deutsche Post und Postbank oder Kaiser’s Tengelmann, zu seinen Partnern zählen. Diese unterstützen insbesondere beim Verkauf der Grußkarten. Trotz Rückgängen in diesem Geschäft sind die Erträge mit 10,56 Mio. Euro als hoch anzusehen.[82] Weiterhin bestätigt sich, dass sich die Bildung von Rücklagen in NPOs als nur wenig sinnvoll erweist. Auch die UNICEF Deutschland hat im Jahr 2016 auf die Bildung von Rücklagen verzichtet und stattdessen die verfügbaren Mittel unmittelbar der weltweiten Arbeit zur Verfügung gestellt.[83]
[...]
[1] Vgl. Bachert, R., Schmidt, A., Finanzierung von Sozialunternehmen, 2010, S. 11.
[2] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 1.
[3] Vgl. Stöger, R., Salcher, M., NPOs erfolgreich führen, 2006, S. 1.
[4] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 1.
[5] Vgl. Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 3.
[6] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 6.
[7] Vgl . Helmig, B., Purtschert, R., Nonprofit-Management, 2006, S. 4.
[8] Vgl. Brown, W. A., Management in Nonprofit Organizations, 2015, S. 19.
[9] Vgl. Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 9.
[10] Vgl. Herzka, M, Führung im Wiederspruch, 2013, S. 16.
[11] Vgl. Herzka, M, Führung im Wiederspruch, 2013, S. 16.
[12] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 33.
[13] Vgl. Bruhn, M., Marketing für Nonprofit-Organisationen, 2012, S. 35.
[14] Vgl. Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 24.
[15] Vgl. Bruhn, M., Marketing für Nonprofit-Organisationen, 2012, S. 35.
[16] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 43.
[17] Vgl. Sander, G., Bauer, E., Strategieentwicklung kurz und klar, 2011, S. 47.
[18] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 43.
[19] Vgl. Helmig, B., Purtschert, R., Nonprofit-Management, 2006, S. 9.
[20] Vgl. Sander, G., Bauer, E., Strategieentwicklung kurz und klar, 2011, S. 47.
[21] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 43.
[22] Vgl. Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 5.
[23] Vgl. Bachert, R., Schmidt, A., Finanzierung von Sozialunternehmen, 2010, S. 68.
[24] Vgl. Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 368.
[25] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 193.
[26] Vgl. Menges, E., Gemeinnützige Einrichtungen, 2013, S. 159.
[27] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 193.
[28] Vgl. Bachert, R., Schmidt, A., Finanzierung von Sozialunternehmen, 2010, S. 69.
[29] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 193.
[30] Vgl. Bachert, R., Schmidt, A., Finanzierung von Sozialunternehmen, 2010, S. 69.
[31] Vgl . Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 370 f.
[32] Vgl . Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 371 f.
[33] Vgl. Bachert, R., Schmidt, A., Finanzierung von Sozialunternehmen, 2010, S. 61.
[34] Vgl. Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 371.
[35] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 194.
[36] Vgl. Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 371.
[37] Vgl. Krüger, K., Rechtliche Grundlagen des Fundraising, 2010, S. 11 ff.
[38] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 170.
[39] Vgl. Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 374.
[40] Vgl. Krüger, K., Rechtliche Grundlagen des Fundraising, 2010, S. 65.
[41] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 193 f.
[42] Vgl. Krüger, K., Rechtliche Grundlagen des Fundraising, 2010, S. 13 ff.
[43] Vgl. Eschenbach, R., Horak, C., Meyer, M., Schober, C., Management der Nonprofit-Organisationen, 2015, S. 368.
[44] Vgl. Menges, E., Gemeinnützige Einrichtungen, 2013, S. 156.
[45] Vgl. Krüger, K., Rechtliche Grundlagen des Fundraising, 2010, S. 65.
[46] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 182.
[47] Vgl. Haibach, M., Handbuch Fundraising, 2006, S. 257.
[48] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 182.
[49] Vgl. Haberer, S., Die Spendenindustrie, in: Euro, 2013, Nr. 12, S. 24 ff.
[50] deutsche Übersetzung: von Angesicht zu Angesicht
[51] Vgl. Bär, M., Borcherding, J., Keller, B., Fundraising im Non-Profit-Sektor, 2010, S. 118.
[52] Vgl. Bachert, R., Schmidt, A., Finanzierung von Sozialunternehmen, 2010, S. 153.
[53] Vgl. Bär, M., Borcherding, J., Keller, B., Fundraising im Non-Profit-Sektor, 2010, S. 118.
[54] Vgl. Bär, M., Borcherding, J., Keller, B., Fundraising im Non-Profit-Sektor, 2010, S. 135 ff.
[55] Vgl. Bachert, R., Schmidt, A., Finanzierung von Sozialunternehmen, 2010, S. 151.
[56] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 182.
[57] Vgl. Bär, M., Borcherding, J., Keller, B., Fundraising im Non-Profit-Sektor, 2010, S. 149 ff.
[58] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 182.
[59] Vgl. Bachert, R., Schmidt, A., Finanzierung von Sozialunternehmen, 2010, S. 153.
[60] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 182.
[61] Vgl. Krüger, K., Rechtliche Grundlagen des Fundraising, 2010, S. 54.
[62] Vgl. Bachert, R., Schmidt, A., Finanzierung von Sozialunternehmen, 2010, S. 152.
[63] Vgl. Fundraising Akademie, Fundraising, 2006, S. 465.
[64] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 184 f.
[65] Vgl. Fundraiser-Magazin, 2016.
[66] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 178.
[67] Vgl. Bruhn, M., Marketing für Nonprofit-Organisationen, 2012, S. 68.
[68] Vgl. Eschenbach, R., Horak, C., Meyer, M., Schober, C., Management der Nonprofit-Organisationen, 2015, S. 368.
[69] Vgl. Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 190.
[70] Vgl. Badelt, C., Handbuch der Nonprofit Organisation, 2002, S. 370.
[71] Vgl. Eschenbach, R., Horak, C., Meyer, M., Schober, C., Management der Nonprofit-Organisationen, 2015, S. 368.
[72] Vgl. Krüger, K., Rechtliche Grundlagen des Fundraising, 2010, S. 13.
[73] Vgl. Gromberg, E. C., Handbuch Sozial-Marketing, 2006, S. 100.
[74] Vgl . Bär, M., Borcherding, J., Keller, B., Fundraising im Non-Profit-Sektor, 2010, S. 125 f.
[75] Vgl . Helmig, B., Boenigk, S., Nonprofit Management, 2012, S. 169.
[76] United Nations International Children’s Emergency Fund
[77] Vgl. bpb, o.J.
[78] Vgl. Globalisierung-Fakten, o.J.
[79] UNICEF Deutschland wird in dieser Arbeit für das Deutsche Komitee für UNICEF e.V. verwendet
[80] Vgl. UNICEF, o.J., a.
[81] Vgl. UNICEF, o.J. b.
[82] Vgl. UNICEF Geschäftsbericht, 2016, S. 22 ff.
[83] Vgl. UNICEF Finanzbericht zum Geschäftsbericht, 2016, S. 7.