Ein unterschätzter Machtfaktor? Das Leben der römischen Kaiserfrauen in der Zeit von 30 v. Chr. bis 284 n. Chr.


Hausarbeit, 2012

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Das Leben der römischen Kaiserfrauen in der Zeit von 30 v. Chr. bis 284 n. Chr. -Ein unterschätzter Machtfaktor?

1) Quellenlage
1.1 Tacitus- Annalen..
1.2 Suteon- Kaiserviten..
1.3 Cassius Dio- Römische Geschichte..
1.4 Velleius Paterculus- Historia Romana.
1.5 Sekundärliteratur..

2) Hintergründe der Heirat.
2.1 Heirat aus Liebe
2.2 Heirat aus politischen Gründen

3) Einfluss der Kaiserfrauen
3.1 Einfluss auf Politik und Ehemann
3.2 Einfluss auf die Söhne

4) Divinisierung oder damnatio memoriae?
4.1 Divinisierung..
4.2 Damnatio memoriae

Fazit.

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

"Das ist nun einmal nicht unser Los, dass wir [die Frauen] auch mit in des Schicksals Räder tatkräftig eingreifen sollten. Wir sind vom Sündenfall, von Madame Evas Verstoß, her zur Passivität verurteilt, unser Los ist das Warten, Hoffen, Dulden, Leiden."[1], sagte einst die deutsche Sozialistin Jenny Marx. Die Ehefrau des bekannten Karl Marx führte also die Verurteilung der Frauen zur Passivität schon zurück auf die Anfänge der Menschheit und die Tatsache, dass Eva verbotenerweise einen Apfel gegessen hat. In einer Zeit, in der das preußische allgemeine Landrecht die Freiheiten der Frau äußerst einschränkte, ist dieses Zitat nicht verwunderlich. Doch die aktuelle Politik zeigt, dass sich die Verhältnisse seitdem enorm geändert haben. Eine deutsche Bundeskanzlerin, Bundesministerinnen und Frauen als Parteivorsitzende; dies alles ist für die Menschen im 21. Jahrhundert nicht mehr befremdlich. Für uns mag es allerdings ungewöhnlich wirken, wenn wir von den Kaiserfrauen in der Zeit von 30 v. Chr. bis 284 n. Chr. hören, dass diese sich nicht mit ihrer passiven Rolle zufriedengaben, sondern selbst eine gewisse Macht neben ihren Männern hatten. Bei dieser Frage hat das Wissen um die wenigen Rechte einer Frau in dieser Epoche eine große Bedeutung. Wie kann eine Kaiserfrau Macht ausüben, während andere Frauen ein völlig eingeschränktes und nahezu unfreies Leben führten? Oder ist es eine reine Illusion zu glauben, dass weibliche Kaiserinnen tatsächlich Einfluss auf das politische Leben hatten? Vor dem Hintergrund dieser Fragen wird sich diese Arbeit mit der folgenden Problematik beschäftigen: Das Leben der römischen Kaiserfrauen in der Zeit von 30 v. Chr. bis 284 n. Chr. - Ein unterschätzter Machtfaktor?

Voraussetzung für die Bearbeitung des Themas ist zunächst die Analyse der Quellenlage, um einen Überblick über Glaubwürdigkeit und Aussagekraft der Materialien zu geben. Um die komplette Kaiserzeit abzudecken wird sich die folgende Arbeit auf die fünf wohl bekanntesten Kaiserfrauen dieser Zeit beziehen. Ausgewählt hierfür wurden folgende Frauen: Livia Drusilla (*58 v. Chr., †29 n. Chr.; Ehefrau des Augustus), Valeria Messalina (*vor 20 n. Chr., † 48 n. Chr.; dritte Frau des Claudius), Iulia Agrippina, auch Agripina minor genannt (*15/16 n. Chr., †59 n. Chr.; Ehefrau des Claudius und Mutter des Nero) sowie Annia Galeria Faustina, auch als Faustina minor bekannt (*130 n. Chr., †175 n Chr.; verheiratet mit Marc Aurel) und Julia Domna (*ca. 170 n. Chr., †217 n Chr.; Ehefrau des Septimius Severus)[2].

Die Arbeit deckt zwar nur einen sehr kleinen Teil aller Kaiserfrauen ab, sie kann aber dennoch Aufschluss darüber geben, inwiefern sich die Frauen nicht mit ihrer passiven Rolle zufriedengaben und wie groß dabei ihr Handlungsspielraum war.

Zur Klärung dient der Hintergrund der Heirat, also eine Unterscheidung zwischen einer Liebesheirat oder einer Heirat aus politischen Gründen. Anschließend wird im Wesentlichen der Arbeit der Einfluss jener Frauen auf ihren Ehemann, den Kaiser, betrachtet. Im Zusammenhang damit wird auch die Beeinflussung innerhalb der Politik beleuchtet. Außerdem wird als zweite Möglichkeit der Einflussnahme diese auf die eigenen Söhne betrachtet. Doch es geht nicht nur darum, herauszufinden, ob die Kaiserfrauen tatsächlich ein unterschätzter Machtfaktor waren. Es ist auch wichtig, die Mittel zur Erreichung ihrer Ziele aufzudecken. Nachdem die Machtverhältnisse zu Lebzeiten veranschaulicht werden, folgt zudem der Blick auf die Folge des Todes dieser Frauen. Es stellt sich also die Frage, ob eine Divinisierung oder eine damnatio memoriae der Kaiserfrauen stattfand.

1) Quellenlage

Zu diesem Thema sind äußerst vielfältige Quellen vorhanden, allerdings finden sich über die zu behandelnden Kaiserfrauen meist nur Randnotizen und eher selten ausführliche Berichte. Ein möglicher Grund hierfür kann sein, dass in der Antike eine Frau dem Mann in ihrer Stellung untergeordnet war, und man sie deshalb als nicht so bedeutend empfand. Dies führt dazu, dass innerhalb der Sekundärliteratur nicht nur Tatsachen, sondern häufig fälschliche Interpretationen vorhanden sein können. Um die Quellen genau zu analysieren, wird im Folgenden die verwendete Primärliteratur kurz erklärt und außerdem auf die Sekundärliteratur eingegangen.

1.1 Tacitus - Annalen

Tacitus beschreibt in seinen Annalen, die zwischen 110 - 120 n. Chr. entstanden sind, sämtliche politische und gesellschaftliche Ereignisse im Zeitraum vom Tod des Augustus (14 n. Chr.) bis zum Tod Neros im Jahr 68 n. Chr. Cornelius Tacitus selbst versicherte, dass er seine Annalen "ohne Zorn und Gunst"[3] ("sine ira et studio") verfasst habe. Doch "[z]weifellos hat Tacitus seine programmatische Ankündigung nicht wahrzumachen vermocht; zwischen ihr und der nach heutigen Begriffen überaus parteiischen Ausführung klafft ein tiefer Spalt."[4]

Auch den Aspekt der Lebenszeit des Tacitus von 58 n. Chr. bis ca. 120 n. Chr. sollte man nicht außer Acht lassen, da man daran erkennen kann, dass Tacitus kein Zeitzeuge war und somit seine Annalen geprägt sind von Überlieferungen anderer. Allerdings kann man nicht behaupten, dass seine Berichte unglaubwürdig sind, dennoch muss man sich bewusst sein, dass eine gewisse Objektivität vorhanden sein kann.

1.2 Sueton - Kaiserviten

Der Biograph C. Suetonius Tranquillus zeigt in diesem Werk die Biographien der Kaiser der julisch-claudischen Dynastie, des Vierkaiserjahres und der flavischen Dynastie, wobei er schon hier Einschränkungen vornahm. Er beschreibt nämlich nur das Leben der bedeutenderen Kaiser, über den weniger berühmten Scribanius beispielsweise verliert er kein Wort. Auch was die inhaltlichen Tatsachen betrifft, hat er "sich die Freiheit genommen, Fakten auszuwählen, sie frei, teilweise auch unkritisch und planlos zu komponieren."[5]

1.3 Cassius Dio - Römische Geschichte

L. Claudius Cassius Dio Cocceianus war neben Sueton ebenfalls ein Geschichtsschreiber, der die Senatorenlaufahn einschlug. Somit hatte er nicht nur Zugang zu den öffentlichen Bibliotheken Roms, sondern auch zum Archiv des Senats, was auch seine Quellenvielfalt beeinflusste. Sein Werk beinhaltet keine Biographien, sondern einen allgemeinen Überblick über die Kaiserzeit, wobei allerdings Lebensaspekte verschiedener Personen mit einbezogen sind.

1.4 Velleius Paterculus - Historia Romana

Velleius Paterculus beschreibt in diesem Werk die Geschichte Roms von den Anfängen bis zur Herrschaft des Tiberius und hatte dafür eine große Fülle an Quellen zur Verfügung. Er kombiniert Tatsachen, manchmal in Form von Augenzeugenberichten, mit persönlichen Stellungnahmen. Das Werk, das aus zwei Büchern besteht, hat er wohl in den Jahren 29/30 verfasst; leider sind Teile davon nicht mehr erhalten. Ganz allgemein kann dieses Werk "als eine willkommene Ergänzung, als ein Korrektiv unserer Vorstellungen über den frühen Prinzipat"[6] betrachtet werden. Dennoch sollte man die Objektivität des Schreibers nicht überschätzen und abwägen, was Wirklichkeit und was persönlicher Eindruck ist.

1.5 Sekundärliteratur

Die Sekundärliteratur über die römische Kaiserzeit ist zwar äußerst vielfältig, allerdings kann man feststellen, dass sich nur sehr wenige brauchbare Werke direkt mit den Kaiserfrauen an sich beschäftigen. Meist findet man in Werken über die Kaiser nur kurze Randnotizen, was die Arbeit erschwert. Wie etwa in dem Werk 'Die römischen Kaiser - 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian', Außerdem sind die Kaiserfrauen in Werken betrachtet worden, die sich allgemein mit dem Leben einer Frau in der römischen Antike beschäftigen. Hier ist beispielsweise „Frauenwelten in der Antike“, herausgegeben unter anderem von Thomas Späth, "Geschlechterordnung und weibliche Lebenspraxis" zu nennen. Zudem ist vor allem die Numismatik im Bezug auf dieses Thema fokussiert. Hierfür ein Beispiel aus der verwendeten Literatur: Burrer, Günther (Hg.): Vergöttlicht oder verdammt? Römische Kaiserfrauen im Spiegel der Münzen.

Außerdem ist es schwierig, einen Gesamtüberblick über das Leben einiger Kaiserfrauen zu finden, da ein Großteil der vorhandenen Sekundärliteratur nur im Bezug auf die bekanntesten Frauen informiert. Livia Drussilla oder Agrippina sind beispielsweise Frauen, über die viele Überlieferungen existieren. Vor allem die Quellen der Iulia Domna weisen eine sehr geringe Vielfalt auf, aber auch über Messalina und Faustina wurde bisher wenig geschrieben.

2) Hintergründe der Heirat

Um die Machtverhältnisse der einzelnen Kaiserfrauen zu klären, ist es von Nöten, nicht nur die Macht an sich zu prüfen, sondern auch die Hintergründe der Heirat, also die Voraussetzung, überhaupt Macht ausüben zu können. Denn eine Liebesheirat bringt ganz andere Verhaltensweisen und Vorstellungen mit sich als ein Zweck-, oder eine arrangierte Ehe. Im Folgenden wird also kurz darauf eingegangen, warum ausgerechnet diese Frauen die bekannten Kaiser heirateten und welche Folgen diese Heirat für den Herrscher hat.

2.1 Heirat aus Liebe

Die römische Ehe war grundsätzlich eine auf nüchternen Vernunftüberlegungen beruhende, oft von den Vätern ausgehandelte Verbindung. Gerade in den gesellschaftlich führenden Kreisen war die 'romantische' Liebesheirat die Ausnahme.[7] Eine solche Besonderheit stellt auch die Ehe der Livia Drusilla mit Augustus dar. Augustus hatte sich von seiner damaligen Frau Scribonia scheiden lassen und [u]nmittelbar danach nahm er Livia Drusilla ihrem Gatten Tiberius Nero weg, sie war schon schwanger, und liebte und schätzte sie auf eine einzigartige Art und Weise und mit einzigartiger Treue.[8]

Weeber schreibt dazu:

"Die Heirat des Caesar mit Livia [...] scheint eine ausgesprochene Liebesheirat gewesen zu sein. Dennoch brachte diese Verbindung dem Oktavian auch einen nicht geringen politischen Gewinn. Trat er damit doch in verwandtschaftliche Beziehungen zu der angesehenen Patrizierfamilie der Claudii Pulchriund gleichzeitig zu den plebeischen Liviern. [...]

Noch wichtiger aber war, daß [sic!] Oktavian in Livia eine kluge und bedeutende Frau zu seiner Gattin gemacht hatte, die über nicht geringe Tatkraft und beträchtlichen Verstand verfügte und der er volles Vertrauen schenken durfte. Es war daher nicht bloß eine Konsequenz seiner dynastischen Politik, daß [sic!] Oktavian auch in politischen Fragen gelegentlich dem Rat seiner Gattin Livia Gehör schenkte."[9]

Doch auch wenn die Ehe den Anschein gehabt habe, perfekt zu sein, ein verheerendes Problem war hingegen noch vorhanden: die Kinderlosigkeit der beiden Verheirateten. Dadurch entstand ein erhebliches Nachfolgerproblem für Augustus, was allerdings nicht Gegenstand dieser Arbeit ist.

2.2 Heirat aus politischen Gründen

Der Großteil der Ehen in der gesamten römischen Antike beruhten auf politischen oder finanziellen Gründen[10], wobei man die finanziellen Motive bei der Heirat der Kaiser wohl ausschließen kann. So ist es also auch nicht verwunderlich, dass die Ehen aller anderen behandelten Kaiserfrauen aus eben solchen Gründen entstanden. Um das Ganze weiterhin chronologisch zu gestalten, wird mit Valeria Messalina begonnen. Allerdings ist hier schon die erste Lücke innerhalb der Quellen bemerkbar. Zu den Gründen für die Heirat weiß man wenig, doch die Tatsache, dass sie den 48-jährigen Claudius im Alter von nur 14 Jahren heiratete[11], gibt Anlass, von einer Zweckehe und nicht von einer Liebesheirat auszugehen. Bei Iulia Agrippina hingegen finden sich genaue Erklärungen der Gründe für die Ehe. Deren Ehe beruht eindeutig auf dem Fundament der Vernunft. Dies erkennt man daran, dass sich Claudius nach seiner misslungenen Ehe mit Valeria Messalina zwischen drei Frauen nicht entscheiden konnte. Er wog ab zwischen seiner zweiten Ehefrau Aelia Paetina, der Lollia Paulina sowie seiner Nichte Iulia Agrippina und ließ sich bei der Entscheidung auch von Ratgebern unterstützen. Die Wahl fiel schließlich aufgrund mehrerer Gründe auf Agrippina minor. So argumentierte vor allem Pallas, dass es ein Vorteil dieser Frau wäre, dass sie einen Enkel des Germanicus mit in die Ehe bringe und dadurch auch ihre Fruchtbarkeit erwiesen sei.[12]

[...]


[1] http://www.buecher-und-musik.de/zitate-und-aphorismen/frauen/. Aufruf am 16.03.12.

[2] Lebensdaten aus: Bengston, Hermann: Grundriss der römischen Geschichte mit Quellenkunde. Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr. (Bd. 1) (3. Aufl.), München 1982. S. 428f.

[3] Tac. Ann. 1, 1, 3.

[4] Fuhrmann, Einführung. In: Tac. Ann. S. 989.

[5] Sueton, Kaiserviten S. 1200.

[6] Velleius, Nachwort S. 363. 367. 373.

[7] Weeber, Karl-Wilhelm (Hg.): Familie. In: Alltag im alten Rom. Ein Lexikon von Karl-Wilhelm Weeber. (5. Aufl.) Düsseldorf/Zürich 2000. S. 88.

[8] Sueton, Augustus 62,2.

[9] Kienast, Dietmar: Augustus. Prinzeps und Monarch, Darmstadt 1992, S. 44.

[10] Vgl. Kissel, Theodor: Zweckheirat im alten Rom. Zweckgemeinschaft ohne Gefühl. In: Spiegel Online Wissenschaft. Stand: 15.03.2008. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,537086,00.html (Letzter Aufruf am 13.03.2012)

[11] Vgl. Balsdon, Dacre: Die Frau in der römischen Antike. Übersetzt von Modeste zur Nedden Pferdekamp. München 1979. S. 113.

[12] Vgl. Tac. Ann. 12, 1, 1-3

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Ein unterschätzter Machtfaktor? Das Leben der römischen Kaiserfrauen in der Zeit von 30 v. Chr. bis 284 n. Chr.
Hochschule
Universität Regensburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V426523
ISBN (eBook)
9783668721579
ISBN (Buch)
9783668721586
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
machtfaktor, leben, kaiserfrauen, zeit
Arbeit zitieren
Laura Zeitler (Autor:in), 2012, Ein unterschätzter Machtfaktor? Das Leben der römischen Kaiserfrauen in der Zeit von 30 v. Chr. bis 284 n. Chr., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/426523

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