Die Liebeselegien des Properz, die den Leser durch ihre hohe Emotionalität in ihren Bann ziehen, haben seit jeher andere Dichter und Schriftsteller angeregt. Als deren berühmtester Vertreter ist wohl Goethe zu nennen, dessen Römische Elegien und Venetianische Epigramme von Properz stark beeinflusst sind. Auch auf Petrarca übte der römische Dichter große Wirkung aus, und sogar bis in die heutige Zeit ist die Kunst des Properz noch lebendig: Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts schuf Ezra Pound sein Werk "Homage to Sextus Propertius".
Properz’ Liebeselegien entstanden in der Übergangszeit von der römischen Republik zum augusteischen Prinzipat, die von politischen Umwälzungen und einem ins Wanken geraten der althergebrachten Ordnung geprägt war. Die Dichtung der Neoteriker und später auch die Liebeselegien des Properz boten den von politischen Wirren verunsicherten Menschen die Möglichkeit, in eine "andere Welt" einzutauchen, deren Werte teils klar gegen traditionelle Wertvorstellungen opponierten. Anstelle einer Ehe wünschte man sich beispielsweise eine freie, aber lebenslang andauernde Liebesbeziehung, das sogenannte foedus aeternum. Eine solche Beziehung strebt auch Properz mit seiner Geliebten Cynthia, die er in seinen Elegien besingt, an.
In Carmen 1,2 versucht Properz mahnend, Cynthia von natürlicher Schönheit ohne Schminke und Schmuck zu überzeugen. Er will, dass seine Geliebte nicht wie eine Hetäre durch künstliches Zutun, sondern als ehrbare Frau durch ihre wahre Natur, ihr Talent und ihr bloßes Sein allein für ihn in Schönheit erstrahlt. Dies macht er in den letzten Versen des Gedichtes auch zur Bedingung für seine ewig währende Liebe zu ihr. Weiterhin wird häufig diskutiert, inwieweit die Liebe zu Cynthia generell biographisch zu deuten ist. Diese Frage bleibt jedoch nach wie vor umstritten und ist auch wohl nicht zweifellos zu klären. Ich gehe in meiner Arbeit jedoch von biographischer Beeinflussung aus.
In dieser Arbeit soll Carmen 1,2 im Hinblick auf die Frage untersucht werden, was Properz tatsächlich mit den Aussagen über die Schönheit einer Frau und seinen daraus resultierenden Bedingungen für die Liebe ausdrücken will. Geht es ihm tatsächlich nur um Äußerlichkeiten (seien es die der Cynthia oder die seiner Poesie) oder steckt mehr – vielleicht ein Ausdruck seiner selbst zwischen den Zeilen – dahinter?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Übersetzung
- Der Dichter hinter seinem Werk
- Cynthias cultus in der Kritik
- sponte sua melius - Der Glanz natürlicher Schönheit
- pudicitia als weibliche Tugend
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Textausgaben und Kommentare
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Properz' Carmen 1,2 im Hinblick auf die Frage, was der Dichter mit seinen Aussagen über die Schönheit einer Frau und seinen daraus resultierenden Bedingungen für die Liebe ausdrücken will. Dabei wird analysiert, ob es Properz tatsächlich nur um Äußerlichkeiten geht, oder ob sich zwischen den Zeilen ein Ausdruck seiner selbst verbirgt.
- Das Konzept der natürlichen Schönheit im Vergleich zur künstlichen Verschönerung
- Die Rolle von Cynthia als Inspiration und Objekt der Begierde in Properz' Werk
- Der Einfluss von literarischen Konventionen und biographischen Elementen auf die Liebesdichtung
- Die Darstellung von Emotionen wie Eifersucht und Verlangen in den Elegien
- Die Mehrdimensionalität der Liebesdichtung des Properz
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Liebeselegien des Properz ein und beleuchtet die literarische Rezeption seiner Werke von Goethe bis Ezra Pound. Sie skizziert zudem den historischen Kontext, in dem Properz lebte und die von politischen Wirren geprägte Zeit, die zur Entstehung seiner Liebesdichtung beitrug.
- Übersetzung: Die Übersetzung von Carmen 1,2 bietet eine Grundlage für die anschließende Analyse des Gedichtes. Sie ist für das Verständnis der sprachlichen Nuancen und der poetischen Mittel von großer Bedeutung.
- Der Dichter hinter seinem Werk: In diesem Kapitel wird Properz' Carmen 1,2 in vier Teile gegliedert, die chronologisch dargelegt und interpretiert werden. Dabei wird das Hauptthema des Gedichtes, die natürliche Schönheit, in den Mittelpunkt gerückt.
- Cynthias cultus in der Kritik: Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Ansprache Cynthias durch Properz und der Kritik an ihrem Streben nach künstlicher Schönheit. Die Analyse konzentriert sich auf sprachliche Details und die Bedeutung von Cynthias Aussehen in Properz' Gedicht.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der römischen Liebesdichtung, insbesondere mit der Frage nach natürlicher und künstlicher Schönheit. Im Mittelpunkt steht die Interpretation von Properz' Carmen 1,2, wobei die Beziehung zwischen Dichter und Geliebter, die Rolle von Cynthia in der Dichtung und die Frage nach der biographischen Relevanz der Elegien beleuchtet werden. Darüber hinaus werden wichtige literarische Konventionen und poetische Mittel, wie z.B. die Metaphorik, die Verwendung von Bildern und die Sprache der Liebeslyrik, in den Fokus gerückt.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2015, Die Poesie der Schönheit. Eine elegische Liebe im Spannungsfeld zwischen "cultus" und "natura" in Properz "Carmen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/426576
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