Im Juni 1967 wurde in West-Berlin eine bis dahin einmalige Allianz geschmiedet: Alle sieben Berliner Tageszeitungsverleger, die sonst in einem harten Konkurrenzkampf zueinander standen, taten sich zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: Sie wollten einen eigenen Fernsehsender ins Leben rufen. Zu diesem Zweck gründeten die Verlagshäuser Der Abend, Tagesspiegel, Ullstein, Telegraf, Deutschland, Erich Lezinsky und Echo die Fernsehgesellschaft der Berliner Tageszeitungsverleger mbH (FBT). Mit dem noch zu schaffenden Sender beabsichtigten die Verleger, nicht nur die Westberliner Bevölkerung, sondern auch die Menschen in der DDR mit Informationen zu versorgen. Zudem erhofften sie sich lukrative Einnahmen durch das Fernsehwerbegeschäft.
Mit eben dieser Fernsehgesellschaft beschäftigt sich diese Arbeit, die in zweierlei Hinsicht aufschlussreich für das Studium der deutschen Rundfunkgeschichte ist: Zum einen gibt sie einen guten Einblick in die Vorgeschichte des dualen Rundfunksystems, die lange vor der Gründung der privaten Fernsehsender SAT.1 und RTL in den 80er-Jahren begann und veranschaulicht anhand eines Beispieles, mit welchen rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Initiatoren eines privaten Fernsehens damals zu kämpfen hatten. Zum anderen stellt die FBT das am weitesten ausgereifte Projekt in Axel Springers jahrzehntelangen Bemühungen um einen Einstieg ins Fernsehgeschäft dar. Insofern lässt sich anhand dieses überschau¬baren und umfassend dokumentierten Bei¬spiels ein guter Einblick in Springers bundesweites Fernseh-Engagement gewin¬nen, welches als Thema für sich den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Dieses ist insbesondere deshalb bei der FBT so gut möglich, da hier teilweise Springers bundesweit angewandte Fernsehstrategien im Kleinen zur Anwendung kamen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Thema
- Quellenlage und Forschungsstand
- Die Fernsehaktivitäten des Axel Springer Verlages in Deutschland von 1960-1985
- Axel Springer und das Fernsehen
- Die Abteilung Elektronische Publikationsmittel des Axel Springer Verlages
- Die BDZV-Kampagne zur Errichtung eines Verlegerfernsehens
- Initiativen im Bundestag
- Das Liechtenstein-Projekt
- Das Saarland-Fernsehen
- Die Aktuell Presse-Fernsehen Gesellschaft (APF) und die Gründung von SAT.1
- Die Geschichte der Fernsehgesellschaft der Berliner Tageszeitungsverleger (FBT)
- Entstehung und Aufbau der Fernsehgesellschaft 1960-62
- Gründung und Zielsetzung der FBT
- Kooperationen mit der Freies Fernsehen GmbH
- Kooperationen mit dem Sender Freies Berlin
- Der Kampf um die Fernsehlizenz
- Die ambivalente Haltung des Berliner Senats
- Finanzielle und technische Entwicklungen
- Quo vadis FBT? Die Fernsehgesellschaft am Scheideweg
- Fernsehsender auf Abruf - Beschränkung auf Auftragsproduktionen 1962-66
- Produktionen und allgemeine Entwicklungen
- Die ,,Boykottpolitik“ des ZDF
- Die Kampagne gegen den Sender Freies Berlin
- Die Klage gegen das Land Berlin
- Die Verstrickung des FBT-Geschäftsführers Horst Schnare in die ZDF-\"Spionage\"-Affäre
- Der Bruch - Vier Gesellschafter verlassen die FBT
- Die FBT unter der alleinigen Regie der Ullstein GmbH und des Telegraf Verlages bzw. der Graphischen Gesellschaft 1967-79
- Die Umgründung der FBT
- Die endgültige Gerichtsentscheidung
- Der Axel Springer Verlag macht sich selbst Konkurrenz: Die Ullstein-AV nimmt der FBT ZDF-Aufträge weg
- Produktionen und allgemeine Unternehmensentwicklung
- Der Niedergang – Die FBT/FFB unter der Leitung von Thomas J. Frank 1979-1980
- Die neue Firmenpolitik
- Produktionen
- Die Entlassung Franks
- Die Liquidation 1980-1986
- Die Entstehung und Entwicklung der FBT
- Die Auseinandersetzungen der FBT mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk
- Die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Entwicklung eines privaten Fernsehens in West-Berlin
- Die Rolle des Axel Springer Verlages in der Geschichte der FBT
- Die Bedeutung der FBT für die Geschichte des deutschen Fernsehens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Geschichte der Fernsehgesellschaft der Berliner Tageszeitungsverleger (FBT) von 1960 bis 1986 und beleuchtet damit die frühen Bemühungen der deutschen Zeitungsverleger um einen Einstieg in das Fernsehgeschäft. Sie untersucht insbesondere die Rolle des Axel Springer Verlages in diesem Kontext.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Quellenlage und den Forschungsstand. Kapitel 2 beleuchtet die Fernsehaktivitäten des Axel Springer Verlages von 1960 bis 1985, darunter die Abteilung Elektronische Publikationsmittel, die BDZV-Kampagne, das Liechtenstein-Projekt und die Gründung von SAT.1. Kapitel 3 widmet sich der Geschichte der Fernsehgesellschaft der Berliner Tageszeitungsverleger (FBT) von 1960 bis 1986. Es beschreibt die Entstehung und den Aufbau der FBT, die Schwierigkeiten beim Erwerb einer Fernsehlizenz, die Produktionsaktivitäten der FBT sowie die Auseinandersetzungen mit dem ZDF.
Schlüsselwörter
Zeitungsverleger-Fernsehen, Axel Springer Verlag, Fernsehgesellschaft der Berliner Tageszeitungsverleger (FBT), Sender Freies Berlin, ZDF, West-Berlin, duales Rundfunksystem, private Fernsehsender, Produktionsaktivitäten, rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
- Quote paper
- Bert Rösch (Author), 2001, Zeitungsverleger-Fernsehen in West-Berlin (1960 bis 1986), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42686