Die Auseinandersetzung mit autobiographischem Schreiben lohne, weil man in der jeweiligen Gattungsgeschichte auch die Sozialgeschichte der Menschen wiedererkennen könne.
In der Vergangenheit, die alle zusammen haben, kann man umhergehen wie in einem Museum. Die eigene Vergangenheit ist nicht begehbar. Wir haben von ihr nur das, was sie von selbst preisgibt.
Schon seit einigen Jahrzehnten ist das autobiographische Schreiben ein fester Bestandteil des literarischen Lebens. Aber nicht nur Schriftsteller, sondern auch Politiker, Sportler, Schauspieler und weitere mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten versuchen, durch die schriftliche Darstellung ihres Lebens Zeugnis abzulegen. Doch worin liegt die Ursache dafür, dass sich so viele Menschen der literarischen Gattung „Autobiographie“ in ihren verschiedenen Ausprägungen zuwenden? Ist es ein Bedürfnis oder einfach nur Neugierde, mehr über andere Personen zu erfahren? Oder ist es dem Schreiber ein wichtiges Anliegen, ein Ereignis in dieser Form zu fixieren, das nicht in Vergessenheit geraten sollte; oder ist es etwas, das verarbeitet werden will?
In dem Zusammenhang ist die Einschätzung von Helmut Scheuer zutreffend. In seinen Studien stellt er heraus, dass die Darstellungen von Lebensläufen offensichtlich einen großen Reiz ausüben, und das gerade in einer Zeit existentieller Unsicherheiten. Als zusätzlicher Aspekt gilt, so Scheuer, dass mit dem subjektiven Bekenntnis des Schreibenden ein spielerischer Dialog begonnen wird, „der den Leser zum Vergleichen einlädt, ihm die Chancen für Zustimmungsakte, ja (partielle) Identifikationen, aber auch für Ablehnungen lässt.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erinnern oder Vergessen – der öffentliche Diskurs um die Erinnerung an die NS-Zeit in Deutschland
- Auswirkungen auf die Bevölkerung - der Holocaust und seine Folgen am Beispiel der Überlebenden des Dritten Reichs
- Die politische Auseinandersetzung
- Auseinandersetzung in der Literatur
- Vor der Wiedervereinigung Deutschlands
- Nach der Wiedervereinigung Deutschlands
- Literarische Werke aus der Zeit zwischen 1990 und 2002
- Bernhard Schlink „Der Vorleser“
- Walter Kempowski „Das Echolot – Barbarossa `41. Ein kollektives Tagebuch.“
- Günter Grass,,Im Krebsgang”
- Martin Walser,,Ein springender Brunnen“ – die (Fehl-)Interpretation und die Debatte um die Dankesrede zum Erhalt des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels
- Marcel Reich-Ranicki,,Mein Leben”
- Intention, Aufbau, Sprache
- Die Leitmotive
- Vorgeschichte
- Das Leben als Jude in Deutschland
- Die Liebe zur (deutschen) Literatur
- Der Kritiker und seine Bekenntnisse
- Selbstzweifel, Selbstinszenierungen
- Das,lückenhafte' Gedächtnis
- Martin Walser,,Ein springender Brunnen”
- Aufbau und Perspektive
- Die Macht der Worte
- Lesen und Schreiben
- Johann und der Nationalsozialismus
- Die Leitmotive
- Heimat und Provinz
- Die Sprache als, Mittel zur Selbstfindung'
- Bewusstes Verdrängen ?
- Das Prinzip des Erinnerns
- Verdrängte Erinnerung
- Martin Walser versus Marcel Reich-Ranicki
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit im autobiographischen Schreiben. Die Arbeit analysiert die Werke von Martin Walser und Marcel Reich-Ranicki, die beide die NS-Zeit in ihren Werken thematisieren. Die Arbeit untersucht, wie die Autoren mit der Vergangenheit umgehen und welche Rolle die Erinnerung in ihren Werken spielt.
- Der Umgang mit der Vergangenheit im autobiographischen Schreiben
- Die Bedeutung der Erinnerung im Kontext des Holocausts
- Die literarische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
- Der Einfluss des autobiographischen Schreibens auf den öffentlichen Diskurs
- Die Rolle des Kritikers in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den öffentlichen Diskurs um die Erinnerung an die NS-Zeit in Deutschland. Es werden die Auswirkungen des Holocausts auf die Bevölkerung und die politische Auseinandersetzung mit dem Thema beleuchtet. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der literarischen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, wobei der Fokus auf der Zeit vor und nach der Wiedervereinigung Deutschlands liegt. In diesem Kapitel werden ausgewählte literarische Werke aus der Zeit zwischen 1990 und 2002 vorgestellt.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Autobiographie „Mein Leben“ von Marcel Reich-Ranicki. Es werden Intention, Aufbau und Sprache des Werkes analysiert, sowie die Leitmotive des Buches, wie Vorgeschichte, das Leben als Jude in Deutschland und die Liebe zur (deutschen) Literatur. Außerdem wird der Kritiker und seine Bekenntnisse, wie Selbstzweifel, Selbstinszenierungen und das ,lückenhafte' Gedächtnis, beleuchtet.
Das vierte Kapitel behandelt den Roman „Ein springender Brunnen“ von Martin Walser. Es werden Aufbau und Perspektive des Werkes analysiert, sowie die Macht der Worte, das Lesen und Schreiben und die Beziehung des Protagonisten Johann zum Nationalsozialismus. Außerdem werden die Leitmotive des Buches, wie Heimat und Provinz und die Sprache als ,Mittel zur Selbstfindung', untersucht.
Das fünfte Kapitel stellt die Werke von Martin Walser und Marcel Reich-Ranicki gegenüber und analysiert die unterschiedlichen Ansätze der Autoren in der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit.
Schlüsselwörter
Autobiographie, Erinnerung, Nationalsozialismus, Holocaust, Literatur, Kritiker, Martin Walser, Marcel Reich-Ranicki, „Mein Leben“, „Ein springender Brunnen“
- Arbeit zitieren
- Martina Winkler (Autor:in), 2005, Historisches Trauma und Literatur - Erinnerungsarbeit bei Martin Walser und Marcel Reich-Ranicki, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42696