Der moderne Prometheus


Fachbuch, 2018

341 Seiten


Leseprobe


Inhalt

VORWORT

DER BEGINN MATHEMATISCHER DARSTELLUNGEN IN DER ÖKONOMIE

ANFÄNGE DER POLITISCHEN ÖKONOMIE: PRÄKLASSISCHE UNTERSUCHUNGEN UND VORSCHLÄGE ZUR MEHRUNG DES GELDREICHTUMS DER KRONE
Sir William Petty (1620 - 1687) A Treatise of Taxes and Contribution - Ein merkantiler Vorschlag
Quesnay (1694 - 1774): Tableau économique - Ein physiokratischer Vorschlag
Physiokratische Steuerpolitik

POLITISCHE ÖKONOMIE AUS NATIONAL - BÜRGERLICHEM INTERESSE
Adam Smith (1723 - 1790) - Begründer der Ökonomie als Sozialwissenschaft
Die Smithsche Werttheorie
David Ricardo (1772 - 1823) - kritische Überlegungen zur Werttheorie: menschliche Arbeit ist ein unvollkommenes Wertmaß
Suche nach einem vollkommenen ökonomischen Wertmaß
Der „natürliche Preis" als relativer Wert
Akkumulierte Arbeit und Kapital
Theorie der komparativen Kostenvorteile
Kritik an der Arbeitsmengenwertlehre
Marx Kritik der Ökonomie Ricardos

KARL MARX (1818 - 1883): KRITIK AN DER POLITISCHEN ÖKONOMIE DER „ENGLISCHEN SCHULE“
Die neue Arbeitswerttheorie
Der Tausch - Wert der Waren
Die Geldwerttheorie oder Wertformanalyse
Die relative Wertform oder Äquivalentform
Marxsche Preistheorie
Das Transformationsproblem
Kapitaltheorie
Das Kreditgeld

DER UTILITARISMUS - EINE ZWECKRATIONALE UND ZWECKDIENLICHE IDEOLOGIE
Zahlen des Glücks - ein hedonistisches Kalkül
Methodische Bedingungen zur Herstellung eines hedonistischen Kalküls

DER METHODENSTREIT - ÖKONOMIE ALS SOZIALWISSENSCHAFT ODER ALS AXIOMATISCH-DEDUKTIVE MODELLWISSENSCHAFT?

WERTENTSCHEIDUNGEN

RAUM - ZEIT - KONSTRUKTIONEN

ENTWICKLUNG DER PHILOSOPHIE DER ZAHL UND DAS SYMBOLISCHE DENKEN

GRENZNUTZENTHEORIE

DIE KEYNESIANISCHE MONETÄRE WERTTHEORIE ALS HANDLUNGSTHEORIE
Kritik der „klassischen Theorie“
Die Keynessche Werttheorie
Kritik der klassischen Werttheorie
Die Keynessche Werttheorie und monetäre Werttheorie
Monetäre Zinstheorie
Die Produktionskostentheorie
Die Theorie der Preise in der monetären Wirtschaft
Widersprüche der Keynesschen Geld-und Zinstheorie

DER GELDKREDIT IN DER GELDWIRTSCHAFT UND DER BEGINN DES FINANZKAPITALS
Der Wechsel
Die Anleihe
Die Aktie

ENTWICKLUNG DES BANKWESENS UND DIE BANK-NOTE ALS NEUES HILFSMITTEL DES KREDITGELDES
Buchgeld als reines Rechengeld
Geldtheoretische Ansätze

DIE ERSTE PHASE DES FORDISMUS - KONZENTRATION UND ZENTRALISATION DER KAPITALIEN UND DES BANKWESENS

DER GEIST IN DER MASCHINE - ELEKTRIZITÄT 2.0

DER GEIST AUS DER KYBERNETISCHE MASCHINE 3.0 UND 4.0 ALS KÜNSTLICHE

INTELLIGENZ

INSTABILITÄT DES FINANZMARKTES UND BIG GOVERNMENT

RETTET ODER ZERSTÖRT DIE DIGITALE REVOLUTION DEN KAPITALISMUS?

EIN NEOLIBERALER TAGTRAUM VOM HIMMEL AUF ERDEN: DIE ÖKONOMIE DES GEISTES.

INFORMATION UND BEDEUTUNG

DIE SPIELTHEORIE

DER NEOLIBERALISMUS - IDEOLOGIE DER NEOKLASSISCHEN ÖKONOMIE

HOMO ROBOTIENSIS

Vorwort

Vom Zauber der Zahl, des Zeichens, der Zeit und des Zasters

Menschen wägen ab und bewerten. Sie müssen es, ob ihnen etwas gefällt, ob sie etwas schön finden oder ihnen etwas nützt, ob es gut ist oder nicht. Wertungen sind Entscheidungen und Entscheiden ist überlebensnotwendig. Wertentscheidungen solcher Arten haben das Muster eines Entweder - Oders, auch wenn wir Entscheidungen argumentativ begründen und auf dieser Basis urteilen. In vielen Poetiken, Ästhetiken, normativen Ethiken und Ökonomiken haben Philosophen und Religionsstifter seit der Antike nach Prinzipien des Guten, Schönen und Wahren gesucht, nach ihren Quellen und Ursprüngen, sowie ihren Maßen geforscht. Gleichgewichte, Äquivalenzen oder Harmonien hausen in solchen Lehren. Das platonische Diktum der Universalia ante rem gegen das Besondere und Relative durchgeistert die Wissenschaften vom Menschen und seinen Gesellschaften. Allein, mit dem Messen des Guten, Schönen und Wahren oder der menschlichen Würde tut man sich schwer.

In den Anfängen der modernen bürgerlichen Ökonomiegeschichte wurde der Dualismus von qualitativen Werten, etwa von Nützlichkeitswerten, und quantitativen, messbaren Werten, wie sie die modernen Naturwissenschaften und die Mathematik kennen, durch die Begriffe Gebrauchswert und Tauschwert thematisiert. Adam Smith's Wissenschaftsleistung bestand unter anderem auch darin, dass er den Zeitfaktor als messbare Wertgröße in die Ökonomie eingeführt hat. Diese Wertgröße bezieht sich auf den Wert der Arbeitsmenge, auf einen Arbeitswert, der noch als qualitativer Wert missverstanden werden konnte, da Smith nicht auf den Austauschprozess zwischen Arbeit und Lohn, mit anderen Worten nicht auf den Arbeitsmarkt eingegangen ist. Der Zeitwert ist messbar, zählbar und somit kommensurabel. Das Geld als konventionelles und neutrales Mittel konnte als Wertmesser angesehen werden, unter der Bedingung der Äquivalenz im Austauschprozess.

Seitdem rast eine Troika übers Land: Zeit, Zahl und Zaster. Im Business darf man keine Zeit „verlieren." Zeit ist „kostbar." Sie kostet Geld! Geld „zählt"! Wer hat diesen Dreispänner vom Zaum gelassen? Seit dem 16. Jahrhundert, mit Beginn der Markt - und Geldwirtschaft, waren es große Handelshäuser, später Fabrikanten und Großindustrielle, heute treiben Finanzinvestoren die Troika in rasanter Fahrt über den Erdball oder werden selbst dazu genötigt. Oft ist es nicht zu erkennen, ob diese Wirtschaftslenker oder die Troika von Zeit, Zahl und Zaster die Schussfahrt bestimmen. Die so genannten Staatslenker, die Regeln der Wettfahrt bestimmen sollten, stehen zumeist staunend am Rande, greifen oft zu falschen oder nicht funktionierenden Bremsmanövern oder versuchen vergeblich, hinterlassene „Schlaglöcher" zu reparieren, damit die im Sog der Troika hinterherhechelnden Arbeitnehmer nicht in diese fallen. In der Regel befeuern die Staatslenker die Raserei, so dass sich die Gesellschaft dieses Systems in ständiger Umwälzung, Unsicherheit, Verfolgung und Verflüchtigung befindet. Das Dreigespann legt sich schwer über die Möglichkeiten und Freiheiten des gesellschaftlichen Zusammenlebens und dringt tief ins individuelle wie kollektive Bewusstsein: „Ich habe keine Zeit." „Ich habe kein (zu wenig) Geld." „Geld regiert die Welt." „Alles hat seinen Preis!"

Die Troika kommt aus dem gleichen Gestüt der Abstraktion, aus der die Welt wahrgenommen wird. Zahlen und ihre Verhältnisse wirken wie Zauberwurzeln. Sie erklären zwar logisch modellierte Zustände, aber man kann sie auch zu Realitäten erklären, sich an solchen orientieren. Dabei vergisst man ihre Modelleigenschaft und trägt sie als Fetisch über die Agora. Mathematisierte Marktmodelle verschleiern konkrete Lebensverhältnisse. „Wohlstand" wird gequantelt. Nicht nur rationalistische Philosophien, sondern auch Nützlichkeitsideologien gehen von rationalen Erwartungen oder Handlungen eines homo oeconomicus aus. Sie haben auch die Grundlagen zur Entwicklung einer physikalisierten Ökonomie gelegt. Mit Zahlen hat man Menschen im Griff. Ihrer Objektivität kann man nichts entgegensetzen und nicht entkommen. Zaster eröffnet ein ganzes, exponential auseinanderstrebendes Zahlenuniversum, weil Geld den Zeithorizont sowohl zur Vergangenheit als auch in die Zukunft eröffnet. „Es (das Geld, w.r) ist eine reine Abstraktion derselben (Reichtümer, w.r.) - daher so festgehalten bloße Einbildung."[1] Nicht völlig von allen Geistern verlassen, haben Finanzjongleure der Londoner City oder von anderswo sich als „master of universe" bezeichnet. Safranski hat den Kapitalismus als eine Wirtschaftsweise definiert, die „auf der Ausnutzung von Zeitvorsprüngen" basiere und in der Zeit bewirtschaftet werde.[2] Marx sieht den Warenaustausch als einen Austausch von abstrakten Werten, von in Geld zählbaren Zeiteinheiten. Das Geheimnis oder der Fetisch der Waren, des Geldes und des Kapitals bestehe darin, dass „die Gleichheit (...) verschiedener Arbeiten nur in der Abstraktion von ihrer wirklichen Ungleichheiten bestehen (kann), in der Reduktion auf den gemeinsamen Charakter, den sie als (...) abstrakt menschliche Arbeit besitzen."[3] Die Abstraktion der menschlichen Arbeit, die sich auch auf dem Arbeitsmarkt veräußern lässt, besteht in der Arbeitskraft, die Kommensurabilität besitzt und sich daher gegen Lohn austauschen lässt.

Im Laufe des Übergangs zur und mit der Entwicklung der Markt - und Geldwirtschaft haben sich abstrakte Denkmuster nach und nach verändert : von Bildvorstellungen des Glaubens, wie sie in Mythen in vorbürgerlichen Epochen zum Ausdruck kommen und auch in der Moderne weiterleben, zu Symbolvorstellungen, wie sie die Vernunft seit der europäischen Aufklärung gebiert, hin zu formalen Zeichen, die während des 19. Jahrhunderts auch Einzug in die Sozialwissenschaften hielten. Die Ökonomiegeschichte ist ein beredtes Beispiel dieser Transformationen, die auch den Alltag der Menschen bestimmen und bestimmt haben. Adorno und Horkheimer haben Aufklärung als einen widersprüchlichen Abstraktionsprozess vom aufzuklärenden Mytos metaphysisch gelagerter göttlicher Symbolik zu einem Mythos der mathematischen Zeichen dargestellt.

Der Beginn mathematischer Darstellungen in der Ökonomie

Vom Anfang des 17. Jahrhunderts an wurde es manchen Gelehrten - vor allem Physikern, Ärzten und Astronomen - zunehmend klar, dass das aristotelische Weltbild, das in den Humanwissenschaften an den Universitäten noch volle Geltung beanspruchte, nicht mehr zu halten war. Es fehlte ein einheitliches philosophisches System und eine neue Methode der Wahrheitsfindung. Zwei philosophische Denkmuster und Methoden konkurrierten bis ins 19. Jahrhundert miteinander: zum einen die empirische Philosophie mit ihrer induktiven Methode, zum anderen die rationalistische mit ihrer deduktiven Methode. Beide haben die ökonomische Wissenschaft geprägt und zu ihrer Formalisierung beigetragen.

1. Als in England zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Marktwirtschaft sich gegen die althergebrachte Hauswirtschaft (husbandry) durchzusetzen begann, brach sich eine neue Methodologie in der Philosophie und Naturwissenschaft bahn. Francis Bacon (1561 - 1626) wird oft als „Vater der englischen empirischen Philosophie" bezeichnet und als Begründer der induktiven Methode in der Naturphilosophie. In seinem mehrere Bände umfassenden Werk „Die große Erneuerung der Wissenschaften" wendet er sich gegen den Aristotelismus. Der Titel des zweiten Bandes „Novum Organon" (1620) richtet sich bewusst gegen das Werk des Aristoteles „Organon". Die induktive Methode, die Bacon vorschlägt, geht von beobachtbaren Naturerscheinungen aus, die einfach beschrieben werden und nach ihnen zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten hinterfragt werden sollen. Die beste Befragungsmethode sei die der induktiven Methode, jedoch nicht die induktive Methode der antiken Logiker, in der nach Aufzählung einiger Beispiele kühn verallgemeinert wird, sondern ein verfeinertes Tabellenverfahren. Wärme und Kälte werden als unmittelbare physikalische Eigenschaften wahrgenommen. In einer Tabelle werden alle Situationen eingetragen, in denen wir Wärme empfinden. In einer anderen Tabelle werden die Situationen eingetragen, in denen wir Körper kalt wahrnehmen (Baconsche - Plus - Minus - Tabelle). Man untersucht nun, welche Begleiterscheinungen immer dann vorhanden sind, wenn Wärme auftritt, aber fehlen, wenn die Körper kalt sind. Bacon hat so die Ursache der Wärme in der Bewegung gesehen. Wärme ist in ihrem Wesen eine Form der Bewegung. Mit dieser tabellarisch - induktiven Methode hat sich indes kein weiteres Naturgesetz auffinden lassen. Das große Verdienst Bacons ist es, die Aufgabe der Naturwissenschaft erkannt zu haben. Ihre Aufgabe bestehe darin, die Naturgesetze in den Dienst der Menschen zu stellen und den Fortschritt des Menschen und sein Wohlergehen zu fördern. „Wissen ist Macht", denn Wissen bedeute Können, weil „die Unkenntnis der Ursache die Wirkung verfehlen lässt."[4] Bacons induktive Methode überbetont aber Katalogisierung und ist so praktisch nicht verwendbar.

2. Eine völlig andere, ja gegensätzliche Sicht und Herangehensweise vertritt der Philosoph und Mathematiker René Descartes (1596 - 1650). Die Erfahrung sage, dass Wahrnehmung sich täuschen lasse, etwa durch Tagträume und Vorstellungen. Wissenschaftliche Untersuchung gesellschaftlicher und natürlicher Phänomene erfordere aber ein gesichertes Wissen (Gewissheits - und Wahrheitspostulat). Auf Erfahrung fußende Aussagen oder Urteile besitzen einen hypothetischen Charakter und erfüllen nicht das Gewissheitspostulat gesicherter Wahrheit. Wissenschaftliche Aussagen müssen unbezweifelbar, eindeutig (clare et distincte) und widerspruchsfrei sein. Die bisherigen Ergebnisse wissenschaftlicher Abhandlungen empirischer Art haben gezeigt, dass Fakten, Einsichten und Erkenntnisse verschiedenartig und widersprüchlich seien und keinen Anspruch auf Gewissheit und Allgemeinheit erheben können. Fakten können nicht per se wahr sein. Zuerst solle man alle auf Erfahrung beruhenden Daten methodisch in Zweifel ziehen. Dieser methodische Zweifel sei kein radikaler Zweifel, weil er nicht (wie Berkley) die Existenz der Außenwelt in Frage stelle, sondern nur theoretischer Art sei. Er sei ein Instrument mit der Absicht, herauszufinden, woran mit guten Gründen nicht mehr gezweifelt werden könne, was also vollkommen evident dem Bewusstsein erscheine. (Evidenzpostulat) Der Titel seiner Methodenschrift (1637) lautet: „Abhandlung über die Methode, richtig zu denken und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen." Vier logische Regeln stellt Descartes in dieser Abhandlung auf: 1. Sorgfältige Vermeidung aller „Übereilung und Vorurtheile" und „nichts in mein Wissen aufzunehmen, als was sich so klar und deutlich darbot, dass ich keinen Anlass hatte, es in Zweifel zu ziehen." 2. Zergliedere „jede zu untersuchende Frage in so viel einfachere, als möglich und zur besseren Beantwortung erforderlich war, aufzulösen." 3. Vom Einfachen zum Komplexen aufzusteigen und anzunehmen, dass eine „gleiche Ordnung auch in den Dingen selbst" vorherrsche. 4. „Endlich viertens. Alles vollständig zu überzählen und im Allgemeinen anzuschauen, um mich gegen jedes Übersehen zu sichern."[5]

Die Notwendigkeit dieser axiomatisch - deduktiven und mathematischen Methode besteht für die naturwissenschaftliche und humanwissenschaftliche Analyse (siehe Ethik) darin, das realistische und subjektiv wahrgenommene Weltbild, das auf Gleichförmigkeit beruht, zu destruieren, d.h. Objekte des Urteils, des Wollens und Fühlens, die mit der menschlichen Praxis verbunden und durch diese bedingt sind sowie durch Sprache ausgedrückt werden, zu dekonstruieren. Anschließend wird durch das Mittel des methodischen Zweifels eine noch weitergehende Reduktion vorgenommen, sodass alle empirischen Urteile ausgeschaltet werden. Auf dieser Grundlage findet eine Rekonstruktion eines Bereiches idealer Gegenstände statt. Einfach gedachte Objekte, die nur ein einziges Urteil zulassen und immun gegenüber dem methodischen Zweifel sind, wie z.B. Aussagesätze der Art „Die Winkelsumme im Dreieck beträgt 180 Grad" oder „cogito, ergo sum", führen zu Grundsätzen oder Axiomen, von denen aus weitere Aussagen logisch abgeleitet werden können. Der im Verlauf der Rekonstruktion wiedergewonne Wirklichkeitsbereich ist formal nicht derselbe wie der, von dem ausgegangen worden ist. Schon Platon hat im Höhlengleichnis den Bereich außerhalb der begrenzten und bedingten Höhle menschlicher Erfahrung als Wirklichkeit bezeichnet und den Wirklichkeitsbegriff dem der Realität entgegengesetzt.

Anfänge der Politischen Ökonomie: Präklassische Untersuchungen und Vorschläge zur Mehrung des Geldreichtums der Krone

Zuerst möchte ich die wirtschaftliche und politische Situation Englands im 17.Jahrhundert als aufstrebende See - und Handelsmacht skizzieren, um vor diesem Hintergrund die Ökonomie Petty's darzustellen, der als Begründer der Arbeitswertlehre bezeichnet wird.

Im Verlauf dieses Jahrhunderts weitet sich eine kommerzielle Landwirtschaft aus, die für den städtischen Markt, vor allem für den in London produzierte, das zu einer Großstadt heranwuchs. Im Zuge dieser kommerziellen Landwirtschaft veränderte sich auch die Agrarverfassung; die englische Hauswirtschaft (husbandry) zerfiel, ländliche Lohnarbeit weitete sich aus, kleinere Bauernschaften gingen bankrott, neue Eigentumsverhältnisse auf dem Land entstanden; Grund und Boden wurden käuflich; die Geldwirtschaft entwickelte sich im Zuge des Handels und der manufakturellen Produktion. Der Nationalstaat benötigte erhöhte Steuereinnahmen, um die immensen Kosten für die miltärische Aufrüstung, für Kriegsführung, Hofhaltung und für den Aufbau einer Bürokratie begleichen zu können. Die Notwendigkeit einer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung stand zur Debatte.

Karl II. hatte 1660 auf alle Feudalrechte und damit verbundenen Einnahmen verzichten müssen. Dafür bekam er einen festen Anteil der Einnahmen aus der Verbrauchssteuer, was aber nicht ausreichte, den Finanzbedarf des Hofes zu decken. Auch seine Beutekriege gegen die Niederlande in Nord Amerika und Afrika erbrachten nicht die notwendigen finanziellen Mittel. Im Gegenteil, sie führten zu einer beträchtlichen Kriegsschuld, was die finanzielle Lage noch prekärer werden ließ.

Im Verlauf des 17. Jahrhunderts nahm die Expansion des landwirtschaftlich genutzten Bodens um 25% zu. Großfarmen (engrossing) entstanden, die allein für den Markt produzierten. Die Produktionskapazitäten stiegen durch neue Techniken. Die im Agrarsektor Beschäftigten nahmen um 20 % ab, von 80% auf 60% anfang des 18. Jahrhunderts. Während der Agrarrevolution im 17. Jahrhunderts erzielten weniger fortschrittliche Bauern einen durchschnittlichen Flächenertrag, der doppelt so groß war wie im ausgehenden Mittelalter, während die innovationsfreudigen Landwirte sogar vier mal so viel erwirtschafteten. „Diese bemerkenswerte Steigerung der Produktivität der englischen Landwirtschaft wurde allerdings damit erkauft, dass eine große Zahl bisher mehr oder weniger selbständiger Kleinbauern gegen ihren Willen zu abhängigen Lohnarbeitern degradiert wurden..."[6] Die englische Landwirtschaft brachte schätzungsweise etwa 20 Millionen Pfund von einem jährlichen Gesamtbetrag der Wirtschaft in Höhe von 50 Millionen Pfund auf, während die Gewerbeproduktion und der Handel zusammen rund 16,5 Millionen beisteuerten. Im gleichen Zeitraum vervierfachten sich die Agrarpreise, während sich die Löhne nur knapp verdoppelten. Eine trefflich günstige Ausgangslage für die Renten der Grundeigentümer, da sie auf der Grundlage der „Expropriation des Landvolks von Grund und Boden"[7] Nutznießer der Veränderungen der Agrarverfassung, der Kommerzialisierung der Landwirtschaft, unterstützt durch politische Maßnahmen der Einhegung und staatlich regressiver Lohnpolitik, der Auslöschung kommunaler Rechte und Privatisierung der Allmende, alles Elemente der Agrarrevolution, waren. Gewinner waren nun nicht mehr nur adlige, sondern auch großbürgerliche Grundbesitzer, die ihr aus dem Fernhandel gewonnenes Kapital in Grund und Boden anlegten. Dadurch entstand auch eine neue Gesellschaftsschicht, die Gentry.

Sir William Petty (1620 - 1687) A Treatise of Taxes and Contribution - Ein merkantiler Vorschlag

In seinem 1662 erschienen, jedoch nicht unter seinem Namen veröffentlichten A Treatise of Taxes and Contribution vertrat Sir William Petty (1620 - 1687), Großgrundbesitzer, Arzt, Parlamentsmitglied, Mitglied der Royal Society und Ökonom, die Ansicht, das englische Königreich müsse eine Finanzreform erwirken.[8] Dazu sei es erforderlich, von der Zirkulation und Reproduktion der Güterwaren auszugehen. Die Zirkulation der Güterwaren beginne im Produktionsprozess und ende in der Konsumtion, die wiederum produktiv auf die Produktion einwirke. Die Konsumtion sei eine notwendige Bedingung zukünftiger Produktion. Das Gerüst dieses Zirkulationsmodells wird durch die Faktoren Sozialprodukt, Technik und Reallohn beschrieben sowie durch die Abhängigkeit dieser Faktoren voneinander bestimmt. Das Sozialprodukt ist das Produkt aus dem notwendigen Konsum der beschäftigten Arbeitskräfte und dem Surplus (= Anteile außer den Löhnen). Das Sozialprodukt wird durch die Faktoren Technik und Reallohn bestimmt, die von außerhalb der Zirkulation Einfluss auf das Sozialprodukt nehmen. Der Surplus kann maximiert werden, wenn die Reallöhne der Erwerbstätigen sinken und/oder die Technik bei gleichbleibendem Reallohnniveau verbessert wird. Wenn die gesamte potentiell erwerbstätige Bevölkerung (außer Kranken, Greisen und Kindern) arbeiten müsse, um sich und ihre Gesellschaft reproduzieren zu können, dann sei die Arbeitsproduktivität auf einem niedrigen Niveau und es stünde um die Einnahmen des Staates sehr schlecht. Je größer jedoch die Differenz zwischen der potentiell erwerbsfähigen Bevölkerung, also der verfügbaren Arbeitsmenge, und der notwendigen Arbeitszeit, die zur Wiederherstellung der Produktion oder der Reproduktion sei, desto produktiver die Nation, denn die überzähligen Arbeitskräfte könnten in anderen Tätigkeitsbereichen, etwa der Wissenschaft, der Kunst oder als Soldaten, beschäftigt werden. Zieht man vom Sozialprodukt die Reallöhne ab, so gelange man zu einem Mehrwert, einem surplus value. „Nehmen wir an, ein Mann bebaute mit eigener Hand eine bestimmte Fläche Land mit Korn, das heißt, er gräbt oder pflügt es um, eggt, rodet, erntet, fährt Korn ein, drischt es,worfelt es, wie es der Ackerbau des Landes erfordert, und er hat überdies Saatgut, um es zu besäen. Ich behaupte - wenn dieser Mann von seiner Ernte sein Saatgut abgezogen hat sowie alles das, was er selbst verzehrt und im Austausch für Kleidung und für sonstige natürliche Bedürfnisse an andere gegeben hat - , daß das, was an Korn übrigbleibt, die natürliche und wirkliche Bodenrente für dieses Jahr ist; und der Durchschnitt von sieben Jahren oder vielmehr die Zahl von Jahren, in denen Mißernten und gute Ernten ihren Kreislauf durchmachen, gibt die gewöhnliche Bodenrente in Korn."[9] Nach Marx unterteilt Petty den surplus value oder den Mehrwert in zwei Formen: in rent of land und rent of money, wobei die Geldrente (oder mit anderen Worten der Geldzins) von der Agrarrente abhängig sei.

Zur Bestimmung des Sozialprodukts will Petty folgende Faktoren berechnen: 1. Bemessung des Landes, 2. Die Anzahl der Bevölkerung, 3. Die Menge der notwendigen Lebensmittel, die diese Arbeiter konsumieren, 3. Berechnung, wieviel dieser Lebensmittel das Land produzieren wird, 4. Berechnung, mit wieviel Arbeiter (how many hands) diese Lebensmittel produziert werden könnten.

Da alle Güter und Waren Produkte menschlicher Arbeit seien, liege der innere Wert der Waren in der Arbeit. Als Begründer der Arbeitswertlehre oft bezeichnet, wendet sich Petty von der aristotelisch - scholastischen Ökonomie ab, die einen inneren Wert der Güter durch Gott und der Natur bestimmt ansah. Doch beide Theorieansätze gehen von der Suche nach einem invariablen Wertstandard aus. Obwohl Petty aufklärerisch diesen im Produktionsprozess verortet, stellt er nicht die Frage nach den Produktionsverhältnissen. Er sagt nichts darüber, wer bzw. welche Klasse über den Surplus als Einkommen verfügen kann. „Die aktiven Träger dieses Akkumulationsprozesses bleiben unbestimmt." [10] Petty kennt daher auch keine Verteilungstheorie. Sein Interesse ist sein Klasseninteresse und sein Erkenntnisinteresse richtet sich auf die Frage, wie die Vermehrung des nationalen Reichtums quantitativ erklärt werden kann. Wenn menschliche Arbeit Basiskategorie der Produktion und der Wertproduktion ist, also wertschöpfend ist, dann rückt der Begriff der produktiven Arbeit ins Licht der Erkenntnis. Für Petty ist diejenige Arbeit produktiv, die einen materiellen Gegenstand herstellt oder auf andere Art und Weise einen für die Gesellschaft nützlichen oder „wertvollen" Gebrauchswert hervorbringt. Der Gebrauchswert kann auch immaterieller Art sein, weshalb Petty explizit Soldaten zur Kategorie produktiver Arbeiter zählt. Dieser Begriff von produktiver Arbeit unterscheidet sich von dem, wie Adam Smith ihn verwendet. Nach Petty konstituiert Arbeit und Natur den gesellschaftlichen Reichtum. Alle Warenwerte lassen sich auf Boden und Arbeit zurückführen. Die Natur sei die „Mutter" des Reichtums, sein „Vater" die Arbeit.

Was aber bestimmt den Wert der Ware? „Wenn jemand eine Unze Silber aus dem Inneren der Erde in der selben Zeit nach London bringen kann, die er zur Produktion eines Bushel Korn brauchen würde, dann ist das eine der natürliche Preis des anderen; wenn er nun durch Abbau neuer und ergiebiger Bergwerke statt der einen zwei Unzen Silber mit dem gleichen Aufwand gewinnen kann, wird das Korn bei einem Preis von 10 Shilling pro Bushel ebenso billig sein wie vorher bei einem Preis von 5 Shilling, ceateris paribus. Nehmen wir an, die Produktion eines Bushel Korn erfordere ebensoviel Arbeit wie die einer Unze Silber." Dies ist zunächst der „reale und nicht eingebildete Weg, die Preise der Waren zu berechnen."[11] Der Wert der Ware, der natürliche Preis (true Price Currant), wird durch die in ihr erhaltene Arbeitsmenge und Arbeitszeit bestimmt. Der natürliche Preis (Nettopreis) des Korns drückt sich im natürlichen Preis des Silbers aus. Zwei unterschiedliche Waren - Korn und Silber (W - W) - werden bei gleichem Arbeitszeitaufwand quantitativ äquivalent ausgetauscht. Arbeit ist die Quelle des Warenwertes.

Nun stellt sich die weitere Frage nach dem Wert der Arbeit. Der Wert der Arbeit werde, so Petty, durch die Lebensmittel bestimmt, die notwenig sind, um das Leben der Arbeiter zu reproduzieren, das heißt, durch die Kaufkraft des Reallohns der Arbeiter. Arbeit ist also „ursprünglich das Kaufgeld, womit alles andere bezahlt wird. Nicht mit Gold oder Silber sondern mit Arbeit wurde aller Reichtum dieser Welt letztlich erworben."[12] Die Arbeitszeit bestimmt die Wertgröße.

Wie kommt es zum Mehrprodukt und Mehrwert ihrer produktiven Arbeit? Marx zitiert Petty: „Das Gesetz... sollte dem Arbeiter gerade das noch zum Leben Notwendige zugestehen; denn wenn man ihm das Doppelte zugesteht, dann arbeitet er nur halb soviel, wie er hätte tun können und andernfalls getan hätte; das bedeutet für die Gesellschaft einen Verlust des Ersparnisses von soviel Arbeit."[13] Petty bemüht das Bild vom „faulen und trägen Lohnarbeiter", um zu rechtfertigen, dass politischer Zwang dafür verantwortlich gemacht werden müsse, dass die aus ihrem bisherigen Umfeld herausgerissenen Bauern ihre Rolle als „freie" Lohnarbeiter ausüben können. Dem „Verzeichnis von Einkommen und Ausgaben der verschiedenen Familien in England"[14] für das Jahr 1688, das Gregory King vornahm, ist zu entnehmen, dass von den 5 500 520 Einwohnern 2 795 000 Millionen entweder Tagelöhner, Häusler, Landstreicher, Bettler oder aus anderen ärmen Schichten der Bevölkerung kamen. Im England der Glorreichen Revolution nimmt der Schwarzenhandel einen mächtigen Aufschwung. Eine der ersten Staatsakte der neuen liberalen Monarchie bestand darin, Spanien das Monopol des Sklavenhandels zu entreißen. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts übte England die Vorherrschaft im Sklavenhandel aus, der erst 1772 verboten wurde.[15]

Engrossing und enclosing waren die von der Zentralregierung per Gesetz durchgesetzten Maßnahmen zur Revolutionierung der englischen Landwirtschaft. Die Entwicklung zu Großfarmen hatte auch die Entstehung eines ländlichen Arbeitsmarktes zur Folge. Es fand faktisch eine vom Staat unterstützte Enteignung eines großen Teils der ländlichen Bevölkerung zugunsten der Landlords und Pächter statt. Der eigentliche surplus value entsteht in der kommerzialisierten Landwirtschaft und drückt sich in der Rente aus. Sie ist aber nicht nur der Überschuss, den die landwirtschaftlichen Lohnarbeiter über die notwendige Arbeitszeit erzielen, sondern sie entsteht auch durch die Mehrarbeit des Pächters selbst über dessen eigenen Arbeitslohn und den Ersatz seines vorgeschossenen Kapitals.

Im nächsten Schritt fragt Petty: „Wieviel englisches Geld ist dieses Korn oder diese Rente wert? Ich erwidere, soviel wie das Geld, das ein anderer einzelner Mann in der gleichen Zeit über seine Ausgaben hinaus ersparen kann, wenn er sich ganz darauf wirft, es zu produzieren. Nehmen wir also an, ein anderer Mann reise in ein Land, wo es Silber gibt, er grabe dort nach Silber, reinige es, bringe es an den selben Ort, wo der erste Mann sein Korn anbaut, präge dort Münzen usw.; wenn dieser Mann während der ganzen Zeit, in der er das Silber produzierte, sich gleichzeitig auch die zu seinem Unterhalt notwendige Nahrung und Kleidung erwarb, muss ... das Silber des einen an Wert dem Korn des anderen gleich geschätzt werden."[16]

Daraus ergibt sich, dass Silber zugleich Ware wie jedes andere Gut ist und als Geld, d.h. als allgemeines Tauschmittel und Zahlungsmittel fungiert. Aus dem einzelnen Tauschverhältnis W (Korn) und W (Silber) wird W - G. Damit ergibt sich jedoch für Petty ein Problem hinsichtlich der staatlichen Steuererhebung - und Eintreibung auf der Grundlage von Verträgen des Staates mit den Grundbesitzern. Falls der Geldwert des Silbers sich veränderte, also 90 Mann in 10 Jahren die gleiche Menge Silber wie 100 Mann im gleichen Zeitraum Korn produzierten, veränderten sich die faktischen Konditionen des Steuervertrages. Fällt während der Laufzeit des Vertrages der Wert des Silbers, dann sind davon diejenigen betroffen, deren Revenue vertraglich fixiert ist. Sie können sich nicht über steigende Einnahmen für die steigende Warenpreise schadlos halten. Solange die Rente im alten Geldwert festgelegt ist, sinken die Staatseinnahmen durch den Wertverlust des Silbers, mit den entsprechenden Konsequenzen für die wachsenden staatlichen Aufgaben. Gold und Silber sind also keine geigneten Mäßstäbe auf der Suche nach einem invarianten Wertstandard, da sie selbst Wertveränderungen unterworfen sind. Außerdem tritt ein weiteres Problem auf. Wenn die Produktionsbedingungen der Geldware Edelmetall durch neue Techniken verbessert werden, dann steigt einerseits der Reichtum der Nation oder des Staates, denn bei gleichviel darauf verwandter Arbeit kann über mehr Silber verfügt werden und sein Arbeitswert je Einheit ist gefallen, andererseits steigt bei gegebenen Reallohn der Arbeiter ihr Geldlohn proportional zum Wertverlust des Silbers. Wenn die Arbeiterschaft in ihrer quantitativen Größe unverändert bleibt, also die Arbeitsmenge gleich bleibt, dann werden auch keine neuen Werte in der gleichen Zeit geschaffen, trotz des gestiegenen Reichtums.

Gegen diese Theorie des Wertmaßes der kommandierenden Arbeit<, die auch noch Adam Smith vertrat, hat später David Ricardo eingewendet: „Riches...cannot be estimated by the quantity of labour which they can purchase."[17]

Petty bestimmt den >natürlichen Preis< oder den Tauschwert einer Ware, wie dargestellt, durch die inkorporierten Arbeitsmengen, die ihrerseits von den natürlichen oder technischen Bedingungen abhängen. Je schlechter (besser) letztere sind, umso mehr (weniger) Arbeit braucht man, um eine bestimmte Ware zu produzieren und umso teurer (billiger) wird die Ware sein. Der Tauschwert einer Ware wird durch die Arbeitsmenge pro Zeiteinheit bestimmt. Petty bezieht in seine Arbeitswertlehre nicht die Konkurrenz mit ein. Marx betont, dass das, „was den Wert bestimmt, nicht die Zeit ist, in welcher eine Sache produziert wurde, sondern das Minimum von Zeit, in welchem sie produziert werden kann, und dieses Minimum wird durch die Konkurrenz festgestellt."[18] Die Konkurrenz bestimmt den Tauschwert durch die zur Herstellung eines Produktes gesamtgesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. „Die Tatsache, dass die Arbeitszeit als Maß des Tauschwertes dient, wird auf diese Art zum Gesetz einer beständigen Entwertung der Arbeit."(Marx,ebda.94) Auch Ricardo stellt fest, durch wachsende Arbeitsproduktivität wird der Wert verschiedener bereits früher produzierter Dinge beständig vermindert.

Pettys Arbeitsmengentheorie des Tauschwertes oder mit anderen Worten des natürlichen Preises (Netto Preis) unterscheidet nicht quantitative Werte von qualitativen Werten, nicht Tauschwert vom Gebrauchswert, nicht qualitativen Reichtum und quantitativen Reichtum (Geld). Daher hat er auch keine monetäre Werttheorie. Der Grund liegt meiner Auffassung nach darin, dass Arbeit nur dann produktiv sei, wenn sie einen materiellen Gegenstand herstellt oder auf eine andere Art und Weise einen für die Gesellschaft nützlichen Gegenstand produziert. Folgerichtig schließt Petty alle Berufe außer Philosophen und reine Müßiggänger mit in die Kategorie der produktiven Arbeiter ein. So vertritt Petty auch die Theorie, dass Bevölkerungsreichtum oder die Anzahl der Bevölkerung den Reichtum einer Nation ausmache. „Kleinheit der Bevölkerung ist wirkliche Armut; und eine Nation, deren Bevölkerung acht Millionen beträgt, ist mehr als doppelt so reich wie eine andere, die auf gleich großem Gebiet bloß vier Millionen zählt."[19]

Pettys Arbeitsmengenwerttheorie umfasst eine Zirkulationstheorie, die Produktion und Konsumtion miteinschließt. Er stellt noch nicht die Frage nach den Produktionsverhältnissen, nicht die Frage industrieller Investition. „Der große und schließliche Effekt des Handels ist nicht Reichtum überhaupt, sondern vorzugsweise Überfluss von Silber und Gold..., die nicht vergänglich sind, noch so wandelbar wie andere Waren. (...) Überfluss von Wein, Korn, Gevögel, Fleisch usw. sind Reichtümer, aber hic et nunc... So ist die Produktion solcher Waren, oder Ausübung solchen Handels, der eine Gegend mit Gold oder Silber versieht, daher vorteilhafter vor allen anderen."[20]

Auf alle Fälle ist zu diagnostizieren, dass mit Beginn des 17. Jahrhunderts versucht wurde, Gesellschaftsprozesse mit Hilfe von Zahlen, Gewichten und Maßen zu analysieren. Zugrunde lag dieser Methode die Vorstellung, man könne Newtonsche Gesetze für die Gesellschaft formulieren. Petty z.B. analysierte in seinem Treatise of Taxes and Contribution (1662) die öffentlichen Finanzen und staatlichen Einkünfte; später widmete er sich der Aufgabe, den Reichtum Englands aus dem Wert seines unbeweglichen Vermögens und seiner Bevölkerung zu errechnen und in Zahlen auszudrücken, weswegen er auch als „Vater der englischen Verwaltungsstatistiken“ bezeichnet wird. Das zeitgenössische ökonomische Denken verstand deshalb auch die Funktionsweise des Marktes als ein System des selbstregulativen Mechanismus. Sir Dudley North (1641 - 1691), einer der bekanntesten Merkantilisten, war überzeugt, dass das „Wissen in hohem Maße mathematisch“ geworden sei.[21] So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Neigung bestand, die induktive Methode der klassischen Physik in den Sozialwissenschaften wie in der Ökonomie anzuwenden. „Wenn auch die durch Induktion aus den Experimenten und Beobachtungen gewonnenen Resultate nicht als Beweise allgemeiner Schlüsse gelten können, so ist es doch der beste Weg, Schlüsse zu ziehen, den die Natur der Dinge zulässt, und der Schluss muss um so strenger gelten, je allgemeiner die Induktion ist. Wenn bei den Erscheinungen keine Ausnahme mit unterläuft, so kann der Schluss allgemein ausgesprochen werden. Wenn aber einmal später durch die Experimente sich eine Ausnahme ergibt, so muss der Schluss unter Angabe der Ausnahme ausgesprochen werden. Auf diese Weise können wir in der Analysis vom Zusammengesetztem zum Einfachen, von Bewegungen zu den sie erzeugenden Kräften fortschreiten, überhaupt von den Wirkungen zu ihren Ursachen, von den besonderen Ursachen zu den allgemeinen, bis der Beweis mit der allgemeinsten Ursache endigt.“[22] Die physikalische Induktionsmethode unterscheidet sich von der ökonomischen, wie sie Petty vertritt, dadurch, dass die Physik experimentell verfahren kann, bevor sie zu quantitativen Aussagen kommt, die mathematisch ausgedrückt werden können und gemäß mathematischer Logik abgeleitet werden können. Am Zeitbegriff der klassischen Physik kann man dies verdeutlichen. „Die absolute, wahre und mathematische Zeit fließt vermöge ihrer Natur ohne Beziehung auf einen anderen Vorgang gleichförmig ab.“ (Newton)

Quesnay (1694 - 1774): Tableau économique - Ein physiokratischer Vorschlag

Im Vergleich zu England und den Niederlanden war Frankreich bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts ökonomisch ein rückständiges Land, ein Agrarstaat, der in weiten Teilen des Landes noch feudal strukturiert war. Obwohl Frankreich ein mächtiger Nationalstaat unter dem Regime einer absoluten Monarchie war, kann man zu dieser Zeit noch nicht von einem nationalen Markt sprechen. Zahlreiche Douanenlinien mit unterschiedlichen Zöllen durchziehen das Land. So staunt der Abbe' Loyer in einem Brief an einen Freund über die Handelsmöglichkeiten auf der englischen Insel: „Als ich Euch die Straßen schilderte, vergaß ich zu erwähnen, dass man hierzulande weder Zollhäuser noch Zöllner sieht. (...) Der Zoll ist an die Grenze des Königreiches verbannt, wo man ein für allemal kontrolliert wird."[23]

Von den ungefähr 25 Millionen Einwohnern 1789 lebten ca. 85 % auf dem Land und vom dortigen Broterwerb. Schon ein Jahrzehnt zuvor lebten 30 % der 5,2 Millionen Engländer und sogar 50 % der niederländischen Bevölkerung in den Städten. Schon Petty versuchte, die Vereinigten Niederlande mit Frankreich zu vergleichen, und stellte hinsichtlich der Bevölkerung ein Verhältnis von 1 : 13, hinsichtlich der Nutzfläche von 1 : 81 und hinsichtlich des Reichtums ein Verhältnis von 1 : 3 fest. Boisguilbert (1648 - 1714) berichtet 1696: „...man behauptet, das Bruttosozialprodukt Frankreichs bleibe heute jährlich um 500 bis 600 Millionen hinter dem vor vierzig Jahren erzielten Einkünften aus Grund und Boden sowie aus dem Gewerbe zurück.‘‘(Braudel,ebda.328) Hauptquelle des Bruttosozialprodukts war die Landwirtschaft.

Wer bezog nun Einkünfte aus der Landwirtschaft? Zum einen die Grundeigentümer in Form der Grundrente, des Pachtzins oder in Form von Feudalabgaben. Zu den Grundeigentümern zählten verschiedene Personengruppen des Ersten und Zweiten Standes sowie der Geschäftsbourgoisie. Dazu zählte selbstverständlich die Krone, deren Domänen das luxeriöse Leben des aus 4 000 Personen zählenden Hofadels (Schwertadel oder auch Hochadel genannt) mitfinanzierten. Die so genannten Großpächter auf den Domänen entrichteten eine Steuerpacht. Der Grundbesitz des Ersten Standes, der aus etwa 12 000 Personen bestand, dem Klerus, befand sich sowohl in der Stadt als auch auf dem Lande. Die städtischen Einkünfte waren Mieten, die ländlichen Einkünfte bestanden aus dem „großen Zehnt" , der auf Weizen, Roggen, Gerste und Hafer erhoben wurde, und dem „kleinen Zehnt" , der auf andere Ernten erhoben wurde. Voltaire veranschlagt die Einkünfte des Klerus aus dessen Ländereien auf 90 Millionen Livres, Necker berechnet 130 Millionen Livres.[24] Obwohl der klerikale Grundbesitz etwa 20 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche betrug, war er doch sehr zersplittert.

Der Provinzadel zählte etwa 350 000 Personen. Er verpachtete Land an Großpächter, Pächter, Halbpächter oder bearbeitete sein Land selbst. Der größere Teil von ihnen war aufgrund der geringen Produktivität arm und verschuldet. Eine geringe Anzahl der Geschäftsbourgoisie kaufte Grundeigentum, verpachtete das Land an Pächter und betrieb eine kommerzielle Landwirtschaft. Die Zahl der Grundeigentümer insgesamt wird auf circa 500 000 Personen im 18. Jahrhundert geschätzt. Mehr als 20 Millionen der ländlichen Bevölkerung waren entweder Tagelöhner, Lohnarbeiter, Kleinbauern mit parzelliertem Grundbesitz, Halbpächter oder Pächter. Da sowohl der Adel als auch der Klerus ein Steuerprivilegium besaßen, lastete die gesamte Steuerlast auf der ländlichen Bevölkerung, die nicht nur eine Kopfsteuer, eine Vasallensteuer (taille), verschiedene indirekte Steuern bezahlen musste, besonders die Salzsteuer war verhasst, sondern auch noch Frondienste für den Wegebau, für Militärtransporte sowie althergebrachte Feudalabgaben leisten musste. Vor allem die Lebensmittelpreise, im Besonderem die für Weizen, stiegen in diesem Zeitraum rasant an. So gab es einen relativen Stillstand in der landwirtschaftlichen und technologischen Entwicklung.

Es bestand Handlungsbedarf, wollte Frankreich Schritt halten im Konzert der europäischen Großmächte. „Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hat die Propaganda der Physiokraten einen Meinungsumschwung zugunsten der Umgestaltung der Landwirtschaft im kapitalistischen Sinne hervorgerufen: die Agronomie hatte sich verbreitet, einige große Grundherren hatten ein Beispiel gegeben; (...) die Lehrmeinungen der Ökonomen trugen ihnen oft die notwendigen Argumente zu, um die Aktionen der grundherrlichen Reaktion unter dem Deckmantel des öffentlichen Wohls verbergen zu können. Der rückständige Zustand der landwirtschaftlichen Technik und Produktion war in einem großen Ausmaß die unmittelbare Folge der Sozialstruktur in der Landwirtschaft. Jeder technische Fortschritt, jede grundlegende Modernisierung in der Landwirtschaft hätte die Zerstörung der feudalen Überreste, aber auch das Verschwinden der Kollektivrechte und damit eine Verschlechterung für die armen Bauern bedeutet." (Seboul,ebda.42)

Francois Quesnays Tableau économique ist ein raffinierter politökonomischer Vorschlag zur Neuorganisierung der französischen Agrikultur nach englischem Vorbild, dessen Radikalität erst im Zusammenhang mit dessen enzyklopädischen Schriften zur Ökonomie offenkundig wird. Francois Quesnay, Arzt am Hofe Ludwigs XV., ist ein Vertreter der „Cartesianischen Wirtschaftslehre“[25]. Wie Pribman schreibt, umriss Quesnay seine logischen Prinzipien in der >Encyclopédie< und bezog sich auf die Lehren Nicolas Malebranche (1638 - 1715), der ein Schüler Descartes war. Wie Descartes sprach Malebranche „dem menschlichen Geist das Vermögen zu, diese idealen Vorstellungen durch eine Art Intuition zu erfassen. Quesnay suchte nach einem Mechanismus, von dem sich zeigen ließe, dass eine Gesellschaft nach Gesetzen organisiert sein sollte, die der Menschheit den größten Nutzen bieten. „Aus der cartesianischen Philosophie leitet er die Überzeugung ab, daß sich der höchste Grad an Evidenz für Gesetze beanspruchen lasse, die mathematisch in quantitativen Begriffen ausgedrückt werden können.“[26]

Quesnay, Leibarzt Ludwig XV. und Freund Mirabeaus, entwickelte zwischen 1758 und 1766 mehrere Zickzack - Schaubilder landwirtschaftlicher Reproduktion und Verteilungsprozesse, zuerst aus mikroökonomischer, dann aus makroökonomischer Sicht, da unterschiedliche zirkulierende Wertgrößen angezeigt werden. Das Tableau beruht auf drei Säulen: a.) den Grundeigentümern, b.) den Pächtern und c.) den „sterilen“ Klassen, den Händlern, Handwerkern und Manufakturisten. Sie werden deshalb „steril“ genannt, weil sie keinen Surplus produzieren. „Zunächst sieht man, wie sich die Ausgaben des Grundeigentümers auf Landwirtschaft und Gewerbe verteilen; und sodann sieht man, wie jede dieser Summe, nachdem sie in dem einen und anderen (Bereiche) angelangt, sich wiederum in wechselseitiger Bewegung an beide Bereiche bis auf den letzten Sou verteilt. Die zu der gewerblichen Klasse gehörenden Arbeitsleute geben innerhalb ihrer eigenen Klasse die Hälfte ihres Lohns für die gewerblich gefertigten Waren aus, die sie zu ihrem Unterhalt brauchen, und die andere Hälfte fließt in die Landwirtschaft zurück, um ihre Subsistenzmittel zu kaufen. Dieselbe Sache zeigt sich auf seiten der Landwirtschaft: dort verwenden die Ackerbauern die Hälfte der Summe, die sie bekommen, für ihre Subsistenz und verbringen die andere Hälfte an das Gewerbe für fertige Waren, die sie für ihren Unterhalt brauchen. Innerhalb jeder der Klassen geht somit beim Ausgeben der Summen, die ihnen zugeteilt werden, dieselbe Aufteilung vor sich wie bei Ausgeben der Revenuen des Grundeigentümers - mit dieser Einschränkung, dass diese beiden Klassen wechselseitig voneinander empfangen und einander zurückgeben und das Ganze in der ackerbautreibenden Klasse reproduziert wird.“[27]

Erst durch die Revenueverausgabung, d.h. durch die Investition der Grundeigentümer, kommt der Kreislauf in Gang. Sie sind das Herz der kommerzialiserten Landwirtschaft. Die Grundeigentümer reproduzieren sich durch den Verbrauch ihrer Revenuen selbst und stoßen den gesamten Prozess damit an. Ohne sie läuft die gesamtgesellschaftliche Produktion und Reproduktion überhaupt nicht an. Auch die arbeitende Klasse kann sich reproduzieren. Überdies kommt es mittels produktiver Konsumtion der zufließenden Gelder sowohl im industriellen als auch im Agrarsektor zu einer Reproduktion des gesellschaftlichen Reichtums. „Wir können somit festhalten, dass Quesnay mit seinem Zickzacktableau ein Instrument bereitzustellen beabsichtigte, das zu einem klaren Verständnis über den Ursprung, die Distribution und die Reproduktion des Surplus, über das Sozialprodukt und dessen Relation zur Bevölkerung so wie der unterschiedlichen Ausgabenarten befähigen sollte.“[28] Das Tableau sollte erklären, wie in einer kommerzialisierten Landwirtschaft der Mehrwert (= Surplus) als Grundrente in die Hände der Grundeigentümer gelangt. Dass die Pächter als Unternehmer mit angestellten Lohnarbeitern einen Profit erhalten, davon erfährt man nichts. Der Profit ist aus

dem verfügbaren Surplus entweder eliminiert oder er ist mit dem Surplus identisch. Manche Interpreten sind der Auffassung, dass der Profit deshalb nicht mehr im Tableau vorkomme, weil Quesnay den Argwohn der gesellschaftlich dominierenden Stände nicht hervorrufen wollte. So schreibt Quesnay: „Und diese Profite, dank derer die Zahl der reichen Pächter wächst, führen, zum Zeitpunkt der Erneuerung der Pachtverträge, eine schärfere Konkurrenz zwischen ihnen herbei, wodurch alsdann für die Grundeigentümer und den Herrscher der ungeschmälerte Zufluss des Nettoprodukts gesichert wird, und zwar nicht nur des Nettoprodukts, welches direkt aus der Erhöhung der Preise resultiert, sondern auch jenes (Teils), welcher zusätzlich kraft der besseren Vermögenslage der Pächter zum Entstehen kommt."[29] Quesnay weist hier auf die Enstehunsquelle des Surplus, den die Pächter erwirtschaften, aber auch auf dessen Verteilung hin. Ein Teil des Profits gerate in die Hände der Grundeigentümer als Pachtzins und ein anderer Teil als Steuer in die Hand des Herrschers.

Physiokratische Steuerpolitik

Die Physiokraten traten im Gegensatz zum merkantil - feudalen Steuersystem für eine einzige Steuer (l 'impôt unique) ein, die auf die Einnahmen aus dem Landbesitz bezahlt werden sollte. Dieser Vorschlag offenbart den schon angelegten Konflikt zwischen Bourgoisie und den beiden ersten Ständen. Auch Quesnay trat in seinen vor dem >Tableau< geschriebenen Texten für eine kommerzielle Landwirtschaft auf Grundlage einer kapitalistischen Produktionsweise ein. Das Hauptargument für die Besteuerung der Grundrente lautete: Die Natur stelle Sonnenlicht und Boden vollkommen umsonst bereit, sodass die Grundrentenbesteuerung nur das besteuere, was der öffentlichen Hand als Steuergrundlage von vornherein zustehe. Die Besteuerung der Grundrente beinhaltete eine steuerrechtliche Revolution, da das Gewerbe als „steril" galt und daher kein Gran zum Nettoprodukt beitrage oder, anders ausgedrückt, der Volkswirtschaft keinen Mehrwert erwirtschafte. Außerdem stellt diese Erklärung einen eleganten Schachzug dar, weil sie bezweckt, die unproduktive Klasse der Gewerbetreibenden von der Steuer zu befreien, da das Bürgertum nichts zum Nettoprodukt oder Surplus value beitrage. Auf der anderen Seite hatte diese Ökonomie zur politischen Konsequenz, dass die Grundherren die einzige Steuer (T impôt unique) bezahlen sollten, nämlich die auf Einnahmen aus Landbesitz. „Quesnays Kunstgriff bestand in seinem Postulat, dass die Klasse, die den wirtschaftlichen Mehrwert hervorbrachte, auch die natürliche Steuerquelle sei."[30]

Wer produziert das Surplus und wodurch entsteht es? Quesnay unterteilt die ackerbauende Landwirtschaft in eine >petite culture< und in eine >grande culture<. Die „petite culture" betrieben Halbpächter und arme Bauern. Der Grundeigentümer lieferte ihnen Saatgut und Ochsen, sodass sie geringe Kosten hatten. Diese „Ochsentechnologie" sowie ihre eigene geringe Arbeitsproduktivität habe zur Folge, dass der Pachtzins, auf den feudalen Pachtverträgen beruhend, oft zu hoch für die Pächter sei, da der Ertrag oft nur für die eigenen Subsistenzmittel ausreiche, andererseits aber auch für den Grundbesitzer zu niedrig sei, um investieren zu können. Ganz anders hingegen funktioniere die „grande culture". Großpächter setzten auf die >Pferdetechnologie< und auf die Lohnarbeit, was zwar höhere Kosten nach sich zöge, aber die Arbeitsproduktivität sei um ein Vielfaches höher und somit auch der Ertrag und Erlös. Der Pächter hat hier die Rolle des Unternehmers. Die „grande culture" sei nicht nur für die Pächter, sondern auch für die Grundeigentümer und für den Staat von großem Nutzen. So forderten die Physiokraten konsequenterweise, dass der einfache und genügsame Bauer expropriiert werden und sich als freier Lohnarbeiter verdingen müsse. Marx schreibt dazu: „In der Tat ist das physiokratische System die erste systematische Fassung der kapitalistischen Produktion."[31] Das grundlegend Neue, so Marx in den >Theorien über den Mehrwert<, sei, dass die Physiokraten die Untersuchung über den Ursprung des Mehrwerts aus „der Sphäre der Zirkulation in die Sphäre der unmittelbaren Produktion selbst verlegt und damit die Grundlage zur Analyse der kapitalistischen Produktion gelegt haben." (MEW 26.1. S.14)

Viele Interpreten sind der Meinung, die Physiolkraten hätten das Nettoprodukt (Surplus/Mehrwert) als ein Geschenk der Natur oder der göttlichen Ordnung verstanden, da der Mehrwert nur aus der Landwirtschaft herkomme und allein der Boden „produktiv" sei. Quesnay schreibt im Tableau: „Denn so groß der Überschuss des aus den Vorschüssen entstehenden Nettoprodukts gegenüber den Ausgaben, so groß ist auch das Nettoprodukt aus der Arbeit des Menschen, die es hervorbringen."[32] Das Nettoprodukt ist Ergebnis menschlicher Arbeit. Die Quelle des Reichtums seien die in der „Großen Agrikultur" tätigen Menschen, die durch ihren Fleiß den Boden fruchtbar machten, das vorgeschossene Kapital (Geld) richtig allokalisierten, und der Tauschwert (valeur vénale) der Bodenproduktion. Auch sei die Agrikultur nicht von vornherein produktiv, sondern erst vermittelt durch die Technik und den Lohnarbeiter ließen sich die in der Natur schlummernden Potenzen wecken. Bevor das Nettoprodukt auf der Zirkulationsebene realisiert werden könne, müsse es als Mengenüberschuss produziert werden. Das Nettoprodukt (produit net) ist nicht als Überschuss einer dinglichen Menge, sondern als eine in Geld gemessene Wertgröße gedacht, d.h. als Wertnettoprodukt. Eine begriffliche Unterscheidung zwischen quantitativen Mengen und qualitativen Mengen, zwischen Tauschwert und Gebrauchswert nimmt Quesnay nicht vor.

Im >Kapital< und besonders in den >Theorien über den Mehrwert< hat Marx sich mit dem Tableau beschäftigt und ist zu dem Urteil gekommen, das Tableau sei ein System der „einfachen Reproduktion" - ein System der Reproduktion auf derselben Stufenleiter. Es stelle ein Verteilungssystem der Ein - und Ausgaben dar, eine Zirkulation zwischen „funktionellen Gesellschaftsklassen." Nicht der Kapitalwert zirkuliere, er verbleibe in den Händen seiner Produzenten, der Pächterklasse, um von dort aus „seinen Kapitaldienst zu leisten." (MEW 24, S.359) Der Zirkulationsprozess zeige das „beständige Rückströmen des Geldes zu seinem Ausgangspunkt, drückt hier nicht nur die formelle Verwandlung von Geld in Ware und Ware in Geld aus - wie es sich im einfachen Zirkulationsprozess darstellt oder im bloßen Warenaustausch - sondern zugleich die beständige Reproduktion der Ware auf seiten desselben Produzenten." (MEW 26.1, S.287) Die Ware werde als Gebrauchswert in der industriellen Produktion produktiv konsumiert, sodass sich der Wert in der Konsumtion erhält und reproduziert, „daher G wieder am Ende des Prozesses zum Vorschein kommt, sich erhält in der Bewegung G - W - G." (287)

Politische Ökonomie aus national - bürgerlichem Interesse

Petty und Quesnay haben ökonomische Abhandlungen geschrieben, in denen sie den Nutzen der Marktwirtschaft für die Krone und die Nation hervorgehoben haben. Sie haben das hohe Lied der Arbeitsproduktivität durch Lohnarbeit und Technik gesungen. Petty vertrat die Auffassung, hohe Löhne würden den Anreiz zur Arbeit vermindern. Wenn die lebensnotwendigen Waren billiger seien, so kümmerten sich die Lohnarbeiter weniger um die Erhöhung ihres Lebenstandards, sondern wollten weniger arbeiten. Diese Auffassung findet man oft in dieser Zeit. Im Jahre 1688 lebten in England 5 500 520 Personen. Aus dem „Verzeichnis von Einkommen und Ausgaben verschiedener Familien in England" von Gregory King[33] geht hervor, dass 2 675 250 Personen „produktive" Arbeit verrichteten, da sie den Reichtum der Nation mehrten. Diesen Personenkreis verstand man auch als „politische Nation";[34] 2 825 000 Personen hingegen verminderten ihn, weil sie von der Unterstützung der Gemeinden abhängig waren. Es waren Tagelöhner, Häusler, Diebe, Landstreicher, Bettler usw. Etwa 50% der arbeitsfähigen Bevölkerung stand für den nationalen Arbeitsmarkt bereit, auf dem sie für geringe Entlohnung den industriellen Aufbau des englischen Kapitalismus bewerkstelligen konnten. Dafür war es aber notwendig, die bestehenden Armutsgesetze abzuschaffen und einen nationalen Arbeitsmarkt einzurichten. „In England wurden sowohl Boden als auch Kapital noch vor der Arbeit mobilisiert. Die Bildung eines nationalen Arbeitsmarktes wurde durch strenge gesetzliche Beschränkungen der physischen Freizügigkeit der Arbeitskräfte verhindert. (...) Der Arbeitsmarkt war praktisch der letzte der Märkte, die im Rahmen des neuen Industriesystems organisiert wurden."[35]

Als 1775/76 die erste Auflage Der Wohlstand der Nationen erschien, hatten sich die ökonomischen Verhältnisse in Großbritannien schon dynamisch verändert. Zwischen 1740 und 1770 wuchs die Bevölkerung explosionsartig von 6,4 auf 7,428 Millionen. Noch bestand das Niederlassungsgesetz von 1662, das die Vorschriften der so genannten Gemeindeleibeigenschaft niederlegt. Erst 1834 wurden die „Rechte auf Lebensunterhalt" aufgekündigt durch die Schaffung eines auf Wettbewerb beruhenden Arbeitsmarktes. Erst als durch die technischen Neuerungen etwa der „Spinning Jenny" (1764) und der Dampfmaschine (1769) der Übergang von der Heimarbeit und Manufakturproduktion auf Fabriken eingeleitet worden war, war es notwendig geworden, das Armengesetz von1795 (Speenhamland-Gesetz oder „Zuschusssystem") aufzuheben, damit Lohnarbeit als Grundlage des Industriekapitals frei zugänglich war.

Adam Smith (1723 - 1790) - Begründer der Ökonomie als Sozialwissenschaft

In dieser Situation schreibt Adam Smith, anders als Petty und Quesnay, eine ethische deskriptive Ökonomie. Ins Zentrum stellt er das vernünftige und rechtsfreie Individuum. Dieser methodologische Individualismus unterscheidet seine Ökonomie von zuvor geschriebenen Ökonomien, die ökonomisches Verhalten in einen naturrechtlichen Zusammenhang stellten. Seinem älteren Freund und Lehrmeister David Hume (1711 - 1776) folgend, kritisierte er naturrechtliche Konzeptionen, obwohl er die Fähigkeit zu tauschen als eine anthropologische Grundkonstante ansah. Empirisch beschreibt Smith marktwirtschaftliche Prozesse und analysiert davon ausgehend ökonomische Kategorien: Arbeitsteilung, Produktivität, quantitative Wert - und Tauschverhältnisse, Preise, Geldgebrauch und Geldwert. Erst am Ende des „ Wohlstands der Nationen“ behandelt er „die Finanzen des Landesherrn oder des Staates." Als Moralphilosoph verbindet er Moral und Ökonomie, wobei Moral nicht als normativ zu verstehen ist, und entwickelt eine Theorie der kapitalistischen Moral oder des moralischen Kapitalismus. [36] Nützlichkeit und Interesse stehen im Zentrum seiner Handlungstheorie.

Der Begriff Interesse stellt eine Schnittstelle von Individuum und sozialer Welt dar. Ursprünglich als Terminus für die juristische Regelung ökonomischer Verhältnisse festgelegt, wird er im 15. Jahrhundert für Nutzen, Vorteil und Gewinn verwendet. Smith verwendet den Begriff als entscheidende Triebkraft des Handelns. Insoweit ist mit Interesse Eigeninteresse gemeint. Das Prinzip des Eigeninteresses heißt Nützlichkeit. Eigeninteresse ist nicht identisch mit der Moralkategorie Egoismus (= Selbstliebe), da Selbstliebe selbstredend gefühlsorientiert ist. Im Gegensatz dazu kann Eigeninteresse, wenn es intelligent und vernünftig verfolgt wird, einen großen moralischen Fortschritt darstellen, da es schlechte Leidenschaften bezwingen kann. Andererseits steht Eigeninteresse nicht unmittelbar mit Vernunft in Einklang. Die Verfolgung eigener Interessen heißt bei Smith in ökonomischer Hinsicht, einen möglich großen Anteil am gesamtgesellschaftlichen Surplus zu erhalten. „Jemand, der kein Eigentum erwerben kann, kann auch kein anderes Interesse haben, als möglichst viel zu essen und so wenig wie möglich zu arbeiten."[37] Das ökonomische Eigeninteresse wird aus dem Eigentum oder dem Privateigentum an den Produktionsmitteln abgeleitet. Eigeninteresse ist insoweit der Motor der kapitalistischen Dynamik.

Methodisch knüpft Smith an der von Bacon vorgeschlagenen, auf Beobachtung beruhenden empirisch - induktiven Methode an. Er kommt zu dem holistischen Ansatz, dass „die jährliche Arbeit eines Volkes die Quelle (ist), aus der es ursprünglich mit allen notwendigen und angenehmen Dingen des Lebens versorgt wird."[38] Aus der „ursprüglichen" Kategorie Arbeit, ein Resultat seiner Beobachtung, leitet er den zentralen Begriff seiner Ökonomie ab: Arbeitsteilung als Produktivkraft der Arbeit. Sie ist die Mutter des Tausches. Um auf die gesellschaftliche Art und Weise, wie sich der gemeinschaftliche Ertrag auf die „einzelnen Schichten der Bevölkerung" verteilt, mit anderen Worten auf die Institution Markt zu kommen, bemüht Smith einen philosophischen Kniff. Er führt Prinzipien in die Argumentation ein. Ein „natürliches" Prinzip, das aus der Arbeitsteilung „zwangsläufig" hervorgegangen sei, laute: „Die natürliche Neigung des Menschen, zu handeln und Dinge gegeneinander auszutauschen" (WN, 16), sei ein Wesensmerkmal des Menschen. Dass Handel und Tausch zwei unterschiedliche Tätigkeiten und unterschiedlichen Stadien menschlicher Entwicklung sind, verwischt das anthropologisch - philosophische Prinzip, womit Smith auch die empirische Ebene verlässt. Prinzipien sind keine logisch induzierten Axiome quantitativer Natur und damit messbar und mathematisierbar. Weitere „natürliche" Prinzipien fügt Smith seiner Ökonomielehre hinzu: das Prinzip der „Vereinbarung" oder des Vertrages, woraus er auch die Entwicklung der Sprache und die Vernunftätigkeit des Menschen ableitet, und das Prinzip des Eigentums. „...niemand hat auch je beobachtet, dass ein Tier durch sein Verhalten einen anderen bedeutet hätte: Das gehört mir und das gehört dir, ich bin bereit, dieses für jenes zu geben." (WN,16) Beobachtungen, Fakten und Prinzipien sind offensichtlich nicht neutral. Sie hängen nicht nur von der Wahrnehmung, vom Standpunkt und dem soziokulturellen Milieu des Beobachters ab. Smith schreibt eine Ökonomie der Marktwirtschaft aus der Sicht der nach maximalem Profit strebenden Privateigentümer.

Adam Smith argumentiert zirkulär. Seine Ausgangsfrage lautet: Wie kann die Güterproduktion wachsen und dadurch der Wohlstand der Nationen erhöht werden?

Folgende Argumentationskette erklärt, wie es zum Wachstum kommt. Gesellschaftliche Arbeitsteilung erhöht die Produktivität; mit dieser Produktivität können Vorräte erwirtschaftet werden, die über den Eigenverbrauch hinausweisen; diese Vorratspeicherung treibt die Spezialisierung und die Produktionstechnik voran; die Produzenten konkurrieren miteinander und der Warenaustausch verallgemeinert sich, sodass eine Marktwirtschaft entsteht.

Der Tausch ist in dieser Argumentation Folge der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Arbeitsteilung und Tausch sind an dieser Stelle rein ökonomische Kategorien. Andererseits beinhaltet der Tauschbegriff nach Adam Smith, dass der Tausch eine natürliche Neigung des Menschen sei, weil er nicht nur den Güteraustausch, sondern auch den Informations- und Emotionsaustausch (Sympathie/ Ehtik der moralischen Gefühle) miteinschließe. Die natürliche Neigung des Menschen zum Tausch entstehe durch das Sprachvermögen und der Tausch erweitere eben dieses.

In diesem Zusammenhang ist der Tauschbegriff keine rein ökonomische Kategorie mehr, sondern nimmt die Position eines Prinzips ein. Die Tauschneigung ist Ursprung (arche) menschlichen Interagierens, aus dem Arbeitsteilung, Spezialisierung und Marktwirtschaft entsteht, sodass Marktwirtschaft die natürliche Ökonomie menschlicher Gesellschaft und Eschatologie der Menschheit[39] darstellt. Losgelöst von den historisch unterschiedlichen Produktionsweisen, ihren vorhandenen Techniken und Arbeitsverhältnissen scheint die auf Induktion beruhende Ableitung des Tausches und der Marktwirtschaft aus der Arbeitsteilung eine naturgegebene Entwicklung zu sein. Der Austausch von Gütern ist aber nicht identisch mit dem Austausch von Güterwaren, die allein zu dem Zweck produziert werden, um sie zu verkaufen. Die Arbeitsteilung innerhalb einer Sippe oder innerhalb einer Hauswirtschaft (Oikoswirtschaft) ist nicht mit der Spezialisierung innerhalb der marktwirtschaftlich organisierten gesellschaftlichen Arbeitsteilung zu vergleichen, die auf Konkurrenz privatwirtschaftlich betriebener Unternehmen beruht. Der Austausch von Güterwaren ist auch nicht identisch mit dem Warenhandel.

Die Smithsche Werttheorie

Der Warenwert

Der Warenwert besitzt nach Adam Smith eine ambivalente Eigenschaft. Er kann aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und bewertet werden: aus der Sicht des Verbrauchers oder der Sicht des Anbieters. („Doppelcharakter der Ware") Aus der Sicht des Verbrauchers, der sowohl Konsument als auch Produzent sein kann, besteht der Wert einer Ware darin, dass er sie für seine Zwecke gebrauchen kann, dass sie ihm nützt. Die Güterwaren haben für ihn, den Käufer, jeweils einen unterschiedlichen Gebrauchswert. Dieser Wert wird je nach individuellem Bedürfnis, Motiv oder Bedarf von dem Käufer unterschiedlich bewertet. Daher ist der Gebrauchswert aus einer objektiven Perspektive nicht allgemein vergleichbar (inkommensurabel) und im Vergleich mit anderen unterschiedlichen Gütern ökonomisch nicht messbar. Wenn man aber nach einem Wertverhältnis sucht, nach dem alle Waren gleichwertig aufeinander bezogen werden, dann muss dieser Wert quantitativ messbar und zählbar sein. Smith nennt ihn Tauschwert. Die Eigenschaften des Tauschwertes müssen im Unterschied zum Gebrauchswert Vergleichbarkeit, Messbarkeit und Zählbarkeit sein. Aufgrund dieser Eigenschaften tauschen sich Güterwaren gleichwertig, d.h. auf einem gleichen Wertniveaus aus. Eine Ökonomie der Marktwirtschaft kann nicht auf einem „ungleichen Tausch" von Waren beruhen, denn sie käme zu keinen allgemeinen Aussagen und könnte keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben. Von diesem Wertgesetz geht die gesamte Klassik der Ökonomie aus. Adam Smith schreibt:

„Um zu untersuchen, nach welchen Regeln sich der Tauschwert eines Gutes richtet, werde ich mich zu zeigen bemühen:

Erstens, welches das richtige Maß für diesen Tauschwert ist oder worin der reale Preis aller Güter besteht, zweitens, aus welchen einzelnen Teilen sich dieser reale Preis zusammensetzt und bildet, drittens, unter welchen Umständen zuweilen einzelne oder alle diese Bestandteile des Preises über ihre natürliche oder normale Höhe steigen und zuweilen unter diese Höhe fallen, oder welche Ursachen gelegentlich verhindern, dass der Marktpreis, als der augenblickliche Preis eines Gutes, mit dem, was man seinen natürlichen Preis nennen mag, genau übereinstimmt."[40]

Was ist allen Waren gemeinsam? Sie sind allesamt Arbeitsprodukte. Wie Petty führt dieser gemeinsame Nenner Adam Smith zur Kategorie der Arbeit und zur Produktion als dem Ausgangspunkt des Tauschwerts. Er schließt sich der Arbeitswertlehre Pettys an.

„Die jährliche Arbeit eines Volkes ist die Quelle, aus der es ursprünglich mit all den notwendigen und angenehmen Dingen des Lebens versorgt wird, die es jährlich verbraucht. Sie bestehen stets entweder aus dem Ertrag dieser Arbeit oder aus dem, was damit von anderen Nationen gekauft wird." (Smith, WN S.3) Mit diesem Satz führt A. Smith den Leser in sein Werk >Wohlstand der Nationen< ein. Von der Leistungskraft der Arbeit und damit vom Niveau der Arbeitsproduktivität hängt der Wohlstand der Nation ab. Der Tauschwert der Waren beinhaltet eine gewisse „Quantität der Arbeit", die in Zeit gemessen wird. Durch den Konkurrenzdruck und den Produktivitätsgrad wird der Tauschwert einer Ware durch die zu ihrer Herstellung notwendigen, gesamtgesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitszeit bestimmt. Später präzisiert Sismondi den Begriff Tauschwert: „Der Tauschwert wird in letzter Instanz stets durch die Menge von Arbeit bestimmt, die notwendig ist, um den abgeschätzten Gegenstand zu beschaffen: nicht durch die, welche er seinerzeit gekostet hat, sondern durch die, welche er künftighin kosten würde, infolge vielleicht verbesserter Hilfsmittel; und obwohl die Menge schwer abschätzbar ist, wird sie doch stets genau durch die Konkurrenz bestimmt."[41]

Der „Lohn der Arbeit“ oder der Wert der Arbeit

Im achten Kapitel mit der Überschrift „Lohn der Arbeit" schreibt Adam Smith zu Anfang: „Der Ertrag der Arbeit ist die natürliche Vergütung oder der Lohn der Arbeit." (WN,56) Smith geht von zwei unterschiedlichen Produktionsweisen aus:

1. Von einer vorkapitalistischen Produktionsweise, in der noch keine „Landnahme und Ansammlung von Kapital" existierte.[42]

In diesem „ursprünglichen Zustand" (A.Smith) der Produktion gehört der Ertrag dem Arbeiter, der zugleich auch Produzent ist, und man kann hinzufügen, dem die Produktionsmittel gehören. Er muss ihn nicht mit den Grundbesitzern oder den Unternehmern teilen. Smith knüpft damit an die Philosophie Lockes an, mit dem Unterschied, dass Locke das Modell des „ursprünglichen Zustandes" der Arbeit anführt, um das „Naturrecht" auf Privateigentum zu rechtfertigen.[43] „Mit jeder Verbesserung der produktiven Kräfte der Arbeit, zu der die Arbeitsteilung Anlass gib," hätte der Lohn zugenommen. (WN,56) Alle Güter wären billiger geworden, weil man mit dem gleichen Zeitaufwand einen höheren Ertrag als vorher hätte erzielen können. Sie wären durch eine geringere Menge von Arbeit erzeugt worden und „da natürlich auf dieser Stufe der Entwicklung Güter, welche die gleiche Menge Arbeit enthalten, gegeneinander getauscht werden, hätte man alle Waren auch mit dem Ertrag eines geringeren Arbeitseinsatzes kaufen können." (ebda.) Smith schränkt aber sofort ein, dass dieser anfängliche Zustand der Arbeit durch die Aneignung des Bodens und die Anhäufung von Kapital nicht mehr bestanden hätte. Die Anwendung von neuer Technik hätte schon Kapitaleinsatz erforderlich gemacht.

2. In einer kapitalistischen Produktionsweise in Landwirtschaft und im Gewerbe, in der Arbeiter nicht mehr selbst den vollen Ertrag ihrer Arbeit sich aneignen können, müssen sie ihn mit den Grundbesitzern und den Unternehmern teilen. Das Einkommen der Grundbesitzer sei die Rente, das der Unternehmer der Profit. Sobald also Vorschüsse für Lohnzahlungen, Werkzeuge und Maschinen sowie Rohstoffe von den Unternehmern gezahlt worden sind und der Boden in Privateigentum überführt worden ist, zerfällt der von den Arbeitern geschaffene Wert in einen Lohn - und einen Profitanteil und in die Grundrente. Die Trennung der Arbeiter von den Produktionsmitteln bildet also die Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise. „Dieser Ertrag besteht gewöhnlich aus zwei unterschiedlichen Einnahmen, dem Kapitalgewinn und dem Arbeitslohn, die normalerweise zwei verschiedenen Personen zufließen." (WN,57) Mitunter komme es aber vor, dass ein selbständiger Handwerker genügend Kapital angesammelt habe, um das Arbeitsmaterial zu kaufen und „seinen Lebensunterhalt so lange zu bestreiten, bis das Werkstück fertig ist. Er ist dann Unternehmer und Arbeiter in einer Person." (ebda.) Die Einkommen Profit und Rente sind demnach Abzüge vom Arbeitsertrag der Arbeiter.

Aus einer Marktperspektive betrachtet, ensteht aus der gesellschaftlichen Arbeitsteilung ein Netto - Produkt, dessen Maß für die Produktion der Waren gesamtgesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist. Die Waren haben einen Tauschwert inkorperierter Arbeitsmengen und stellen die Angebotsseite der Warenbesitzer dar. Die effektive Nachfrage teilt sich in einen Konsumtionsfonds auf, der aus den Arbeitslöhnen und aus einem Teil des Profits oder des Kapitalgewinns respektive des Renteneinkommens besteht, und in einen Investitionsfonds auf, aus dem die Privateigentümer an den Produktionsmitteln ihre Investitionen tätigen. Der Warenaustausch gründet auf quantitativen Arbeitseinheiten, gemessen in Zeiteinheiten, und auf dem Prinzip der Äquivalenz, dass sich letztlich diese quantitativen Einheiten im Austauschmechanismus von Angebot und Nachfrage ausgleichen (Gleichgewichtsmodell). Wenn alle Arbeiter nicht nur Warenproduzenten, sondern auch noch Warenbesitzer wären, dann tauschten sich Quanten lebendiger Arbeit gegen Waren aus, die dasselbe Quantum Arbeit vergegenständlichen. Marx bemerkt dazu: „Unter dieser Voraussetzung könnte der Wert der Arbeit (...) ebensowohl wie die in der Ware enthaltene Quantität Arbeit als Maß ihres Wertes gelten, da der Wert der Arbeit stets dasselbe Quantum Arbeit vergegenständlicht darstelle, was die lebendige Arbeit zur Produktion dieser Ware erheischt, oder ein bestimmtes Quantum lebendiger Arbeitszeit stets ein Quantum Ware kommandierte, das gleich viel Arbeitszeit vergegenständlicht darstellte."[44]

Vorausgesetzt also, Arbeitswertquanten werden äquivalent ausgetauscht und der surplus value, der Mehrwert, entstehe in der Produktion, dann kann der Austausch von lebendiger Arbeit und vergegenständlichter Arbeit, der Austausch von Arbeit und Kapital, nicht aus der „Quantität der Arbeit", wie Marx bemerkt, abgeleitet werden. Adam Smith steht also vor dem Mehrwert - Rätsel, wie ist der Mehrwert enstanden, denn dass es einen Mehrwert gibt, steht außer Frage, dass er zählbar zu beobachten ist, auch. Adam Smith versucht das Rätsel dadurch zu lösen, indem er die Existent des Privateigentums dafür verantwortlich macht. Hinsichtlich der Einkommensverteilung zwischen Arbeitslohn und Kapitalgewinn (Profit) ergibt sich nach A. Smith der Grundsatz, dass der Lohn mindestens zur Erhaltung des Arbeiters ausreichen muss. „Der Mensch ist darauf angewiesen, von seiner Arbeit zu leben, und sein Lohn muss mindestens so hoch sein, dass er davon existieren kann. Meistens muss er sogar höher sein, da es dem Arbeiter sonst nicht möglich wäre, eine Familie zu gründen; seine Schicht würde dann mit der ersten Generation aussterben." (WN. 59) Wenn der >Wert der Arbeit< aus dem äquivalenten Austausch von Arbeitsquanten hergeleitet wird, erscheint der Kapitalgewinn nicht nur als Abzug vom quantitativen Arbeitsertrag der Volkswirtschaft, auch die Frage nach dem >gerechten Lohn< entsteht. Überbordene Gewinne sind dann nur aus gierigem Verhalten entstanden oder als berechtigete Risikoprämien zu bewerten. Die Verelendungstheorie, die zumeist und traditionell der marxschen Ökonomie unterstellt wird,[45] hat ihren theoretischen Ursprung in der Ableitung des Arbeitswertes aus dem äquivalenten Austausch von > Quantitäten der Arbeit< oder Arbeitsmengen. Marx bemerkt in den Theorien über den Mehrwert, A. Smith habe die Schwierigkeit „gefühlt", „aus dem Gesetz, das den Austausch der Waren bestimmt, den Austausch zwischen Kapital und Arbeit herzuleiten, der scheinbar auf ganz entgegengesetzten und widersprüchlichen Prinzipien beruht." (MEW 26.1, 44) Und er führt weiter aus, dass der Widerspruch auch dann nicht zu erklären sei, „solange Kapital direkt der Arbeit statt dem Arbeitsvermögen gegenübergestellt wird. Dass die Arbeitszeit, die das Arbeitsvermögen zu seiner Reproduktion und Erhaltung kostet, sehr verschieden ist von der Arbeit, die es selbst leisten kann, dem A. Smith wohl bekannt.“(ebda. 44)

Der begriffliche Unterschied zwischen Arbeitsvermögen bzw. Arbeitskraft und Arbeitsmenge ist kein nebensächlicher. Nicht nur dass Arbeitsmenge ein mathematischer und Arbeitskraft ein physikalischer Begriff ist, sondern der mathematische Begriff der Menge fasst bestimmte Objekte zu einem Ganzen zusammen. Die Objekte können im vorliegenden Zusammenhang verschieden sein, entweder Arbeiter, dann ist die Anzahl der Arbeiter gemeint, oder Produktionsgegenstände (Güter) oder den Zeitfaktor. Arbeitskraft bezeichnet, in welcher Zeit eine gegeben Masse hergestellt werden kann. An ihr ist die Arbeitsproduktivität messbar.

Smith bestimmt den Wert der Arbeit nicht. Doch er kommt zu dem Schluss, dass der Profit nicht aus dem Verkauf herrührt, dass Ware nicht über ihren Wert verkauft wird. Da Smith den Arbeitswert nicht aus der Arbeitskraft herleitet, bedeutet Profit nicht den Teil des Ertrages der Arbeit, der über die Reproduktion und Erhaltung des Lohnarbeiters hinaus produziert wird. Profit gründet bei Smith auf ein Verteilungsverhältnis zwischen den Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital. Deswegen hat Smith auch explizit keine Mehrwerttheorie.

Marx hingegen bestimmt den Wert der Arbeitskraft wie folgt: „Die letzte Grenze oder Minimalgrenze des Werts der Arbeitskraft wird gebildet durch den Wert einer Warenmasse, ohne deren tägliche Zufuhr der Träger der Arbeitskraft, der Mensch, seinen Lebensprozess nicht erneuern kann, also durch den Wert der physisch unentbehrlichen Lebensmittel. Sinkt der Preis der Arbeitskraft auf dieses Minimum, so sinkt er unter ihren Wert, denn sie kann sich so nur in verkümmerter Form erhalten und entwickeln. Der Wert jeder Ware ist aber bestimmt durch die Arbeitszeit, erfordert, um sie in normaler Güte zu liefern."[46]

Der „natürliche Preis“ oder Tauschwert.

Der Tauschwert ist der „natürliche Preis“ der Waren, der sich vom Marktpreis unterscheidet. Dieser oszilliert nach Angebot - und Nachfragesituation um die lineare Entwicklung des Tauschwerts. „Die am Markt angebotene Menge einer Ware passt sich ganz von selbst der wirksamen Nachfrage an. Denn es liegt im Interesse aller, die Land, Arbeit und Kapital einsetzen, um ein Gut auf den Markt zu bringen, das Angebot niemals über die effektive Nachfrage steigen zu lassen.“ (Smith, WN,S.50) Smith geht also von einem Ausgleich von Tauschwert und Marktpreis in toto aus und vertritt ein Gleichgewichtsmodell von Angebot und Nachfrage, in dem sich die effektive, also die tatsächliche und wirksame Nachfrage nach dem Angebot ausrichtet. Gleichsam eine „unsichtbare Hand“ gleicht sowohl die Interessen der Marktteilnehmer als auch die Ungleichgewichte von Angebot und Nachfrage nach Waren aus. Die Menge an Arbeit stellt sich in der Menge an Waren dar. Die Arbeitsmenge bemisst den „wirklichen Wert aller Bestandteile des Preises.“ (WN, 44) Mit anderen Worten den Tauschwert der Waren. Die Bestandteile des „natürlichen Preises“ sind die Produktionskosten, die Rente und der Profit. Die Arbeitszeit, in der sie je nach Warensorte im gesellschaftlichen Durchschnitt hergestellt worden sind, bestimmt die Wertgröße des „natürlichen Preises“ - des Tauschwertes. Für Adam Smith sind Arbeitsmengen das „Kaufgeld“ aller Waren und Geld nur ihr „nomineller Preis“, also nur ihr quantifizierbarer Repräsentant. Wenn der „natürliche Preis“ oder Tauschwert sowohl Lohn, Rente und Profit miteinschließt, dann steigen im Wachstumsprozess auch die „natürlichen“ Löhne und zwar proportional zum Wachstumsprozess; gleichzeitig tendieren die natürlichen Profitraten nach unten, und zwar ebenfalls proportional. Aber im Wachstumsprozess steigt auch die Produktivkraft menschlicher Arbeit. Das je Produktionseinheit anzuwendende Arbeitsquantum wird kontinuierlich kleiner. Das Zusammenspiel dieser Faktoren reguliert die Bewegung der Preisstruktur.

Marx schließt sich der Theorie von Gebrauchswert und Tauschwert an. Er modifiziert aber diese Theorie in einem entscheidenden Punkt. „Die reale Gestalt, worin die Waren in den Austauschprozess eintreten, ist die ihrer Gebrauchswerte." Gebrauchswerte sind nützlich für beide Seiten. Für den Verkäufer, weil er mit ihnen einen Tauschwert realisieren, für den Käufer, weil er sie gebrauchen und konsumieren kann. Der Käufer bedarf auch der Gebrauchswerte der Waren, weil sie seinen Wünschen oder Absichten entsprichen. Marx fährt fort: „Wirkliches allgemeines Äquivalent sollen sie erst werden durch ihre Entäußerung. Ihre Preisbestimmung ist ihre nur ideelle Verwandlung in das allgemeine Äquivalent, eine Gleichung mit dem Gold, die noch zu realisieren bleibt." Der Tauschwert ist demnach den Preisen vorausgesetzt. „Weil aber die Waren in ihren Preisen nur ideell in Gold verwandelt sind, ihr Geldsein von ihrem reellen Sein noch nicht wirklich getrennt ist, ist das Gold nur noch in ideelles Geld verwandelt, nur noch Maß der Werte, und bestimmte Goldquanta funktionieren in der Tat nur noch als Namen für bestimmte Quanta Arbeitszeit." Der springende Punkt in Hinsicht auf die klassischen Vorgänger besteht darin, dass die Waren sich jetzt als Doppelexistenzen gegenübertreten, „wirklich als Gebrauchswerte, ideell als Tauschwerte. Die Doppelform der Arbeit, die in ihen enthalten ist, stellen sie jetzt füreinander dar, indem die besondere reale Arbeit als ihr Gebrauchswert wirklich ist, während die allgemein abstrakte Arbeitszeit in ihrem Preise ein vorgestelltes Dasein erhält, worin sie gleichmäßige und nur quantitativ verschiedene Materiatur der selben Wertsubstanz sind." (Marx,Bd.13,S.52/53, Unterstreichung W.R.) Ware ist Tauschwert, sie hat einen Preis. Eingedenk des Hinweises von Ricardo, trifft das aber vorerst nur auf die industrielle Massenproduktion zu. Marx hat die begrifflichen Ungleichgewichte der Waren als Arbeitsprodukte von Qualität und Quantität, wie sie sich in den Gebrauchswerten und Tauschwerten ausdrücken, homogenisiert, in Übereinstimmung gebracht, indem er eine „neue Arbeitswerttheorie" entwickelt, wovon weiter unten die Rede sein wird.

David Ricardo (1772 - 1823) - kritische Überlegungen zur Werttheorie: menschliche Arbeit ist ein unvollkommenes Wertmaß

Suche nach einem vollkommenen ökonomischen Wertmaß

Nach Ricardo bestimmt die Verfügungsmacht einer Ware über eine gegebene Menge einer anderen Ware den Tauschwert.

In seinem kurz vor dem Tod geschriebenen Essay[47] geht Ricardo der Frage nach, ob es ein invariables Wertmaß für Waren geben könne, das „weder einer Zunahme noch einer Abnahme im Wert ausgesetzt ist" (16) und das auf einen Gegenstand in der Natur gründet, der diesem Wertmaß seinen Charakter der Unveränderlichkeit bewahrt. Ein solch vollkommenes Wertmaß nennt Ricardo einen >absoluten Wert<, mit dessen Hilfe man reale und relative Veränderungen bei anderen Dingen feststellen könnte.

Zum Vergleich zieht Ricardo alle Längenmaße heran, die sowohl absolute als auch relative Längen anzeigen. Nähme man z.B. Gold als ein solches Maß an, dann könnte man sagen: „Wenn eine Unze Gold, statt wie üblich 2 Ellen Tuch auf dem Markt verfügen, 3 Ellem Tuch frei kommandieren kann oder eintauschen könnte, so sollten wir sagen, daß der Tuchwert einer Unze Gold im Verhältnis zu Tuch gestiegen ist. Und aus dem gleichen Grund sollten wir unter denselben Umständen sagen, daß der Tauschwert des Tuches im Hinblick auf Gold gefallen ist." (15) Das Problem liegt im Nachweis, ob Gold im Wert gestiegen ist oder ob das Tuch im Wert gefallen ist oder ob beide Waren ihren Wert verändert haben. Weder Gold noch eine andere Ware eignen sich, als >absoluter Wert< zu fungieren. Auch die Überlegung, einen Warenkorb als Wertmaß anzunehmen, führt zu ähnlichen Ergebnissen. „Wie sollte ich wissen, daß die Waren, mit denen ich (Gold oder Tuch) verglichen habe, nicht selbst im Wert sich änderten? Wenn zugegeben wird, daß sich eine Ware im absoluten Wert ändern kann, so muß zugegeben werden, daß 2, 3, 100, eine Million das tun könne. Wie werde ich dann mit Sicherheit sagen können, ob sich die eine oder die Milliongeändert haben?" (17)

Die Funktion eines Maßes liege, so Ricardo, in seiner Unveränderlichkeit. Die Tauschwerte von Waren oder ihre relativen Werte verändern sich, deshalb können Waren auch keinen >absoluten Wert< haben und damit auch keinen Wertmaßstab bilden. Der Tauschwert kann also nicht aus dem Marktgeschehen selbst heraus bestimmt werden.

Könnte menschliche Arbeit die Funktion eines Wertmaßes übernehmen?

Man müsse dann voraussetzen, dass die durchschnittliche Leistungskraft aller Arbeiter „nahezu dieselbe sei" und für die Produktion einer bestimmten Ware immer dieselbe Arbeitsmenge benötigt werde, sodass diese Ware von gleichförmigem Wert sei. „Denn indem wir unser Maß korrigieren und die größere oder geringere Arbeitsmenge, die zu seiner Produktion notwendig ist, berücksichtigen, haben wir immer die Möglichkeit, jede Ware, deren Wert wir zu messen wünschen, auf ein unfehlbaren und unveränderlichen Standard zu beziehen." (18) Jeder Warenwert würde dann entsprechend der für die Ware aufgewendeten durchschnittlichen Arbeitsmenge pro Zeiteinheit bewertet und gemessen werden können. Wenn z.B. die Produktion der Ware A die Arbeit von 10 Menschen für einen Tag, eine Menge der Ware B die Arbeit von 10 Menschen für 365 Tage und ein Quantum der Ware C die Anwendung die Arbeit von 10 Menschen für 2 Jahre erfordert, dann würde der Wert der Ware B das 365fache des Wertes der Ware A und der Wert der Ware C das Doppelte der Ware A betragen. In diesem Wertvergleich führt Ricardo die Faktoren der durchschnittlichen Arbeitszeit und Arbeitsmenge an.

Gegen diese Auffassung wendet Ricardo ein, dass weitere Faktoren hinzugefügt werden müssen. 1. Auf alle Kapitalvorschüsse, die im Zeitraum der jeweiligen Warenproduktion geleistet werden, müssten zum Arbeitsmengenwert eine gewisse Prozentzahl für den Profit hinzuaddiert werden. Die Prozente sind variabel. „Falls die Profite von 10% auf 5% fielen, würde sich die Wertproduktion zwischen Wein, Tuch und Krabben entsprechend ändern, obwohl überhaupt keine Änderung in der Arbeitsmenge stattgefunden habe, die zu Produktion dieser Waren jeweils notwendig ist." (18) Ohne eine Arbeitsmengenveränderung variieren die Warenwerte zueinander. Ricardo geht davon aus, dass Kapitalvorschüsse, die für Maschinen, Boden, Energie etc. ausgegeben werden, vergangene Arbeitsmengen beinhalten, die sich im Privateigentum befinden, weil sie gekauft worden sind, und durchschnittliche Arbeitswerte auf das Produkt übertragen werden. Sie stellen >akkumulierte Arbeit< dar, die zu den unmittelbaren Arbeitsmenge hinzuaddiert werden müssen und als Profiteinkommen verbucht werden. Der Warenwert wird also bestimmt durch a.) unmittelbare Arbeit, die als Lohneinheiten vergütet werden, und b.) durch akkumulierte Arbeit, die als Profit - und Renteneinkommen den Privateigentümern zugute kommen. Lohn und Profit variieren aber ebenfalls, sodass er schwierig sein wird, einen verlässlichen Wertstandard der menschlichen Arbeit zu erhalten.

2. Die Zeitdauer, in der die Waren produziert werden und auf den Markt gelangen, variiert nicht nur aufgrund der größeren oder geringeren Arbeitsmengen, die zu ihrer Produktion notwendig sind, sondern „ebenfalls wegen des größeren oder geringeren Anteils an der fertiggestellten Ware, der dem Arbeiter gezahlt werden muß, je nachdem, ob die Arbeit reichlich oder knapp ist oder die Produktion der Bedarfsartikel des Arbeiters schwieriger wird." (19) Der Arbeitslohn ist nicht identisch mit der für die Produktion aufgewendeten durchschnittlichen Arbeitsmenge und Zeitdauer, weil er auch von Markteinflüssen beeinflusst wird. Zudem wird der Warenwert auch durch die Zinskosten geprägt, die zwischen der Verausgabung von Arbeit und ihrer Vermarktung vergeht. Auch die Profite auf die Kapitalvorschüsse variieren hinsichtlich der Zeitdauer. Eine Ware, die allein durch Arbeit an einem Tage produziert wird, bleibt von der Variation der Profite gänzlich unberührt; ganz anders sieht die Profitvariation aus für Waren, die in längeren und jeweils unterschiedlichen Zeiträumen produziert werden.

Ricardo kommt zu der Schlussfolgerung, dass es für quantitative Warenwerte „in der Natur so etwas wie ein vollkommenes Wertmaß nicht gibt." (20) Er schlägt vor, „daß wir ein Maß wählen sollten, das durch für einen bestimmten Zeitraum beschäftigte Arbeit produziert wird und das stets einen Kapitalvoschuß voraussetzt. Denn erstens ist es ein vollkommenes Maß für alle Waren, die unter denselben Zeitumständen produziert werden wie das Maß selbst. Zweitens wird bei weitem die größte Zahl der Waren, die Gegenstand des Austauschs sind, durch die Verbindung von Kapital und Arbeit produziert, das heißt durch Arbeit, die für einen bestimmten Zeitraum beschäftigt wird. Drittens liegt eine Ware, die durch Arbeit - beschäftigt für ein Jahr - produziert wird, in der Mitte zwischen den Extremen der Waren, die einerseits durch Arbeit und Vorschüsse für weit mehr als ein Jahr, andererseits durch Arbeit allein für einen Tag ohne irgendwelche Vorschüsse produziert werden, und der Durchschnitt wird in den meisten Fällen eine viel geringere Abweichung vom wahren Sachverhalt ergeben, als wenn eines der Extreme als Maße benutzt worden wäre." (20f.)

Der „natürliche Preis“ als relativer Wert

Aus dieser Argumentation ergibt sich die Bestimmung, dass der Warenwert nur ein relativer Wert sein kann. „Wenn ich eine Ware nehme, die Wert besitzt und frei gegen andere Waren im Markt ausgetauscht wird, kann ich den relativen Wert der anderen Waren ermitteln. Ich kann zum Beispiel herausfinden, daß eine Ware das Doppelte, eine andere die Hälfte und eine andere drei Viertel des Wertes der Ware besitzt, von der ich bei der Wertermittlung Gebrauch mache." (28f.) Wenn zum Beispiel 10 Arbeiter in einem Zeitraum eines Jahres eine Ware in einer bestimmten Arbeitszeit herstellen und im gleichen Zeitraum dieselbe Ware von 5 Arbeitern hergestellt werden kann, dann ist diese die Hälfte weniger wert.

Die Aussage, dass sich Warenwert nur aufgrund der in ihnen enthaltenen Arbeitsmenge ändere, sei aber wiederum nicht zutreffend. „Denn sie können, wie wir sehen, auch bloß aufgrund einer Änderung der Profitrate und der Löhne variieren, in denen das Gesamtergebnis der Arbeit zwischen Meister und Arbeiter zugeteilt wird." (32) So gesehen, gibt es eine Vielzahl von Wertmaßen, um den relativen Wert der Waren zum Zeitpunkt der Messung festzustellen. Der relative Wert bezieht sich immer auf eines der Kriterien, wenn die anderen - Zeitdauer, Änderung des Lohnniveaus und die Profitrate - stabil bleiben. Im Gegensatz zu anderen quantitativen Wertmaßen verfügt man über kein Kriterium, das ökonomische Werte auf einen Standard reduzieren kann, den die Natur unverrücklich vorgegeben hat. „Wenn ich Zweifel hege, ob mein Metermaß heute dieselbe Länge hat wie vor 20 Jahren, brauche ich nur mit einem Standard zu vergleichen, den die Natur bereitstellt, mit einem Teil des Merianbogens oder mit der Strecke, die ein Pendel in einem gegebenen Zeitabschnitt zurücklegt." Ricardo hegt also Zweifel in bezug „auf die Uniformität des Wertes des Wertmaßes in verschiedenen Perioden." (29) Ricardo vertritt keine strenge Arbeitswertlehre.

Die Theorien des >natürlichen Preises< oder des Tauschwertes von Adam Smith und David Ricardo unterscheiden sich.

Der Tauschwert ist nach Adam Smith dem Marktgeschehen einer „kurzen Periode" vorgelagert. Er existiert unabhängig von den am Markt vorgegebenen Bedingungen von Angebot und Nachfrage. Marktpreise weichen temporär von den „natürlichen Preisen" ab. Der „natürliche Preis" ist der Preis, der nötig ist, um die Zufuhr einer Ware zu erwirken, dass die drei Komponenten des Preises Rente, Lohn und Profit gemäß den durchschnittlichen Raten entlohnt werden. Die Elemente des Tauschwertes bestimmen die Einkommen des Arbeiters, des Unternehmers und des Grundeigentümers. Steigen die Reallöhne im Verhältnis zur Arbeitsproduktivität, wird die Arbeit teurer. Werden industriell erzeugte Waren durch Arbeitsteilung billiger bei gleichem Geldlohn, erhöhen sich die Reallöhne und der Volkswohlstand, ausgedrückt in der Menge der Konsumgüter, die gekauft werden, steigt. Der Profit steht in einem Verhältnis zum Geldzinssatz und hängt stark von den Marktpreisen ab. Entscheidenden Einfluss aber hat die Konkurrenz, die eine einheitliche Profitrate in allen Geschäftszweigen herstellt. Die Profitrate sinkt mit der Akkumulation des Kapitals, während die Löhne steigen. Die Profitratenentwicklung hängt also von der Konkurrenz und den Investitionsmöglichkeiten ab. Der Wert der einzelnen Wertkomponenten wird durch die >kommandierte Arbeit< gemessen, d.h. durch die für sie aufgewendete Arbeitsmenge.

Nach Ricardo wird der „natürliche Preis" durch die Produktionskosten reguliert; je schwieriger die Produktion einer Ware, desto höher wird der Preis sein - außer bei Monopolwaren blieben Nachfrage und Zufuhr ohne Einfluss. Die Zinskosten der Zeit, die zwischen Verausgabung von Arbeit in der Produktion einer Ware und der Vermarktung vergeht, wird zur Arbeitszeit addiert. Der „natürliche Wert" ist ein relativer Wert. Für den Marktpreis gibt es kein allgemeines Gesetz, weil er rein zufällig zustande kommt.

Akkumulierte Arbeit und Kapital

Akkumulierte Arbeit, wie sie in den Produktionsmitteln steckt, wird gekauft. Aus ihr bezieht der Kapitalist seinen Profit. Marx hebt an dieser Stelle in den Grundrissen hervor, dass das Prinzip, „daß die auf die Produktion von Waren angewendete Quantität Arbeit ihren relativen Wert regelt, beträchtlich modifiziert wird durch die Anwendung von Maschinerie und anderem fixen und dauernden Kapital."[48] Ricardo unterscheidet erstens den Profit, der auf das fixe Kapital veranschlagt wird, von jenem, der bei der Anwendung fast nur zirkulierendem Kapital mit dem Verkauf der Waren selbst schon ausgegeben und verausgabt wurde. Zirkulationszeit kostet Geld. Die Dauerhaftigkeit des fixen Kapitals ist ebenfalls verschieden, sodass das Kapital zu seinem Anwender in ungleichen Zeitabschnitten zurückkehrt. Die Kosten darauf sind Teil des Profits. Außerdem sind die Proportionen, worin das Kapital auf Erhaltung der Arbeit (Lohnkosten) und auf die Maschinerie, Werkzeuge, Gebäude etc. verwandt wird, unterschiedlich. Wenn Waren sich austauschen, in denen gleiche Arbeitszeit fixiert ist, dann sind Profit und Arbeitslohn nur Portionen an der ursprünglichen Ware. „Der relative Wert der Ware wird daher nicht affiziert durch das Verhältnis zwischen zwischen Profit und Arbeitslohn." (788) Das Verhältnis zwischen Profit und Arbeitslohn ist ein Verteilungsverhältnis, das keine Veränderung im relativen Wert der Ware hervorbringt, aber es verändert die Produktionskosten. Steigt der Arbeitslohn, so ist dieselbe Arbeitszeit teurer geworden, obwohl nicht mehr Zeit für die Produktion der Ware verausgabt wurde. Steigt der Arbeitslohn, so fällt der Profit. Die Folge ist, dass die Waren im relativen Wert gegen die hauptsächlich durch unmittelbare Arbeit hervorgebrachte sinken, obwohl die gleiche Profitrate in den verschiedenen Geschäftszweigen vorherrscht. Daraus ergibt sich, dass in Betrieben mit einem hohen Anteil von fixem und dauerhaftem Kapital die Rate des Profits im Allgemeinen fällt.

Marx schreibt in den Grundrissen, dass Ricardo nie klar war, „wie die Werte, also das Kapital, vermehrt werden können, ohne dass wie bei der Rente, dem einen entzogen wird, was der andere erhält." (805) Für Ricardo, so Marx, sei die Akkumulation des Kapitals auf die „Vermehrung der Bevölkerung, die Vermehrung der Produktivkraft, i.e. die Verminderung des relativen Salärs des Arbeiters, der Einsparung schon getaner Arbeit, vor allem auch die verhältnismäßige Vervieflältigung der Beschäftigungsweisen" (805) zurückzuführen.

Theorie der komparativen Kostenvorteile

Aus der Wertlehre Ricardos folgt die Theorie der komparativen Kostenvorteile. Mit der Steigerung des fixen Kapitalanteils ergeben sich mittel - und langfristig nicht nur eine Veränderung des Verhältnisses zwischen Lohnarbeit und Profit zugunsten des Profits, sondern auch ein Fallen des relativen Werts der unmittelbaren Arbeit und damit auch Kostenvorteile. Überträgt man dieses Modell auf den Außenhandel, dann ergeben sich komparative Kostenvorteile: Ein Land A, das im Vergleich zu einem anderen Land B für zwei verschiedene Warenarten einen größeren Anteil an fixem Kapital und somit einen geringeren relativen Wert an Arbeitsquanten aufweist, kann einen Außenhandelsvorteil erzielen, obwohl die Produktionskosten niedriger sind als in Land B. Ein solcher Austausch wäre im Inland nicht möglich. Wenn Portugal 90 Arbeiter bräuchte, um eine gegebene Quantität Tuch, und 80 Arbeiter, um eine gegebene Quantität Wein zu produzieren, während England 100 für Tuch und 120 für Wein bräuchte, so wird Portugal Wein exportieren und England Tuch. „Dieser Austausch könnte stattfinden, obgleich die von Portugal importierten Waren dort mit weniger Arbeit produziert werden könnten als in England. Obgleich es Tuch mit der Arbeit von 90 Mann machen könnte, würde es dasselbe importieren von einem Land, wo die Produktion von 100 Mann erfordert, weil ihm vorteilhaft sein würde, lieber sein Kapital in die Produktion von Wein zu verwenden, wofür es mehr Tuch von England erhält, als es verschaffen würde, wenn es einen Teil seines Kapitals von der Produktion auf Wein auf die Produktion von Tuch ableitete." (Grundrisse,811)

Ricardos Außenhandelstheorie begründet die Spezialisierung innerhalb internationaler Arbeitsteilung.

Auf Grundlage der ricardianischen Wertlehre, dass der Wert fremder Waren durch die Quantität der Arbeit, die in der einheimischen Landewirtschaft verwendet wird, und der Industriearbeit gemessen wird, kommt Ricardo zu einer Gleichgewichtstheorie des Außenhandels, von Import und Export. „Wenn das Eine steige, muss das Andre abnehmen.“ (Ricardo, bei Marx, 809) Abgesehen von Währungsdifferenzen werden Arbeitsquantitäten getauscht. Dieser Austausch schafft keine neuen Werte. Er verteilt nur die relativen Arbeitswerte oder Quantitäten. Exportüberschüsse, die keinen Gegenwert bekommen, können nur aufrechterhalten werden, wenn sie per Kredit an die Käufer finanziert werden. Schulden sind die Kehrseite von Export - und Leistungsbilanzüberschüssen. Häufen sich Export - und Leistungsbilanzüberschüsse auf der einen Seite und schuldenfinanzierte Importdefizite auf der anderen Seite an, dann entstehen Ungleichgewichte in den Handels-und Finanzbeziehungen. Die Exportüberschüsse können sich dann als Scheinerfolge entpuppen. In seinem Artikel scheibt Heiner Ganßmann[49], wenn man im Zeitraum 2002 bis 2013 die aufaddierten Leistungsbilanzüberschüsse mit der Summe der finanziellen Forderungen ans Ausland vergleiche, zeige sich, dass ein erheblicher Teil des durch die Überschüsse gewonnenen Geldes schlecht angelegt wurde, denn die Verluste liegen zwischen 10 und 22 Prozent des Bruttinlandsproduktes. „Genau so gut hätten die deutschen Erwerbstätigen ein Zehntel bis ein knappes Viertel ihrer Arbeitszeit verschnarchen können.“

Im Falle der Eurokrise haben sich die unsoliden Gläubiger, vor allem die französischen und deutschen Banken, die an den Krediten der Peripherieländer gut verdient haben, in die Büsche geschlagen, mit Hilfe der Staaten. Die Schuldnerländer wurden nun mit öffentlichen Krediten „gerettet“ , womit sie die dringendsten Forderungen ihrer Gläubigerbanken bedienen konnten. Nach der Finanzkrise und erneut nach der Eurokrise konnten die Banken also ihre faulen Kredite in der einen oder anderen Form an die öffentlichen Hände weiterreichen. Dafür wurden den Problemländern noch mehr Schulden und Austeritätsprogramme verordnet.

Nach Ricardo steht fest: Entweder importiert man Waren oder Geld oder Einkommen. Alle drei Faktoren muss man im Inland eintauschen gegen die vorhandene Arbeit oder gegen Land. „Ihr Wert (der Waren, des Geldes und des Einkommens, w.r.) ist also durch ihren Wert gemessen. Durch den auswärtigen Handel können also nie Werte vermehrt werden.“ (Grundrisse, 810) Nach dieser Theorie kann keine ursprünglich arme Nation wie die der Holländer zu einer mächtigen Handelsnation werden.

Marx wendet gegen diese Auffassung ein: 1. Man könne neue Arbeit mit dem valeur utile ins Leben rufen und damit neue Werte schaffen. 2. Man könne das verwerten, was zuvor keinen Wert hatte, indem man es nun exportiere. 3. Man könne einen Teil wiederum ins Ausland schicken und einen Teil gegen denselben Wert austauschen, den man ausgetauscht habe, mit Profit. „So kann sich eine Handelsnation bereichern.“ (810) 4. Man führe mehr Arbeitszeit ein als man ausgetauscht habe.

Kritik an der Arbeitsmengenwertlehre

Mir sind drei Kritikpunkte der Neoklassik an der so genannten englischen Schule bekannt. Der erste Kritikpunkt betrifft den Wertbegriff. Er sei uneindeutig und trage zur Verwirrung bei. Einmal sei vom Gebrauchswert ein andermal vom Tauschwert die Rede. Dimitriev[50] weist darauf hin, dass diese Doppelung des Wertbegriffs, wie ihn Adam Smith vorgenommen habe, von Ricardo zwar verwendet, aber durch den Begriff >relativer Warenwert< ersetzt worden ist. Jevons, einer der Begründer der Grenznutzenlehre, hat dann von der >Austauschrate< der Waren gesprochen. Die Verwendung dieses Begriffes „eliminiert die Notwendigkeit einer näheren Bestimmung der verschiedenen Bedeutungen des Wortes >Wert<." (67)

1. Der zweite Kritikpunkt richtet sich gegen die Arbeitsmengenwertlehre. Adam Smith war der erste, der hervorgehoben hat, dass der Wert des Produktes und der bei der Produktion verbrauchten Werkzeuge und Materialien stets in Löhne, Profit und Rente aufgeteilt werden kann, so dass alle Produktionskosten auf die drei Elemente: Löhne, Profite und Rente reduziert werden können.

Ricardo unterteilt die Arbeitsmengen in a.) unmittelbare und b.) akkumulierte Arbeitsmengen, die den Kapitalvorschuss ausmachen, denn Kapital kann durchweg nur mit Kapital produziert werden. Die Produktionskosten bestehen dann aus den Lohnkosten, der unmittelbaren Arbeitsmenge, und dem Kapitalvorschuss, den akkumulierten Arbeitsmengen.

Die kritische Frage der Neoklassiker besteht darin: Wie ist es möglich, die Arbeitsmengen, die zur Produktion eines gegebenen wirtschaftlichen Gutes von Beginn der Geschichte an verwendet worden sind, zu berechnen?

2. Der dritte Kritikpunkt betrifft die Unberechenbarkeit der Arbeitswertmengenlehre.

Er setzt bei der Produktionskostentheorie der englischen Schule an. Walras drückt die Kritik so aus.

„P sei der aggregierte Preis, der für die Produkte einer Unternehmung erzielt wurde. S, I, und F seien jeweils die Löhne, die Zinsen und die Renten, die von den Unternehmern während der Produktion für die Bezahlung von persönlichen Leistungen, Kapital und Land aufgewandt wurden. Rufen wir uns jetzt ins Gedächtnis zurück, daß gemäß der >Englischen Schule< der Verkaufspreis der Produkte von ihren Produktionskosten bestimmt wird, d.h., er ist den Kosten der eingesetzten produktiven Leistungen gleich. Wir haben also die Gleichung:

P = S + I + F.

Damit haben wir P bestimmt. Man muss nur noch S, I und F bestimmen. Für den Fall, dass nicht der Produktionspreis den Preis der produktiven Leistungen, sondern der Preis der produktiven Leistungen den Produktionspreis bestimmt, muss natürlich bekannt sein, worauf der Preis der produktiven Leistungen zurückgeht. Die englischen Ökonomen versuchen nun, genau diese Frage zu beantworten. Zu diesem Zweck konstruieren sie eine Rententheorie, nach der die Rente nicht in den Produktionskosten eingeschlossen ist:

P = S + I.

Danach bestimmen sie S unmittelbar aus der Lohntheorie. Dann endlich teilen sie uns mit, dass die >Zins- oder Profithöhe der Überschuss aus den Gesamterlösen der Produkte über die Löhne, die für die Produktion ausgegeben wurden, ist<. Mit anderen Worten, die Höhe des Profits ist durch die Gleichung I = P - S bestimmt.

Dmitriev (1868- 1913)war wohl der erste Ökonom, der über die bloße Definition des Wertes als verkörperte Arbeit hinausging und ein Gleichungssystem formulierte, welches die Berechnung von Arbeitswerten ermöglichen sollte. Er versuchte eine organische Synthese von Arbeitswertlehre und Grenznutzenschule herbeizuführen.Er lehnte aber die Auffassung von der menschlichen Arbeit als Quelle des Werts ab.

Es ist jetzt klar, dass die englischen Ökonomen von dem Problem der Preisbestimmung völlig verwirrt sind: Denn es ist unmöglich, dass P durch I definiert wird, während gleichzeitig I mit Hilfe von P bestimmt wird. In der Sprache der Mathematik kann eine Gleichung nicht benutzt werden, um zwei Unbekannte zu bestimmen."[51]

Die Arbeitsmengenlehre der „englischen Ökonomen" geht von der Anzahl der Arbeiter aus, deren Arbeitskraft, wie Ricardo bemerkt, im Durchschnitt gleich sei. Diese Menge an Arbeitskräften kostet Geld so wie die zur Produktion benötigten Mittel, die der Eigentümer vorschießen muss. Das dafür benötigte Kapital, das in unmittelbare und akkumulierte Arbeit investiert wird, stellt die Produktionskosten dar. Diese Kosten bestimmen den Marktpreis. Mit anderen Worten: Löhne und Profite sind Bestandteile des Marktpreises. So führt Smith aus: „Das Wachsen des Kapitals, das den Lohn erhöht, hat die Neigung, den Profit herabzudrücken. Wenn die Kapitale vieler reicher Kaufleute ein und demselben Handelszweig zugeführt werden, so führt ihre gemeinsame Konkurrenz selbstverständlich zu einer Senkung der Profite; und wenn eine gleiche Kapitalzunahme in all den verschiedenen Gewerbezweigen, die in der selben Gesellschaft betrieben werden, stattfindet, so muss dieselbe Konkurrenz auch dieselbe Wirkung in allen zeigen."[52] Wenn das Kapitalangebot steigt, so sinkt die Profitrate.

Walras hat in seiner kritischen Beweisführung gezeigt, dass die Preisbestimmung aufgrund der Arbeitsmengenlehre der Produktionskostentheorie mathematisch nicht darstellbar ist, da es unmöglich ist, dass der aggregierte Preis (P) aus Löhnen und dem Kapitalteil, der die akkumulierte Arbeit umfasst, durch die Zinsen (I) definiert wird, während gleichzeitig die Zinsen mit Hilfe von P bestimmt werden. Die Arbeitswerttheorie der Arbeitsmengen, wie sie die „englische Schule“ vertritt, ist nicht gleichzusetzen mit der Arbeitswerttheorie der Arbeitsleistung, wie sie Marx vertritt. Arbeitsleistung definiert sich durch die aufgewendete Arbeitskraft mal der durch sie aufgewendeten Geschwindigkeit, in der sie produziert. Insoweit wird auch ein Verhältnis zwischen unmittelbar aufgewendeter Arbeitskraft und Produktionsmittel hergestellt, wodurch die Produktivität der Arbeitskraft ausgedrückt wird. Man spricht dann von den Stückkosten pro Produktionseinheit. Die englische Schule unterteilt, wie Ricardo zeigt, die aufgewendete Arbeit in eine Menge unmittelbarer Arbeit, d.h. in die Anzahl der unmittelbar Arbeitenden (Lohnabhängigen), und in eine Menge akkumulierter Arbeit, d.h. in eine Arbeitsmenge, die sich in den Produktionsmitteln „verkörpert", die in der Vergangenheit produziert worden sind. Damit wird es natürlich vollkommen unklar, wie sich der Arbeitswert berechnen ließe. Die Arbeitsmengenwerttheorie der englischen Klassiker ist zu recht von der Neoklassik als nicht schlüssig abgelehnt worden.

Marx Kritik der Ökonomie Ricardos

Marx liest Ricardo unter dem Aspekt, dieser habe seine Werttheorie systematisch von der Hypothese abgeleitet, dass der Warenwert durch die Arbeitszeit bestimmt werde. Die Werttheorie stehe im Zentrum der Analyse. Marx wendet aber ein, Ricardo habe die Wertgröße der Ware durch Arbeitszeit bestimmt und von da aus andere Kategorien wie Arbeitslohn, Kostpreise ^Produktionskosten) des Kapitals, Profit und allgemeine Profitrate abzuleiten versucht. Mit diesem Ansatz sei Ricardo immer wieder zwischen Produktion - und Marktbereich hin und her geschwankt, was zu „irrigen Resultaten" geführt habe, weil eine solche Methode „notwendig Mittelglieder überspringt und in unmittelbarer Weise die Kongruenz der ökonomischen Kategorien untereinander nachzuweisen sucht."[53]

Ausdrücklich lobt Marx die deduktive Methode Ricardos und schließt sich der Wertgrößenbestimmung durch Arbeitszeit an.[54] Aber die Art und Weise, wie Ricardo den Wertbegriff analysiert habe, sei konfus, wenn er von >absolutem< und >relativem Wert< spreche. Marx zitiert Ricardos Definition des Werts: „Wert ist die verhältnismäßige Menge der durch Arbeit erzeugten Waren, welche ihren gegenwärtigen oder früheren relativen Wert bestimmt." (MEW, 26.2, 167) Diese Definition lasse zwei Lesarten zu:

1. Ausgehend von A. Smiths Definition des Tauschwertes als „the power of purchasing other goods" drückt sich der Wert im Gebrauchswert einer anderen Ware aus: 1 Pfund Zucker = 2 Pfund Kaffee. Der Tauschwert drückt das Verhältnis aus, worin Kaffee und Zucker ausgetauscht werden. Dieses Verhältnis ist ein Mengenverhältnis. Der Wechsel des Tauschverhältnisses kann auf den Wertwechsel des Zuckers oder des Kaffees oder auf einen beidseitigen Wechsel zurückgeführt werden. „1 lb. Zucker kann nach wie vor = 2 lb. Kaffee sein, obgleich die Arbeitszeit zur Produktion des Zuckers und des Kaffees um das Doppelte gestiegen oder um die Hälfte abgenommen hat." (Marx,ebda, 168) Der Tauschwert von Zucker in Kaffee werde sich nur dann zeigen, wenn Variationen ihrer Werte, die durch Arbeitszeit bestimmt werden, ungleich gewechselt haben.
2. Der >relative< Wert des Zuckers z.B. ist bestimmt durch die Menge Zucker, die in einer bestimmten Arbeitszeit produziert wird: 1 Pfund Zucker = x Arbeitszeit. Wenn 1 Pfund Zucker nach wie vor dieselbe Arbeitszeit kostet, hat der >relative< Wert nicht variiert. Kostet aber der Kaffee 2mal weniger Arbeit, so hat der Zuckerwert, in Kaffee ausgedrückt, variiert, weil der >relative Wert< des Kaffees variiert.

Der Tauschwert wird definiert durch ein Mengenverhältnis, in Zahlen ausgedrückt, von Waren, Arbeit und Zeit. Der Mengenbegriff lässt mehrere Lesarten zu, weil er auf mehrere und unterschiedliche Einheiten bezogen werden kann. Als Zahlenbegriff ebnet er ökonomisch wesentliche Unterschiede ein.

Marx wirft Ricardo Konfusion vor. Obwohl der >relative Wert< des Pfundes Zucker nicht gewechselt habe, weil seine Produktion nach wie vor dieselbe Arbeitszeit beansprucht und kostet, hat sich der „value of Zucker in Kaffee ausgedrückt" verändert, weil der „relative value" des Kaffees variiert hat. „Die relativen values von Zucker und Kaffee erscheinen so verschieden von ihren absolute values", die durch eine bestimmte Menge Arbeit produziert werden. Diese Konfusion, so Marx, ist auf ein „Unverständnis der Wertformen" und auf eine zu geringe „Abstraktionskraft" Ricardos zurückzuführen. Die Begriffsbestimmungen seien bei Ricardo „nicht entwickelt", sondern kommen nur „faktisch" vor und „laufen durcheinander."

Ricardo habe den „Wert der Form nach gar nicht untersucht - die Form, die die Arbeit als Substanz des Wertes annimmt - sondern nur die Wertgrößen (Unterstreichung w.r.), die Quantitäten dieser abstrakt - allgemeinen und in dieser Form gesellschaftlichen Arbeit, die den Unterschied der Wertgrößen der Waren hervorbringen." (Marx,ebd.169) Marx versteht unter dem Begriff >abstrakt-allgemeine Arbeit< Arbeitskraft, die vergleichbar ist, und deshalb auch die Form einer gesellschaftlichen Arbeit annimmt. Den Wert der Arbeit (value of labour) dürfe man nicht mit dem Quantum Arbeit (quantity of labour) oder der Arbeitsmenge verwechseln, wie es Ricardo tue, nicht lebendige mit vergegenständlichter Arbeit. Der Wert der Arbeit sei verschieden von der Arbeitsmenge, der quantity of labour. „Zwei Waren tauschen sich aus im Verhältnis der in ihnen vergegenständlichten Arbeit. Gleiche Quanten vergegenständlichter Arbeit tauschen sich gegeneinander aus." (399) Die Arbeitszeit ist ihr Maßstab und gibt die Wertgröße der Arbeitsquanten an. Der Wert der Arbeit, die lebendige Arbeit, richtet sich aber nicht nach dem Wertgesetz der Äquivalenz. Es „beherrscht überhaupt nicht die kapitalistische Produktion." (399) Der Wert der Arbeit werde nicht in der Zirkulation, sondern durch die und in der Produktion bestimmt. Dort findet, so Marx, der Verwertungsprozess des Wertes durch Arbeit statt. Dort entstehe der Mehrwert. Würde der Wert der Arbeit von den zur Produktion aufgwendeten Arbeitsmengen abhängen und bestimmt werden, dann wären ein Mehrwert und auch der Profit nicht zu erklären.

Ricardo hat dieses Problem gesehen, sodass er den Wert der Arbeit von der Arbeitsmenge abhängig macht, die zur Produktion des Lohnes erforderlich ist, womit er die Arbeitsmenge meint, die zur Produktion des Geldes (der Edelmetallmünze) notwendig ist, oder die Arbeitsmenge, die zur Produktion der Waren notwendig ist, die dem Arbeiter gegeben wird. Nach Marx aber liegt der Wert der Arbeit in ihrer Produktivkraft, in der Arbeitskraft.

Aus dieser Position der value of labour, des Gebrauchswertes der Ware Arbeitskraft in der Produktion, kritisiert Marx Ricardos „Kostpreistheorie". Nach dieser Theorie ist der Kostpreis des Arbeiters gleichzusetzen mit dem Wert seiner Arbeit. Marx hingegen ist der Auffassung, dass der Kostpreis nicht identisch sei mit dem Wert der Arbeit. Die Kostpreise seien „ nicht direkt bestimmt durch die Werte der Waren, sondern das in ihnen vorgeschossene Kapital plus den Durchschnittsprofit." (172) Ricardo reduziere den Durchschnittspreis der Arbeit auf die zu seinem Unterhalt notwendigen Lebensmittel, die aber durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage (supply and demand) bestimmt werden. Nicht nur, dass Ricardo bei der Bestimmung des Kostpreises die Sichtweise des Marktes eingenommen habe, er habe darüber hinaus auch den Wert der Arbeit nicht mehr von der Hypothese abgeleitet, dass Arbeitszeit ihren Wert bestimme, was doch im Widerspruch zu seiner Arbeitswertlehre stehe.

Diese Verwechselung habe zur Folge, dass er die Gesetze des Mehrwertes mit denen des Profits verwechsle und ständig die Begriffe Mehrwert und Profit durcheinanderbringe. Weil Ricardo ständig zwischen Produktion und Zirkulation hin und her wechsle, habe er nirgendwo den Mehrwert gesondert von Profit und Rente betrachtet. Ricardo betrachte den Profit und die Rente so, als würde das ganze Kapital direkt im Arbeitslohn angelegt werden. Nur insofern habe Ricardo überhaupt eine Mehrwerttheorie. Aber: „Profit und Mehrwert sind nur identisch, sofern das vorgeschossene Kapital identisch ist mit dem direkt in Arbeitslohn ausgelegten Kapital." (375) Diese Verwechslung habe ihren Grund wiederum darin, dass Ricardo der >organischen Zusammensetzung des Kapitals< innerhalb des Produktionsprozesses keine Beachtung geschenkt habe, sondern nur, wie diese Zusammensetzung aus dem Zirkulationsprozess entspringt, als Produktionskosten, als >capital fix< und >capital circulant<. Unter das Kapital fix subsummiert Ricardo Geräte, Werkzeuge, Maschinen, Gebäude. Unter das zirkulierende Kapital subsummiert er Rohstoffe, Hilfsstoffe und den Lohn für die „unmittelbare Arbeit", die geleistet werden soll. Marx wendet nebenbei ein, dass auch Rohstoffe akkumulierte Arbeit seien.

Da Ricardo keine direkte Arbeitswerttheorie hat, kann er auch den Begriff >variables Kapital< nicht entwickeln, das zusammen mit dem >konstanten Kapital< im Produktionsprozess interagiert. Da Ricardo Arbeit nicht näher analysiert und sie in Mengen von unmittelbarer und akkumulierter Arbeit unterteilt, kann er auch den Verwertungsprozess des Kapitals in der Produktion nicht erkennen. Folge davon ist, dass er der Auffassung ist, die angewendeten Arbeitsmittel gingen „zu gleichen Wertbestandteilen in die Produktion der verschiedenen Waren ein." (170) Dito wie die der unmittelbaren Arbeit. Wie aber sollten die Wertbestandteile der akkumulierten Arbeit in Zeiteinheiten gemessen werden, wenn die Produktion der Produktionsmittel unter Umständen viele Jahre zurückliegt? Marxens Kritik an der Mengenlehre der akkumulierten Arbeit lautet: „ Das Verhältnis, worin konstantes Kapital in Ware eingeht, affiziert nicht die Werte der Waren, nicht die relativen Arbeitsquanten, die in der Ware enthalten sind, aber es affiziert direkt die verschiedenen Quanten Mehrwert oder Surplusarbeit, die in den Waren enthalten sind, die gleichviel Arbeitszeit enthalten." (171) Geldkapital, das für Löhne und Arbeitsmittel im Voraus ausgegeben worden ist, geht in den „Kostpreis" oder die Produktionskosten ein, aber nicht in die Wertproduktion, d.h. Arbeitsmengen oder akkumulierte Arbeit regen (affizieren) nicht den Wertprozess an. Verändert sich das Verhältnis von konstantem zu variablem Kapital, die organische Zusammensetzung des Kapitals, dann regen die Arbeitsmittel direkt die Surplusarbeit oder den Mehrwert an. Da die Englische Schule von der Arbeitsmengenwerttheorie ausgehe, habe sie auch nicht den Unterschied zwischen Profit und Mehrwert erkannt, sondern den Profit mit dem Mehrwert identifiziert, sodass Ricardo einen „Durchschnittsprofit von gleicher Größe für verschiedene Kapitalanlagen von gleicher Größe oder für verschiedene Produktionssphären" (171) unterstellt habe. Die organische Zusammensetzung des Kapitals bewirkt nicht nur von den Werten unterschiedliche Durchschnittspreise, auch der Arbeitswert fällt oder steigt, je nachdem wie sich die Zusammensetzung des Kapitals verändert. Die Kostpreise und die Produktionspreise sind nicht „direkt bestimmt durch die Werte der Waren, sondern durch das in ihnen vorgeschossene Kapital plus den Durchschnittsprofit. Er hätte also sagen müssen: Diese Kostpreise sind verschieden von den Werten der Waren." (172)

Wenn man von der Arbeitsmengenwertlehre Ricardos ausgeht, dann erwächst Produktivität dadurch, dass einzelne Arbeiter an mehr Maschinen und Ausrüstungen arbeiten als zuvor. Wenn bei wachsendem konstanten Kapital und gleichbleibender Anzahl von Arbeitskräften das Kapital - Einkommensverhältnis sich zugunsten des Kapitals verändert, dann muss die Kapitalrendite fallen. Piketty z. B., der in diesem Punkt die Sichtweise der „Mengenlehre" vertritt, folgert daher, dass nur kontinuierliches Wachstum von Produktivität und Bevölkerung den Akkumulationsprozess des Kapitals stabilisieren und den tendenziellen Fall der Profitrate aufhalten könne. Nur in einer langfristig kapitalintensiven und automatisierten Wirtschaft tendiere die Kapitalrendite nicht gegen 0. Marx teilt diese ricardianische Sichtweise überhaupt nicht. Seine Hypothese vom tendenziellen Fall der Profitrate hingegen ist an die Produktivität des Kapitals gebunden, d.h. an eine durch Konkurrenz erzwungene Veränderung der organischen Zusammensetzung des Kapitals. Wenn der konstante Teil des Kapitals, wenn z.B. die Automation in der Produktion und in der Zirkulation zunimmt und der variable Teil des Kapitals dagegen ständig abnimmt, womit eine Entwertung der menschlichen Arbeit einhergeht, dann verliert das kapitalistische System zunehmend seine Existenzberechtigung und eine andere Produktionsweise wird erforderlich.

Man kann Paul Mason nur zustimmen, wenn er schreibt, Marx habe die Arbeitswerttheorien von A. Smith und Ricardo nicht nur kritisiert, sondern auch „zum Einsturz"[55] gebracht. Marxens „Version der Theorie ist schlüssig und hat sich bewährt. Tausende Wissenschaftler mit einem Lehrstuhl, darunter einige weltweit bekannte, halten sie für korrekt. Das Problem ist, dass nur wenige von ihnen Wirtschaftswissenschaften unterrichten dürfen." (ebd.)

Karl Marx (1818 - 1883): Kritik an der Politischen Ökonomie der „Englischen Schule“

Die neue Arbeitswerttheorie

Arbeit ist auch für Marx die zentrale Kategorie seiner Werttheorie. Er unterscheidet konkrete Arbeit von der Arbeitskraft, die zur Ausübung der konkreten Tätigkeit notwendig ist. Konkrete Arbeit - das Feilen, Spinnen, Löten, Organisieren oder Denken etc. - verändert, formt und gestaltet in unterschiedlicher Weise Materialien oder produziert Ideen. Körperliche und geistige Arbeit trennt Marx nicht, sondern sieht sie als eine Einheit an. Konkrete Arbeiten sind nützlich, aber nicht miteinander vergleichbar. Sie erfordern unterschiedliche Fertigkeiten, Fähigkeiten, Mühen oder Anstrengungen. Die Resultate dieser Formen von Arbeit, die Objekte, sind ebenfalls als solche inkommensurabel. Der landläufige Vergleich von „Äpfeln und Birnen" verdeutlicht diese Tatsache.

Allein die zur Herstellung der Güter resp. Waren notwendige Verausgabung von Arbeitskraft ist quantitativ vergleichbar. Insofern ist sie abstrakt menschliche Arbeit, weil sie losgelöst ist von den konkreten Tätigkeiten der Arbeit. Arbeitskraft kostet Energie, die wieder hergestellt werden muss. Die Kosten dieser Energie müssen durch den Arbeitslohn gedeckt werden. Die Kosten erstrecken sich nicht nur auf Lebensmittel, sondern auch auf lebensnotwendige, gesellschaftlich erforderliche Existenzmittel, auf Miete, Energie, Kleidung, Bildung etc. Die Arbeitnehmer müssen von ihrem Lohn leben können. Die Höhe dieses Lohnes hängt von der Kaufkraft des Geldes, der Entwicklung der Produktivität in einer Volkswirtschaft und vom gewerkschaftlichen Kampf ab. Aber, so Marx: „Um mathematischen Ausdruck anzuwenden: die Größe der Akkumulation ist die unabhängige Variable, die Lohngröße die abhängige nicht umgekehrt."[56] Die Lohnhöhe richtet sich nach der Akkumulationsentwicklung des Kapitals. Eine Zunahme des Arbeitslohnes besagt eine „quantitative Abnahme der unbezahlten Arbeit, die der Arbeiter leisten muss. Diese kann nie bis zum Punkt fortgehen, wo sie das System selbst bedrohen würde." Und Marx stimmt mit Smith überein, wenn er schreibt: „Entweder fährt der Preis der Arbeit fort zu steigen, weil seine Erhöhung den Fortschritt der Akkumulation nicht stört... Oder,...,, die Akkumulation erschlafft infolge des steigenden Arbeitspreises, weil der Stachel des Gewinns abstumpft. Der Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses beseitigt also selbst die Hindernisse, die er vorübergehend schafft. Der Arbeitspreis fällt wieder auf ein den Verwertungsbedürfnissen des Kapitals entsprechendes Niveau, welches nun unter, über oder gleich mit dem Niveau, welches vor Eintritt des Lohnzuwachses als normal galt."[57]

Allein Abstrakta lassen quantitative Vergleiche zu. Da alle Güter, die als Waren auf den Markt kommen, Arbeitsprodukte sind, kann Arbeit nur verglichen werden, wenn die ihr eigene Arbeitskraft, die verausgabt wird, als allgemein menschliche Arbeit verglichen und in Beziehung gesetzt wird zu der für ein spezielles Produkt gesamtgesellschaftlich notwendigen Verausgabung von Energie in einer bestimmten Arbeitszeit. Marx hat einen physikalischen Begriff vom Arbeitslohn, den man auch als Leistungslohn bezeichnen kann. Physikalisch bedeutet der Leistungsbegriff eine Größe, die anzeigt, wie schnell Energie in Arbeit oder umgekehrt Arbeit in Energie umgesetzt wird. Leistung ist also in der Mechanik ein Produkt von Kraft x Geschwindigkeit. Leistungslohn wird demnach auch als Zeitlohn gesehen. In der Marx'schen Terminologie verkauft der Arbeiter seine Arbeitskraft und erhält dafür einen (Zeit)Lohn. Es werden insoweit Quanta ausgetauscht, weil Arbeitskraft „abstrakt menschliche Arbeit" ist, die kommensurabel mit anderen Arbeitskräften ist. Daher tauscht sich die Ware Arbeitskraft gegen Entgelt (Leistungslohn) aus. Dieser Austauschprozess zwischen Arbeit und Geld(kapital) drückt ein gesellschaftliches Verhältnis aus, das im (Privat)Eigentum an den Produktionsmitteln und in der Verfügungsmacht darüber seinen finanziellen Ausdruck findet. Im Produktionsprozess wird die Arbeit in Energie umgesetzt. Der Zeitlohn, darauf weist Marx an verschiedenen Stellen hin, ist ein Entgelt, das vor allem in der Großen Industrie, also der industriellen Massenproduktion, gezahlt wird. Der Arbeitslohn muss mindestens hinreichen, um die Verausgabung der Arbeitskraftenergie wieder zu ersetzen und zu reproduzieren. Einen Mehrwert kann der Käufer der Arbeitskraft insofern erzielen - unter der Voraussetzung der Äquivalenz von Entgelt und Reproduktionsmöglichkeit der Arbeitskraft - wenn er die Arbeitszeit entweder ausdehnt oder intensiviert.

Menschliche Arbeit, als Einheit von Tätigkeit und Leistungskraft, ist eine Produktivkraft. Wenn sie geteilt wird, dann ergeben sich Synergieeffekte. Wenn sie mit Hilfe von Arbeitsmitteln oder allgemein von Produktionsmitteln, die selbst wiederum Resultate menschlicher Arbeit sind, Produkte schafft, dann verstärken sich diese Synenergieeffekte.Die Produktionsmittel beziehungsweise ihre Kosten, die der Kapitalist vorschießen muss, bezeichnet Marx als konstantes Kapital, weil sie keinen Mehrwert zusetzen. Ihr Wert vermindert sich durch Verbrauch. Diejenige Arbeit, die in der kapitalistischen Produktion Mehrwert zusetzt, hat Marx variables Kapital genannt. Seine klassischen Vorgänger haben hingegen die Lohnarbeit als zirkulierendes Kapital und Maschinen und Energie als fixes Kapital begriffen. Marx hat sich mit ihnen ausführlich auseinander gesetzt, wovon weiter unten die Rede sein wird. Die differierende Begrifflichkeit ist auf die unterschiedliche Arbeitswerttheorie zurückzuführen.

Der Gebrauchswert der Arbeitskraft, so Marx, ist die Energie, die die Waren als Tauschwerte vergleichbar macht. Marx bewertet den „Doppelcharakter" der Arbeit als den entscheidenden und zentralen Faktor seiner Politischen Ökonomie. Kapitalistische Produktion bedeutet für Marx nichts anderes als „Aneignung fremder Arbeit" ohne Bezahlung. Diese Form von Aneignung fremder Arbeit durch Kapital potente Privatpersonen oder Privatunternehmen zum Zwecke der Vermehrung ihres Kapitalfonds und Kapitalmacht ist keine Ausbeutung im Sinne früherer Produktionsweisen, die durch unmittelbaren persönlichen oder politischen Zwang aufrecht erhalten wurden. So wie menschliche Arbeit Natur notwendigerweise exploitiert, so findet in der kapitalistischen Produktion eine Exploitation der menschlichen Arbeitskraft statt. In der kapitalistischen Produktionweise werden durch staatlich sanktionierte Arbeitsverträge die Freiheiten der Rechtspersonen gewährleistet. Der Arbeitnehmer tritt dem Arbeitgeber als freie Rechtsperson gegenüber, entweder aus freien Stücken oder die Marktgesetze zwingen ihn dazu.

Voraussetzung für die kapitalistische Produktionsweise ist die Trennung der Produzenten von ihren Produktionsmitteln, so dass sie ihren Arbeitsplatz auf dem (freien) Arbeitsmarkt suchen müssen, um überleben zu können. Die Lohnarbeit oder der Verkauf der Arbeitskraft ist eine Ware wie jede andere. Arbeitskraft, sobald sie als Ware verkauft wird, ist Tauschwert wie jede andere Ware und hat einen Preis. Einerseits bildet Arbeit also den Tauschwert, ist aber kein Tauschwert. Sie ist Grundlage der Werte und schafft ökonomische Werte.

Marx selbst hat seine Entdeckung der Warenwerte durch den Doppelcharakter der Arbeit als das Kernstück seiner Politischen Ökonomie bezeichnet, wenn er schreibt: „Die zwieschlächtige Natur der in der Ware enthaltenen Arbeit ist zuerst von mir kritisch nachgewiesen worden." Dies sei „der Springpunkt, um den sich das Verständnis der politischen Ökonomie dreht." (Marx, Bd.23, S.56)

In der Bestimmung quantitativer Werte durch die durchschnittlich gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit liegt zugleich das Problem verborgen, denn der Zeitpunkt der Arbeitszeitmessung ist nicht festgelegt.

[...]


[1] Karl Marx,Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie,Lizensausgabe für die Europäische Verlagsanstalt, Copyright 1953, S. 144

[2] Rüdiger Safranski.Zeit, Was machen, Hanser 2015. S.114

[3] Karl Marx,MEW 23,S. 88)

[4] Bacon,Neues Organon,Buch 1,Artikel 3

[5] René Descartes,in: Digitale Bibliothek, Bd.2,S,1513

[6] H.Haan,Gottfried Niedhart,Geschichte Englands vom 16, Jahrhundert,C.H.Beck Verlag 1993, S.86

[7] Karl Marx, Das Kapital MEW 23,1970,S.744)

[8] Wie eng die Entwicklung des modernen Staates der bürgerlichen Nation in England mit Rassismus verbunden war, berichtet Ibram x Kendi in seinem Buch, Gebrandmarkt - Die wahre Geschichte des Rassismus in Amerika, C.H.Beck 2017. Nach Kendi entwarf Petty eine hierarchische Skala der Menschheit, in der er „Negern" die unterste Stufe zuwies.

[9] W. Petty, zitiert in:K.Marx,"Theorien über den Mehrwert", MEW 26.1,Dietz 1971,S.333

[10] Heino Klingen, Politische Ökonomie der Präklassik,Metropolis 1992, S.58

[11] Petty, in: Marx a.o.O.S.332

[12] Adam Smith, Der Wohlstand der Nationen, dtv. 11.Auflage 2005,S.28

[13] Petty, in: Marx ebda.S.332

[14] In: Haan/Niedhart,a.a.O.S.24/25

[15] Der Liberalismus, der in den individuellen Freiheitsrechten seinen weihevollen Ausdruck findet, ging einher mit der rassischen Sklaverei. Domenico Losurdo spricht zurecht von einer „Zwilligsgeburt" in: Freiheit als Privileg, PapyRossa 2010,S.51ff.

[16] Petty, ebda. 333

[17] Ricardo in: Heino Klingen, Politische Ökonomie der Präklassik, Metropolis Verlag 1992, S.40

[18] Karl Marx, MEW Bd. 4, Dietz 1972, S.95

[19] Petty, zitiert nach Marx,MEW 26.1 Theorien über den Mehrwert, 1971,S.331

[20] Petty,Political Arithmetick, London 1699, in:Marx,Grundrisse Kritik der Politischen Ökonomie,Lizensausgabe der Europäischen Verlagsanstalt 1953, S.889

[21] Zitat in: Pribram a.a.O.S.139

[22] Newton, Optik.Frage 31, Buch 3 : Zitat: K.Simonyi, Kulturgeschichte der Physik,Verlag harry Deutsch, Frankfurt/Main 1990,S.267

[23] Bernhard Braudel, Sozialgeschichte des 15 bis 18.Jahrhunderts, Aufbruch zur Weltwirtschaft, Lizensausgabe für die Büchergilde Gutenberg mit Genehmigung des Kindler Verlages München 1986,S.318

[24] A.Seboul, Die Große Französische Revolution, EVA Verlag 1973, Bd. 1 S.15

[25] Karl Pribram, Geschichte des ökonomischen Denkens, Bd. 1,suhrkamp sachbuch wissenschaft 1998, S.250f.

[26] ebda.206

[27] Quesnay an Mirabeau, Brief II., in: Schriften I. S.477f.;zitiert nach Klingen a.a.O.S.169

[28] Klingen a.a.O. S.170

[29] Quesnay, Premier probleme economique, Schriften II, S.212,zitiert nach Klingen,a.a.O. S.139

[30] Hudson, ebda.S.90

[31] Karl Marx,Das Kapital, MEW Bd.24,Dietz 1972,S.360

[32] Quesnay, zitiert nach Klingen, a.a.O., S.155

[33] Haan/Neidhardt, Geschichte Englands Bd.2,S.25

[34] „Zur politischen Nation gehörte, wer zu den besitzenden Schichten zählte und damit über das Ausschlag gebende Merkmal verfügte, das zur politischen Partizipation berechtigte." Haan/Niedhart,Geschichte Englands Bd.2,C.H.Beck 1993,S.215

[35] Karl Polanyi, The Great Transformation, suhrkamp taschenbuch Wissenschaft 1978, S. 113

[36] Amartaya Sen, Ökonomie für den Menschen,Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft,Carl Hansa Verlag München 1999, Lizensausgabe Büchergilde Gutenberg, S.313

[37] Adam Smith.Wohlstand der Nationen,dtv Verlag 11.Auflage 2005,S.319

[38] ebda. S.3

[39] „Denn wenn die Wirtschaft anstelle der früheren Theologien künftig dazu berufen ist, den der Menschheit zugedachten Weg vorzuzeichnen - den des unbegrenzten Wachstums, den neuen >Balsam für alle Wunden< - dann in Wirklichkeit deshalb, weil sich hinter der einschüchternden Maske der >Notwendigkeit< von Anfang an nichts anderes verbirgt als eine unsichtbare Ideologie und die Gestalt einer Religion." Jean - Claude Michea, Das Reich des kleineren Übels,Über die liberale Gesellschaft, Matthes & Seitz berlin 2017, S.53

[40] Adam Smith, a.a.O.S.27

[41] Sismondi,Etudes sur leconomie politique,Paris 1837-1838, in: Karl Marx, MEW,Bd.4,S.95

[42] Auf Grundlage anthropologischen Materials, das A.Smith von den Irokesen und den Huronen vorlag, kommt er zur Vorstellung einer >notwendigen< Entwicklung aller Gesellschaften vom Stadium der Jäger über das Zeitalter der Hirtenvölker und Ackerbauern zu den kommerziellen Gesellschaften.

[43] John Locke:“Da diese Arbeit das unbestreitbare Eigentum des Arbeiters ist, kann niemand anderes als er selbst ein Recht auf das haben, womit diese Arbeit verbunden worden ist, wenigstens da, wo genug und ebenso Gutes für den gemeinschaftlichen Besitz anderer vorhanden ist.“ in:Geschichte der Philosophie, BD. VIII,Hrsg. W. Röd, C.H.Beck Verlag 1984,S.60

[44] Marx, Theorien über den Mehrwert, MEW 26.1,Dietz 1971, S.43

[45] Ulrike Herrmann, Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung,Westend 2017, S.127f.

[46] Marx, ebda.187

[47] David Ricardo,Absoluter Wert und Tauschwert, in: Ökonomische Klassik im Umbruch,Theoretische Aufsätze, Hrsg. Bertram Schefold,suhrkamp taschenbuch wissenschaft 627, Frankfurt/M 1986

[48] Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, a.a.O.,S.788

[49] Heiner Ganßmann, Lauter schwarze Nullen,in: Le Monde diplomatique, März 2 015 ,S.3

[50] Vladimir Dmitriev,David Ricardos Werttheorie. Versuch einer strengen Analyse,in: Ökonomische Klassik im Umbruch a.a.O.S.35- 63

[51] Walras, Elements, 1874, Lektion 40, § 368, S.424,in: Ökonomische Klassik im Umbruch,a.a.O. S.79f.

[52] Adam Smith, WN,Buch 1, Kap.9, S.143,in: Dmitriev, a,a,O. S.77

[53] Karl Marx, Theorien über den Mehrwert,MEW Band 26.2,Karl Dietz Verlag 1972, S.160)

[54] Von der Hypothese ausgehend, „dass die Größen der Warenwerte sich verhalten wie die Arbeitsquantitäten", bewertet Marx, was er unter >klassischer< Ökonomie seit Petty versteht.

[55] Paul Mason, Postkapitalismus, Grundrisse einer kommenden Ökonomie, Suhrkamp 2016,S.204

[56] Marx,MEW 23,S.648

[57] ebda.

Ende der Leseprobe aus 341 Seiten

Details

Titel
Der moderne Prometheus
Autor
Jahr
2018
Seiten
341
Katalognummer
V427685
ISBN (eBook)
9783668724228
ISBN (Buch)
9783668724235
Dateigröße
2775 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
prometheus
Arbeit zitieren
Wolfgang Roeb (Autor:in), 2018, Der moderne Prometheus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/427685

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