Hartliebs Höflichkeitskonzept leistet einen wichtigen Beitrag zur Darlegung eines Perspektivwechsels in Briefen.
Im ersten Teil der Hausarbeit wurden die gängigen Interpretationen Hartliebs Werkes vorgestellt. Fürbeth 1992 weist auf die Problematik hin, die sich ergibt, wenn Alexander als “Fürstenspiegel” verstanden wird. Neben der Zuordnung zu der “historia”, wird oftmals die Meinung vertreten, Hartliebs Werk sei ein Roman, da er sich von seiner lateinischen Vorlage erheblich unterscheide. Bachorskis Untersuchung bietet eine Möglichkeit, im Werk die Pluralität der Erzählperspektiven darzustellen. Den Perspektivwechsel behandelt er anhand der Orakelsprüche, Träume und anhand des Briefes an Aristoteles. Nach Schlechtweg-Jahn 2006 zeigen die Briefe noch deutlicher, dass die Inhalte durch einen neuen Erzähler geändert werden und zwar mit einer Tendenz zur Legitimation Alexanders. Es wird Dialogizität des Romans im Sinne von Bachtin erörtert. Dieser theoretische Teil der Arbeit weist darauf hin, dass das Ergebnis der Darstellung davon abhängt, welcher Erklärungsansatz als Grundlage genommen wird.
Der dritte Teil zeigt, wie die Briefe an Aristoteles und Olympia als fiktive Elemente im Roman gelten können. Kennzeichnend für diese Briefe ist das Auslassen der Begegnungen mit „konkurrierenden“ Mächten und Konfrontation mit den fremden Ideologien, die in dieser Arbeit anhand der Begegnungen mit dem Herrschern Oxidracen, der Königin Candacis und Brahmanen-König Dindimus dargelegt werden konnten.
Im vierten Teil wird Hartliebs Höflichkeitskonzept anhand des Briefwechsels mit Oxidracen und Candacis dargestellt. Während der ersten Korrespondenz mit dem König Darius benutzt Hartlieb das Konzept der „übertriebenen Höflichkeit“. Im Briefwechsels mit Oxidracen wird der soziale Status Alexanders in Frage gestellt, indem hier Hartliebs negative Wertung des Helden repräsentiert wird. Anhand des Briefwechsels mit der Königin Candacis konnte Alexanders Gespaltenheit auch in sprachlicher Hinsicht erörtert werden. Dabei wurde explizit der genderorientierten Fragestellung von Schlechtweg-Jahn nachgegangen, und verdeutlicht, dass Candacis Figur der unabhängigen Herrscherin mit Alexanders Vorstellung einer Minnedame korreliert.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung: Problematik der Narration Hartliebs
- Zum Erzählkonzept Hartliebs: Dialogizität des Romans
- Briefe als fiktionale Elemente des Romans
- Höflichkeitskonzept in Alexanders Briefen
- Zusammenfassung:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der Dialogizität in Johann Hartliebs "Alexanderroman" und analysiert, wie verschiedene Höflichkeitskonzepte die Erzählperspektivierung im Werk beeinflussen. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Rolle verschiedener Erzählinstanzen und der Erörterung von Hartliebs eigenem Höflichkeitskonzept.
- Untersuchung der Dialogizität in Hartliebs "Alexanderroman"
- Analyse verschiedener Höflichkeitskonzepte im Werk
- Erforschung der Rolle verschiedener Erzählinstanzen
- Erörterung von Hartliebs eigenem Höflichkeitskonzept
- Vergleich der Erzählperspektivierung mit Theorien von Trude Ehlert und Hans-Jürgen Bachorski
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Problematik der Narration Hartliebs: Diese Einleitung stellt den Kontext der Erzählperspektivierung in mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Literatur dar und führt die zentrale Forschungsfrage der Arbeit ein: die Analyse der Dialogizität in Hartliebs "Alexanderroman" anhand verschiedener Höflichkeitskonzepte.
- Zum Erzählkonzept Hartliebs: Dialogizität des Romans: Dieser Abschnitt vertieft die Untersuchung der Dialogizität und vergleicht zwei gegensätzliche Positionen zur Interpretation von Hartliebs "Alexanderroman" – die eines „monologisch-didaktischen“ Fürstenspiegels und die eines dialogischen Romans. Die Arbeit von Trude Ehlert wird vorgestellt, die das Werk als Fürstenspiegel interpretiert und den "Alexander" in den Kontext des Wittelsbacher Hofs einordnet. Außerdem werden die Thesen von Hans-Jürgen Bachorski über die verschiedenen sozio-ideologischen Standpunkte im Roman beleuchtet.
- Briefe als fiktionale Elemente des Romans: In diesem Kapitel werden die Briefe im "Alexanderroman" als fiktionale Elemente untersucht. Der Fokus liegt auf den Briefen an Aristoteles und Olympias und darauf, wie sie den Perspektivenwechsel im Werk verdeutlichen. Insbesondere wird diskutiert, ob moralische Niederlagen Alexanders durch die Darstellung von Wundern des Orients ignoriert oder durch einen neuen Mythos ersetzt werden.
- Höflichkeitskonzept in Alexanders Briefen: Dieser Abschnitt befasst sich mit dem Höflichkeitskonzept im "Alexanderroman" und analysiert die Sprache des "naiven Etiketts" in Alexanders Briefwechsel mit verschiedenen Personen, darunter Darius, Oxidracen und Candacis.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: "Alexanderroman", Johann Hartlieb, Dialogizität, Höflichkeitskonzept, Erzählperspektivierung, Fürstenspiegel, Briefe, Wunder des Orients, sozio-ideologische Standpunkte.
- Arbeit zitieren
- Olga Shabanova (Autor:in), 2009, Zum Höflichkeitskonzept Hartliebs. Alexanderroman, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428730