Vorliegende Arbeit möchte zum einen die Grundlinien biblischer Gnadentheologie anhand ihrer Bedeutung und Wirkung aufzeigen - ohne dabei dogmengeschichtliche Untersuchungen zu betreiben -, zum anderen beispielhaft an zwei Personen belegen, dass Gnade keine ausschließlich theoretisch-dogmatische Kategorie ist, sondern erfahrbar und fruchtbar wird genau dann, wenn Menschen mit Gott, auf sein Wort hörend – für uns Christen insbesondere auf Christus, der Gottes Wort ist -, miteinander in Beziehung leben. Das Wort „Gnade“ scheint heutzutage auch dem Glaubenden nur noch schwer verständlich, und denen, die dem Glauben fern stehen, noch viel schwerer vermittelbar, ja leer und unbedeutend. Der Theologe Gisbert Greshake schreibt: „Da man offenbar weder die Gnade selbst noch ihre Wirkungen sehen kann, ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten das Wort Gnade immer leerer geworden, eine Worthülse, die zwar fromm klingt, die auch zum Instrumentarium jedes Predigers und Katecheten gehört, die aber für das alltägliche Leben nur noch wenig Relevanz hat. Das war früher einmal anders“. Stimmt dies so pauschal? Wie ist „Gnade“ biblisch fundiert, was ist ihr Wesen, was ihre Bedeutung, wie wird sie erfahrbar? Die Spuren in der Heiligen Schrift, nachfolgend in einem ersten Schritt genannt und gedeutet, sind vielschichtig.
Gnade wird dann verständlicher, wenn von ihrer Erfahrbarkeit gesprochen wird. Konkreter wird Herbert Vorgrimler: „Eine Erfahrung der Gnade kann sich konkret in den verschiedensten Gestalten ereignen, bei jedem Menschen anders: als unbedingte personale Liebe, als unsagbare Freude, als Trost ohne erkenntlichen Grund, als unbedingter Gehorsam gegenüber dem Gewissen, als selbstloses Engagement im sozialen Dienst, im Dienst von Befreiung und Gerechtigkeit für andere.“ Am Hl. Franz von Assisi und an Erzbischof Dom Helder Camara wird nachfolgend veranschaulicht, wie der - nach uralter Definition des katholischen Lehramtes durch die zuvorkommende und helfende Gnade Gottes und den inneren Beistand des Heiligen Geistes vollzogene - Glaube in der Gnade der Nächstenliebe erfahrbar wird und seinen praktischen, nachhaltigen, Ausdruck findet.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Hauptteil
- 1. Biblische Zeugnisse von Gnade
- 1.1 Alttestamentliche Spuren - Gesetz und Bund
- 1.1.1 Die Tora und die anderen Schriften
- 1.1.2 Die Psalmen - Gott und Mensch im Dialog
- 1.1.3 Kernaussagen alttestamentlicher Gnadentheologie
- 1.2 Neutestamentliche Spuren – Erlösung durch Jesus Christus
- 1.2.1 Die Evangelien
- 1.2.2 Gnadenlehre des Apostels Paulus
- 1.2.3 Kernaussagen neutestamentlicher Gnadentheologie
- 2. Erfahrbarkeit von Gnade
- 2.1 Franziskus von Assisi – ein Leben in Barmherzigkeit
- 2.2 Dom Helder Camara und die Befreiungstheologie
- C. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet die Grundzüge der biblischen Gnadentheologie und zeigt auf, wie diese in der Geschichte der Kirche erfahrbar wurde. Es soll gezeigt werden, dass Gnade nicht nur ein dogmatisches Konzept ist, sondern in konkreten Lebenserfahrungen mit Gott zum Tragen kommt.
- Die biblischen Wurzeln der Gnadentheologie im Alten und Neuen Testament
- Das Wesen und die Bedeutung von Gnade in der Heiligen Schrift
- Die erfahrbare und fruchtbare Natur von Gnade in konkreten Lebensgeschichten
- Die Verbindung von Gnade und menschlicher Freiheit
- Die Relevanz der Gnadentheologie für das heutige Leben
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1.1: Dieser Abschnitt befasst sich mit dem alttestamentlichen Verständnis von Gnade, das im Gesetz und im Bund mit Jahwe verankert ist. Er beleuchtet die Bedeutung von Begriffen wie „chesed“, „ahaba“, „rahamim“, „emet“ und „sedaka“ und zeigt auf, wie Jahwe seine Gnade durch seine Gebote und Wunder zum Ausdruck bringt. Im Dekalog wird die Einhaltung der göttlichen Gesetze als Bedingung für die Erlangung von Gnade dargestellt. Zudem wird das Verhältnis von Gnade und Freiheit sowie die Freiheit Gottes beim Schenken von Gnade beleuchtet.
- Kapitel 1.1.1: Dieses Kapitel befasst sich mit der Darstellung von Jahwe als gnädiger Gott in der Tora und anderen Schriften. Es wird gezeigt, wie die Gnade Gottes durch seine Handlungen zum Ausdruck kommt und wie der Mensch auf diese Gnade reagiert. Beispiele aus der Geschichte von Mose und dem Volk Israel verdeutlichen die bedingungslose und ergreifende Gnade Gottes.
- Kapitel 1.1.2: Die Psalmen stellen einen lebendigen Dialog zwischen Mensch und Gott dar, in dem der Mensch in seinen Anliegen und Lebenslagen zu Gott spricht. Der Mensch bittet um Gnade und dankt für Gottes Zusagen. Die verschiedenen Facetten von Jahwes Gnade werden in den Psalmen deutlich, wie z.B. Güte, Huld, Treue und Gerechtigkeit. Es wird gezeigt, dass die Gnade Gottes dem Menschen Trost, Schutz und Heil schenkt.
- Kapitel 1.1.3: Dieser Abschnitt bietet einen Überblick über die Kernaussagen der alttestamentlichen Gnadentheologie. Es wird betont, dass Jahwe sich seinem Volk Israel offenbart und mit ihm in Verbindung tritt. Die Vielfältigkeit und Tiefe der Gotteserfahrung im Alten Testament wird deutlich. Die alttestamentliche Gnadentheologie zeigt Gottes bedingungslose Liebe und die Möglichkeit der Versöhnung durch seine Gnade.
- Kapitel 1.2: Dieser Abschnitt widmet sich dem neutestamentlichen Verständnis von Gnade, das mit der Person Jesu Christi verbunden ist. Es wird erörtert, wie Jesus Christus die Gnade Gottes verkörpert und die Erlösung durch sein Opfer ermöglicht.
- Kapitel 1.2.1: Dieser Abschnitt analysiert die Evangelien und zeigt auf, wie Jesus Christus durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung Gottes Gnade erfahrbar macht. Die Evangelien verdeutlichen Gottes Liebe zur Menschheit und seine Bereitschaft, Menschen zu erlösen.
- Kapitel 1.2.2: Dieser Abschnitt beleuchtet die Gnadenlehre des Apostels Paulus. Es wird aufgezeigt, wie Paulus das Konzept der Erlösung durch Gnade betont und die Bedeutung des Glaubens für die Erlangung dieser Gnade hervorhebt.
- Kapitel 1.2.3: Dieser Abschnitt fasst die Kernaussagen der neutestamentlichen Gnadentheologie zusammen. Es wird gezeigt, wie die Gnade Gottes in der Person Jesu Christi zum Ausdruck kommt und wie diese Gnade dem Menschen Erlösung und neues Leben schenkt.
- Kapitel 2.1: Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit Franziskus von Assisi und dessen Leben in Barmherzigkeit. Es wird gezeigt, wie Franziskus Gottes Gnade in seinem Leben erlebte und diese in seinem Dienst an den Armen und Bedürftigen zum Ausdruck brachte.
- Kapitel 2.2: Dieser Abschnitt untersucht das Leben und Wirken von Dom Helder Camara und die Befreiungstheologie. Es wird gezeigt, wie Camara Gottes Gnade im Kampf für soziale Gerechtigkeit und die Befreiung der Armen erlebte.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Gnadentheologie, Gnade, Gesetz und Bund, Jahwe, Jesus Christus, Erlösung, Erfahrbarkeit von Gnade, Franziskus von Assisi, Dom Helder Camara, Befreiungstheologie.
- Arbeit zitieren
- Marcel Renneberg (Autor:in), 2018, Grundlinien alt- und neutestamentlicher Gnadentheologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428780