Untersucht wird die mediale Darstellung bzw. Konstruktion der im Jahr 2015 nach Deutschland flüchtenden Menschen. Neben der Darstellung geflüchteter Menschen im medialen Diskurs über die sogenannte Flüchtlingskrise interessiert in der vorliegenden Arbeit auch, wie sich die Grenzziehung zwischen den Ankommenden, den prototypisch Fremden, und der autochthonen Gesellschaft, also der in Deutschland geborenen Menschen, ausgestaltet. Gefragt wird, welche Kategorien und Merkmale zur Abgrenzung bemüht werden. Besonderes Augenmerk soll hier auf der Rolle von Geschlecht liegen.
Mediale Berichterstattungen beeinflussen unsere individuelle Konstruktion von Wirklichkeit. Sie prägen somit unser Wissen über und unser Verständnis von jenen Ereignissen in der Welt, die wir selbst nicht persönlich erfahren können. Gerade bei der Erzeugung und Darstellung des Fremden spielt die Berichterstattung durch Massenmedien eine bedeutsame Rolle. Als "prototypischer Fall des Fremden" wird in der Soziologie der Migrant beschrieben. Die Untersuchung der medialen Darstellung der in Deutschland ankommenden Menschen ist nicht nur relevant, weil diese Darstellung unsere Vorstellungen der Wirklichkeit beeinflusst. Sie beeinflusst auch ganz unmittelbar die Situation und Zukunft der Geflüchteten.
Mit der vorliegenden Untersuchung sollen gängige beziehungsweise alltägliche (Sprach-)Bilder über Geflüchtete und die Konnotation dieser Bilder herausgekehrt und hinterfragt werden. Sofern möglich, soll abschließend auf denkbare Alternativen hingewiesen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Besondere Voraussetzungen der Arbeit
- 3. Theoretisches Fundament
- 3.1 Verortung und Anknüpfungspunkte der Arbeit
- 3.2 Konzeptualisierung von Fremdheit und Geschlecht
- 3.2.1 Fremdheit
- 3.2.2 Geschlecht
- 4. Forschungsdesign und methodisches Vorgehen
- 4.1 Verfahren der strukturierenden Inhaltsanalyse
- 4.1.1 Strukturierende Inhaltsanalyse
- 4.2 Auswahl- und Analyseeinheit
- 4.2.1 Untersuchungsgegenstand
- 4.2.2 Zeitraum und Diskursstrang der Untersuchung
- 4.3 Datenerhebung und Kategoriensystem
- 4.3.1 Datenerhebung
- 4.3.2 Kategoriensystem und Kodierprozess
- 5. Analyseergebnisse und Auswertung
- 5.1 Ereignishintergrund und quantitative Besonderheiten
- 5.2 Wer spricht? Auf welcher Ebene wird berichtet?
- 5.3 Wie wird gewertet? Wie wird argumentiert?
- 5.4 Darstellung und Attribuierung geflüchteter Menschen
- 5.4.1 Bezeichnung der Geflüchteten: Die „Ankommenden“ und der „nicht abreißende Zustrom“
- 5.4.2 Attribuierungen: „Abertausende Flüchtlinge“ und ihr Wille zur Integration
- 5.4.3 Strukturkategorien: „gebildete syrische Flüchtlinge“ als „Motor für die Wirtschaft“
- 5.4.4 Geschlechterthemen: Die „stille Frau“ und westliche Grundsätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der medialen Darstellung von Geflüchteten in der deutschen Tagespresse im Jahr 2015. Im Fokus steht dabei die Analyse der Rolle von Geschlecht und Fremdheit in der Berichterstattung über die sogenannte „Flüchtlingskrise“. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Konstruktion von Wirklichkeit durch Medien im Kontext von Migration und Flucht zu untersuchen und die Auswirkungen dieser Konstruktion auf die Wahrnehmung und Behandlung von Geflüchteten aufzuzeigen.
- Konstruktion von Fremdheit in der Medienberichterstattung
- Rolle von Geschlecht in der Darstellung geflüchteter Menschen
- Einfluss der Medienberichterstattung auf den Diskurs über Flucht und Zuwanderung
- Zusammenhang zwischen Medien, Politik und Gesellschaft im Kontext von Migration
- Identitätskonstruktion und Selbstbild von Geflüchteten in Abhängigkeit von medialen Zuschreibungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der medialen Konstruktion von Wirklichkeit ein und beleuchtet die Relevanz des Themas im Kontext von Flucht und Zuwanderung. Kapitel 2 beschreibt die Besonderheiten der Arbeit und ihren Bezug zur aktuellen Debatte über die „Flüchtlingskrise“. Kapitel 3 legt das theoretische Fundament der Arbeit dar und definiert die zentralen Begriffe Fremdheit und Geschlecht. Kapitel 4 erläutert das Forschungsdesign und das methodische Vorgehen der Arbeit, einschließlich der Anwendung der strukturierenden Inhaltsanalyse.
Kapitel 5 präsentiert die Analyseergebnisse und Auswertung der Daten. Es untersucht unter anderem die quantitative und qualitative Zusammensetzung der Berichterstattung, die Valenz der Berichterstattung sowie die Darstellung und Attribuierung geflüchteter Menschen. Die Analyse beleuchtet dabei die verschiedenen Bezeichnungen der Geflüchteten, die Attribuierungen, die ihnen zugeschrieben werden, sowie die Rolle von Geschlecht in der Berichterstattung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Medienberichterstattung, Flucht, Zuwanderung, Fremdheit, Geschlecht, Konstruktion von Wirklichkeit, Diskursanalyse, strukturierende Inhaltsanalyse, qualitative und quantitative Analyse, Attribuierungen, Identitätskonstruktion.
- Arbeit zitieren
- Anne-Sophie Schmidt (Autor:in), 2016, Geschlecht und Fremdheit in der Medienberichterstattung über die „Flüchtlingskrise“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428808