Literaturunterricht zum Thema Mobbing. "Klassenspiel" von Celia Rees

Planung und Analyse einer Unterrichtseinheit für die Klassenstufe 8


Examensarbeit, 2009

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Einleitung

Der Literaturunterricht hat sehr viele Aufgaben zu erfüllen, unter anderem die Ausbildung und Ausreifung der Imagination, das Fremdverstehen und die Förderung der emotionalen Sensibilität.

Gerade bei einem Thema wie Mobbing greifen viele verschieden Prozesse, die nicht immer leicht zu entzerren und zu verstehen sind, auf Grund ihrer Komplexität.

Durch verschiedene Möglichkeiten produktiven Schreibens bzw. generell eines produktiven Umgangs mit dieser Literatur, zum Beispiel durch das Einfügen einer weiteren Figur, das Erfinden eines Interviews usw. lassen sich solche Prozesse leichter aufschlüsseln, verstehen und Handlungskonzepte könnten erarbeitet werden.

Mit dieser Literatur und einer produktiven Herangehensweise an diesen Text können wesentliche Punkte des Lehrplans erfüllt oder zumindest angerissen werden.

Sachanalyse

Das Jugendbuch

In den Beiträgen zur Geschichte, Kritik und Didaktik der Kinder- und Jugendliteratur im bürgerlichen Zeitalter[1] unterscheidet Malte Dahrendorf in einer Definition von Kinder- und Jugendliteratur zwischen der intentionalen Kinder- und Jugendliteratur als „speziell für Kinder- und Jugendliche geschriebene und/oder veröffentlichte Literatur“[2] und der nicht speziell für Kinder und Jugendliche verfassten, jedoch von dieser Adressatengruppe tatsächlich gelesenen Literatur.[3]

Die Autorin des Buches „Klassenspiel“ Celia Rees schreibt auf ihrer Homepage, dass sie ihre Bücher explizit für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene schreibt, in der Hoffnung, dass sie das lesen wollen würden.[4] Ihr Leserpublikum entspricht auch ihrem Ansatz und somit können ihre Werke, im konkreten Fall das Buch „Klassenspiel“ zur Kinder- und Jugendliteratur gezählt werden, welche laut Lehrplan in der achten Klasse im Fach Deutsch bei der Lektüreauswahl berücksichtigt werden soll.

Die Autorin Celia Rees

Celia Rees wurde 1949 in Solihull England geboren, als Tochter eines Grundschuldirektors. Sie studierte Politik und Geschichte an der Warwick University. Nach ihrem Studium unterrichtete sie zehn Jahre Englisch an Gesamtschulen. Durch einen Lehrgang an der Universität von Birmingham kam sie zum Schreiben und intensivierte dieses Interesse, bis sie es schließlich zu ihrem Hauptberuf machte.

Ihre Ideen für ihre Bücher hat sie sich aus ihrer Kindheit bewahrt, aber auch das Studium und das ganz normale Leben waren und sind ihr Inspiration.[5] Celia Rees veröffentlichte ihren ersten Roman 1993. Er erschien im Englischen unter dem Titel „Every Step You Take“ und in Deutsch unter dem Titel „ Schritte am Abgrund“.[6] Im Jahre 1994 erschien „The Bailey Game“, im Deutschen „Klassenspiel“ und es folgten bis 2009 21 weitere Veröffentlichungen, bis dato schafften es acht davon auch in die deutschen Buchregale. Ihr neustes Werk heißt „The fool’s girl“, welches am 5. April 2010 in England erhältlich sein wird.[7]

Allgemeines zum Buch

Das Buch umfasst 190 Seiten, verteilt auf 24 Kapitel, welche ebenfalls äußerst übersichtlich sind und bei Hausaufgaben mit dem Inhalt nicht vor dem Lesen auf Grund ihres Umfangs abschrecken. Durch das Buch führt fast durchgängig eine der Hauptfiguren Alexandra Lewis – sie erzählt die Geschichte und erinnert sich immer wieder an einen anderen Vorfall an dieser Schule, in welcher Michael Bailey zu einem Mobbingopfer wurde. Diese Geschichte erfährt der Leser immer wieder in kleineren Einschüben, aber die Kapitel 4, 16 und 19 erzählen seine Geschichte im größeren Umfang. Lediglich ein Kapitel wird aus Sicht von Lauren Price, dem neuen Mobbingopfer berichtet. An Hand dieser geschickten Personenkonstellation ist für beide Geschlechter für eine Identifizierung gesorgt – im aktuellen Fall werden zwei Mädchen gemobbt und damit nicht der Eindruck entsteht, dass das lediglich Mädchen treffen kann oder von Mädchen ausgeht, in dem Fall von Sandra Mitchell, gibt es ein männliches Mobbingopfer und eine Gang, hauptsächlich bestehend aus Jungs, somit ist in gewisser Weise für einen geschlechterspezifischen Ausgleich gesorgt und damit man nicht den Eindruck erhält, dass die Jungs die „gewalttätigen Hohlköpfe“ sind, spielt die Figur David Morris, der beste Freund von Alex gerade zum Ende des Buches eine wichtige Rolle.

Die Sprache und der Satzbau ist in diesem Buch so gewählt, dass es keine Verständnisschwierigkeiten geben sollte. Die Rückblenden sind auch so deutlich eingeleitet, dass selbst ein unerfahrener Leser keinerlei Verständnisschwierigkeiten haben sollte und durch diese Rückblenden wird die Spannung enorm gesteigert, so dass der Leser förmlich weiter lesen muss, da er wissen will wie es weiter und vor allem wie es ausgeht.

Der Inhalt des Buches „Klassenspiel“

Ohne Umschweife befindet man sich mitten im Schulalltag einer Siebtklässlerin, welche sich mit ihrer Freundin auf dem Pausenhof unterhält, aber irgendetwas scheint nicht zu stimmen, irgendetwas beschäftigt Alexandra Lewis – Michael Bailey.[8]

Michael Bailey war ein Schüler der Schule, an welche Alexandra, kurz Alex, geht. Seine Geschichte wird immer wieder in kleinen Sequenzen rückblickartig eingestreut und so erfährt der Leser erst nach und nach, welcher düstere Schatten auf der Klasse von Alex und welche schicksalhafte Geschichte hinter der Figur Michel Bailey steckt. Doch warum erinnert sich Alex gerade jetzt immer wieder an ihren ehemaligen Mitschüler Micheal, liegt es an der neuen Mitschülerin Lauren Price, welche mit ihren Eltern von Australien nach England gezogen ist und jetzt in ihre Klasse geht? Lauren war zunächst eine Sensation in der Klasse, da sie aus Australien kam. Aber als sich herausstellte, dass Lauren nicht einmal in der Nähe der Ramsey Street, welche berühmt war für die TV-Serie Nachbarn war, legte sich das Interesse und die Anweisung der Lehrerin nett zu Lauren zu sein legte sich zunehmend, so dass man sie auf dem Pausenhof letztlich ignorierte.[9] Aber dabei sollte es nicht bleiben. Zunehmend fanden die Klassenkammeraden, angestachelt von der „Klassenqueen“ Sandra Mitchel und dem Bandenoberhaupt Greg Simson allerlei fadenscheiniger Gründe, um Lauren das Leben zu erschweren. Immer deutlicher wird Lauren von nahezu der ganzen Klasse gemobbt, nur Alex beteiligt sich nicht – darum musste sie auch immer wieder an Michela Bailey denken. In der fünften Klasse war er das Mobbingopfer in der Klasse. Es gab keine offensichtlichen Gründe, man fand sie, so wie bei Lauren. Allerdings entwickelte sich dieser Mobbingfall zu einem Extremfall, denn nicht nur die Klasse, sondern letztlich die gesamte Schule beteiligte sich an diesem Bailey-Spiel. Micheal sah letztlich keinen anderen Ausweg, als sich in den Tod von einer Brücke zu stürzen. Doch zum Glück wurde er vom damaligen Konrektor gerettet und letztlich auch durch das Zuhilferufen dessen durch Alex. Sie erkennt recht bald, dass sich das Muster zu wiederholen scheint und Lauren das neue Opfer ist. Doch diesmal sollte es nicht so weit kommen. Alex freundet sich zaghaft mit Lauren an, um sie vor diesem Schicksal bewahren zu können und um etwas wiedergutmachen zu können, denn damals hatte sich Alex ebenfalls an dem Bailey-Spiel beteiligt. Zunehmend spitzt sich die Situation um Lauren auch zu und immer mehr gerät Alex mit in die Schusslinie. Zum Glück bekommt Alex’s Schwester Helen etwas von diesem Martyrium mit und schaltet die Mutter ein. Aber auch die Klassenlehrerin bekommt von diesem boshaften Spiel mit und schaltet sich und damit die Schulleitung ein, welche inzwischen von Mr. Derby, dem ehemaligen Konrektor der Schule, geleitet wird. nach einem Schulschreiben setzen sich die Mütter von Lauren und Alex in Verbindung und überlegen, was nun zu tun sei, denn ein Ende müsse dieses Treiben haben, da Lauren sich bereits völlig verändert hat und die Klasse bereits schon einmal gezeigt hat, welches Potential in ihr schlummert. Jedoch haben Alex und Lauren einen anderen Plan, denn schließlich muss sofort etwas passieren, da sie inzwischen von Greg und seiner Bande erpresst werden. In einem spektakulären Finale gipfelt die Auseinandersetzung zwischen den Tätern und den Opfern, doch es endet für Lauren und Alex positiv. Greg und Sandi werden der Schule verwiesen und das Klassenklima scheint sich wieder zu erholen. Letztlich beweisen die beiden Mädchen noch, dass sie nicht nachtragend sind und auf breiter Ebene aus dieser Geschichte gelernt haben, indem sie Andrea, der Handlangerin von Sandi verzeihen und sie letztlich an ihren Pausenhof spielen teilhaben lassen.

Die Themen

Das große Thema in diesem Buch ist zweifelsohne „Mobbing in der Schule“ mit all seinen Facetten in Erscheinungsbild und Ausprägungen – Sozialverhalten unter Jugendlichen, das Verhalten der Jugendlichen in Peers, der Teufelskreislauf der Gewalt und die Außenseiterproblematik, gewaltbereite Gangs, Mitläufer, Aufmerksamkeit der Lehrer und Eltern gegenüber dem Thema Mobbing und das Leben mit einem Schuldgefühl sind Teilthemen, die in diesem Zusammenhang im Vordergrund stehen.

Es gibt aber noch andere Themen in diesem Buch welche durchaus thematisiert werden können. So zum Beispiel das Verhältnis zwischen den beiden Hauptfiguren Lauren und Alex und ihren Eltern und die Familiengeschehnisse allgemein, so auch die Beziehung zwischen Alex und ihrer Schwester Helen. Weiterhin spielt die Liebe eine wenngleich untergeordnete Rolle, denn die Teenager entwickeln sich und stellen zunehmend fest, dass Jungs und Mädchen inzwischen nicht mehr problemfrei einfach nur befreundet sein können[10], so zum Beispiel Alex und ihr bis dato bester Freund David Morris. Aber das Thema Liebe spielt insofern auch eine Rolle, da das zurückgewiesene Angebot von Greg Simpson an Lauren, ob sie mit ihm „gehen“ wohl ein Anlass zur Gesamtrückweisung von Lauren führte. Letztlich ist auch das Thema Freundschaft in diesem Buch angesprochen, denn ohne diese zum Beispiel zwischen Alex und Lauren wäre Lauren den Machenschaften ihrer Peiniger schutzlos ausgesetzt gewesen. Auch die Freundschaft zwischen Alex und David ist insofern bedeutend, da die beiden Mädchen ohne dieses Netzwerk von Freundschaften kein Rückhalt und keine Unterstützung gehabt hätten.

„Klassenspiel“ ist zwar kein nativ deutschsprachiges Buch, dennoch bietet es von seinem Genre und den damit gezielt angesprochenem Publikum, seinen in ihre Lebenswirklichkeit reichenden Themen und der narrativ hervorragenden Geschichte, ein umfangreiches Repertoire, um mit diesem Buch erfolgreich zu arbeiten.

Des Weiteren können mit diesem Buch verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit der Arbeit mit Literatur aufgegriffen werden. So könnte man die innere und die äußere Welt betrachten, den Perspektivwechsel (innere Monologe), genauer analysieren wie die Chronologie der Ereignisse im Buch dargestellt wird und diese mit der tatsächlichen Chronologie vergleichen, um in diesem Zusammenhang die Wirkung dieser Vorgehensweise zu diskutieren, was sich mit der Analyse sprachlicher Mittel und den Erzähltechniken verknüpfen lässt. Weiterhin könnte man sich spezifisch mit dem Schluss auseinandersetzen, denn in gewisser Weise bietet er durchaus Ansätze zu unterschiedlichen Kritikpunkten (Realistisch? Übertrieben? Zu offen gestaltet? usw.). Ebenso lässt sich die Personenkonstellation im Buch untersuchen und deren Entwicklung sowie die Entwicklung der Geschichte selbst in Hinblick auf Struktur der Handlung und dem Spannungsaufbau und dessen Verlauf. Alle Aspekte lassen sich individuell und in vielfältiger Form gestalten was den Einsatz von zusätzlichen Texten betrifft, der Arbeit mit dem Internet, aber auch der Wahl der Sozialform.

Zudem bietet das Buch allerhand Potential für produktions- und handlungsorientierten Unterricht, was es in Hinblick auf die Aufgabenstellung dieser Hausarbeit sehr interessant erscheinen lässt. Außerdem ist der Deutschunterricht darauf aus den Schüler produktiv werden zu lassen und ihm eine Möglichkeit zu geben sich in seinen Handlungsfähigkeiten weiterzuentwickeln.

Didaktische Analyse

Verankerung der Sequenz auf den drei Ebenen des Lehrplans

In der Bayerischen Verfassung steht:

„Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden. Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt. (…) (Art. 131 Abs. 1 mit 3)

In dieser Form lässt sich der Paragraph wahrscheinlich auf jegliches Projekt, wenn nicht sogar auf jede Einzelstunde anwenden. Wichtig für dieses Literaturprojekt sind der Hinweis auf die Bildung des Herzens und des Charakters sowie die Bildungsziele

„(…) Achtung (…) vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit (und) Hilfsbereitschaft(…)“.

Denn diese Ziele verfolgt die Behandlung eines Buches, welches sich mit einem Thema befasst, welches auf vielfältiger Weise das Handeln von Menschen beeinflussen kann und zu Schaden führt und eben mit Herz, Charakter und Verstand sowie Empathie gar nicht erst entstehen muss oder zu extremen Ausartungen führen darf.[11]

[...]


[1] DAHRENDORF, MALTE: Kinder- und Jugendliteratur im bürgerlichen Zeitalter. Beiträge zu ihrer Geschichte, Kritik und Didaktik. Königstein/Ts. 1980.

[2] DAHRENDORF, MALTE: Kinder- und Jugendliteratur im bürgerlichen Zeitalter. Beiträge zu ihrer Geschichte, Kritik und Didaktik. Königstein/Ts. 1980, S. X.

[3] http://www.ib.hu-berlin.de/~kumlau/handreichungen/h38/kapitel2.htm

[4] “I would write for teenagers, books that they would want to read, almost adult in style and content, but with people like them at the centre.” http://www.celiarees.com/author/biography.html

[5] http://www.celiarees.com/author/biography.html

[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Celia_Rees

[7] http://www.celiarees.com/books.html

[8] Buch S. 7

[9] Buch S. 14.

[10] Buch S. 10

[11] Das Gymnasium in Bayern

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Literaturunterricht zum Thema Mobbing. "Klassenspiel" von Celia Rees
Untertitel
Planung und Analyse einer Unterrichtseinheit für die Klassenstufe 8
Note
2
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V428888
ISBN (eBook)
9783668753105
ISBN (Buch)
9783668753112
Dateigröße
541 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
literaturunterricht, thema, mobbing, klassenspiel, celia, rees, planung, analyse, unterrichtseinheit, klassenstufe
Arbeit zitieren
Dirk Simon (Autor:in), 2009, Literaturunterricht zum Thema Mobbing. "Klassenspiel" von Celia Rees, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428888

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Literaturunterricht zum Thema Mobbing. "Klassenspiel" von Celia Rees



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden