Die Weihnachtsgeschichte ist wohl eines der meist gesehenen und meist aufgeführten Spiele überhaupt. Schon im Mittelalter und der Frühen Neuzeit lockten die Aufführungen von heilsgeschichtlichen Spielen, z.B. an Weihnachten, genau wie heute zahlreiche Zuschauer an. Auch das germanistische Interesse an deutschen Geistlichen Spielen und ihrer Entwicklung seit dem Mittelalter ist in den letzten Jahrzehnten wieder erwacht. Doch was kennzeichnet diese mittelalterlichen Weihnachtsspiele im Unterschied zu den heutigen Krippenspielen? In welchem Rahmen, mit welcher Intention, vor welchem Publikum und welcher Kulisse wurden sie aufgeführt?
Eine genaue Analyse von charakteristischen Merkmalen der mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Weihnachtsspiele würde hier zu weit führen, weswegen ich mich nur auf das Hessische Weihnachtsspiel (HeW) konzentrieren werde. Die Entstehungszeit des Hessischen Weihnachtsspiels wird auf das 15. Jhd. datiert. In dieser Arbeit soll insbesondere die Wirkung des Spiels auf die Zuschauenden und die Einbeziehung des Publikums durch kommunikative und gestalterische Mittel untersucht werden. Natürlich besteht die Problematik, dass der tatsächliche Verständnisgrad des Publikums für die Rezeptionslenkung und die Wahrnehmungsintention eines Geistlichen Spiels nicht mehr eindeutig zu ermitteln ist und es sich daher um Wahrscheinlichkeiten, nicht um bewiesene Fakten handelt. Im Folgenden werde ich erst das Stück und die potentiellen Zuschauer analysieren, anschließend auf die Figuren und ihre besonderen Rollen im Spiel zu sprechen kommen, um dann, im Hauptteil, die Art und Weise der Einbindung des Publikums und die Strategien der Rezeptionslenkung genauer zu untersuchen. Ein Vergleich mit anderen Weihnachtsspielen oder mit dem Frankfurter Passionsspiel würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, weswegen darauf verzichtet wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufbau und Besonderheiten des Hessischen Weihnachtsspiels
- Das Publikum
- Einbindung und Lenkung des Publikums
- Vorgehen
- Wirkungsintention
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Hessische Weihnachtsspiel (HeW) und untersucht die Wirkung des Spiels auf die Zuschauenden und die Einbeziehung des Publikums durch kommunikative und gestalterische Mittel. Insbesondere werden die strategische Rezeptionslenkung und die Mittel der Wahrnehmungsintention betrachtet. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Art und Weise, wie das HeW das Publikum einbindet, um den Inhalt des Spiels zu beeinflussen und zu steuern.
- Analyse des Hessischen Weihnachtsspiels
- Untersuchung der potentiellen Zuschauer
- Analyse der Figuren und ihrer Rollen
- Einbindung des Publikums durch kommunikative und gestalterische Mittel
- Strategien der Rezeptionslenkung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung der Weihnachtsgeschichte und des Interesses an Geistlichen Spielen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit vor. Der Fokus liegt auf dem Hessischen Weihnachtsspiel (HeW) und seiner Entstehungszeit im 15. Jahrhundert.
Kapitel 2 beschreibt den Aufbau und die Besonderheiten des HeW, einschließlich seiner formalen Struktur, der Figuren und des besonderen Fokus auf die Szene des Kindlein-Wiegens.
Kapitel 3 betrachtet das potentielle Publikum des HeW und geht auf die real-pragmatischen Momente des Spiels ein, die auf ein breites Publikum mit vielen Menschen aus einfachen Verhältnissen schließen lassen.
Kapitel 4.1 analysiert die Strategien der Einbindung des Publikums durch den Proclamator und die direkte Ansprache der Zuschauer im Verlauf des Spiels.
Kapitel 4.2 diskutiert die Intention der Rezeptionslenkung und die Mittel, die eingesetzt werden, um die Aufmerksamkeit und die Interpretation des Publikums zu beeinflussen.
Schlüsselwörter
Hessisches Weihnachtsspiel, Geistliches Spiel, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Rezeptionslenkung, Einbindung des Publikums, Figuren, Szenen, Kommunikation, Gestaltung, Dramaturgie, Wirkung, Analyse, Interpretation, Zuschauer, Bibel, Weihnachten.
- Arbeit zitieren
- Elisa Kapp (Autor:in), 2017, Weihnachtsspiele im Mittelalter. Die Einbindung des Publikums im Hessischen Weihnachtsspiel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429070