High Price. Art between the Market and Celebrity Culture

In English and German


Essay, 2017

22 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Einleitung

„Der Symbolwert ist demnach Folge jener historischen Idealisierungsanstrengungen, die der bildenden Kunst Überlegenheit und Einzigartigkeit – und zwar bis heute – attestieren. Es ist die historisch erkämpfte Sonderstellung der Kunst, die im Symbolwert gleichsam zu sich selbst gefunden hat.“[1]

In ihrem Buch „Der große Preis – Kunst zwischen Markt und Celebrity Kultur“ analysiert und beschreibt die Autorin Isabelle Graw, in welchem Verhältnis Symbol- und Marktwert eines Kunstwerkes zueinanderstehen. Sind sie völlig unabhängig voneinander oder doch total abhängig; beeinflussen sie sich nur oder streben sie gar voneinander weg? All diese Überlegungen diskutiert sie Schritt für Schritt und anhand von Beispielen unter verschiedenen Überschriften und Kontexten. Sie wirft einen Blick sowohl auf den Kunstmarkt, als auch auf den Waren- bzw. Wirtschaftsmarkt und setzt diese in den Kontext der heutig bestehenden Celebrity Kultur. Aus ihren Worten wird deutlich, dass der Kunstbetrieb, der ehemals nach dem Prinzip eines „Einzelhandels“ organisiert war, einen starken Wandel durchläuft.[2]

Da Graw Bezug zur Vergangenheit nimmt, die auch die heutige Zeit mitgeprägt hat, und zugleich aber auch Ereignisse, Meinungen und Themen aus der aktuellen Zeit miteinbezieht, um die Frage nach dem Verhältnis von Symbol- und Marktwert zu beantworten, verbindet sie Theoriebildung und Gegenwartsdiagnostik, was den brisanten Charakter des Buches attestiert.

Laut ihrer These sind „Kunst“ und „Markt“ grundsätzlich aufeinander angewiesen, ohne in eins zu verfallen, weshalb Symbol- und Marktwert nicht strikt voneinander zu trennen sind. Künstlerische Arbeiten werden zwar nicht vollständig von Marktzwängen beherrscht, sie wollen sogar voneinander wegstreben, jedoch ist es so, dass sie einander brauchen, um einen Preis für das jeweilige Kunstwerk zu bestimmen. Damit wird die Kunst in gewisser Weise zur Ware, denn Künstler arbeiten dem Markt ständig zu. Selbst wenn sie Anderes behaupten, ist bei der Mehrheit festzustellen, dass auch sie ihre Werke am Markt absetzen wollen bzw. müssen. Natürlich gibt es auch in diesem Fall Ausnahmen, die versuchen ihre Kunst unter der Voraussetzung, der Loslösung aller herrschenden Marktzwänge, zu fertigen, zu vertreiben und zu leben. Damit ist es ihnen jedoch kaum möglich ihre Kunstwerke an die Öffentlichkeit abzutreten, da sie, um gehandelt werden zu können, in ökonomische Kategorien übersetzt werden müssen und oft auch mit anderen Künstlern verglichen werden, die nicht unter einer solchen Loslösung arbeiten.

Die Kunst, nun als Ware betrachtet, kann aufgespalten werden in Symbol- und Marktwert.[3] Diese muss eine Brücke zwischen Preis und Preislosigkeit schlagen. Eine solche Aufgabe kann sie jedoch nicht selbst bewältigen.[4] Dafür gibt es die Marktakteure; Künstler, Händler, Auktionäre, Sammler etc. Für sie alle kann das Kunstwerk einen unterschiedlichen Wert haben, denn der Kunstmarkt ist eine „Visualität und Bedeutung produzierende Industrie“[5]. Diese unterschiedlichen Bedeutungen, die das Kunstwerk für einen Jeden hat, werden zunehmend mit dem Marktwert gleichgesetzt[6], was an sich nicht richtig, aber auch nicht direkt falsch ist, denn der Symbolwert lässt sich nicht 1:1 in ökonomische Kategorien übersetzen[7]. Daher spricht Graw nur von einer Zuspitzung einer bereits bestehenden Tendenz,[8] wenn der Marktwert mehr über den Symbolwert aussagen soll, als er im eigentlichen Sinne überhaupt tut. Etwas, dem eine Kommunikationsleistung zugeschrieben wird und das Emotionen und Gefühle hervorruft, also eine identitätsbildende Funktion besitzt[9], soll ein wirtschaftlicher Charakter verliehen werden; in Form eines Preises, um es demjenigen zukommen zu lassen, für den es quasi die größte Bedeutung hat. Daher werden bei Auktionen die Preise so immens in die Höhe getrieben.

Damit erweist sich Kunst als ein Sonderfall der Ware.[10] Der Markteintritt ist ein anderer als bei „normalen“ Waren. Dennoch präsentieren sich diese „normalen“ Waren zunehmend als Markenwaren[11] und wollen, in anderen Worten, ein Stück vom Kuchen abhaben. Dies führt zu dem Punkt an dem Graw sich die Frage stellt: „Wie verhalten sich die Ware Kunst und die Ware im Allgemeinen, wenn sich Waren zunehmend als Markenwaren präsentieren, sich mithin ebenfalls über ihren Symbolwert definieren?“[12]

Im folgenden Verlauf des Textes, wird auf diese Frage im Besonderen Bezug genommen. Welche Stellung Markenwaren, Luxus- und Designerartikel in der derzeitigen Gesellschaft haben, wie sie zu dieser gekommen sind, welche Entwicklungen in diesem Zusammenhang bestehen und warum.

Isabelle Graw analysiert das Thema Kunst nicht nur im Hinblick auf den Akteur Markt, sondern auch darauf wie Kunst sich in der heutigen Celebrity Kultur verhält, verändert und geprägt wird. Großer Bestandteil der heutigen Generation ist das Verfolgen des aktuellen Geschehens rund um die Stars und Sternchen. Dazu gehören nicht nur Schauspieler und Sänger, sondern auch solche, die sich selbst zu sogenannten „Influencern“ auserkoren haben. Sie beherrschen die Social Media Plattformen und locken jede Menge Follower mit der perfekten Selbstinszenierung ihres so abwechslungsreichen Lebens, das viele gerne hätten. Da sie es oft aus eigener Kraft geschafft haben und aus der breiten Masse der Bevölkerung stammen, fühlen sich die Zuschauer näher mit ihnen verbunden. Sie verehren sie als Vorbilder und persönliche Motivations- und Inspirationsquelle. Die Selbstoptimierung und der Aufstieg in der Gesellschaft stehen hierbei im Vordergrund. Diese Celebrities verkörpern einen außergewöhnlichen Lebensstil und bestechen mit einer herausragenden Persönlichkeit, welche einem Künstler gleichkommt[13]. Der Künstler entspricht somit dem Urbild des Celebrity.[14] Vorreiter dieses heutigen Status ist die Modewelt, die Fashiondesigner zu Stars kürte. Damit setzte die allgemeine Begeisterung für Celebrities ein, die bis heute nicht abreißt.[15] Wer trägt was, was ist in oder out? Welche Marke ist gerade aktuell? Diese Informationen werden über die Social Media Plattformen vertrieben und breitgetreten. Für alle zugänglich eröffnet sich ein Platz zum Diskutieren, Austauschen und der Preisentwicklung. Denn je höher die Nachfrage, desto höher der Preis. Durch die Identifikation der breiten Masse mit solchen Celebrities und Influencern werden die verschiedenen Marken- und Luxusartikel dieser Personen beworben. Oft nicht nur aus persönlichen Gründen, sondern durch Product-Placement, also gesponserte versteckte Werbung, die dem Follower nicht als solche vorkommt. Damit trägt der Celebrity maßgeblich zur Preisgestaltung und Preisentwicklung, eines von ihm getragenen, verwendeten oder beworben Produkts, bei und kann die Entwickler dieser auf die Akzeptanz oder ebene Nicht-Akzeptanz am Markt hinweisen. Der Preis solcher Produkte wird im weiteren Verlauf eine zentrale Platzierung einnehmen.

Das Thema Marken ist hier von besonderer Bedeutung. Was ist es, dass es den Designern oder Erfindern erlaubt so viel mehr Geld für einen Artikel zu verlangen, der einfach nur einer bestimmten Marke entspricht? Um diese Frage beantworten zu können müssen wir klären, warum enorm hohe Preise für Kunst zu rechtfertigen sind, wie diese entstehen und warum die Marken es der Kunst gleichtun.

Es ist so, dass die künstlerische Bedeutung eines Werks, zunehmend gleichgesetzt wird mit ihrem Marktwert[16]. Das bedeutet, dass je teurer ein Kunstwerk verkauft wird, es oft auch mit größerer künstlerischer Relevanz in Verbindung gebracht wird. Die Frage ist, ist das richtig? Der Preis eines Kunstwerks muss an seinem Symbolwert festgemacht werden, da Kunst einen Sonderfall der Ware darstellt, und der ökonomische Preis mit der Preislosigkeit des Werkes begründet wird.[17] Kein Kunstwerk ist an sich wertvoll, abgesehen vom Materialwert. Immer gibt es Hintergründe, die es zu dem machen, als das es gesehen und gehandelt wird. Auf diesen Punkt wird später noch etwas genauer eingegangen. Jedoch ist es so, dass ein „Symbolwert nicht 1:1 in ökonomische Kategorien übersetzt werden kann“[18] Aus diesem Grund muss die Grenze zwischen „Kunst“ und „Markt“ generell als instabil betrachtet werden,[19] da sie nicht perfekt ineinandergreifen. Damit sollte nicht davon ausgegangen werden, dass der Preis direkt die künstlerische Relevanz widerspiegelt. Jedoch ist er auch ein entscheidender Punkt, da der Preis durch irgendetwas begründet werden muss. Nur sollte diese Annahme nicht für alle Kunstwerke pauschalisiert werden. Dies führt nun zu der Überlegung eines Verwandtschaftsverhältnisses von Kunstwerken und Luxusgütern, die ebenfalls in hochpreisigen Klassen spielen, ohne diese jedoch genau begründen zu können.

[...]


[1] Graw, Isabelle: Der große Preis, Kunst zwischen Markt und Celebrity Kultur, Köln: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG 2008, S.32.

[2] S.24

[3] S.9

[4] S.10

[5] Ebd.

[6] S.11

[7] S.10

[8] S.11f.

[9] S.136

[10] S.12

[11] Ebd.

[12] Ebd.

[13] S.167

[14] S.168

[15] S.185

[16] S.11

[17] S.33

[18] S.10

[19] S.29

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
High Price. Art between the Market and Celebrity Culture
Untertitel
In English and German
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Veranstaltung
Artists on Economy between Market and Critique
Note
1.0
Autor
Jahr
2017
Seiten
22
Katalognummer
V429277
ISBN (eBook)
9783668772526
ISBN (Buch)
9783668772533
Dateigröße
523 KB
Sprache
Englisch
Schlagworte
Silvia Simoncelli, Künstler, Artist, Philosophie, Essay, Art, Kunst
Arbeit zitieren
Lisa Schulz (Autor:in), 2017, High Price. Art between the Market and Celebrity Culture, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429277

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