Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Biographie der Maria Montessori
3 Die Pädagogik von Maria Montessori
3.1 Das Wesen und die Entwicklung des Kindes
3.2 Die Aufgaben der Erzieher(innen)
3.3 Die vorbereitete Umgebung
3.4 Das Montessori-Material
3.5 Die Freiarbeit
4 Vor- und Nachteile des pädagogischen Konzepts
4.1 Praxisprobleme
4.2 Theorieprobleme
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Diese Hausarbeit ist im Rahmen von Modul 3 im Studiengang Childhood Studies/ Bildung, Erziehung und Kindheit entstanden. Es soll auf die Pädagogik von Maria Montessori und die damit verbundene Sicht auf Kinder eingegangen werden. Von großer Bedeutung sind hierbei die Rolle der Erwachsenen sowie die Frage, inwiefern diese einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Kinder nehmen können.
Die politische und wirtschaftliche Aktualität dieser Thematik zeigt sich anhand der international verbreiteten Montessori-Kinderhäuser und –schulen. Weltweit werden Kinder nach den Vorstellungen der italienischen Pädagogin erzogen und auf das Leben vorbereitet. Gesellschaftlich gehen die Meinungen, vor allem zu den Montessori-Schulen, zum Teil weit auseinander. Viele Eltern und Pädagogen/Pädagoginnen sehen jedoch besonders in den individuellen Lernmöglichkeiten eine gute Alternative zu den Regelschulen. Aus diesem Grund stellt sich mir die Frage, ob diese Erziehung den Kindern eine optimale Entwicklung sowie eine gute schulische Bildung ermöglicht.
Um dieser Frage nachgehen zu können, soll zu Beginn der Lebenslauf und die Pädagogik von Maria Montessori erläutert werden. Dabei werden unter anderem das Wesen des Kindes und die Rolle der Erwachsenen näher beleuchtet. Darauf aufbauend sollen die sogenannte vorbereitete Umgebung und die dazu gehörenden Materialien beschrieben werden, die das Fundament der Pädagogik von Montessori darstellen. Kapitel 3.5 ist der von Montessori entwickelten Freiarbeit gewidmet. Im 4. Kapitel sollen Praxisbezüge diskutiert sowie einige Theorieansätze kritisch hinterfragt werden. In einem abschließenden Fazit finden sich eine Zusammenfassung der geschilderten Thematik sowie die Antwort auf die in diesem Zusammenhang gestellte Forschungsfrage.
Aus Gründen des breiten Umfangs dieser Thematik, habe ich mich dazu entschlossen, nur auf das Gesamtkonzept Montessoris einzugehen. Die einzelnen Unterschiede der Einrichtungen (Kinderhaus, Schule usw.) werden daher hier nicht näher beleuchtet.[1]
2 Die Biographie der Maria Montessori
Um die Gedankengänge und die Herkunft der Pädagogik zu verstehen, ist es von Bedeutung, in einer kurzen Einführung die Biographie von Maria Montessori zu umreißen.
Hierzu geben die Autoren Klein-Landeck und Pütz Aufschluss. Maria Montessori ist 1870 in Italien als Einzelkind zur Welt gekommen. Zu dieser Zeit ist die Rollenverteilung von Männern und Frauen im Umbruch, was auch für ihre Karriere immer wieder entscheidend war. Die Schulen sind zu Lebzeiten Montessoris jedoch von starker Autorität und Gehorsam geprägt. Die Tatsache, dass sie eine eher schlechte Schülerin ist, beeinflusst schon früh ihr Denken und bringt den Wunsch zur Veränderung des Bildungssystems hervor. Der Berufswunsch der Ingenieurin, den sie zu Beginn ihrer Karriere anstrebt, wandelt sich jedoch im Laufe ihres Werdegangs und sie entscheidet sich für ein Medizinstudium. Dadurch wird sie Expertin für Kleinkinderkrankheiten und arbeitet lange mit behinderten Kindern zusammen. In darauffolgenden Jahren bildet sie sogar Lehrer für behinderte Kinder aus. Hieran wird erkennbar, dass Montessori sich schon früh durch Beobachtungen und Studien Wissen über die Entwicklung und die Psyche der Kinder angeeignet hat. Wie schon zu Beginn angedeutet, wird sie in diesem Gebiet als Frau jedoch nicht besonders hoch angesehen. In diesem Zusammenhang setzt sie sich auch für die Frauenbewegung ein. Später stellt sie Forschungen über die geistliche Entwicklung von Kindern an und wird zur Assistenzärztin befördert. Nebenher hat sie eine eigene Praxis im Bereich der Kinderheilkunde. Später nimmt sie eine Assistenzstelle in einer psychiatrischen Klinik an. Die Autoren erläutern das „Schlüsselerlebnis“ (Klein-Landeck, Michael/ Pütz, Tanja 2013, S. 11), das sie während dieser Zeit hat: Montessori sieht Kinder, die mit Brot spielen, da sie in ihrer Umgebung nichts anderes zum Spielen finden können. Schon hier werden die Notwendigkeit einer vorbereiteten Umgebung sowie die richtige Wahl der Materialien für Kinder deutlich. (vgl. ebd., S. 9-11)
Nachdem sie eine Beziehung zu einem ihrer Kollegen eingeht, bekommt sie einen Sohn, Mario, den sie jedoch direkt nach der Geburt in eine Pflegefamilie gibt. Zu der Zeit ist ein uneheliches Kind nicht gern gesehen und würde ihre weitere Karriere unmöglich machen. Sie besucht ihren Sohn jedoch regelmäßig und nimmt ihn nach dem Tod ihrer Mutter auch zu sich. (vgl. ebd., S. 11-12)
Die Autoren verweisen außerdem auf ein weiteres Studium, im Bereich der Pädagogik. Für ihre späteren Forderungen an einen/eine ideale(n) Erzieher(in), ist es daher relevant zu wissen, dass auch Montessori selbst Kenntnisse aus diesem Studiengang erworben hat.
1907 eröffnet die Pädagogin ihr erstes Kinderhaus und verknüpft alle bisher erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten miteinander. Sie schreibt ihr Werk „Die Entdeckung des Kindes“ (Montessori, 1969), welches weltweit bekannt wird. Erst 1911 gibt sie ihre Arztpraxis auf, sodass sie sich ganz auf die Pädagogik konzentrieren kann. Diese möchte sie vor allem durch internationale Vorträge noch bekannter machen. Zur Zeit des Nationalsozialismus kann sich ihr Konzept von Freiheit jedoch nicht durchsetzen, was zur Schließung der meisten ihrer Einrichtungen führt. Erst nach dem Krieg unternimmt Montessori wieder Vortragsreisen und Ausbildungskurse. Es entstehen zahlreiche Montessori-Einrichtungen, die es weltweit bis heute gibt. (vgl. Klein-Landeck, Michael/ Pütz, Tanja 2013, S. 12-13)
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die vielfältigen Bereiche, für die sich Maria Montessori interessiert und eingesetzt hat, von großer Bedeutung für ihr gesamtes pädagogisches Konzept sind. Sie hat Kinder beobachtet und deren Sicht der Welt studiert. Zudem eignete sie sich entsprechende medizinische Kenntnisse an, durch welche sie die psychische und körperliche Entwicklung der Kinder hinterfragen und verstehen lernte. Hinzu kommt, dass sie viele Erfahrungen mit behinderten Menschen sammeln konnte und selbst schon früh erfahren musste, inwieweit eine strenge Bildung Kinder beeinflussen kann.
3 Die Pädagogik von Maria Montessori
Um der Frage nachzugehen, inwiefern die Pädagogik Maria Montessoris die Entwicklung der Kinder beeinflusst, sollen im Folgenden die Grundgedanken der Erziehung und die notwendigen Vorbereitungen erläutert werden.
Wie schon in der Biographie deutlich wurde, ist die Pädagogik Montessoris geprägt durch ihre Beobachtungen der Kinder. Sie wird auch Entwicklungspädagogik genannt, da Montessori in jedem Kind ein sich entwickelndes Individuum sieht. Hierauf werden alle entscheidenden Einflüsse ihres Konzeptes aufgebaut, wie die vorbereitete Umwelt oder das Materialangebot, die nachfolgend dargestellt werden. Sämtliche Entwicklungsstufen und Bedürfnisse der Kinder werden einbezogen und beobachtet, sodass jedes Kind individuell und bestmöglich unterstützt werden kann. (vgl. Becker-Textor, Ingeborg 2000, S.30-41) Vor allem die hier zum Vorschein kommende, individuelle Sicht auf die Kinder ist ein grundlegender Schritt zur optimalen Entwicklung des Kindes.
Montessori geht davon aus, dass jedes Kind andere Tätigkeiten und Kenntnisse erlernen will. Zudem kommt, dass jeder Mensch ein anderes Lerntempo hat, auf das die Erzieher(innen) in den Montessori-Einrichtungen Rücksicht nehmen sollen. Dadurch, dass jedes Kind eigenständig entscheidet, mit was es spielen und was es lernen möchte, kommt es zu keinem Konkurrenz- oder Zeitdruck und jedes Kind kann sich frei entfalten. (vgl. https://rubbelbatz.de/montessori-erfahrungen/)
Grundsätzlich geht es bei ihrer Pädagogik um die Sicht des Kindes und das damit verbundene Umdenken der Erwachsenen. Damit sich die Kinder selbständig entwickeln können, fordert Montessori eine neue Denkweise der Erwachsenen, auf die im Abschnitt „Die Aufgaben der Erzieher(innen)“ noch genauer eingegangen wird. Die italienische Pädagogin geht davon aus, dass sich die Kinder in der vom Erwachsenen vorbereiteten Umgebung selbständig jene Materialien heraussuchen, die ihre Entwicklung fördern. (vgl. Becker-Textor, Ingeborg 2000, S.30-41)
Kennzeichnend für Montessori-Einrichtungen ist, dass Kinder von zwei bis zwölf Jahren zusammen betreut und häufig auch altersübergreifend unterrichtet werden (vgl. Holtstiege, Hildegard 1991, S. 93). Dies bedeutet, dass sich die Kinder gegenseitig unterstützen und so schon früh soziale Kompetenzen erworben werden können.
Hausaufgaben sind in den Montessori-Schulen immer freiwillig und es gibt keine Noten, sondern ein zugeschnittenes Bewertungssystem, auf welches in Zusammenhang zur Freiarbeit näher eingegangen wird. Zudem gibt es häufig einen Wochen- oder Monatsplan, den die Kinder abarbeiten müssen. Dadurch wird sichergestellt, dass alle relevanten Themen bearbeitet werden, auch wenn kein Frontalunterricht stattfindet. (vgl. https://rubbelbatz.de/montessori-erfahrungen/)
Nachfolgend soll das Wesen des Kindes anhand von Montessoris Beobachtungen näher erläutert werden.
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[1] Das jeweilige Konzept der verschiedenen Einrichtungen ist nachzulesen in: Holtstiege, Hildegard 1991, S. 100-112.