Kann das Vier-Ohren-Modell nach Friedemann Schulz Von Thun die Kommunikation in der Sozialen Arbeit verbessern?


Studienarbeit, 2017

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Methoden der Sozialen Arbeit
2.1 Soziale Gruppenarbeit

3 Definition - Kommunikation

4 Das Vier-Ohren-Modell
4.1 Definition
4.2 Nachteile
4.3 Vorteile

5 Das Vier-Ohren-Modell in der Sozialen Gruppenarbeit

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die folgende Arbeit ist eine Seminararbeit des Moduls „Verfahren und Techniken derSozialen Arbeit“. Sie setzt sich mit der Fragestellung „Kann das Vier-Ohren-Modellnach Friedemann Schulz Von Thun die Kommunikation im methodischen Handeln derSozialen Arbeit verbessern?“ auseinander. Diese gilt es zu verifizieren oder zu falsifi-zieren.

Um die Fragestellung bearbeiten zu können, wird zunächst erklärt, was Methoden derSozialen Arbeit sind, welchen Rahmenbedingungen sie unterliegen und wie mit ihnengearbeitet wird. Im Anschluss daran wird im Detail auf ein Beispiel für eine Methodeder Sozialen Arbeit, nämlich die Soziale Gruppenarbeit, eingegangen. Nachdem ge-klärt wurde, was Soziale Gruppenarbeit bedeutet und welche Ziele sie verfolgt, wird derBegriff „Kommunikation“ definiert. Anschließend an diese Definition wird das Vier-Ohren-Modell nach Friedemann Schulz Von Thun vorgestellt und erläutert. Um einnoch besseres Verständnis für das Modell zu schaffen, werden in beiden darauf fol-genden Abschnitten jeweils seine Vor- und Nachteile aufgeführt. Nachdem diese an-hand von Beispielen belegt wurden, wird das Vier-Ohren-Modell im nächsten Kapitelauf die Soziale Gruppenarbeit angewandt. Es wird geprüft, ob und wie es die Kommu-nikation in einer Gruppe verbessern kann. Im abschließenden Fazit werden die ge-sammelten Informationen der Arbeit noch einmal zusammengefasst und ausgewertet.Die ausgewerteten Informationen werden dann als Grundlage der Argumentation die-nen, in der die zu Anfang aufgeführte Fragestellung erörtert wird.

2 Methoden der Sozialen Arbeit

Um dem Thema „Methoden der Sozialen Arbeit“ näher zu kommen, wird zunächst dieBedeutung des Begriffs „Methode“ geklärt. „Methode“ stammt vom griechischen „me-thodos“, was „der Weg“ bedeutet. Eine Methode wird allgemein als das „planmäßigeVerfahren zur Erreichung eines bestimmten Ziels“ (Die Zeit 2005, Band 9, 525) defi-niert.

Methoden der Sozialen Arbeit sind allerdings nicht so einfach einzugrenzen und zubeschreiben. Es existieren einige fachliche Diskussionen darüber, was eine Methodeder Sozialen Arbeit ist und was ihre Kennzeichen sind. Deshalb wird der Begriff in derSozialen Arbeit nicht immer einheitlich verwendet. E.J. Krauß (2006) stellte beispiels-weise fest, dass es in der Sozialen Arbeit weder einen Konsens über den Methoden-begriff, noch über die allgemein anerkannte Zusammenstellung von Methoden (Metho-denkanon) gibt und, dass viele Sozialarbeiter verschiedene Auffassungen davon ha-ben, wie eine Methode zu definieren ist.

K.A. Geißler und M. Hege (1995) unterscheiden zum Beispiel zwischen Methoden, Konzepten und Techniken, um „ein begriffliches Instrumentarium zu schärfen, was denunauflösbaren Zusammenhang von Ausgangslagen, Zielen, Rahmenbedingungen,Settings und Mitteln in sozialpädagogischen Handlungssituationen betont.“ (M. Galus-ke, 2011). Laut Geißler/ Hege ist eine Methode ein vorausgedachter Plan der Vorge-hensweise, also ein Teilaspekt des Konzepts. Vor dem Hintergrund, dass diese Unter-scheidung zu genau sei (B. Michel-Schwartze 2007) und der Begriff nicht so einfachabzugrenzen ist, kann man seine Bedeutung folgendermaßen zusammenfassen: EineMethode der Sozialen Arbeit umfasst alle Gesichtspunkte, die dabei helfen, die Gestal-tung des Hilfeprozesses planbar, nachvollziehbar und kontrolliert zu machen. Zusätz-lich müssen sie darauf geprüft werden, „inwieweit sie dem Gegenstand, den gesell-schaftlichen Rahmenbedingungen, den Interventionszielen, den Erfordernissen desArbeitsfeldes, der Institution, der Situation sowie - vorrangig - den beteiligten Perso-nen gerecht werden.“ (vgl. M. Galuske, 2011, S. 1023).

Um die Rahmenbedingungen für methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit zu schaffen, werden folgende vier Merkmale der Sozialen Arbeit aufgeführt:

1. Die Allzuständigkeit: In beinahe allen Problemen des alltäglichen und nichtall- täglichen Lebens ist ein sozialpädagogisches Eingreifen möglich. Solche Probleme sind in etwa Erziehungs- und Beziehungsprobleme in der Familie, berufliche Integration, Suchtprobleme, fehlender Wohnraum und viele mehr. Allerdings müssen die Angelegenheiten zwei Merkmale erfüllen, um als Gegenstand der Sozialen Arbeit anerkannt zu werden. Zum einen müssen die eigenen Ressourcen ungenügend vorhanden sein, mit welchen man das Problem von selbst lösen könnte. Zum anderen muss die Angelegenheit öffentlich und auch politisch als bearbeitungswürdiges Problem anerkannt sein.
2. Die Alltagsorientierung: Die Soziale Arbeit handelt meist alltagsnah, wodurch „das, was Sozialarbeiter tun auch den alltäglichen Handlungen von Laien, von Nachbarn, Müttern und Freunden“ (Meinhold, 1988) ähnelt. Dieses Merkmal sei jedoch ebenfalls der Grund dafür, dass die Soziale Arbeit als Beruf in der Öffentlichkeit weniger Ansehen hat, als zum Beispiel der eines Arztes oder Rechtsanwaltes (vgl. Gildemeister, 1995).
3. Status des Klienten als Co.-Produzent: Die Qualität der erbrachten Hilfe ist ab- hängig von der Kooperationswilligkeit und der Kooperationsfähigkeit der Klienten (Badural/ Gross, 1976), da jeder Mensch und seine Reaktionen auf gewisse Situationen unterschiedlich sind. Es steckt kein System dahinter, was der Sozialarbeiter auf jeden einzelnen Fall anwenden kann (Kleve, 1996), sondern jeder neue Fall ist so individuell wie der Klient selbst.
4. Das „doppelte Mandat“: Die Soziale Arbeit sei stark abhängig von der staatli- chen Steuerung und bürokratischen Organisationen (vgl. Gildemeister, 1995), deshalb ist sie gekennzeichnet durch ihre Rolle zwischen System und Lebenswelt (vgl. Rauschenbach, 1999). Soziale Arbeit befindet sich immer im Spannungsfeld zwischen Hilfe für die Einzelnen und der Kontrolle gesellschaftlicher Normalitätsstandards („doppeltes Mandat“, Galuske, 2011)

Durch diese Handlungsbedingungen ergeben sich folgende Konsequenzen für das methodische Handeln in der Sozialen Arbeit:

- Dadurch, dass die Soziale Arbeit eine solche Vielzahl an Lebenslagen und Ar-beitsfeldern abdeckt, ist es nicht möglich, nach einem bestimmten Rezept zuarbeiten, da nicht alle Methoden für jeden Fall sinnvoll sind. Deshalb muss manfür jede Methode bestimmen, welche Probleme sich mit ihr bearbeiten lassenund für welche Art von Menschen(-gruppen) diese sinnvoll sein könnten (E.J.Krauß, 2006).
-Methodisches Handeln muss immer alltagstauglich sein und darf aus diesem Grund nicht erstarrt sein, damit es sich gegebenenfalls an eine Alltagssituation anpassen könnte (H. Thiersch, 1993).
-Soziale Arbeit besteht immer im Spannungsfeld zwischen Hilfe und Kontrolle, deswegen muss immer kontrolliert werden, ob bei dem Klienten eventuell Nebenwirkungen durch die Hilfe auftreten (Galuske, 2011).

Im methodischen Handeln in der Sozialen Arbeit wird zwischen drei übergeordnetenArten des Handelns unterschieden, nämlich der Einzelfallhilfe, der sozialen Gruppen-arbeit und der Gemeinwesenarbeit. Auf die Einzelfallhilfe und die Gemeinwesenarbeitwird im Folgenden nur kurz eingegangen, die soziale Gruppenarbeit wird im nächstenAbschnitt genauer bearbeitet. Die Einzelfallhilfe ist die älteste der drei genannten Me-thoden und ihr Grundgedanke wurde 1977 von Smalley formuliert: Die Beziehung zwi-schen Klient und Sozialarbeiter steht in der Einzelfallhilfe im Mittelpunkt. Der Klient wirdalso dazu veranlasst eine soziale Hilfe in Anspruch zu nehmen, indem er eine Bezie-hung zu seinem Helfer zulässt. Dies geschieht in allen Varianten der Einzelfallhilfe.

Die zweite klassische Handlungsmethode der Sozialen Arbeit ist die Gemeinwesenar-beit, die ihren Fokus auf die sozialen Netzwerke legt. Es geht darum, die Ressourceneines Sozialraums zu nutzen, um soziale Problemlagen lösen zu können. Dies ge-schieht zum Beispiel mithilfe von Kontaktaufnahme, soziale Netzwerkforschung undBürgerbeteiligung.

In den 1990er Jahren etablierten sich weitere Methoden in der Sozialen Arbeit, da die- se nun immer akademischer wurde und das gesellschaftstheoretisch und sozialwissenschaftlich aufgeklärte Methodenverständnis verschärft wurde. Grund dafür war Kritik an den drei klassischen Methoden der Sozialen Arbeit, da diese eine fehlende theoretische Fundierung hätten (M. Galuske, 2011). Auf die neuen und wissenschaftlicheren Methoden wird in dieser Arbeit nicht weiter eingegangen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Methoden der Sozialen Arbeit sehr unter-schiedlich sein können, jedoch immer die gleichen Ziele verfolgen. Den Klienten soll esermöglicht werden, ihre Probleme zu lösen. Das methodische Handeln dient den Sozi-alarbeitern als Leitfaden, um dies zu realisieren. Methoden verlaufen gezielt unddurchdacht (Planung), sie bestimmen und prüfen Mittel und Ressourcen zu Erreichungder Ziele (Ziel-Mittel-Relation) und helfen dabei, die Ergebnisse zu überprüfen (Evalua-tion) (Peter-Ulrich Wendt, 2015).

2.1 Soziale Gruppenarbeit

Um das Konzept der Sozialen Gruppenarbeit erklären zu können, wird zunächst derBegriff „Gruppe“ definiert: Eine Gruppe ist ein soziales Gebilde, das in der Regel ausdrei bis 25 Menschen besteht, die über einen längeren Zeitraum zusammen das glei-che Ziel verfolgen. Sie stehen in einem ständigen Kommunikations- und Interaktions-zusammenhang, wodurch ein Gefühl von Zusammenhalt entsteht (vgl. Gabler Wirt-schaftslexikon, o.V.).

Da die Soziale Gruppenarbeit „soziales Lernen“ in einer Gruppe beinhaltet, wird im Folgenden ebenfalls „soziales Lernen“ definiert: Soziales Lernen bedeutet das Erlernen sozialer Verhaltensweisen und sozialer Handlungsfähigkeit. Es werden Normen, Werte und Moral einer Gesellschaft erarbeitet und vermittelt, ebenso wie ein akzeptiertes Sozialverhalten (Rätz-Heinisch, 2011).

Die Soziale Gruppenarbeit ist eine Leistung der Kinder- und Jugendhilfe im Rahmender Hilfen zu Erziehung (§29 SGB VIII) und hat ihren Ursprung in den USA, wo sie sichbeispielsweise durch Grace Longwell Coyle als eine Methode im amerikanischen socialwork etablierte. In ihr werden die Erfahrungen aus der Jugendbewegung, der Klein-gruppenforschung und der Reformpädagogik vereint. In der Nachkriegszeit des zwei-ten Weltkrieges wurde die Methode in Deutschland angewandt, um Kinder und Ju-gendliche in Deutschland im Sinne eines angloamerikansichen Freiheits- und Demo-kratiebegriffs zu erziehen und um ihnen demokratische Werte zu vermitteln. Das Ver-ständnis von Gruppenarbeit vereint zwei Seiten. Auf der einen Seite die nicht defizit-orientierte pädagogische Arbeit mit Jugendgruppen, Erwachsenengruppen und Frei-zeitpädagogik. Auf der anderen Seite eine ‚heilende‘, fürsorgerische „Hilfe für benach- teiligte, desintegrierte, hilfsbedürftige Individuen“ (Galuske, 2013), für welche die Grup- pe ein Ort und ein Medium der Hilfe und Unterstützung wird. In der Sozialen Gruppen-arbeit geht es darum, die Ideen der Gemeinschaft zu sammeln, um jedem Einzelnenhelfen zu können. Dabei wird nicht individuell auf jedes Problem aller Mitglieder einge-gangen, vielmehr sollen die Mitglieder durch Gruppenerlebnisse lernen, ihre sozialenFähigkeiten zu verbessern. Die Mitglieder erfahren, wie sie ihren „persönlichen, Grup-pen- oder gesellschaftlichen Problemen besser gewachsen (Schiller, 1966) sind. DieGruppe wird genutzt als „Ort“, an dem pädagogische Inszenierungen und gemeinsameLernerfahrungen ermöglicht werden. Dies erfolgt, indem (gegebenenfalls problemati-sche) Situationen thematisiert und behandelt werden. Die Mitglieder sollen so Anre-gungen mitnehmen, wie sie in Zukunft solche Situationen (besser) bewältigen können,als sie es in der Vergangenheit geschafft haben.

Der Sozialarbeiter kann innerhalb einer Gruppenarbeit verschiedene Rollen einneh-men, um beispielsweise die Gruppendynamik zu unterstützen. Zum einen kann er dieRolle des Motivators annehmen und Anregungen geben, wenn der Gruppenprozessharkt. Zum anderen agiert er als Moderator, der unter den einzelnen Gruppenmitglie-dern vermittelt, wenn es zu schwierigen Situationen kommen sollte und die Selbstor-ganisation der Gruppe einen kleinen Anstoß benötigt. Als „Hilfs-Ich“ hat der Sozialar-beiter die Möglichkeit, sich mit einzelnen Gruppenmitgliedern zu beschäftigen und sichihnen als Kontrahent gegenüber zu stellen. Falls jemand der Gruppenmitglieder gegendie Regeln verstößt, nimmt der Sozialarbeiter die Rolle des Kontrolleurs ein.

Die Zielgruppe der Sozialen Gruppenarbeit besteht hauptsächlich aus älteren Kindernund Jugendlichen, die Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensprobleme aufwei-sen. Jedoch kann sie auch von jungen Volljährigen in Anspruch genommen werden,wenn „die Hilfe aufgrund der individuellen Situation des jungen Menschen notwendigist.“ (vgl. §41 SGB VIII). Sie beinhaltet die Gewährung „pädagogischer und damit ver-bundener therapeutischer Leistung (vgl. §27 Abs. 3 Satz 2 SGB VIII). Für die Gewähr-leistung einer Gruppenarbeit als Hilfe zur Erziehung wird vorausgesetzt, dass das Kindoder der Jugendliche kooperationsbereit ist und die Hilfe wirklich beanspruchen möch-te.

Abschließend wird die Soziale Gruppenarbeit wie folgt zusammengefasst: In der Sozialen Gruppenarbeit soll die „soziale Funktionsfähigkeit“ (Konopka, G. 1971) der Mitglieder gesteigert werden. Die Gruppe dient in dieser Methode als Ort und Institution, in welcher ein Experte die Leiterfunktion übernimmt, um die Ziele mit den Klienten zu erreichen. Es geht um soziales Lernen gemeinsam in einer Gruppe.

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Kann das Vier-Ohren-Modell nach Friedemann Schulz Von Thun die Kommunikation in der Sozialen Arbeit verbessern?
Hochschule
Hochschule Fresenius Düsseldorf
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V429572
ISBN (eBook)
9783668735217
ISBN (Buch)
9783668735224
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vier-Ohren-Modell, Kommunikation, Schulz Von Thun, Soziale Arbeit, Soziale Gruppenarbeit, Hausarbeit, Seminararbeit, Studienarbeit
Arbeit zitieren
Lisa-Sophie Leitz (Autor:in), 2017, Kann das Vier-Ohren-Modell nach Friedemann Schulz Von Thun die Kommunikation in der Sozialen Arbeit verbessern?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429572

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