Hauptgrund für die Entscheidung zugunsten einer GmbH ist oft die beschränkte Haftung der Gesellschafter sowie ein relativ niedriges Stammkapital. Mit diesem Vorteil geht jedoch die Tatsache der schwierigen Fremdkapitalbeschaffung einher. Aufgrund dessen kommt der Unternehmensfinanzierung durch Gesellschafterdarlehen hohe praktische Bedeutung zu. Der Vorteil der Gesellschafterfinanzierung ist trivial. Das gewährte Darlehen kommt anders als gewährtes Eigenkapital nicht dem Haftkapital zu gute und kann somit wieder abgezogen werden. Ein weiterer Aspekt der für eine Innenfinanzierung durch Gesellschafterdarlehen spricht ist, dass sich nichts im Verhältnis der Gesellschafter untereinander ändert. Zudem verfügt der Gesellschafter als Insider Kenntnisse über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens und kann somit gut abschätzen, ob und unter welchen Bedingungen er seiner Gesellschaft ein Darlehen gibt.
Die folgende Arbeit befasst sich mit der Thematik, inwieweit die gesellschaftliche Treuepflicht eine Rückforderungssperre hinsichtlich des Gesellschafterdarlehens begründen kann. Die Kernfrage dieser Arbeit befasst sich damit, ob der Gesellschafter sein gewährtes Darlehen jederzeit zurückfordern kann. Problematisch könnte dabei sein, dass durch die Rückforderung die Gesellschaft in eine wirtschaftliche Krisensituation gerät oder diese sich zuspitzt. Eine Rückzahlung und der dadurch einhergehende Liquiditätsverlust könnten Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung der Gesellschaft haben und deswegen unter Berücksichtigung der Gesellschaftsinteressen unterbleiben.
Ziel dieser Arbeit ist den Anwendungsbereich der Treuepflicht bei der Rückforderung von Gesellschafterdarlehen zu definieren. Dabei wird zunächst anhand des Krisenbegriffs der Zeitpunkt, ab dem eine Rückforderung nicht mehr geltend gemacht werden kann, bestimmt. Darüber hinaus stellt sich insbesondere die Frage, welche Intensität der Treuepflicht angewendet werden sollte. Unter diesem Gesichtspunkt ist zu erörtern unter welchen Umständen der Gesellschafter tatsächlich gezwungen sein könnte auf seinen Rückforderungsanspruch zeitweise zu verzichten. Da die Intensität der Treuepflicht bei der Rückforderung von Gesellschafterdarlehen stets eine Interessenabwägung voraussetzt und deshalb von Fall zu Fall variieren kann, werden Kriterien herausgearbeitet, die zeigen unter welchen Voraussetzungen die Treuepflicht eine Rückforderungssperre begründen kann.
Inhaltsverzeichnis
- A. Aufbereitung der Fragestellung und Darstellung der Vorgehensweise
- B. Das Gesellschafterdarlehen
- C. Aktualität der Treuepflicht durch MoMiG
- D. Die Treuepflicht bei Gesellschafterdarlehen
- I. Herleitung der Treuepflicht
- II. Voraussetzung bei Drittgeschäften
- III. Anwendungsbereich bei der Rückforderung von Gesellschafterdarlehen
- 1. Eingrenzung des Zeitpunktes einer möglichen Rückforderungssperre
- a) Insolvenz
- b) Insolvenznahe Situationen
- aa) enger Krisenbegriff
- bb) weiter Krisenbegriff
- 2. Schlussfolgerung
- 1. Eingrenzung des Zeitpunktes einer möglichen Rückforderungssperre
- IV. Intensität bei der Rückforderung von Gesellschafterdarlehen
- 1. Allgemeines
- a) Schuldrechtliche Gestaltung der Darlehensbeziehung
- b) Darlehenszweck
- c) Realstruktur der Gesellschaft
- d) Gesellschafterstellung
- 2. Fallkonstellationen
- a) Insolvenz als sicher eintretendes Ereignis
- b) Situationen im Stadium der Liquiditätskrise
- c) Sanierungsplan
- 3. Schlussfolgerung
- 1. Allgemeines
- V. Wirkungsbereich bei der Rückforderung von Gesellschafterdarlehen
- E. Rechtsfolgen
- F. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwieweit die Treuepflicht eine Rückforderungssperre hinsichtlich des Gesellschafterdarlehens begründen kann. Der Fokus liegt dabei auf der Situation, in der der Gesellschafter als Darlehensgeber und seine Gesellschaft als Darlehensnehmer auftritt.
- Die zeitliche Begrenzung einer möglichen Rückforderungssperre durch den Krisenbegriff.
- Die Intensität der Treuepflicht bei der Rückforderung von Gesellschafterdarlehen.
- Die Kriterien, die die Begründung einer Rückforderungssperre durch die Treuepflicht ermöglichen.
- Die Auswirkungen der Treuepflicht auf die Rückforderung von Gesellschafterdarlehen.
- Die Relevanz der Treuepflicht im Kontext der Gesellschafterfinanzierung.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel A behandelt die Fragestellung der Arbeit und die Vorgehensweise bei der Bearbeitung. Es wird die Problematik der Gesellschafterfinanzierung durch Darlehen und die Bedeutung der Treuepflicht in diesem Kontext aufgezeigt.
Kapitel B definiert das Gesellschafterdarlehen im rechtlichen Rahmen und grenzt es von Finanzplanabreden ab. Es beleuchtet die rechtliche Grundlage des Darlehensvertrages und die relevanten Kündigungsrechte.
Kapitel C erläutert die Aktualität der Treuepflicht durch die Modifikationen des MoMiG. Es geht auf die Abschaffung des Eigenkapitalersatzrechts und die Auswirkungen auf die Gesellschafterdarlehen ein.
Kapitel D befasst sich mit der Treuepflicht im Kontext von Gesellschafterdarlehen. Es wird die Herleitung der Treuepflicht aus dem Gesellschaftsrecht und deren Anwendungsbereich bei Drittgeschäften untersucht.
Kapitel E behandelt die Rechtsfolgen der Treuepflicht im Hinblick auf die Rückforderung von Gesellschafterdarlehen.
Schlüsselwörter
Gesellschafterdarlehen, Treuepflicht, Rückforderungssperre, Gesellschaftsrecht, MoMiG, Krisenbegriff, Insolvenz, Liquiditätskrise, Sanierungsplan, Interessenabwägung, Fremdvergleichsgrundsatz.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2017, Die Treuepflicht bei der Rückforderung eines Gesellschafterdarlehens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429836