Für das Urheberrecht hat die digitale Technik einen Januskopf: Sie bringt nie gedachte Möglichkeiten mit sich, gleichzeitig stellt sie das Urheberrecht aber vor größte Herausforderungen. Im analogen Zeitalter konnte ein Buch nicht ohne Weiteres vervielfältigt werden, man musste es aufwändig Seite für Seite abschreiben. Mit der Erfindung des Kopierers ging dies zwar schon etwas zügiger, eine wirkliche Revolution brachte aber die Digitalisierung: Heute braucht es nur wenige Mausklicks und man erhält nicht nur eine einfache Kopie, sondern einen Klon des ursprünglichen Werks – ohne Übertragungsfehler und ohne nennenswerte Kosten . Durch die digitale Vernetzung im Internet und die damit einhergehende vollständige Unkörperlichkeit wurde die Entwicklung auf einen Höhepunkt getrieben. Werke können heute viel effektiver und effizienter vermarktet werden. Genauso werden schneller Urheberrechtsverletzungen begangen und Raubkopien verbreitet. Dadurch wird das Urheberrecht auf die Probe gestellt; es wird sogar von einem Generalüberholungsbedarf gesprochen.
Eine mögliche Lösung wäre, auf Bewährtes zurückzugreifen und die digitale Welt als Nachbildung der analogen Realität zu inszenieren, indem die analogen Grenzen im Digitalen nachmodelliert werden. Obwohl Gerichte und Gesetzgeber Re-Modellierungen selten auch als solche benennen, wurden doch an einigen Stellen bereits Wirkungen, die im Analogen bestehen, ins Digitale bzw. Unkörperliche übertragen. Es stellt sich die Frage, ob dies ein allgemein gangbarer Weg für das Urheberrecht ist.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Nachbildung des Analogen im Digitalen
- I. Technischer Kopierschutz
- 1. Schranken und die „Analoge Lücke“
- a. Schranken und Verhältnismäßigkeitsgrundsatz
- b. „Analoge Lücke“
- 2. Bewertung der Re-Modellierung
- II. Territorialität
- 1. Die Portabilitäts-VO
- 2. Bewertung der Re-Modellierung
- a. Grundsätzliche Erwägungen
- b. Portabilitätsausnahme
- (1) Interessen der Nutzer
- (2) Interessen der Anbieter
- (3) Interessen der Rechteinhaber
- III. Erschöpfung
- 1. ErschöpfungsWirkung bei Software
- a. Die UsedSoft-Kriterien
- b. Bewertung der Re-Modellierung
- (1) Dogmatische Bedenken
- (2) Ökonomische Betrachtung
- (3) Abwägung der Interessen
- 2. Übertragung der ErschöpfungsWirkung auf andere Digitale Werke
- IV. Verleihrecht
- 1. Das EuGH-Urteil zum Digitalen Verleihrecht
- 2. Bewertung der Re-Modellierung
- V. Senderechte als Gegenbeispiel?
- 1. Rechtliche Behandlung von Videorekordern
- a. Klassische Videorekorder
- b. Internet-Videorekorder
- 2. Bewertung der Ungleichbehandlung
- C. Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Übertragung analoger Rechtsinstitute ins digitale Umfeld im Kontext des Urheberrechts. Sie befasst sich mit der Frage, ob eine Regulierung des digitalen Raumes durch Analogien aus dem analogen Recht ein sinnvolles Zukunftskonzept für das Urheberrecht darstellt.
- Kopierschutz und „Analoge Lücke“
- Territorialität und Portabilität im digitalen Raum
- Erschöpfungswirkung bei Software und digitalen Werken
- Verleihrecht im digitalen Umfeld
- Sende- und Vervielfältigungsrechte im Spannungsfeld digitaler Technologien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Einleitung und stellt die Fragestellung der Arbeit dar. Kapitel B widmet sich der Nachbildung analoger Rechtsinstitute im digitalen Umfeld. Im Fokus steht dabei die Regulierung des technischen Kopierschutzes, die Problematik der „Analogen Lücke“ sowie die Bewertung der Re-Modellierung. Das zweite Kapitel analysiert die Territorialität im digitalen Raum und diskutiert die Auswirkungen der Portabilitäts-VO auf die Interessen von Nutzern, Anbietern und Rechteinhabern. Kapitel C befasst sich mit der Erschöpfungswirkung bei Software und untersucht die Relevanz der UsedSoft-Kriterien für die digitale Welt. Das vierte Kapitel beleuchtet das Verleihrecht im digitalen Kontext und analysiert das EuGH-Urteil zum digitalen Verleihrecht. Abschließend wird in Kapitel V das Beispiel der Senderechte als Gegenbeispiel zur Übertragung analoger Rechtsinstitute ins Digitale diskutiert.
Schlüsselwörter
Digitalisierung, Urheberrecht, Analogie, Kopierschutz, „Analoge Lücke“, Territorialität, Portabilität, Erschöpfung, Software, Verleihrecht, Senderechte, Videorekorder, Rechtliche Behandlung, Ungleichbehandlung, Regulierung, Zukunftskonzept.
- Quote paper
- Philipp Koepsell (Author), 2017, Digitalisierung im Urheberrecht. Die Übertragung der Wirkungen aus dem Analogen ins Digitale als sinnvolles Zukunftskonzept für das Urheberrecht?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429881