Das Werk 'Willehalm' Wolframs von Eschenbach beginnt mit einem Prolog-Gebet, dessen Machart dem damaligen Hörer durchaus bekannt war. So verwies eine solche Einleitung eines Werkes darauf, dass es sich bei der folgenden Erzählung um keinen, zu der Zeit ebenfalls gut bekannten, Ritterroman handeln wird, sondern um eine Versepik, deren Themen Religion, Krieg, Fremdheit, aber auch einer hoffnungsvollen Lösung des Problems der Barmherzigkeit umfasst. Der gesamte Roman erscheint mit diesen Themen durchwoben zu sein. In diesem Sinne stellt dann auch die sogenannte 'Schonungsrede' der Figur Gyburc, die wohl markanteste Stelle des Romans dar.
Die Figur der Gyburc, ursprünglich die Heidenkönigin Arabel, lernt den christlichen Markgrafen Willehalm in der Gefangenschaft kennen und lieben, flieht mit diesem nach Oransche, heiratet Willehalm und lässt sich infolgedessen auf den Namen Gyburc taufen. Gyburc selbst stellt eine zentrale Figur im 'Willehalm' dar, welche sich im Laufe des Romans immer stärker ins Zentrum der Handlung bewegt und sich dort regelrecht zu emanzipieren scheint. Im Zuge ihrer Entwicklung, in welcher Gyburc viel Leid auf sich nehmen muss und sich stets als die Schuldige des Krieges zwischen ihrer heidnischen und der christlichen Verwandtschaft sieht, bezieht sie sich doch immer wieder auf die Liebe zu Gott und zu Willehalm und sieht hier die Rechtfertigung ihrer Handlungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der 'Willehalm' – etwas Neues
- Gyburc
- Verwandtschaft
- Betrachtung der Rede und ihrer Elemente
- gotes hantgetât (306,28)
- schônen
- Christen und Heiden
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Figur der Gyburc im 'Willehalm' Wolframs von Eschenbach. Das Ziel ist es, die Figur der Gyburc im Hinblick auf ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse zu beleuchten und mit ihrer 'Schonungsrede' in Einklang zu bringen.
- Die Figur der Gyburc als Grenzgängerin zwischen den Welten
- Die 'Schonungsrede' von Gyburc im Kontext von Taufe und Glauben
- Die Bedeutung der Begriffe 'schônen' und 'Heiden' im 'Willehalm'
- Die Beziehungen zwischen Christen und Heiden im Werk
- Die Rolle der Liebe und des Leids im 'Willehalm'
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den 'Willehalm' als eine Neuheit innerhalb der literarischen Welt des Mittelalters vor. Die Figur der Gyburc wird als eine Grenzgängerin zwischen den Welten vorgestellt, die sich stets zwischen Christen und Heiden bewegt. Das Kapitel 'Der 'Willehalm' - etwas Neues' beleuchtet die Besonderheiten des Romans und hebt den neuen Erzählstil und die zentrale Rolle von Gyburc hervor. Im Kapitel 'Gyburc' wird die Figur als eine Frau mit einer ambivalenten Position beschrieben, die sowohl die Macht der Herrschaft als auch die Verletzlichkeit der Liebe erfahren muss. Die 'Schonungsrede' von Gyburc wird im Kapitel 'Betrachtung der Rede und ihrer Elemente' im Detail betrachtet, wobei besondere Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Begriffe 'gotes hantgetât', 'schônen' und 'Heiden' gelegt wird.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter, die diese Arbeit betreffen, sind: Wolfram von Eschenbach, Willehalm, Gyburc, Schonungsrede, Verwandtschaft, Christen, Heiden, Taufe, Glaube, Minne, Krieg, Grenzgängerin, Liebe, Leid, mittelalterliche Literatur.
- Arbeit zitieren
- Pamela Bentlage (Autor:in), 2017, Das verwandtschaftliche Verhältnis der Gyburc aus dem Roman "Willehalm" Wolframs von Eschenbach, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429909