Die folgenden Ausführungen befassen sich neben der Erörterung der grundlegenden politischen Situation Osnabrücks im Spätmittelalter und dem intensiveren Blick auf die Unruhen der Rampendalsgesellschaft grundlegend mit der Quellenlage zum Thema. Hier stellt sich vor allem die Frage, inwiefern es überhaupt möglich ist, Näheres zum Aufstand und dem Tod der Anstifter – „so vorgescreven is“ - aus den verfügbaren Überlieferungen zu erfahren. Im Kernabschnitt wird das ‚Schicksal‘ der Unruheanstifter und insbesondere der Prozess – sofern es diesen gab gegen – sie und einen Osnabrücker Bürger, Cord von Langen, näher beleuchtet, der zwischen Unruhen und Ende der Anführer eine zentrale Figur gewesen zu sein scheint.
Im Jahr 1430 kam es im spätmittelalterlichen Osnabrück zu einem weitreichenden Aufstand einiger Bürger, die ihre Bürgerrechte elementar beschnitten sahen, gegen den Rat und damit die Obrigkeit der Stadt. Sie beschlossen eigene Artikel, die in das Stadtbuch aufgenommen - und damit rechtskräftig gleich einem Gesetz werden sollten. Das Herrschaftsmonopol des Stadtpatriziats sollte gebrochen werden. Doch sowohl im Stadtrat als auch in der Aufrührergesellschaft (Rampendahlsgesellschaft) waren Mitglieder miteinander verwandtschaftlich verbunden, Verbindungen kaum zu durchblicken.
Tatsächlich gab der Rat der Stadt den Forderungen nach und ließ sie in das Stadtbuch eintragen - ein geschicktes Manöver, um die rebellische Energie der Gegner im Sande verlaufen zu lassen. Kurz darauf werden die beiden Anführer des Aufstands hingerichtet. Doch was steckt hier dahinter? Hatten sich beide etwas zu Schulden kommen lassen? Hat der Rat der Stadt möglicherweise die Gunst der Stunde genutzt, als die Rebellion vorbei war, beide Gegner schnell von der Bildfläche verschwinden zu lassen? Hier besteht der Verdacht politischer Justiz - auch als exemplarisches Beispiel für das Aufbegehren von freisinnigen Bürgern gegen die Stadtobrigkeit im späten Mittelalter. Doch handelt es sich tatsächlich um politische Justiz?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das politische "Osenbrugge" im Spätmittelalter
- Quellenlage zum Rampendal'schen Aufstand
- Stadtbuch Osnabrück - 'des stades boek'
- Urkunden und Klageschrift
- Der Aufstand der "rampendals selschop"
- Gründung und Selbstverständnis der Rampendalsgesellschaft
- Die Unruhen vom 01. Januar 1430
- Der Prozess gegen Cord von Langen und die 'Häuptlinge' der Rampendalsgesellschaft
- Cord von Langen gegen Rat und Bürgerschaft Osnabrücks
- Der Rat gegen Heinrich Spranke und Hencke ton Knolle
- Die Hinrichtung der Aufstandsanführer
- Schlussbetrachtung: Ein Fall politischer Justiz?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert den Rampendal'schen Aufstand in Osnabrück im Jahr 1430, der zu einer Konfrontation zwischen Rat und Teilen der Bürgerschaft führte. Im Zentrum steht die Frage, ob die Hinrichtung der Aufstandsführer als Fall politischer Justiz betrachtet werden kann. Hierzu werden die politischen Verhältnisse Osnabrücks im Spätmittelalter beleuchtet, die Quellenlage zum Aufstand untersucht und der Prozess gegen die Anführer der Rampendalsgesellschaft näher beleuchtet.
- Politische Verhältnisse in Osnabrück im Spätmittelalter
- Quellenlage und Analyse des Rampendal'schen Aufstands
- Der Prozess gegen die Anführer der Rampendalsgesellschaft
- Die Hinrichtung der Aufstandsführer
- Politische Justiz im Mittelalter
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den historischen Kontext des Rampendal'schen Aufstands vor und führt die zentralen Forschungsfragen ein, die sich mit der Frage nach der politischen Justiz befassen.
- Kapitel 2 zeichnet ein Bild vom politischen "Osenbrugge" im Spätmittelalter, beleuchtet die städtische Verfassung und den Einfluss der Bürger auf die Landesgeschicke im Hochstift Osnabrück.
- Kapitel 3 widmet sich der Quellenlage zum Rampendal'schen Aufstand, untersucht die verschiedenen Quellenarten und geht auf die Schwierigkeiten ein, aus den verfügbaren Überlieferungen Informationen über den Aufstand und den Tod der Anstifter zu gewinnen.
- Kapitel 4 analysiert die Gründung und das Selbstverständnis der Rampendalsgesellschaft, beschreibt die Unruhen vom 01. Januar 1430 und schildert die Forderungen der Aufständischen an den Rat.
- Kapitel 5 beleuchtet den Prozess gegen Cord von Langen und die 'Häuptlinge' der Rampendalsgesellschaft, zeichnet die unterschiedlichen Perspektiven der Konfliktparteien nach und beschreibt die Hinrichtung der Aufstandsanführer.
Schlüsselwörter
Der Text fokussiert auf die Themen politische Justiz, Rampendal'scher Aufstand, Osnabrück, Spätmittelalter, Quellenkritik, Stadtbuch Osnabrück, städtische Verfassung, Konflikt zwischen Bürgern und Rat, Hinrichtung, Prozess, politische Macht, Stadtgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Christoph Penning (Autor:in), 2011, Politische Justiz im Mittelalter. Der Rampendal’sche Aufstand zu Osnabrück 1430 und das Ende seiner Anführer im Schatten politischer Justiz?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/430853