Häusliche Gewalt gegen Männer. Inwieweit stellt das gesellschaftliche Männerbild ein Problem für das Anzeigeverhalten von häuslicher Gewalt dar?


Hausarbeit, 2017

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Häusliche Gewalt gegen Männer

3. Das männliche Rollenbild
3.1 Das männliche Rollenbild in der Gesellschaft
3.2 Das männliche Rollenbild im Kontext häuslicher Gewalt

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

6. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Häusliche Gewalt findet in Deutschland, wie in vielen anderen Ländern, noch sehr häufig statt. Wenn von häuslicher Gewalt gesprochen wird, assoziiert man hiermit einen gewalttätigen Mann, der eine unschuldige Frau schlägt.

Aber ist das immer so? Wer schlägt eigentlich wen? Und warum ist die Dunkelziffer in diesem Bereich so hoch? Welche Ergebnisse brachte die Forschung in diesem Bereich? Und vor allem: Inwieweit stellt das gesellschaftliche Männerbild ein Problem für das Anzeigeverhalten von häuslicher Gewalt dar? Dieses Themenfeld und die damit zusammenhängenden Fragen werden in dieser Hausarbeit erarbeitet. Im Vordergrund steht das Gewalterleiden von Männern in Deutschland und das Rollenbild des männlichen Geschlechts in der heutigen Gesellschaft und im Kontext häuslicher Gewalt. Zunächst werden in dieser Arbeit die Begrifflichkeiten Gewalt und Häusliche Gewalt zum besseren Verständnis definiert. Außerdem wird auf die Zusammenhänge häuslicher Gewalt in der Gesellschaft geschaut und ob die Stellung in der Gesellschaft wie beispielsweise die Schichtzugehörigkeit eine Rolle spielt.

Bei den Begriffen „häusliche Gewalt Hilfe“ findet man bei Google zunächst nur Hilfsangebote für betroffene Frauen. „Häusliche Gewalt gegen Frauen“ ergeben 580.000 Suchergebnisse, während Google bei „häusliche Gewalt gegen Männer“ lediglich 382.000 zeigt. Gewalt wird in unserer Gesellschaft häufig als männlich dargestellt, welche sich gegen Kinder, Frauen und andere Männer richtet (Gauder/Schaper 2016:29). Wichtig ist hier zu nennen, dass in dieser Hausarbeit jegliche Gewalt gegen Frauen keinesfalls verharmlost wird. Es geht ausdrücklich um häusliche Gewalt unterschiedlicher Formen gegen Männer und Erklärungen des Anzeigeverhaltens.

Um die Begriffe und die Zusammenhänge dieser Hausarbeit besser verstehen zu können, ist eine Erklärung der Begrifflichkeiten unabdingbar. In den nächsten Kapiteln wird auf Grund dessen auf die Begriffe „Gewalt“ und „häusliche Gewalt“ näher eingegangen.

2. Häusliche Gewalt gegen Männer

Gewalt ist ein sehr komplexer Begriff, welcher sich nicht einheitlich definieren lässt. Gewalt kann von einer Person oder mehreren ausgeübt werden. Sie richtet sich gegen die eigene Person, Frauen, Kinder, Männer, Tiere oder auch ganze Institutionen, Gruppen und Vereine. Eine Definition von Gewalt wird der Weltgesundheitsorganisation entnommen: „Der absichtliche Gebrauch von angedrohtem oder tatsächlichem körperlichem Zwang oder physischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft, der entweder konkret oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, psychischen Schäden, Fehlentwicklung oder Deprivation führt“ (WHO 2002: 15)

Nach dem GewSchG §1 beschreibt Gewalt, wenn jemand „vorsätzlich den Körper, die Gesundheit oder die Freiheit einer anderen Person widerrechtlich verletzt“.

Unterschieden wird Gewalt in zwei Formen, einmal der strukturellen indirekten Gewalt und der personalen direkten. Während die strukturelle Gewalt von ganzen Gruppen oder Institutionen ausgeht, kennzeichnet sich personale Gewalt durch einen direkten Täter und äußert sich einerseits in physischer Form wie der „Bedrohung von Leib und Leben durch körperliche oder Waffengewalt, z.B. Mord, Folter, Vergewaltigung etc.;“ (A Global Ethic Now 2009: 1). Physische Gewalt wird in der personalen direkten Gewalt durch beispielsweise Einschüchterung, Beschimpfen und Anschreien ausgeübt. „Strukturelle Gewalt zeigt sich in Normen und Strukturen (auf gesellschaftlicher und globaler Ebene), wie z.B. ungerechten Sozial- und Wirtschaftsstrukturen, ungleichen Bildungschancen, beschränkten politischen Mitwirkungsmöglichkeiten oder rechtlichen Benachteiligungen von Bevölkerungsteilen.“ (A Global Ethic Now 2009: 1).

„Häusliche Gewalt liegt vor, wenn eine Person in einer bestehenden oder einer aufgelösten familiären oder partnerschaftlichen Beziehung in ihrer körperlichen, sexuellen oder psychischen Integrität verletzt oder gefährdet wird und zwar entweder durch Ausübung oder Androhung von Gewalt oder durch mehrmaliges Belästigen, Auflauern oder Nachstellen“ (Schwander 2006: 9).

„Wenn von häuslicher Gewalt die Rede ist, sind damit verschiedene Gewaltformen angesprochen“ (Gloor/Meier 2010: 18). Häusliche Gewalt kann in physischen, psychischen und sexuellen Gewaltformen auftreten (vgl. Gloor/Meier 2010: 18).

Zu häuslicher Gewalt zählen Strafdelikte wie Körperverletzung, Bedrohung, Beleidung, Verleumdung und Ehrverletzung, welche im Strafgesetzbuch beschrieben werden. In der häuslichen Gewalt können Täter-Opfer-Konstellationen jedoch variieren und sind nicht immer klar erkennbar. Beidseitige Übergriffe finden nicht selten statt. Außerdem unterschiedet man zwischen Gewalt als spontanem Konfliktverhalten und Systematischem Kontrollverhalten. Ersteres bedeutet, dass sich Auseinandersetzungen zwischen Paaren hin und wieder aggressiv äußern können, ohne dass ein Beteiligter beider Parteien hierarchisch untergeordnet wird. Eine dauernde Kontrollbeziehung ist in solchen Konflikten nicht beabsichtigt (vgl. Gloor/Meier 2010: 20).

Gewalt des systematischen Kontrollverhaltens bezeichnet, „dass ein Partner wiederholt gewalttätig wird, Gewalt ausübt und androht, Einschüchterungen sowie repressive Verhaltensweisen einsetzt und damit die andere Person systematisch in eine unterlegene Position versetzt“ (Gloor/Meier 2003: 2). Somit entsteht in der Beziehung eine Art „Kreislauf der Gewalt“ (Lenore Walker 1979: o.S.). Denn zunächst beginnt „Eine Phase von Spannungsaufbau [welche in] einen Gewaltausbruch [mündet]“ [… Anmerkung des Verfassers] (Gloor/Meier 2010: 20). Auf solche Übergriffe folgen jedoch häufig Entschuldigungen. Der Gewaltkreislauf ist ein kennzeichnendes Merkmal der häuslichen Gewalt. Dieses Wechselspiel stellt demnach den Kreislauf dieser andauernden Gewalthandlungen dar. Auf den Kreislauf und deren Dynamik wird in diesem Kapitel näher eingegangen.

Bei der häuslichen Gewalt gegen Männer, bei denen die Frauen die Täter sind, zeigt sich Gewalt vorwiegend als spontanes Konfliktverhalten und nicht als systematisches Kontrollverhalten (vgl. Decurtins/Huwiler 2010: 85). Maßgeblich ist jedoch der Unterschied zwischen häuslicher Gewalt und Beziehungsstreitereien. Ein Beziehungskonflikt ist ein Konflikt, in dem keiner der Partner eine unterlegene Position einnimmt. Die Partnerschaft kann beiderseits angezweifelt oder sogar beendet werden, ohne das einer davon Schaden nimmt. Bei der häuslichen Gewalt geht es um systematischen Machtmissbrauch von einem der Partner (vgl. Leugger 2010: 169) und das Opfer in der häuslichen Gewalt hat keine Mitschuld am Geschehen.

In der folgenden Abbildung wird der Kreislauf noch einmal deutlich. Die Abbildung wurde in dieser Literatur jedoch in Bezug auf häusliche Gewalt gegen Frauen verwendet, jedoch ist der Ablauf der Phasen nicht von dem Geschlecht abhängig.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Der Kreislauf der Gewalt (Walker 1984: 40)

Der Gewaltkreislauf besteht aus drei Phasen. Der Spannungsaufbauphase, der Gewaltausbruchsphase und zuletzt der Entschuldigungs- und Entlastungsversuchsphase.

In der ersten Phase, der Spannungsaufbauphase kommt es zu kleineren Konflikten zwischen den Partner. Um größere Angriffe und Gewalttätigkeiten zu verhindern, unterdrückt der Mann häufig seine „Gefühle der Angst, Wut und Verzweiflung“ (Schmid 2010: 39).

Die zweite Phase des Gewaltausbruchs kennzeichnet sich häufig durch die Entladung der aufgebauten Spannungen der ersten Phase. Diese Entladung geschieht entweder körperlich oder psychisch gegenüber dem Partner. „Das Opfer fühlt sich in dieser Situation oft hilflos, da es keinen Einfluss auf Art, Zeitpunkt oder Schwere der Gewalttat hat“ (Schmid 2010: 39). Schmid beschreibt außerdem, dass die Intervention in dieser Phase am sinnvollsten ist, da Männer und Frauen bei Betroffenheit offener für Hilfsangebote sind.

In der letzten Phase geht es um Entschuldigungs- und Entlastungsversuche seitens der TäterInnen. Hier versucht sich die Frau bei dem Mann zu entschuldigen und sucht Erklärungen für gewalttätiges Verhalten. Versprechen über zukünftig besseres Verhalten werden häufig gemacht. Diese Phase bezeichnet man auch als „Honeymoon-Phase“ in der die Partnerin nach dem Gewaltausbruch sich sehr liebevoll um den Mann kümmert (vgl. Schmid 2010: 39).

Diese wechselnde Partnerschaftsbeziehung zwischen Zuwendung und Gewaltausübung gegenüber dem Partner ist für Betroffene sehr schwer zu verstehen (vgl. Schmid 2010: 40). Während Betroffene oft die Gedanken haben sich zu trennen, werden diese schnell in der Entschuldigungs- und Entlastungsphase wieder nichtig und eine weitere Chance wird der Partnerin gegeben.

Dieser Kreislauf der Gewalt bleibt oft bestehen und wiederholt sich. Durch diese wiederholenden Opfererfahrungen, wird der Mann immer abhängiger von der Partnerin. Gewalttaten jeglicher Art werden versucht zu verhindern, was meist zwecklos ist. Der Mann wird somit immer hilfloser. „Die Gewaltausbrüche nehmen an Häufigkeit und Schwere zu […] (Schmid 2010: 40).

Wichtig an diesem Punkt ist noch zu nennen, dass im weiteren Verlauf hauptsächlich auf die personale Gewalt in Form von physischer, wie auch psychischer Gewalt gegen Männer eingegangen wird.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Häusliche Gewalt gegen Männer. Inwieweit stellt das gesellschaftliche Männerbild ein Problem für das Anzeigeverhalten von häuslicher Gewalt dar?
Hochschule
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel  (Soziale Arbeit)
Veranstaltung
Straftatorientierte Sozialarbeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
23
Katalognummer
V431006
ISBN (eBook)
9783668742208
ISBN (Buch)
9783668742215
Dateigröße
1795 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Männer, Gewalt, Häusliche Gewalt, Dunkelziffer, Anzeigeverhalten, Staftat
Arbeit zitieren
Julia Holle (Autor:in), 2017, Häusliche Gewalt gegen Männer. Inwieweit stellt das gesellschaftliche Männerbild ein Problem für das Anzeigeverhalten von häuslicher Gewalt dar?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/431006

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