„We no longer want to have this autistic science imposed on us!“.
„We wish to escape from imaginary worlds!“.
Diese aufgebrachten Forderungen sind Elemente eines Aufrufs französischer Ökonomiestudenten an die Wirtschaftswissenschaftler der Welt. Sie wollen damit in erster Linie auf die ihrer Ansicht nach existierenden Defizite im ökonomischen Curriculum hinweisen:
Eine ausufernde Mathematisierung und Formalisierung,
ein zunehmendes Auseinanderdriften des theoretischen Anspruchs, das reale ökonomische Geschehen zu erklären und zu prognostizieren, und den augenfälligen Problemen, diesem Vorhaben gerecht zu werden,
und eine einseitige, dogmatische Fixierung auf lediglich einen Ansatz – den der Neoklassik.
Die Reaktion auf ihren Protest geht vermutlich weit über ihre Erwartungen hinaus, denn weltweit schlossen sich Studenten, Doktoranden und Professoren aus verschiedensten Länder ihrem Aufruf an oder gründeten eigene Initiativen. Offenbar waren die Studenten mit ihrer Kritik nicht alleine.
Die Kritik dieser aufkommenden Bewegung an der Lehre lässt sich leicht auf die Weiterentwicklung der gesamten Ökonomie übertragen. Es handelt sich bei den Protestrufen nicht um eine plötzlich entstandene Unzufriedenheit mit der zunehmenden Diskrepanz zwischen theoretischen Anspruch und empirischer Relevanz, sondern lediglich um Öl, das in ein bereits brennendes Feuer gegossen wird.
Während auf der einen Seite also die Unzufriedenheit mit dem als beherrschend empfundenen Paradigma – das von den Kritikern als Teil der sogenannten 'Neoklassik' verstanden wird – wächst, wird auf der anderen Seite von den Kritisierten die Absorptionsfähigkeit dieses Paradigmas als stark genug angesehen, um auch die momentanen Veränderungen zu überstehen. So erklärte Solow, dass sich die Neoklassik durchaus ihrer Schwächen bewusst sei. Dementsprechend wäre die neuere neoklassische Forschung auch geprägt von Arbeiten zu unvollständigen Märkten, zu Wettbewerbsbeschränkungen und zu asymmetrischen Informationen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Betrachtungen
- Grundlagen der Debatte zum gegenwärtigen Zustand der Ökonomie
- Eine Protestwelle brandet auf
- Kritik am herrschenden Paradigma
- Zu viel Mathematik, zu viel Formalisierung
- Das Verhältnis von Empirie und Theorie
- Fortschritt durch die Spieltheorie?
- Philosophische Kritik der modernen Wirtschaftswissenschaften
- Ökonomische Naturgesetze?
- Variable 'Konstanten' in der Wirtschaftswissenschaft
- Die Unmöglichkeit der Maschine 'Gesellschaft'
- Der rettende 'Durchschnitt'?
- Historische Weichenstellungen der ökonomischen Theorieentwicklung
- Freys Beitrag: Kritik und Alternative
- Interpretation und Kritik des ökonomischen 'Mainstreams'
- Der Schleier der Mathematik
- Rationalität und Nutzenmaximierung
- Interdisziplinarität aus Freys Sicht
- Gegenentwurf
- Ein neuer Ansatz
- Die Rolle der Institutionen
- Das Verhalten des Menschen
- Zu überwindende Schwächen des ökonomischen Verhaltensmodells
- Trittbrettfahren bei öffentlichen Gütern
- Systematische Verzerrung durch Wahrnehmungsprobleme
- Entscheidungstheoretische Anomalien
- Konsequenzen der existierenden Anomalien
- Relevanz der Anomalien auf der individuellen Ebene
- Relevanz der Anomalien auf gesellschaftlicher Ebene
- Kompensation von Anomalien durch Institutionen
- Überschätzung und Problematik ökonomischer Anreize
- Mangelnde Wirkung materieller Anreize
- Vergessene Prozessorientierung
- Die Bedeutung von Motiven
- Kommerzialisierung, Werte, Moral
- Erweiterungsmöglichkeiten des Verhaltensmodells
- Präferenzen, Einschränkungen und Wahlhandlungen
- Anreicherung der Präferenzen
- Anreicherung der Einschränkungen
- Bewusste Wahlhandlungen der Individuen
- Das Verhältnis der Ökonomie zur Psychologie
- Anknüpfungspunkte
- Nutzen für die Psychologie
- Nutzen für die Ökonomie
- Präferenzen, Einschränkungen und Wahlhandlungen
- Interpretation und Kritik des ökonomischen 'Mainstreams'
- Kritische Würdigung und hoffnungsvoller Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den gegenwärtigen Zustand der Ökonomie aus einer kritischen Perspektive und beleuchtet die Debatte um die Notwendigkeit einer grundlegenden Neuausrichtung des ökonomischen Denkens. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse und Kritik des ökonomischen 'Mainstreams' sowie der Erörterung einer möglichen Alternative, die von Bruno S. Frey vertreten wird.
- Kritik am 'Mainstream'-Paradigma der Ökonomie
- Analyse der Schwächen des ökonomischen Verhaltensmodells
- Erörterung von Freys Ansatz einer alternativen Ökonomie
- Bedeutung von Institutionen und menschlichem Verhalten für die Wirtschaftswissenschaften
- Das Verhältnis von Ökonomie und Psychologie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitende Betrachtungen: Dieses Kapitel gibt eine kurze Einführung in die Thematik der Arbeit und stellt den Ausgangspunkt der Betrachtung dar.
- Grundlagen der Debatte zum gegenwärtigen Zustand der Ökonomie: Hier werden die wichtigsten Kritikpunkte am 'Mainstream'-Paradigma der Ökonomie beleuchtet, darunter der Vorwurf der Übermathematisierung, die mangelnde Berücksichtigung empirischer Erkenntnisse sowie die philosophischen und ethischen Grenzen des ökonomischen Denkens.
- Freys Beitrag: Kritik und Alternative: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse von Freys Kritik am 'Mainstream'-Paradigma und präsentiert seinen Ansatz einer alternativen Ökonomie, die die Rolle von Institutionen und menschlichem Verhalten stärker berücksichtigt.
- Kritische Würdigung und hoffnungsvoller Ausblick: Dieses Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt eine kritische Würdigung von Freys Ansatz dar. Es bietet einen optimistischen Ausblick auf die Möglichkeiten einer neu ausgerichteten Ökonomie.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die Kritik am ökonomischen 'Mainstream', die Analyse von Freys Ansatz einer alternativen Ökonomie, die Bedeutung von Institutionen und menschlichem Verhalten für die Wirtschaftswissenschaften sowie die Verknüpfung von Ökonomie und Psychologie. Zu den wichtigen Schlüsselbegriffen zählen daher: 'Mainstream'-Ökonomie, Kritik, Alternative, Institutionen, menschliches Verhalten, Psychologie, Interdisziplinarität, Rationalität, Nutzenmaximierung.
- Arbeit zitieren
- Frank Benitsch (Autor:in), 2004, Zum Zustand der Ökonomie - Debatte und Ausblick - Der Beitrag von Bruno S. Frey, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43111