Lernstandserfassung eines Schülers mittels der Hamburger Schreib-Probe und entsprechende Fördermaßnahmen (5. Klasse)


Seminararbeit, 2014

16 Seiten, Note: 1.5


Leseprobe


Inhalt

1 Fragestellung

2 Warum die Hamburger Schreib-Probe?
2.1 Die Struktur der deutschen Rechtschreibung
2.2 Die Konzeption der Hamburger Schreib-Probe
2.3 Getestete Rechtschreibstrategien in der HSP
2.3.1 Alphabetische Strategie (A):
2.3.2 Orthografische Strategie (O):
2.3.3 Morphematische Strategie (M):
2.3.4 Wortübergreifende Strategie (WÜ):

3 Durchführung und Auswertung des HSP 5-10 B bei einem 5. Klässler
3.1 Vorbereitung und Durchführung
3.2 Auswertung
3.2.1 Manuelle Auswertung
3.2.2 Online- Auswertung auf www.hsp-plus.de
3.3 Interpretation der Testergebnisse

4 Fördermassnahmen
4.1 Möglichkeiten der systematischen Förderung der Rechtschreibkompetenz
4.2 Förderung mit den „Sprachstarken 6“

5 Blick auf den Lehrplan 21

6 Fazit und Ausblick

7 Literaturverzeichnis

8 Anhang

1 Fragestellung

Die Fähigkeit, richtig zu schreiben ist eines der Ziele, das es in der Schule zu erreichen gibt und geniesst einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Sie kann nicht nur einen grossen Einfluss ausüben auf den Verlauf einer Schul- und Berufslaufbahn, sondern kann auch bei Nichtbeherrschung im Privatleben zu einer emotionalen Belastung werden.

Da sich die deutsche Rechtschreibung historisch über Jahre entwickelt hat, liegt ihr kein vollständig durchdachtes Konzept zu Grunde. Sie folgt zwar bestimmten Prinzipien und Gesetzmässigkeiten, die sich jedoch zum Teil widersprechen und so die Rechtschreibung für viele als unlogisch und kompliziert erscheinen lässt.

Unter dem Richtziel der Sprachbetrachtung setzen sich Primarschülerinnen und -schüler im Fach Deutsch mit der deutschen Rechtschreibung auseinander und sollen eine sichere Rechtschreibkompetenz entwickeln. Als Lehrpersonen ist es unsere Aufgabe, die Kinder individuell auf diesem Lernweg zu unterstützen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden müssen wir fähig sein, allfällige Rechtschreibschwierigkeiten bei Kindern festzustellen um allenfalls geeignete Fördermassnahmen einleiten zu können.

Für die Lernstandserfassung im Bereich der Rechtschreibung in der Primarschule werden verschiedene Rechtschreibtests auf dem Markt angeboten. Ich habe mich für die Hamburger Schreib-Probe entschieden, da diese zum einen für die Stufen eins bis zehn erhältlich ist und sie sich sowohl für die Lernstandserfassung einzelner Kinder, wie auch ganzer Klassen anbietet. Da der Schwerpunkt auf der Erfassung einzelner Rechtschreibestrategien liegt, lassen sich aus den Ergebnissen gezielt Fördermassnahmen ableiten.

Seit längerer Zeit begleite ich einen Primarschüler, der aktuell die 5. Klasse besucht und unterstütze ihn im Rahmen von Nachhilfeunterricht besonders im Fach Deutsch, in dem er besonderen Förderbedarf aufweist und mit dem er auch emotional auf Kriegsfuss steht. Da seine Rechtschreibleistungen sich auf seine allgemeine Schreibmotivation auswirken und dadurch fächerübergreifende Auswirkungen zur Folge haben, habe ich die Förderung der Rechtschreibkompetenz als Priorität meiner Nachhilfestunden gesetzt, basierend auf gewonnenen Erkenntnissen durch die Hamburger Schreib-Probe.

So lautet denn auch meine Fragestellung:

Wie lassen sich mit der Hamburger Schreib-Probe 5-10 B grundlegende Rechtschreibestrategien bei einem 5. Klässler erfassen und welche Fördermassnahmen lassen sich daraus ableiten?

Um diese Fragestellung zu bearbeiten, gehe ich methodisch folgendermassen vor: In einem ersten Schritt erläutere ich die Komplexität der deutschen Rechtschreibung und führe anschliessend genauer aus, weshalb ich mich für die Hamburger Schreib-Probe 5-10 B entschieden habe. Um hinter die Kulissen dieses Tests zu blicken, analysiere ich die theoretischen Grundlagen des Rechtschreiberwerbs mit Hilfe geeigneter Literatur. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Erwerb der alphabetischen, orthografischen, morphematischen und wortübergreifenden Rechtschreibestrategie.

In Kapitel drei schildere ich meine Erfahrungen mit der Durchführung der Lernstandserfassung und beschreibe meine bei der Auswertung der HSP gemachten Erfahrungen. Dabei gehe ich sowohl auf die manuelle Auswertung wie auch auf die Online-Auswertung auf der Website www.hsp-plus.de ein. Abschliessend formuliere ich geeignete Fördermassnahmen mit Fokus auf das Lehrmittel „Die Sprachstarken“ und setze die Rechtschreibung in den Kontext des Lehrplans 21.

2 Warum die Hamburger Schreib-Probe?

2.1 Die Struktur der deutschen Rechtschreibung

Deutsch ist eine Lautschrift. Das heisst jedem gesprochenen Laut (Phonem) wird ein Buchstabe (Graphem) zugeordnet. Da wir unser Alphabet aus dem Lateinischen übernommen haben, stehen für manche Laute keine entsprechenden Buchstaben zur Verfügung, was zur Kombination von mehreren Graphemen für einen bestimmten Laut führte (z.B. „sch“ oder „ch“). Umgekehrt hat es im Deutschen Laute, die mehreren Buchstaben zugeordnet werden können (z.B. v/f und c/k/q) (vgl. Leemann Ambroz 2006, S. 37).

Bei der Beschreibung des Systems der deutschen Rechtschreibung orientiere ich mich an derjenigen von Gallmann/Sitta, auf welches sich Leemann Ambroz abstützt (vgl. Leemann Ambroz 2006, S. 48 ff.).

Gallmann/ Sitta unterscheiden zwischen drei Ebenen der deutschen Rechtschreibung:

1. Ebene: Prinzipien

Sechs Prinzipien bilden das Grundkonzept der deutschen Rechtschreibung.

- Das Lautprinzip: „Schreibe, wie du sprichst!“
- Das Stammprinzip: „Schreibe Gleiches möglichst gleich!“
- Das grammatische Prinzip: „Mache den grammatischen Aufbau deines Textes deutlich!“
- Das semantisch-pragmatische Prinzip: „Hebe für den Leser wichtige Textstellen hervor!“
- Das Homonymieprinzip: „Schreibe Ungleiches ungleich!“
- Das ästhetische Prinzip: „Vermeide verwirrende Schriftbilder!“

2. Ebene: Regeln

In Regeln werden basierend auf den sechs Prinzipien der deutschen Rechtschreibung konkrete Schreibanweisungen formuliert. Im Duden von 1996 sind über 136 Regelbereiche zu finden (vgl. Leemann Ambroz 2006, S. 54). Im Hinblick auf den Erwerb der Rechtschreibkompetenz sind jedoch nicht alle von gleicher Bedeutung. So unterteilen Lindauer/ Schmellentin die Regeln in drei Kategorien. Für die Schule relevant sind so die „echten“ Rechtschreibregeln, die ohne oder bis auf wenige Ausnahmen verlässlich sind, und die Faustregeln, die in den meisten Fällen zur richtigen Schreibung führen. Verzichtet werden kann im schulischen Kontext auf die „unechten“ Regeln, die zu viele Ausnahmefälle aufweisen.

3. Ebene: Einzelfestlegungen

Unter diese Kategorie fallen Wörter, die nicht durch allgemeine Regeln festgelegt sind.

Solche Einzelfestlegungen werden zusammen mit Ausnahmewörtern der Faustregeln in der Schule als Lernwörter gelernt.

Durch die Aufteilung der deutschen Rechtschreibung in die drei Ebenen wird ersichtlich, dass der deutschen Rechtschreibung eine komplexe Struktur zu Grunde liegt, der ein Hilfsmittel zur Lernstandserfassung wie die HSP gerecht werden muss.

2.2 Die Konzeption der Hamburger Schreib-Probe

Die Hamburger Schreib-Probe (HSP) ist ein Rechtschreibtest, mit dem die Rechtschreibkompetenzen der Schüler und Schülerinnen erfasst werden können. Sie ist sowohl geeignet für die Einschätzung individueller Rechtschreibfähigkeiten eines einzelnen Kindes als auch dank dem relativ geringen Aufwand für Leistungserhebungen ganzer Klassen der Stufen eins bis zehn. Regelmässig durchgeführte Tests ermöglichen so eine Dokumentation der Lernentwicklung der einzelnen Kinder über eine längere Zeitspanne. Dank bundesweiten Vergleichswerten ist ein Vergleich der Testergebnisse mit solchen von anderen deutschen Schülerinnen und Schüler in dieser Klassenstufe möglich.[1] Da ich den Test mit einem eher schwächeren Schüler Ende des 5. Schuljahres durchgeführt habe, ist die HSP 5-10 (Basisanforderungen) für die Lernstandserfassung geeignet. Für die Klassenstufen 5-10 existiert auch die Version HSP 5-10 (Erweiterte Kompetenz), die sich für Schülerinnen und Schüler mit fortgeschrittenen Rechtschreibfähigkeiten anbietet. [2]

Die Auswertung der Rechtschreibleistung erfolgt im HSP 5-10 (B) aufgrund von fünf Testwerten:

1. Die Anzahl richtig geschriebener Wörter ermöglichen eine erste, grobe Einschätzung.
2. Die Anzahl richtig geschriebener Buchstabenkombinationen (Graphemtreffer) bilden den Hauptkennwert der HSP.
3. An „Lupenstellen“ werden grundlegende Rechtschreibstrategien genauer analysiert. Im Zentrum stehen die alphabetische Strategie, die orthografische Strategie, die morphematische Strategie und die wortübergreifende Strategie (siehe 2.2). Durch diese Erkenntnisse lässt sich ein individuelles Rechtschreibstrategien-Profil erstellen.
4. Überflüssige orthografische Elemente werden in der Auswertung berücksichtigt, da sie ein Hinweis auf eine bestimmte Unsicherheit sind.
5. Oberzeichenfehler, wie beispielsweise a anstelle von ä, sind ein Zeichen für das Mass an Sorgfalt und Kontrolle während dem Schreiben (vgl. May 2012, S. 5ff.).

Dank dieser breiten Analyse lässt sich ein präzises Bild von der Rechtschreibleistung eines Kindes erstellen, aus welchem in einem weiteren Schritt gezielt Fördermassnahmen zu einzelnen Bereichen abgeleitet werden können. Die Konzeption der HSP ermöglicht den Testenden einen fokussierten Blick in die komplexe Struktur der deutschen Rechtschreibung.

2.3 Getestete Rechtschreibstrategien in der HSP

Die Hamburger Schreib-Probe (HSP) fokussiert bei der Diagnose der orthografischen Kompetenz die Erfassung der grundlegenden Rechtschreibstrategien und versucht dadurch die Prozesse zu beschreiben, die eine bestimmte Schreibung erzeugt hat und ausgehend von den Erkenntnissen, gezielte Fördermassnahmen einzuleiten.

[1] Nebst den bundesweiten Vergleichswerten sind auch Vergleichswerte für Stadtstaaten und grossstädtische Ballungsgebiete vorhanden. Diese Gebiete sind durch einen hohen Anteil von Familien mit Migrationshintergrund und einer grossen Heterogenität bezüglich des sozialen und kulturellen Umfelds geprägt, was sich auf die Rechtschreibleistungen auswirkt. Der Mittelwert dieser Vergleichsnormen fallen etwas tiefer aus und die Streuung etwas breiter, was sich auch auf die Einordnung der Testleistungen auswirkt und so zu einer realistischeren Einschätzung führen kann. (vgl. May 2012, S. 6)

[2] Welche Versionen der HSP für welche Schüler und Schülerinnen geeignet sind, lässt sich in Tabelle 1 Versionen und Anwendungszeitpunkte der HSP im Anhang entnehmen.

„ Kein Handeln geschieht ohne Regeln. Aber zu einer Strategie wird regelgeleitetes Handeln erst, wenn die erkannten Regeln immer wieder und zunehmend systematisch das Handeln steuern“ (May 2013, S. 22).

Nach May lassen sich Hauptstrategien unterscheiden, nach denen Schreiblernende die in Kapitel 2.1 grob skizzierten Prinzipien und Regeln des deutschen Schriftsystems rekonstruieren und Wörter verschriftlichen (vgl. May 2013, S. 22).

Im Folgenden erläutere ich die vier in der HSP getesteten Strategien und welche Wortstellen der getesteten Wörter jeweils welcher Strategie zugeordnet werden. Die Strategien werden in der Regel in dieser Reihenfolge erworben und spielen im Verlauf des Schrifterwerbs jeweils in dieser Reihenfolge eine dominante Rolle. Mit der Zeit wachsen die einzelnen Rechtschreibestrategien zusammen und entwickeln sich zu einer komplexen „Gesamtstrategie“.

2.3.1 Alphabetische Strategie (A):

Etwa bei Schuleintritt erkennen die meisten Kinder, dass die Schreibung eines Wortes Hinweise auf die Artikulation enthält. Mit der Erkenntnis „Achte auf die eigene Aussprache und schreibe für jeden Laut einen Buchstaben“ (May 2013, S.24). beginnen die Kinder ihre eigene Aussprache zu analysieren und dadurch Hinweise auf die Verschriftlichung zu erhalten. Dieser Lernprozess beginnt meist damit, dass ein Wort mit nur einem einzelnen Buchstaben geschrieben wird und führt dann schrittweise zur Verschriftlichung von immer grösseren sprachlichen Einheiten hin bis zu einfachen Sätzen. Dabei erwerben die Kinder zunehmend Wissen über die Phonem-Graphem-Korrespondenz und erkennen, dass keine vollständige 1:1 Beziehung zwischen Laut und Schrift besteht. Der Erwerb dieser Strategie setzt voraus, dass die Schreibenden eine phonologische Bewusstheit entwickelt haben. In der HSP werden Wortstellen, deren Schreibung durch Zuhilfenahme der Artikulation geklärt werden können, der alphabetischen Strategie zugeordnet.

2.3.2 Orthografische Strategie (O):

Nach Erwerb des Wissens um die Laut-Buchstaben-Beziehungen entdecken die Lernenden, dass diese teilweise nach orthografischen Regelungen entsprechend angepasst werden müssen. May unterscheidet zwei Arten von orthografischen Elementen, die zu Modifikationen führen: Zum einen handelt es sich um „Merkelemente“, wie beispielsweise die Längezeichen, die sich Lernende merken müssen, da es keine verlässliche Faustregel gibt[3]. Im Gegensatz lassen sich bei den „Regelelementen“ zugrunde liegende Regeln bestimmen, die bei der korrekten Verschriftung helfen. Der orthografischen Strategie liegt also die folgende Instruktion zu Grunde: „Merke dir die von der Lautung abweichende Schreibung der Wortstelle und/oder nutze eine dir bekannte Vorschrift (,Regel‘) für die Schreibung“ (May 2013, S.25).

Wortstellen, die nicht aufgrund der Artikulation erklärt werden können und die sich nicht zwingend auf morphematische Regelungen abstützen, werden der orthografischen Strategie zugeordnet.[4]

[3] „Zwar gibt es hier auch allgemeine Regeln (z.B. die Dauer bzw. Offenheit des Vokals: /ka:n/ vs. /kán/ -> Kahn vs. kann). Doch gelten für die Bezeichnung der Länge nur Wahrscheinlichkeitsbeziehungen: Bei langem i wird die Länge fast immer mit ie gekennzeichnet, bei anderen Vokalen wird die Länge meist nicht gekennzeichnet.“ (May 2013, S. 25)

[4] Dazu zählen die folgenden Elemente: „Merkelemente: Längezeichen (ieh, ich, ah, oo usw.), x (weil mehrfach repräsentierbar: x, chs, ks, cks, gs), qu (weil alphabetisch kw darstellbar), v in Wörtern wie Vater, vor (nicht

2.3.3 Morphematische Strategie (M):

Alle deutschen Wörter sind aus „Bausteinen“ (Morphemen) zusammengesetzt. Dazu gehören Vorsilben, Stämme, Fugen und Endungen. Hat ein Kind dieses Prinzip erkannt, kann es sein Gedächtnis entlasten, da es ausgehend von einem Stammmorphem viele verwandte Wörter bilden und schreiben kann. Die Instruktion fordert zu einer analytischen Durchdringung von Wortbildungen auf: „Gliedere die Wörter in ihre Bausteine, suche nach verwandten Wortstämmen und leite die Schreibung von diesen ab“ (May 2013, S. 26).

Wortstellen, deren Schreibung die Beachtung morphosemantischer respektive morphologischer Operationen erfordern, werden der morphematischen Strategie zugeordnet.

Bei morphosemantischen Operationen wird durch das Herausfinden der Wortbedeutung das zu Grunde liegende Stamm-Morphem eruiert und davon ausgehend auf die korrekte Schreibweise geschlossen. Wird hingegen von der Durchgliederung eines Wortes in Wortbausteine ausgegangen, bei der anschliessend stammbezogene Regeln für die Schreibweise herangezogen werden (z.B. die Vorsilbe ver statt fer), spricht man von morphologischen Operationen.

Dazu gehören laut May (May 2013, S.35):

- „Die Schreibung von Vorsilben, soweit sie eine lautabweichende Schreibung erfordern (z.B. Verkäuferin),
- die Schreibung aufeinanderfolgender gleicher Buchstaben bei Komposita, die lautsprachlich zusammenfallen (z.B. Fahrrad), die Schreibung von Wortfugen, die nach der alphabetischen Strategie auch anders geschrieben werden können (z.B. Geburtstag statt Geburztag),
- die Umlautableitung (z.B. Blätter, Verkäuferin) sowie
- die Auslautverhärtung (z.B. Handtuch, Staubsauger).“

2.3.4 Wortübergreifende Strategie (WÜ):

Bei dieser Strategie werden grössere sprachliche Einheiten einbezogen und kommt deshalb zum Zug, wenn Sätze oder gar Texte geschrieben werden. Die Schreibenden berücksichtigen für die korrekte Schreibweise die Wortart, die Wortsemantik, die Satzgrammatik, die Verwendungsart des Satzes (z.B. als wörtliche Rede) und die grammatische Kongruenz. Bei der grammatischen Kongruenz handelt es sich um die formale Abstimmung der Deklination (z.B. in hohem Bogen).

Wortstellen, bei denen wortübergreifende bzw. grammatische Aspekte berücksichtigt werden müssen, werden der wortübergreifenden Strategie zugeordnet. Dazu zählen laut May (May 2013, S. 36):

- „Satzzeichen, z.B. Gliederungs-, Frage- und Anführungszeichen,
- Herleitung der Gross- bzw. Kleinschreibung (z.B. der doofe Computer, Mann -man),
- Zusammen- bzw. Getrenntschreibung sowie
- grammatisch bestimmte Endungen (z.B. „in/m hohem/n Boden“, „mit dem Schiedsrichter“).“

jedoch in Präfixen wie ver-), ß als Zeichen für das scharfe (stimmlose) /s/ wie in Gießkanne, da das gleiche Phonem alphabetisch auch durch <s> bezeichnet werden kann (Gras) [für uns in der Schweiz jedoch nicht relevant]. Regelelemente: sp-/-st-Schreibung am Wort-/Stammanfang, Kürzezeichen (Konsonantenverdoppelung, ck, tz).“ (May 2013, S.35)

3 Durchführung und Auswertung des HSP 5-10 B bei einem 5. Klässler

3.1 Vorbereitung und Durchführung

Nach erhaltenem Einverständnis der Eltern, habe ich die HSP am 18. Juni 2014 während den regulären Nachhilfezeiten durchgeführt. Bereits im Voraus habe ich mich mit dem Handbuch genauer über die optimale Vorgehensweise informiert und entsprechende Materialien bereitgelegt. Diese bestanden aus dem Testheft für den Schüler und einer Kopie mit den zu diktierenden Wörtern.

Zu Beginn habe ich L. aufgrund der Hinweise des Handbuchs mitgeteilt, dass der Test ein wenig anders abläuft als ein normales Diktat. Die Wörter einer Seite werden vorgelesen und gemeinsam kurz besprochen. Anschliessend kann er in seinem eigenen Tempo und mit den Bildern als Erinnerungshilfe die Wörter aufschreiben. Wie im Handbuch vorgeschlagen habe ich ihn informiert, dass die Wörter schwierig sind und es auch bereits ein Erfolg ist, wenn sie teilweise richtig geschrieben sind. Beim Vorlesen habe ich darauf geachtet, durch eine alltagsprachliche Artikulation nicht Hinweise auf die Schreibung zu geben. Ich habe jeweils gesagt, wenn ein neuer Satz beginnt, jedoch die Punkte nicht diktiert.

L. hat auf mich während der etwa 15-minütigen Testdurchführung einen sehr aufmerksamen Eindruck gemacht

3.2 Auswertung

3.2.1 Manuelle Auswertung

In der Umschlagklappe des Testhefts befindet sich ein Auswertungsschema, mit dessen Hilfe die Schreibungen analysiert und die fünf Testwerte ausgewertet werden (siehe 2.2). Um eine optimale Auswertung durchführen zu können, ist in jedem Fall das Manual zur HSP+ 5-10 B zu lesen, in der relevante Hinweise zu finden sind! Besonders zu beachten ist, dass bei den Testwörtern zum Teil „ß“ vorkommen. Da diese in der Schweiz nicht relevant sind, habe ich diese nicht in die Bewertung einbezogen.

In einem zweiten Schritt werden anhand der entsprechenden Vergleichstabellen die Äquivalenzwerte berechnet um die individuellen Leistungen mit einer entsprechenden Normverteilung vergleichen zu können. Bei L. habe ich die Vergleichsgruppe „Ende Klasse 5 / Alle Schulformen (Deutschland gesamt)“ gewählt.

Bei den Äquivalenzwerten handelt es sich zum einen um Prozentränge (PR). Ein Prozentrang von beispielsweise 40% besagt, dass von 100 vergleichbaren Individuen 60 eine bessere und 40 eine gleich gute bzw. schwächere Leistung erzielt haben.

Zum anderen handelt es sich um die T-Werte, welche die Berechnung von Durchschnittswerten ermöglichen. Sie entstehen durch eine Umwandlung der Prozentränge in Standardwerte. Die T-Werte verteilen sich wie in der Gauss’schen Normalverteilung. Der Mittelwert liegt bei T=50. T-Werte zwischen 40 und 60 liegen im Durchschnittsbereich. Im Anhang ist eine Grafik zu finden, welche den Zusammenhang der T-Werte und der Prozentränge verdeutlicht (vgl. May 2012, S. 14ff). Durch das Übertragen der Äquivalenzwerte auf eine Kopiervorlage lässt sich ein Strategieprofil erstellen.

Im Begleitheft zum HSP 5-10B ist angegeben, dass man für die manuelle Auswertung etwa 15 Minuten benötige. Mit über einer Stunde habe ich deutlich länger gebraucht. Um einen ganzen Klassensatz auszuwerten ist dementsprechend mit einem grossen zeitlichen Aufwand zu rechnen!

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Lernstandserfassung eines Schülers mittels der Hamburger Schreib-Probe und entsprechende Fördermaßnahmen (5. Klasse)
Hochschule
Pädagogische Hochschule Bern
Note
1.5
Autor
Jahr
2014
Seiten
16
Katalognummer
V431379
ISBN (eBook)
9783668780033
ISBN (Buch)
9783668780040
Sprache
Deutsch
Schlagworte
lernstandserfassung, schülers, hamburger, schreib-probe, fördermaßnahmen, klasse
Arbeit zitieren
Manuela Haldimann (Autor:in), 2014, Lernstandserfassung eines Schülers mittels der Hamburger Schreib-Probe und entsprechende Fördermaßnahmen (5. Klasse), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/431379

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