Fundraising in Nonprofit-Organisationen


Referat (Ausarbeitung), 2004

27 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Philanthropie, ein Wert aus den USA kommt nach Deutschland

2. Was ist eine Nonprofit- Organisation

3. Finanzierung von Nonprofit-Organisationen
3.1. Öffentliche Förderung
3.2. Stiftungen
3.3. Förderungsmöglichkeiten über Kooperation und Vernetzung
3.4. Selbsterwirtschaftete Mittel

4. Fundraising
4.1. Social-Sponsoring

5. How to fundraise
5.1. Öffentlichkeitsarbeit
5.2. Fundraising im Team

6. Die verschiedenen Fundraising-Methoden

1. Philanthropie, ein Wert aus den USA kommt nach Deutschland

Das Wort Philanthropie kommt aus dem Griechischen und bedeutet Menschenliebe.

Unter Philanthropie wird das freiwillige, nicht gewinnorientierte Geben von Zeit oder Wertgegenständen (Geld, Wertpapiere, Sachgüter) für öffentliche Zwecke verstanden.“[1]

In den USA ist Philanthropie eine Grundhaltung und eine Institution. Das bedeutet, alle, ob arm oder reich, ob Individuum oder Unternehmen, verstehen es als ihre Verpflichtung einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Das kann in Form von Spenden oder ehrenamtlicher Arbeit sein.

In Amerika steht Philanthropie für Eigenverantwortlichkeit, Selbsthilfe und Solidarität und stützt die zivile Gesellschaft von der Basis her. Allerdings ist in den USA das soziale Netz des Staates auch nicht so umfassend wie in Europa und gerade in Deutschland. Das hat seine Herkunft in einem völlig anderen Staatsverständnis, die Erwartung an den Staat ist sehr viel geringer als in unseren Ländern. Staatsferne und die Begrenzung der staatlichen Kontrolle sind in der Bevölkerung verankerte Grundwerte.

Für Marita Haibach stellt Philanthropie sogar „eine wichtige Möglichkeit für die einzelnen Menschen dar, die Entwicklung der Gesellschaft zu beeinflussen.“[2] So fungiert der Spenden-Scheck quasi als Stimmzettel.

In Amerika herrscht vorrangig das Prinzip des freiwilligen Handelns für das Gemeinwohl. Daraus ergibt sich, daß Philanthropie in den USA ein positiv behafteter Wert ist und hohes Ansehen genießt.

In Deutschland hingegen ist der Begriff Philanthropie eher unbekannt. Ehrenamtliche Arbeit und Spenden geraten schnell in Verruf, denn es gilt der Grundsatz: „Eigentlich müßte ja der Staat...“.[3].

Aus der amerikanischen Philanthropie- Tradition leitet sich ab, daß in den USA, im Unterschied zu den europäischen Ländern, private Geldgeber bei der Finanzierung des Nonprofit-Sektors eine viel größere Rolle spielen. Das hat auch mit der Entstehungsgeschichte des Dritten Sektors in Amerika zu tun, denn hier entstand das Gemeinwesen auf freiwilliger Basis. Der Staat füllte traditionell nur noch die Lücken, welche die Philanthropie offen ließ. In Deutschland und Europa ist Philanthropie eine private Tugend, die nur die Lücken füllt die der Staat läßt.

Am 26. April 1997 trat der damals amtierende Bundespräsident Roman Herzog für einen neuen Gesellschaftsvertrag ein, in dem der einzelne wieder mehr Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen soll: „Der Staat leidet heute besonders unter dem Mythos der Unerschöpflichkeit seiner Ressourcen... Die Bürger überfordern den Staat, der Staat seinerseits überfordert die Bürger. Je höher die Steuerlast, desto höher die Erwartungen an den Staat... Mit dem rituellen Ruf nach dem Staat geht ein gefährlicher Verlust von Gemeinsinn einher... Wir brauchen einen neuen Gesellschaftsvertrag... Wäre es nicht ein Ziel, eine Gesellschaft der Selbständigkeit anzustreben, in der der einzelne mehr Verantwortung für sich und andere trägt, und in der er das nicht als Last, sondern als Chance begreift?... Wäre es nicht ein Ziel, eine Gesellschaft der Solidarität anzustreben - nicht im Sinne der Maximierung von Sozialtransfers, sondern im Vertauen auf das verantwortliche Handeln jedes einzelnen für sich selbst und die Gemeinschaft? (Frankfurter Rundschau, 28.4.1997.)“[4]

Es gibt scheinbar Menschen denen diese Rede aus dem Herzen spricht, denn in den letzten Jahren zeichnet sich in Deutschland ein Einstellungswandel ab.[5] Begriffe wie „Eigenverantwortung“, „aktive Bürgergesellschaft“ oder „Revitalisierung der Demokratie“ machen die Runde.

Während einige nur den Werteverfall beklagen, machen sich andere daran, Verantwortung zu übernehmen und sich gemäß ihres individuellen Wertekanons zu engagieren.“[6] Ehrenamtbörsen und Spendenparlamente werden gegründet, das Stiftungswesen befindet sich im Aufwärtstrend.

2. Was ist eine Nonprofit- Organisation

Ein aus den USA stammender Begriff findet hierzulande immer mehr Verwendung: Nonprofit Organisationen (im folgenden NPO) bzw. Nonprofit- Sektor. „Der Begriff Nonprofit- Sektor (auch Dritter Sektor) dient als Sammelbezeichnung für diejenigen Organisationen, die weder den Bereichen Privatwirtschaft oder Staat noch dem informellen Privatbereich zugeordnet werden können.“[7]

An der Johns Hopkins University in Baltimore, USA organisierten Lester M. Salamon und Helmut Anheier ein groß angelegtes, international vergleichendes Forschungsprojekt zum Thema Nonprofit-Sektor. Nach ihrer Definition gehören diejenigen Organisationen zum Dritten Sektor, die formell strukturiert, organisatorisch vom Staat unabhängig und nicht gewinnorientiert sind; die eigenständig verwaltet und zu einem gewissen Grad von freiwilligen Beiträgen getragen werden und keine Zwangsverbände darstellen.

Der Zweck einer NPO ist es dem Wohl der Allgemeinheit bzw. Teilen davon zu dienen. Es gibt unterschiedliche Formen von NPOs: Vereine, Verbände, Stiftungen, Genossenschaften. Inhaltlich gibt es innerhalb dieser Organisationen ein großes Spektrum, welches u.a. die Bereiche Soziales, Gesundheit, Kultur, Umwelt, Tierschutz und Sport umfaßt.

In Deutschland ist die Dominanz der Wohlfahrtsverbände (Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonisches Werk, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Rotes Kreuz) charakteristisch für den Nonprofit-Sektor. Seit den siebziger Jahren sind vor dem Hintergrund der sozialen Bewegung neue, kleinere Vereine entstanden, deren Arbeit Themenbereichen gewidmet waren, die zuvor eher vernachlässigt wurden (z.B. Abrüstung, Frauendiskriminierung, Rassismus, Umwelt).

3. Finanzierung von Nonprofit-Organisationen

Da NPOs in der Regel durch ihre satzungsgemäße Arbeit keine Einnahmen erzielen dürfen, sind sie darauf angewiesen, Mittel aus externen Finanzquellen zu beschaffen. Dabei lassen sich folgende Finanzierungsmöglichkeiten unterscheiden:

- Öffentliche Förderung (Kommune, Land, Bund, Europäische Union)
- Stiftungen
- Spenden (Privatpersonen, Firmen)
- Bußgelder und andere öffentliche Spenden (z.B. Lottomittel)
- Förderung über Kooperation/ Vernetzungen mit Verbänden und Institutionen (z.B. Kirchen, Gewerkschaften, Parteien)
- selbsterwirtschaftete Mittel (Leistungsentgelte, u.a. Sponsoring)

Marita Haibach ist der Meinung, daß die deutschen Nonprofit-Organisationen sich bei ihrer Finanzierung zu sehr auf öffentliche Geldgeber konzentrieren. Die Folge dieser starken Staatsorientierung von NPOs hätte dazu geführt, daß der Dritte Sektor bei uns bislang nicht als eigenständige gesellschaftliche Kraft wahrgenommen worden ist.[8]

Die reine Finanzierung durch den Staat hat zusätzlich zu einer Stagnation der Konzepte geführt. Innovationen im Nonprofit-Sektor sind in der Vergangenheit überall dort entstanden, wo sie ideologisch am wenigsten in die Konzepte der Regierung paßten, wie zum Beispiel die Selbsthilfebewegung der 70er Jahre.

Bei dem Beklagen der Kürzungen wird häufig in den Hintergrund gerückt, daß schon zu diesen Zeiten die Frage „Staatsknete- ja oder nein?“ heftig diskutiert wurde. Denn die Förderung durch die öffentliche Hand bedeutet auch immer eine Abhängigkeit von dieser. Also können die Sparzwänge der öffentlichen Haushalte, so negativ ihre Auswirkungen im Einzelfall auch sind, eine große Chance für den Nonprofit-Sektor darstellen.[9]

Neu hinzukommen würde ein Wettbewerb unter den NPOs, denn alle würden auf dem Markt der Gemeinnützigkeit um die Gunst der Spender kämpfen. Dazu gehört, daß die Institutionen ihre Konzepte in Frage stellen lassen müssen. Stehen ihre angebotenen Leistungen auch in einem angemessenen Verhältnis zu ihren Kosten? Und sind die Ziele auch immer noch zeitgemäß? Die NPOs müßten zukünftig für ihre Aktivitäten und deren Finanzierung Marketing betreiben.

Im Folgenden erläutere ich die oben erwähnten Finanzierungsmöglichkeiten.

3.1. Öffentliche Förderung

Bei der Erklärung der Finanzierung aus der öffentlichen Hand beziehe ich mich auf den Bereich der Kinder- und Jugendarbeit in selbstorganisierten Initiativen, da ich dies als Beispiel in der Fachliteratur gefunden habe. Die Kernaussagen sind aber auch auf andere Fördersektoren zu übertragen.

Grundlagen öffentlicher Förderung für Projekte der Kinder- und Jugendarbeit sind das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) und die dazu in den verschiedenen Bundesländern erlassenen Ausführungsgesetze. Problem für kleinere Initiativen die Kinder-, Jugend- , Jugendkulturarbeit etc. betreiben wollen ist, daß sie die Förderung nicht einklagen können. “Denn vom Bundesgesetzgeber wurde „in §74 KJHG kein Rechtsanspruch auf Förderung der freien Träger etabliert..., sondern es ist - wie es das Bundesverfassungsgericht im Subsidiaritätsstreit ausdrücklich formuliert hat - eine `freie Entscheidung der Träger der öffentlichen Jugendhilfe, welche Haushaltsmittel insgesamt für die Jugendhilfe... bereit gestellt werden sollen´ (BVerfGE 22,208)[10]

Voraussetzung für die öffentliche Förderung ist, daß der jeweilige Träger (Auszug aus demKJHG):

1. Die fachlichen Voraussetzungen für die geplante Maßnahme erfüllt
2. die Gewähr für eine zweckentsprechende und wirtschaftliche Verwendung der Mittel bietet

[...]


[1] „Handbuch Fundraising/ Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis“, Haibach, Marita; Frankfurt/Main; New York: Campus Verlag, 1998, S. 26

[2] „Handbuch Fundraising/ Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis“, Haibach, Marita; Frankfurt/Main; New York: Campus Verlag, 1998, S. 27

[3] „Handbuch Fundraising/ Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis“, Haibach, Marita; Frankfurt/Main; New York: Campus Verlag, 1998, S. 26

[4] „Handbuch Fundraising/ Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis“, Haibach, Marita; Frankfurt/Main; New York: Campus Verlag, 1998, S.27

[5] „Handbuch Fundraising/ Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis“, Haibach, Marita; Frankfurt/Main; New York: Campus Verlag, 1998, S.27; „Fundraising/ Spenden, Sponsoring und mehr...“, Fabisch, Nicole; München: Verlag C.H. Beck oHG, 2002, S. V

[6] „Fundraising/ Spenden, Sponsoring und mehr...“, Fabisch, Nicole; München: Verlag C.H. Beck oHG, 2002, S. V

[7] „Handbuch Fundraising/ Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis“, Haibach, Marita; Frankfurt/Main; New York: Campus Verlag, 1998, S. 30

[8] „Handbuch Fundraising/ Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis“, Haibach, Marita; Frankfurt/Main; New York: Campus Verlag, 1998, S. 32

[9] „Handbuch Fundraising/ Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis“, Haibach, Marita; Frankfurt/Main; New York: Campus Verlag, 1998, S. 33

[10] „Kursbuch Fundraising/ Mittelbeschaffung für Selbstorganisierte Initiativen“, hrsg. von cash coop Hessen, cash coop Initiativgruppe Berlin Brandenburg; Berlin: fjs Verlag, 1994, S.104

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Fundraising in Nonprofit-Organisationen
Hochschule
Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Hamburg
Veranstaltung
Theorie-Praxis-Seminar
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
27
Katalognummer
V43144
ISBN (eBook)
9783638410144
ISBN (Buch)
9783638684590
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fundraising, Nonprofit-Organisationen, Theorie-Praxis-Seminar
Arbeit zitieren
Wiebke Teichert (Autor:in), 2004, Fundraising in Nonprofit-Organisationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43144

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