Nach der vom EU-Ministerrat am 7. Juni 2002 verabschiedeten Verordnung (im Folgenden kurz: IAS-Verordnung) sind kapitalmarktorientierte europäische Unternehmen verpflichtet, für Geschäftsjahre, die ab dem 1. Januar 2005 beginnen, ihre Konzernabschlüsse nach den International Accounting Standards (IAS, zukünftig IFRS = International Financial Reporting Standards) aufzustellen. Eine Ausnahme bilden jene kapitalmarktorientierten Unternehmen, welche zum Beispiel nach US-GAAP bzw. nach international anerkannten Rechnungslegungsgrundsätzen bilanzieren. Ihnen kann der nationale Gesetzgeber eine zwingende Anwendung nach §9 EU-Verordnung erst ab dem Jahre 2007 vorschreiben. Zunächst hatte die EU alle IAS, mit Ausnahme von IAS 32 und 39, in denen die Bilanzierung von Finanzinstrumenten geregelt ist, verbindlich übernommen. Seit Oktober 2004 wurden nun auch diese beiden Standards unter hier noch zu erörternden Einschränkungen angenommen. Im Rahmen dieser Arbeit sollen daneben die während des Endorsements von IAS 39 aufgetretenen Problembereiche und divergierenden Interessenlagen dargestellt und analysiert werden, die zu diesem Ergebnis geführt haben und vermutlich weiterhin - nicht zuletzt aufgrund der angedeuteten Einschränkungen - Beachtung finden werden. „IAS 39: Finanzinstrumente: Ansatz und Bewertung (Financial Instruments: Recognition and Measurement)“ gilt als einer der umstrittensten internationalen Rechnungslegungsstandards. Neben seinem erheblichen Umfang und der Komplexität erschwert vor allem sein „Kompromisscharakter“ eine abschließend zufriedenstellende Auseinandersetzung. Während daher eine Wiedergabe oder gar Erörterung des Regelungsinhalts den gesetzten Umfang dieser Arbeit bei Weitem übersteigen würde, sollen neben dem Entscheidungsfindungsprozess an sich die meist beachtetsten fachlichen Aspekte und Argumentationen in der aktuellen Diskussion im Mittelpunkt der folgenden Betrachtung stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Überblick über Aufbau und Argumentationsfolge
- Problemstellung
- Gang der Untersuchungen
- Grundlagen der Internationalisierung europäischer Rechnungslegung
- Das Komitologieverfahren zur Übernahme von IAS/IFRS
- Entwicklung von IAS 39
- Stand des Endorsements zur Bilanzierung von Finanzinstrumenten
- Darstellung und Analyse ausgewählter Problemstellungen
- Übersicht und Auswahl darzustellender Problembereiche
- Vom Endorsement ausgenommene Regelungsbereiche des IAS 39
- Portfolio Hedge Accounting
- Fair Value Option
- Weitere Diskussionspunkte und übernommene Aspekte
- Unternehmensspezifische Anforderungen
- Politische Aspekte der Umsetzung von IAS 39
- Zusammenfassender Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Probleme des Endorsements von IAS 39 (revised 2004) im Rahmen des Komitologieverfahrens. Sie untersucht die Herausforderungen und Divergenzen, die während des Übernahmeprozesses von IAS 39 in die europäische Rechnungslegung aufgetreten sind. Der Schwerpunkt liegt auf den Bereichen, die vom Endorsement ausgenommen wurden, sowie auf den weiteren Diskussionspunkten und den übernommene Aspekten.
- Das Komitologieverfahren und seine Rolle bei der Übernahme von IAS/IFRS
- Die Entwicklung von IAS 39 und seine Umsetzungsherausforderungen
- Die problematischen Bereiche des Endorsements, insbesondere Portfolio Hedge Accounting und Fair Value Option
- Die Auswirkungen der Unternehmensspezifischen Anforderungen auf die Implementierung von IAS 39
- Die politischen Aspekte der Umsetzung von IAS 39
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert die Problemstellung und den Aufbau der Arbeit. Es stellt den Hintergrund der Verordnung (EG) Nr. 1606/2002 dar, die die Anwendung von IAS/IFRS für kapitalmarktorientierte Unternehmen in der EU vorschreibt. Darüber hinaus werden die Besonderheiten von IAS 39 und dessen umstrittene Aspekte herausgestellt.
Kapitel 2 befasst sich mit den Grundlagen der Internationalisierung europäischer Rechnungslegung. Es erklärt das Komitologieverfahren, welches die Übernahme von IAS/IFRS in die EU regelt, und beschreibt die Entwicklung von IAS 39. Weiterhin wird der Stand des Endorsements zur Bilanzierung von Finanzinstrumenten beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Darstellung und Analyse ausgewählter Problemstellungen. Es gibt einen Überblick über die darzustellenden Problembereiche und analysiert die vom Endorsement ausgenommenen Regelungsbereiche des IAS 39, insbesondere Portfolio Hedge Accounting und Fair Value Option. Darüber hinaus werden weitere Diskussionspunkte und übernommene Aspekte erörtert, wie unternehmensspezifische Anforderungen und politische Aspekte der Umsetzung von IAS 39.
Schlüsselwörter
IAS 39, Endorsement, Komitologieverfahren, Finanzinstrumente, Hedge Accounting, Fair Value Option, Internationalisierung, EU-Rechnungslegung, Unternehmensspezifische Anforderungen, Politische Aspekte, Rechnungslegungsstandards.
- Arbeit zitieren
- Marc Jeschonneck (Autor:in), 2004, IAS 39 (revised 2004): Probleme des Endorsement im Rahmen des Komitologieverfahrens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43259