Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Weimarer Republik – ein Überblick
2.1 Politische und wirtschaftliche Situation – Ein Land in der Krise
2.2 Alltagsleben und Kultur – Auswirkungen und Umgang mit der Krise
3 Die Frau Anfang des 20. Jahrhunderts
4 Die Freikörperkultur in der Weimarer Republik
4.1 Ein Überblick
4.2 Die Frau als schöne Mutter
4.3 Die Norm und die Andere
5 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Es ist bald nicht zu glauben, wie die letzten Jahre den Typus der Frau geändert haben. Vor 20 Jahren noch trug die gebildete Dreißigjährige Schleppe und Korsett und nahm Doppelkinn und Hängebauch als etwas Unabänderliches an, als ob – wie Beß Mensendieck so schön sagt – wie der Lappen des Puters oder das Horn des Rhinozeros vorhanden sein müßte. Das neue körperliche Frauenideal verlangt noch von der Vierzigjährigen ein muskulöses, nicht verfettetes Körperrelief, einen elastischen Gang und bewußte Körperfreude. (Einecke, 1925)
Weltwirtschaftskrise, Inflation, parteipolitische Radikalisierung, Demokratisierung, Amerikanisierung, Rundfunk, Werbung, Kino, Mode, Technikboom, Großstadt, Tanz, Theater, Masse, Zerstreuung und die Neue Frau sind Stichpunkte, die in kuren Worten einen Einblick in die Weimarer Republik geben. Deutschland war Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Umbruchsphase und so auch das Bild der Frau. Das Leben wurde schneller und die Menschen mussten dabei mithalten. Es gab jedoch Bevölkerungsgruppen, die daran nicht teilnehmen beziehungsweise davon eine Auszeit nehmen wollten. Dazu gehörten unter anderem die Anhänger der Freikörperkultur. Diese Bewegung, die schon im 19. Jahrhundert entstand, erlebte ihren Höhepunkt in der Weimarer Republik. Während die einen nur am Wochenende und in den Ferien der Freikörperkultur nachgingen, gab es andere, die ihr Leben danach ausrichteten.
Nackt sein, das hieß: frei vom Ballast einer Gesellschaft, die zwischen Kirche und Ämtern, Hochrüstung und Stimmungstief [...] Wohnungsnot, Sonntagsvergnügen und Industriearbeit, gefroren war im bedrohlichsten aller Zustände, im Status quo.[1]
Die Städte wurden als Brutstätten von Unmoral und moralischer Verkommenheit verurteilt. Eine „kleine“ Parallelgesellschaft entstand, in der den Frauen der Weimarer Republik eine bestimmte Rolle zugeteilt wurde, die in dieser Arbeit herausgearbeitet werden soll. Welches Bild der Frau entstand in der Freikörperkultur? Wie sah das Ideal aus? In wie weit unterscheidet es sich vom Bild der Neuen Frau, welche eigentlich zu einem verpönten Gesellschaftssystem gehörte? Inwiefern unterscheidet sich das Idealbild von Mann und Frau? Und warum entstanden die Vorstellungen vom wehrfähigen Mann und der gebärfähigen Frau?
Um diese Fragen beantworten zu können, gibt diese Arbeit zunächst einen kurzen Überblick über die Weimarer Republik. Die politische und wirtschaftliche Situation sowie das Alltagsleben und die Kultur werden erläutert, um sich ein besseres Bild davon machen zu können, in welcher Zeit die Anhänger der Freikörperkultur der Weimarer Republik lebten. Zudem erfolgt eine Beschreibung des Frauenbildes zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Daraufhin wird die Freikörperkultur mit ihren Ursprüngen und Einflüssen, ihrer Organisation, den politischen Richtungen, ihren Mitgliedern sowie ihrer Ausübung, beschrieben. Im Anschluss wird das Frauenbild analysiert und mit dem des Mannes verglichen. Dabei wird das Bild des Mannes jedoch nicht explizit herausgearbeitet, sondern nur einige Unterschiede und Gemeinsamkeiten benannt, da eine ausführliche Beschreibung den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde und das Hauptaugenmerk auf dem Bild der Frau liegt. Im Fazit wird dann ein Bogen zum Theorieteil gezogen und die hier aufgestellten Fragen beantwortet. Als Grundlage für dieses Arbeit dienen einige Werke von Freikörperkulturlern aus der Weimarer Republik, wie B. Mensendieck, H. Surén oder H. W. Behm, aber auch einschlägige Sekundärliteratur wie von M. Möhring oder B. Wedemeyer-Kolwe.
Wichtig ist noch zu nennen, das es verschiedene Begriffe für die Freikörperkultur gibt, wie Nacktkörperkultur, Nacktkultur, Naturismus oder Nudismus. Seit 1925 wurde die Nacktkulturbewegung offiziell in Freikörperkultur umbenannt und wird auch heute noch so genannt. Aus diesem Grund und aufgrund der Geläufigkeit des Begriffes heutzutage, wird in dieser Arbeit ausschließlich die Bezeichnung Freikörperkultur benutzt.
2 Weimarer Republik – ein Überblick
2.1 Politische und wirtschaftliche Situation – Ein Land in der Krise
Arbeiter und Soldaten! Seid euch der geschichtlichen Bedeutung dieses Tages bewußt. Unerhörtes ist geschehen! Große und unübersehbare Arbeit steht uns bevor. Alles für das Volk, alles durch das Volk! Nichts darf geschehen, was der Arbeiterbewegung zur Unehre gereicht. Seid einig, treu und pflichtbewußt! Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue; es lebe die deutsche Republik! (Philip Scheidemann)
Die Entstehung der Weimarer Republik lässt sich auf die Novemberrevolution und die daraus folgende Ausrufung der Republik am 9. November 1918 zurückführen. Als erste deutsche Republik hatte sie mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, die dazu führten, dass häufig 17 verschiedene Parteien im Reichstag vertreten waren. Innerhalb der 15 Jahre des Bestehens der Republik gab es zudem 20 Kabinettswechsel. „Die politische Spannung wuchs [...] geradezu von Monat zu Monat, von Woche zu Woche und nahm schließlich die Form eines Endkampfes zwischen Nationalismus und Sozialismus an.“[2] Diese Probleme lassen sich auf die unterschiedlichsten Ursachen zurückführen.
Deutlich bei der Betrachtung der jungen Republik wird, dass sie sich in drei Phasen unterteilen lässt: Zum einen in die Krisenjahre von 1919 bis 1923, in der sie mit den unmittelbaren Kriegsfolgen zu kämpfen hatte. Folglich hatte ein Großteil der deutschen Bevölkerung kein Vertrauen zu der neuen Regierung, die sich anfangs aus der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der Deutschen Zentrumspartei (Zentrum) und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) zusammensetzte. Diese zunächst einheitlich aussehende Parteilandschaft spiegelt jedoch nicht die zerrissene innenpolitische Lage wider, da es ein breites politisches Spektrum von links nach rechts gab, das entgegengesetzte Vorstellungen der politischen Gestaltung Deutschlands hatte. So wurde beispielsweise von der rechten Seite die Dolchstoßlegende verbreitet, die behauptete, dass das deutsche Heer unbesiegt war und erst durch die Novemberrevolution der Krieg verloren worden war.
Ein weiterer wichtiger Faktor war der Versailler Vertrag, der die Alleinschuld des Ersten Weltkrieges Deutschland übertrug, zu Abrüstung und Gebietsabtretungen führte und hohe Reparationszahlungen zur Folge hatte. Die daraus resultierenden innenpolitischen Probleme führten zu einigen Umsturzversuchen und politischen Morden. Neben den politischen Problemen setzten ebenso die finanziellen Belastungen der jungen Republik schwer zu und führten zu einer Hyperinflation.
Während der Goldenen Zwanziger (1924-1929) erholte sich die deutsche Wirtschaft und die Weimarer Republik wurde außenpolitisch anerkannt und wertgeschätzt: Es gab eine Neuordnung der Währung und US-amerikanische Kredite halfen der Wirtschaft, sich zu stabilisieren. Die Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich milderten sich und Deutschland trat 1926 unter anderem dem Völkerbund[3] bei.
Problematisch war jedoch, dass keine Regierung eine komplette Legislaturperiode bestand. Die Parteien fühlten sich eher ihrem Klientel oder dem eigenen Erfolg verpflichtet, anstatt dem Allgemeinwohl.
Im Jahre 1929 traf die Weltwirtschaftskrise[4] Deutschland härter als andere europäische Staaten.[5] Eine geringe Weltwirtschaftsfähigkeit, hohe Handelsbilanzdefizite, Reparationszahlungen und die nun auftretende Massenarbeitslosigkeit verschlechterten die soziale und wirtschaftliche Lage der Republik. „Die Spirale von der Krise in die Depression war nicht mehr aufzuhalten, zumal die Regierung nicht bzw. zu spät intervenierte.“[6]
Durch häufige Neuwahlen und Kabinettskrisen erhielten die radikalen Parteien immer mehr Zulauf. Die Rechtsradikalen, allen voran die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit Adolf Hitler an der Spitze, nutzten die Schuldzuweisungen der Bevölkerung an der Regierung aus. Dies führte 1931 dazu, dass sich die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), die NSDAP und andere rechte Parteien zu einem faktischen Bündnis gegen die Republik formierten (Harzer Front). Daraufhin wurde bei den Neuwahlen die NSDAP zur stärksten Partei, wodurch das Ende der Weimarer Republik ersichtlich wurde. Die Grundrechte der Weimarer Republik wurden aufgrund des Reichstagsbrands in der Nacht vom 27. Februar 1933 durch die Notverordnung außer Kraft gesetzt. Nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg im August 1934 übernahm Adolf Hitler die Position des Reichspräsidenten und des Kanzlers. Nun war die Weimarer Republik durch die diktatorische Staatsführung der NSDAP ersetzt.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es mehrere Phänomene gab, die das Scheitern der Weimarer Republik beeinflusst haben: Zum einen gab es ökonomische und soziale Lasten aus dem Ersten Weltkrieg, die unter anderem zu psychologischen Belastungen in der Bevölkerung führten. Zum anderen fand außer in Preußen keine grundlegende Demokratisierung der Beamtenschaft statt. Das vorherige Personal, das die republikanische Staatsform und die Demokratie weitgehend ablehnte, wurde weiterbeschäftigt. Ebenso nahmen auch große Teile der Bevölkerung die neue Staatsform nicht an. Zusätzlich hatten die meisten politischen Parteien ihre ideologische Ausrichtung von ihren unmittelbaren Vorgängern übernommen und vertraten weitgehend die Interessen ihres Klientels.[7]
2.2 Alltagsleben und Kultur – Auswirkungen und Umgang mit der Krise
Hart und kalt dreht sich täglich ohne Atempause das Rad der verzehrenden Zivilisation. (J. M. Seitz)
Die Gesellschaft der Weimarer Republik war zunächst von den Folgen des Ersten Weltkriegs geprägt: Der Krieg hatte eine enorme Verelendung der Massen zur Folge, so dass vor allem Arbeiterfamilien am Existenzminimum lebten. Arbeitslosigkeit und Hunger führten zu einer Kriminalisierung des Alltags. Dadurch und durch die Abstumpfung durch den Krieg, wurde Gewalttätigkeit und Töten zum Alltagserlebnis.[8] Die Hyperinflation verstärkte diese Situation, so dass vor allem die kleinen Sparer und Rentenbezieher zu Verlierern wurden und Sachwertbesitzer, Industrielle und Landwirte von der Inflation profitierten.[9]
Die zuvor erzeugten Sieges- und Eroberungswünsche und nationalistischen Überlegenheitsillusionen wurden durch die Niederlage des Krieges vernichtet. Das nationale Selbstwertgefühl war zunächst verletzt.
Durch das Vorbild der USA wurden Rationalisierung und Technisierung zu ausschlaggebenden Merkmalen der Weimarer Republik: Wirtschaftlich bedeute dies, dass der Taylorismus[10] und der Fordismus[11] Anwendung fanden und die Produktivkraft der Arbeiter gesteigert werden sollte. Die Arbeit wurde dadurch stumpfer und maschinenartiger, was zu einem Widerstand der Arbeiter führte.[12] Ebenso fand auch eine Rationalisierung im privaten Bereich statt, indem beispielsweise Haushaltsgeräte angepriesen wurden, die zeit- und arbeitssparend waren. Effizienz sollte, geprägt vom „american way of life“[13], zum neuen Leitbild werden.
Die Vergnügungs- und Kulturindustrie dieser Ära, die sich in den durch die fortschreitende Arbeitszeitverkürzung gegebenen Freiräume entwickeln konnten, erinnert in Vielem an die Struktur der taylorischen durchrationalisierten Industrieproduktion. Vieles davon wirkt wie eine Kultur vom Fließband, die ein geschickt eingerichtetes Verteilersystem zu den vergnügungshungrigen Massen schleust.[14]
Als Flucht vor den Kriegsfolgen, der instabilen politischen und wirtschaftlichen Lage sowie vor den neuen Arbeitsbedingungen, entstand eine Zerstreuungskultur. Diese Konsum- und freizeitorientierte Massenkultur wurde durch Kinos, Opernhäuser, Theatern oder Revues befriedigt. Daneben gab es eine Aufwertung von journalistischen Texten und der Markt für (illustrierte) Zeitschriften und Zeitungen nahmen zu. Rundfunk, Werbung, Kino, Fotografie und Film wurden zu wichtigen neuen (Massen-) Medien. „[D]ie deutsche Gesellschaft nach 1923 [näherte sich] allmählich dem Zustand jener Gleichzeitigkeit von industrieller Produktion und Massenkultur [...], den die USA [...] bereits wesentlich früher erreicht hatten, [an].“[15]
3 Die Frau Anfang des 20. Jahrhunderts
Die Frau des 19. Jahrhunderts erkannte, daß sie in einer Männerwelt lebte: sie sah, daß die Familie, der Beruf, die Bildungsmöglichkeiten, die Stadt, der Staat, die innere und äußere Politik, ja auch die Kirche von Männern nach Männerbedürfnissen und -wünschen eingerichtet waren [...][16]
Im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert entstand fast gleichzeitig in den westeuropäischen Nationen und in den USA die erste Frauenbewegung. In Deutschland kam die Idee der Neuen Frau 1865 mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins auf . Die Frau, die bis dahin für den häuslichen Bereich zuständig war, forderte nun juristische, politische und soziale Gleichstellung, ebenso ökonomische Selbstständigkeit, qualifizierte Bildung, freie Partnerwahl und Lohngleichheit sowie einen daraus resultierenden neuen Weiblichkeitsentwurf.[17] Es gab also bis zum 19.
Jahrhundert vornehmlich vier verschiedene Gruppen von Frauen, die sich in ihrer Daseinsform stark unterschieden: 1. die Frauen und Töchter der bürgerlichen Mittel- und Oberschicht, ohne Recht auf Arbeit (mit Ausnahme des Gouvernanten-, Lehrerinnen- oder Gesellschafterinnenberufs bei Ledigbleiben), 2. die in der Landwirtschaft, im Handel und Gewerbe tätigen Frauen 3. die Fabrikarbeiterinnen (ledig oder verheiratet mit Kindern) und 4. die unverheirateten Dienstmädchen sowie verheiratete Dienstboten (wie Wäscherinnen, Köchinnen für besondere Anlässe usw.).[18]
Mit der Zeit entstanden immer mehr deutsche Frauenvereine, die sich in den 1890er Jahren in konservative und radikale Frauenvereine aufspalteten. Weitere Themen wie Prostitution, Empfängnisverhütung, Abtreibung sowie das Frauenstimmrecht kamen hinzu. Erste Erfolge traten nach und nach auf. Durch den Ersten Weltkrieg schien es dann, als seien die Forderungen der Frauenbewegung erfüllt worden;[19] in Deutschland entstand ein Mangel an männlichen Arbeitern, weshalb die Frauen sich in verschiedenen Berufen etablieren konnten. Nicht nur Büros, Fabriken und die Landwirtschaft waren von ihnen abhängig, sondern auch Bereiche, die vorher keine weiblichen Angestellten hatten, wie Metall- und Chemieindustrie. Dementsprechend bemerkte man nun den Mangel an ausgebildeten weiblichen Fachangestellten. Weiterhin war „der erste Weltkrieg […] der Anfang vom Ende der patriarchalischen Ehe"[20]. Die Frau hat gemerkt, dass sie nicht auf den Mann angewiesen war. Langsam konnte von der Existenz der Neuen Frau ausgegangen werden, die eigene Persönlichkeit stand jetzt im Mittelpunkt und man sah den Beruf als Möglichkeit der Selbstverwirklichung an, da ein Großteil der Frauen ökonomisch unabhängig war.[21] „Die Geburtsstunde der ‚gleichberechtigten‘ Frau fällt mit der Angestelltenexpansion in den frühen zwanziger Jahren zusammen."[22] Auch in bürgerlichen Kreisen war es nun üblich, dass die Frau eine Ausbildung erhielt und arbeitete. Doch war die Bezahlung in der Regel so schlecht, dass viele Frauen noch bei ihren Eltern wohnen mussten und die Arbeit als Übergangszeit bis zur Ehe galt.[23]
Die rechtlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Veränderungen der Frau waren auch in ihrer Erscheinung ersichtlich. Trugen sie vorher lange Reifröcke, Korsetts und komplizierte Frisuren, wodurch der weibliche Körper eingeschränkt wurde, veränderte sich die Mode in den 1920er Jahren hin zu praktisch, freizügig und sportlich. Anfang der Zwanziger Jahre verstand man unter der Neuen Frau berufstätige, intellektuell gebildete und politisch aktive Frauen, erst Mitte der Zwanziger Jahre zählte man das Äußere hinzu und achtete auf Selbstständigkeit, Jugendlichkeit, Sportlichkeit oder Motorisierung.[24] Es bildeten sich drei charakteristische Varianten aus, die Girls, Flappers und Garçonnes: Während die Girls mit Bubikopf, Kirschmund, knabenhafter Figur sowie salopper Kleidung gekennzeichnet waren, trug der Flappertyp kurze oder halblange Locken und glockige Röcke. Sie waren weiblich-beschwingt, oberflächlich-flapsig und in der Liebe ungeniert. Im Gegensatz dazu orientierte sich die Garçonne am männlichen Äußeren: Monokel, Krawatte, sehr kurze zurückgekämmte Haare und Zigaretten waren charakteristisch für sie.[25]
[...]
[1] Ziegler, Ulf Erdmann: Nack unter Nackten. Dirk Nishen. Berlin. 1990. S. 7.
[2] Herdmand, Jost; Trommler, Frank: Die Kultur der Weimarer Republik. Nymphenberger Verlagshaus Gmb H. München. 1978. S. 29.
[3] Internationale Organisation, die am 10. Januar 1920 gegründet wurde und in Genf ihren Hauptsitz hatte. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den Frieden dauerhaft zu sichern. Der Zusammenschluss wurde im April 1946 wieder aufgelöst.
[4] Im Oktober 1929 brach die New Yorker Börse zusammen, wodurch sich eine Weltwirtschaftskrise entwickelte, die alle Industrienationen betraf. Unternehmenszusammenbrüche, Arbeitslosigkeit und Deflation waren unter anderem die Folgen.
[5] Vgl. Kühnl, Reinhard: Die Weimarer Republik. Errichtung, Machtstruktur und Zerstörung einer Demokratie. Distel Verlag. Heilbron. 1993.
[6] Mai, Gunther: Die Weimarer Republik. C. H. Beck. München. 2009. S. 129.
[7] Vgl. Ebd.
[8] Vgl. Kühnl: Die Weimarer Republik. 1993.
[9] Vgl. Mai: Die Weimarer Republik. 2009.
[10] Betriebsführung, die vom amerikanischen Ingenieur F. W. Taylor begründet wurde. Sie sollte der Produktivitätssteigerung der Arbeit dienen, indem Arbeitsvorgänge in kleinste Einheiten zerlegt wurden, die keine oder nur geringe geistige Anforderungen stellten, schnell wiederholbar und mithin schnell erlernbar waren.
[11] Ökonomisches Gesellschaftsmodell, dessen Grundlage das von H. Ford entwickelte System zur Rationalisierung der Produktion durch Massenfertigung ist. Es ist eine Form der Arbeitsorganisierung, die sich im Wesentlichen aus der Taylorisierung und der Mechanisierung ergibt.
[12] Vgl. Mai: Die Weimarer Republik. 2009.
[13] Herdmand; Trommler: Die Kultur der Weimarer Republik. 1978. S. 55.
[14] Ebd. S. 71f.
[15] Ebd. S. 70.
[16] Nave-Herz, Rosemarie: Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland. Bonn. Schlütersche Verlagsanstalt und Druckerei. 1988. S. 15.
[17] Vgl. Ebd.
[18] Ebd. S. 17.
[19] Vgl. Koch, Thilo: Die goldenen Zwanziger Jahre. Frankfurt am Main. Akademische Verlagsgesellschaft. 1970.
[20] Bastkowski, Friedrun; Lidner, Christa; Prokop, Ulrike: Frauenalltag und Frauenbewegung im 20. Jahrhundert. Frauenbewegung und die „Neue Frau“ 1890-1933. Historisches Museum Frankfurt. Frankfurt am Main. 1980. S.112.
[21] Vgl. Ebd.
[22] Ebd. S.121.
[23] Vgl. Fraisl: Körper und Text. 2002.
[24] Vgl. Kessemeier, Gesa: Sportlich, sachlich, männlich. Das Bild der ‚Neuen Frau’ in den Zwanziger Jahren: Zur Konstruktion geschlechtsspezifischer Körperbilder in der Mode der Jahre 1920 bis 1929. Ebersbach. Dortmund. 2000.
[25] Vgl. Meyer-Büser, Susanne: Bubikopf und Gretchenzopf. Die Frau der zwanziger Jahre. Braus. Heidelberg. 1995.