Diese Arbeit will die Entwicklung Goethes zum Nationalautor nachvollziehen und dazu aus der großen Zahl von zeitgenössischen Autoren, die sich zu ihm äußerten, einige aus-wählen und an ihnen exemplarisch zeigen, was die Gründe für jene waren, die ihn befür-worteten oder ablehnten. Denn nach seinen großen Anfangserfolgen mit dem Götz von Berlichingen und den Leiden des jungen Werthers war er keineswegs sofort und durchweg bis heute der erhabene Schriftsteller und große Nationalautor, als den wir ihn jetzt ganz selbstverständlich kennen. Während Goethe seinen langjährigen älteren Freund Wieland auf seiner Seite hatte, erhielt er schon für den Götz Kritik von Gottsched und Lessing. Später sah er sich Angriffen seitens der Romantiker und Jungdeutschen ausgesetzt, und in den Jahrzehnten von 1830 bis 1880 erreichte sein Nachruhm in Deutschland seinen Tiefpunkt. So wurden Berliner Zeitungen durch die königliche Zensur gemaßregelt, die dem Tode Goethes zu viel Beachtung geschenkt hatten. Auch sein hundertster Geburtstag ging 1849 nahezu unbemerkt vorbei, während Schillers 100-Jahrfeier mit bisher ungekannter öffentlicher Begeisterung gefeiert wurde.
Erst gegen Ende des Jahrhunderts ereignete sich eine wahre Goethe-Renaissance, die sich auch in Universitäten und Schulen hinein verbreitete, während sich die Goethe-Gesellschaft gründete.
Diese Arbeit stützt sich hauptsächlich auf Leppmanns Goethe und die Deutschen, auf Schulz’ Exotik der Gefühle. Goethe und seine Deutschen sowie auf Gilles Aufsatz Wann und wo entsteht ein klassischer Nationalautor? Nicht verwandt wurde Karl Robert Mandelkows vierbändige Dokumentensammlung Goethe im Urteil seiner Kritiker sowie das Goethe-Jahrbuch (jetzt Goethe), deren Bearbeitung den Umfang einer Semesterarbeit sprengen würden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der klassische Nationalautor
- Erste Erfolge
- Das Publikum
- Der politische Goethe
- Junges Deutschland
- Goethe und die Kunst
- Die Romantiker
- Die Historisierung Goethes
- Die Goethe-Renaissance
- Die Goethe-Gesellschaft
- Goethe in der Schule
- Schlußwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung Goethes zum Nationalautor und untersucht, wie sein Verhältnis zu seinen Kritikern und dem Publikum die Wahrnehmung seiner Werke beeinflusste.
- Goethes Selbstverständnis als Nationalautor
- Die Rolle der zeitgenössischen Kritik in der Rezeption Goethes
- Die Etablierung Goethes als "Nationalautor" und die Gründe für seine wechselnde Popularität
- Die Bedeutung des politischen Kontextes für die Rezeption von Goethes Werk
- Die Goethe-Renaissance und die Bedeutung von Goethes Werk in der deutschen Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Problematik des Verhältnisses zwischen Goethe und seinem Publikum dar und erklärt den Fokus der Arbeit.
- Das Kapitel „Der klassische Nationalautor" beleuchtet die Entstehung des Begriffs und die Anforderungen an ein Werk, um als „klassisch" zu gelten.
- Das Kapitel „Erste Erfolge" befasst sich mit den Anfängen von Goethes literarischem Erfolg und den ersten kritischen Reaktionen.
- Das Kapitel „Das Publikum" untersucht die Rezeption Goethes durch verschiedene soziale Gruppen, darunter die Romantiker, die Jungdeutschen und die Zeitungen.
- Das Kapitel „Der politische Goethe" analysiert die politische Dimension von Goethes Werk und seine Haltung gegenüber der Französischen Revolution.
- Das Kapitel „Junges Deutschland" betrachtet den Streit zwischen Goethe und der Bewegung des "Jungen Deutschland" und den Einfluss dieser Auseinandersetzung auf Goethes Rezeption.
- Das Kapitel „Goethe und die Kunst" untersucht die Rezeption von Goethes Werk im Bereich der bildenden Künste.
- Das Kapitel „Die Romantiker" beleuchtet die Rezeption von Goethes Werk durch die Romantiker und die Kritik an seinem „klassischen" Stil.
- Das Kapitel „Die Historisierung Goethes" behandelt die Etablierung Goethes als bedeutende historische Persönlichkeit im 19. Jahrhundert.
- Das Kapitel „Die Goethe-Renaissance" beschreibt die Wiederentdeckung und das erneute Interesse an Goethes Werk gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
- Das Kapitel „Die Goethe-Gesellschaft" stellt die Gründung der Goethe-Gesellschaft und ihre Bedeutung für die Verbreitung und Rezeption von Goethes Werk dar.
- Das Kapitel „Goethe in der Schule" betrachtet die Einführung von Goethes Werk in den Schulunterricht und den Einfluss auf die Rezeption durch die jüngere Generation.
Schlüsselwörter
Goethe, Nationalautor, Kritik, Rezeption, Publikum, Romantiker, Junges Deutschland, Klassik, Französische Revolution, Goethe-Renaissance, Goethe-Gesellschaft, Literaturgeschichte, deutsche Kultur.
- Arbeit zitieren
- Eike-Christian Kersten (Autor:in), 2005, Goethe als Nationalautor. Der Dichter und seine Kritiker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43310