Am 7.Oktober 1939, fünf Wochen nach dem Einmarsche der Wehrmacht in das polnische Staatsgebiet, ernannte Hitler den Chef der SS, Heinrich Himmler, „zum Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstum […]“ und beauftragte ihn „ mit der Zurückführung der Reichs- und Volksdeutschen aus dem Ausland und mit der Ausschaltung des schädigen Einflusses volksfremder Bevölkerungsteile“. Dieser Erlass Hitlers legte den Grundstein für die folgende Germanisierungspolitik der Wehrmacht, die bis zum Jahre 1941 die Vertreibung von schätzungsweise 800.000 Polen aus den westpolnischen Gebieten ins neugeschaffene Generalgouvernement nach sich zog. Der Befehl wurde „im Stil eines Überfalls ausgeführt“. Es folgte die Deportation der Eliten, die Verschleppung hunderttausender Zivilisten zur Zwangsarbeit, sowie die Errichtung von Konzentrationslagern. Bis 1944 sind Millionen vertrieben, verschleppt oder ermordet worden „ Die nationalsozialistische Besatzungspolitik war ganz auf Unterwerfung und Vernichtung ausgerichtet“.
Ende 1944 sind geschätzte 5 Millionen Menschen auf der Flucht. Dieses Mal sind es die im eroberten Gebiet neu angesiedelten „Volksdeutschen“. Mit der Großoffensive der Roten Armee im Januar 1945 beginnt überall das große Aufbrechen. Man hat zu lange mit dem Aufbruch gewartet oder konnte nicht früher. Flucht und Vertreibung steuern ihrem Zenit zu. Der Tagesbefehl des vor Königsberg stehenden General Tschernjachowski der 3. Weiß- russischen Front lautete:
„2000 Kilometer sind wir marschiert und haben die Vernichtung aller Errungenschaften gesehen, die wir in 20 Jahren aufgebaut haben. Nun stehen wir vor der Höhle, aus der heraus die faschistischen Angreifer uns Überfallen haben … Gnade gibt es nicht, wie es auch für uns keine Gnade gegeben hat […]“. Ein Bild scheint sich zu spiegeln, Flucht, Vertreibung und Leid sich zu wiederholen. Gibt es keine geltenden Völker- und Menschenrechte? Lassen die Alliierten zu, dass sich die Greultaten der Wehrmacht und SS wiederholen, diesmal unter anderen Vorzeichen? Mit diesen Fragen befasst sich die folgende Arbeit und versucht mögliche Erklärungen dafür zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1.0 Die Ursprünge und Umsetzung der Vertreibung
- 1.1 Teheran und Jalta – „Geburtsstätten der Vertreibung“
- 1.2 Motive der Roten Armee und der Zivilbevölkerung
- 2.0 Völker- und menschenrechtliche Aspekte der Vertreibung
- 2.1 Damals geltende menschen- und völkerrechtliche Abkommen
- 1.0 Die Ursprünge und Umsetzung der Vertreibung
- III. Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Vertreibung der Deutschen aus Polen im 20. Jahrhundert und untersucht die Ursprünge und Umsetzung dieses Prozesses. Sie analysiert dabei die Rolle der Konferenz von Jalta, die Motive der Roten Armee und der polnischen Zivilbevölkerung sowie die völker- und menschenrechtlichen Aspekte der Vertreibung. Die Arbeit zielt darauf ab, die Hintergründe und Folgen der Vertreibung aufzuzeigen und die damit verbundenen ethischen und moralischen Fragen zu beleuchten.
- Die Rolle der Konferenz von Jalta und die Verschiebung Polens nach Westen.
- Die Motive der Roten Armee und der polnischen Zivilbevölkerung für die Vertreibung der Deutschen.
- Die rechtliche Grundlage der Vertreibung und die völkerrechtlichen Aspekte.
- Die Auswirkungen der Vertreibung auf die deutsche Bevölkerung und die Folgen für die deutsch-polnischen Beziehungen.
- Die ethischen und moralischen Fragen im Zusammenhang mit der Vertreibung.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Vertreibung der Deutschen aus Polen dar und skizziert die Entwicklungen im 20. Jahrhundert, die zu diesem Prozess geführt haben. Sie beleuchtet die nationalsozialistische Germanisierungspolitik und die Flucht der „Volksdeutschen“ vor der vorrückenden Roten Armee.
II. Hauptteil
1.0 Die Ursprünge und Umsetzung der Vertreibung
1.1 Teheran und Jalta – „Geburtsstätten der Vertreibung“
Dieser Abschnitt untersucht die Rolle der Konferenz von Jalta und der Verschiebung Polens nach Westen, die die Grundlage für die Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten schuf.
1.2 Motive der Roten Armee und der Zivilbevölkerung
Dieser Teil analysiert die Motive der Roten Armee und der polnischen Zivilbevölkerung für die Vertreibung der Deutschen, wobei Aspekte wie Rache, Vergeltung und die Schaffung eines „gesäuberten“ Lebensraums im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Vertreibung, Deutsche, Polen, 20. Jahrhundert, Jalta, Rote Armee, Zivilbevölkerung, Völkerrecht, Menschenrechte, Germanisierungspolitik, Flucht, Rache, Vergeltung, Lebensraum, Folgen, ethische Fragen.
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- Jonathan Goedecke (Author), 2005, Flucht und Vertreibung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43331